schuld, dieser Dämon des Hauses, wie Marie Wallenberg sie nannte."

Schon gut," erwiderte Eugenie, die Blicke auf ihre Stickerei senkend, an schönen Worten fehlt es Frau von Wallenberg nicht, da hat sie denn wieder eine Bezeichnung erfunden, die mancher zutreffend nennen wird. Der Schein ist eben gegen Käthchen, die wild und rücksichtslos sein mag, besonders gegen die von ihr gehaßte Stiefmutter; etwas Dämonisches aber ist nicht in ihrer Natur, die ursprünglich edel und wahr­haftig ist."

Ueberlasfe älteren und erfahreneren Leuten, das Urteil in dieser Sache zu sprechen", ent- gegnete ruhig die Rätin, nahm das Schlüssel­bund aus ihrem Arbeitskorbe und begab sich in die Wirtschaftsräume des Hauses, um dort nach dem Rechten zu sehen, denn der Gerichtsrat Sterna» war ein alter, pünktlicher Herr, der streng darauf hielt, daß um halb neun Uhr, wenn er von seinem Spaziergange heim kam, das Abendessen aufgetragen ward.

Eugenie blickte gedankenvoll in den abend­lichen Garten hinab und seufzend gedachte sie der verkannten Freundin, wie sie dieselbe bei sich nannte.

Eine Stunde später trat der Gerichtsrat, ein langer, hagerer, graubärtiger Herr, in das Speisezimmer, wo Frau und Tochter schon seiner harrten.

Ich komme spät," begann er, einen Blick auf die Uhr werfend,wirklich gleich neun Uhr. Daran ist der Doktor Wilt schuld, der kam just von Wallenbergs."

Ist Herr von Wallenberg kränker ge­worden?" fragte die Frau Rätin.

Leider, leider, und es ist nicht das allein, was die ganze Sache so unheimlich erscheinen läßt. Die Symptome, die Art der Krankheit spotten der ärztlichen Kunst, und Doktor Wilt sprach es ziemlich offen aus, daß es hier mit seinem Latein zu Ende ist. Es ist eben ein ehrlicher Kerl, ein anderer würde der Krankheit einen hochtönenden Namen geben und haarklein zu beweisen suchen, daß hier nicht zu helfen ist. Mag sein, daß die fortwährenden Gemütsauf­regungen Wallenbergs Gesundheit zerrüttet haben; es ist merkwürdig, wie die Leute sich das Leben schwer machen, anstatt ihren Reichtum in Ruhe zu genießen. Wallenberg ist immer in Erregung, daß man einen Wutausbruch fürchtet bei dem geringsten Widerspruch, und Käthe nun, die war stets ein unbändiges Ding, jetzt aber, so sagt Doktor Wilt, soll sie sich geberden wie eine wilde Katze, seit die Liebschaft mit Willfried entdeckt ist und der Alte seine Zustimmung dazu versagt.

Aber Papa, warum will denn Herr von Wallenberg durchaus nicht haben, daß Käthchen Willfried Sellentin lieben und heiraten soll? Er hat doch Willfried früher wie seinen eigenen Sohn geliebt und oft gesagt, daß er Willfried nicht blos als seinen Mündel, sondern als einen Pflegesohn ansehe."

Das verstehst Du nicht, mein Kind," versetzte der Gerichtsrat würdevoll.Wenn Eltern ihren Kindern einen Wunsch versagen, dann haben sie gewichtige Gründe dafür. Eben weil Wallenberg Willfried wie einen Sohn liebt, will er nicht, daß er Katharine heiraten soll. Die beiden jungen Menschen Passen durch­aus nicht zusammen und würden sehr unglück­lich mit einander werden. Wenn ich selbst an Käthchens dämonische Natur nicht glauben will, so liegt eine andere Befürchtung nahe: Wallen­bergs erste Frau, Käthchens Mutter, ist im Irrsinn gestorben, so etwas vererbt sich oft. Wallenberg ist auch ein leidenschaftlicher Mensch, und es würde dort zugehen wie im Narren­hause, wenn Frau Marie nicht Ruhe und Be­sonnenheit genug hätte, um alles wieder in das rechte Geleis zu bringen. Heute soll wieder eine arge Scene dort gewesen sein, auch Will­fried scheint zu vergessen, was er seinem Wohl- thäter schuldet. Doktor Wilt hat gehört, daß Willfried nach Wien gehen soll, um seine Studien zu vollenden, er hofft das Beste von dieser Maßregel."

Arme Katharine!" seufzte Eugenie und

versank in Nachdenken, um ein Mittel zu er­sinnen, wie sie der Freundin mindestens ein Wort des Trostes zukommen lassen könnte, ohne dem ausdrücklichen Verbote der Eltern zuwider zu handeln.

* *

In dem Städtchen K., wo unsere Er­zählung spielt, hatte der Gutsbesitzer Leopold von Wallenberg vor nun fünfzehn Jahren auf Wunsch seiner zweiten Frau ein schönes Besitz­tum erworben, nachdem er sein Gut verkauft hatte, um sich zur Ruhe zu setzen.

Das villenartig gebaute Wohnhaus ward durch einen kleinen Vorgarten, den ein eisernes Gitter begrenzte, von der Straße abgeschlossen. Es war schon vor dem Thore der Stadt ge­legen, da, wo die Straße bergab nach dem Bahnhof führte. Die Bewohner wurden indeß durch das Geräusch, welches der Wagenverkehr erzeugte, nicht eben sehr gestört, denn die Wohn­zimmer waren in dem rückwärtigen Teile des Hauses gelegen und die Fenster derselben gingen in den großen, schattigen Garten, der sich bis an die nahen Weinberge und die bewaldeten Höhen hinanzog, die auch noch zu dem Wallen- berg'schen Besitz gehörten. Die Gesellschafts­zimmer lagen nach der Straße zu, und da die­selben wenig benutzt wurden, waren sie meist durch grüne Jalousien verschlossen und ließen das hübsche einstöckige Gebäude unbewohnt er­scheinen.

Wir treten in den kleinen Vorgarten und begeben uns, einem breiten Kieswege folgend, der um das Gebäude herum führt, zu dessen Rückseite. Hier ist der Eingang. Eine breite Treppe, rechts und links mit Topfgewächsen geziert, führt auf eine offene Veranda, deren hölzerne Bogen und Säulen durch üppige Ge­hänge von wildem Wein verbunden sind.

Auf diese Veranda, wo an heißen Tagen die Familie Wallenberg zu weilen, Wohl auch die Mahlzeiten einzunehmen Pflegt, münden mehrere Thüren. Treten wir durch die mittlere in ein mit einfacher Eleganz ausgestattetes Em­pfangszimmer. Rechts von demselben befindet sich das Wohn- und Speisezimmer, an welches zwei kleinere Gemächer stoßen, die der Hausherr bewohnt.

«.Fortsetzung folgt.!

Berlin, 25. Febr. An den Hof des Sultans von Marokko ist ein hiesiger Arzt, Dr. Menzel, ein Sohn des Sanitätsrats Dr. Menzel von hier, berufen worden. Der junge Mediziner traf bereits in Marrakesch, wo augenblicklich das Hoflager des Sultans sich befindet, nach einer überaus beschwerlichen Reise glücklich ein.

Berlin, 25. Febr. DieSchalttags­kinder", die am 29. Febr. geboren sind, planen für das Jahr 1904, wie dieKreuzztg." zu wissen glaubt, eine gemeinsame Geburtstagsfeier in Berlin, nachdem sie seit acht Jahren keinen regelmäßigen Geburtstag mehr hatten feiern können, da bekanntlich im Jahre 1900 der Schalttag ausfiel. Ein Berliner Monteur, der trotz seiner 70 Lebensjahre nur 17 mal seinen Geburtstag gefeiert hat, will die Angelegenheit in die Hand nehmen und zu gegebener Zeit einen Ausruf erlassen. Nach einer statistischen Berechnung werden an jedem Schalttage in Deutschland etwa 150 Kinder geboren; etwa 80 davon vollenden das 20. Lebensjahr.

Ein bis jetzt noch nicht ermittelter fremder Mann hetzte bei Basel drei große Hunde, dar­unter einen Bernhardiner, auf drei auf offenem Felde spielende sechs- bis siebenjährige Knaben. Den einen zerrissen die Hunde vollständig und zerfleischten ihm Kopf und Hals bis zur Un­kenntlichkeit. Den zweiten Knaben richteten die Hunde so zu, daß er hoffnungslos im Spital darniederliegt. Das dritte Kind konnte sich mit zerrissenen Kleidern und Bißwunden im Bein flüchten. Die Polizei sucht nach dem Thäter.

Aus Bayern, 25. Febr. Der älteste Mann in Deutschland dürfte wohl der Glas­arbeiter O. Paul Müller aus Kleintettau sein,

der am 22. März 1793 geboren ist und G 3 Jahrhunderte gesehen hat. Er lebt zur Sch in seinem letzten Arbeitsorte WeitersglashiM bei Carlsfeld im sächsischen Erzgebirge.

Mutmaßliches Wetter am 4. und 5?M^

(Nachdruck verboten.)

Für Dienstag und Mittwoch ist größtenteils K. wölktes und zu wiederholten Niederschlägen genest«,- Wetter in Aussicht zu nehmen. "

Aciie-e Nachrichten». Telegra«,.

Paris, 1. März. Der deutsche Botschastz Fürst Radolin hat an den Minister des JnW ein Schreiben gerichtet, in dem er mitteilt, vj, vom Kaiser beauftragt worden, sich nach ß, Befinden Waldeck-Rousseaus zu erkundigen.

Jonestown (Pensylvania), 1. M Nach nahezu zweistündigem Aufenthalt bei Pu. tage traf der Zug mit dem Prinzen Heinrich um 11 Uhr hier ein. In Altoona wam Tausende am Bahnhof erschienen, die sich zu«, Zuge herandrängten, um dem Prinzen die HM zu drücken. Die Bürger überreichten dem Prinzen eine Adresse, die deutschen Frauen einen große« Rosenstrauß.

New-Dork, 1. März. Der Zug mit de«, Prinzen Heinrich hielt einen Augenblick in Dennison an. Die Menge drängte jubelnd dm Wagen zu. Um 5.25 traf Prinz Heinrich in Columbus ein und wurde auf das wärmste begrüßt. Tausende umstanden den Bahndamm und umringten den Bahnhof. Die Musik spielte das 8tar8-pg.ngIecl-LLNll6r und die Wacht am Rhein. Im Namen der Bevölkerung Ohios dankte der Gouverneur dem Prinzen für den Besuch des Staates, betonte die warme Zuneig­ung und Freundschaft für den deutschen Kaiser und das deutsche Volk. Der Vorsitzende der Handelskammer, Outhwaite, bewillkommte sodann den Prinzen und wies auf die uralte Freund­schaft zwischen Deutschland und den Vereichlrn Staaten hin. Prinz Heinrich erwiderte: Wo immer ich in Ohio gewesen bin, traf ich eine große Menschenmenge, die mich mit der gchw Freundlichkeit behandelte. Ich schätze im Wn Grade die mir heute bewiesene Herzlichkeit md Offenheit. Drücken Sie bitte der Bevölkerung Ohios durch die Zeitungen meinen Dank für dir Art des Empfanges aus. Nachdem der Prinz sodann wieder auf die Plattform hinausgetntr» war, stimmten deutsche Sänger Ritters Abschied an und dann fuhr der Zug unter Hurrahriise« der Menge nach Cincinnati weiter, wo er um 8.45 abends zu */-stündigem Verweilen eintras Am Bahnhof begrüßten etwa 40000 Personen den Prinzen in enthusiastischer Weise. Der Bürgermeister Fleischmann sagte in seiner An­sprache, es sei sein stolzes Vorrecht und mi- richtiges Vergnügen, den Prinzen namens der Stadt zu bewillkommnen. Der Prinz erwiderte: Obgleich ihm das Sprechen im Freien m Abend verboten sei, wolle er doch einer so großer Menge ein Wort sagen. Er sei überall m großen Massen der guten Bevölkerung Ohisi mit den freundlichsten Kundgebungen begrüß! worden, aber eine so gewaltige Kundgebung« hier habe er nirgends gesehen. Er danke ßr den guten Willkomm und bedaure, nicht läng» sprechen und jedem einzelnen dieser Guten dir Hand schütteln zu können, da die Kurze da Zeit es verbiete. Der Sekretär Christie über- reichte dem Prinzen die Rede des Bürgermeisters in Prächtigem Einband mit Gold- und Diamant- Verzierungen. Die Stadt hatte illuminiert. Du Abfahrt erfolgte unter den Klängen der MO Die Menge schwenkte Fahnen und rief Hurra?, New - York, 1. März. Die Ueberschwe» ungen in dem Gebiete östlich des Mississippi D durch heftige Regengüsse und durch das mW des milden Wetters eingetretene Schmelze des Schnees hervorgerufen. Eisenbahnen und Tele- graphenlinien sind vielfach beschädigt. Der Ver­kehr erleidet große Verspätungen oder ist euO' stellt. Ein Zug der Harlemeisenbahnen ent­gleiste, weil das Geleise weggeschwemmt war. Drei Personen kamen dabei ums Leben. » Pittsburg (Alleghany) hat das Wasser die A" der zweiten Stockwerke der Häuser erreicht-

Nr. 37.

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Im Güterrechtsr laut notariell gesetzlos Paul Friedrich W Gemeinde Schwärzende als eheliches Güterrecht l des B. G. B. vereinbar Den 3. März 1k

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Grab-, Maure Zimmerarbeit, Schmiede- und Flaschnerarbeit Gypserarbeit, Schlosserarbeit Glaserarbeit, Schreinerarbeit Maler- und A Zeichnungen, Kost, kanzlei zur Einsicht auf Die Offerte sind beim Gemeinderat einzu Den 3. März 19

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