heimlich von den Winden zurück, sodaß der blasse Mann ans der Kiste entsetzt von seinem Sitz aufsprang.
„Mensch, Du bringst mich noch zur Verzweiflung mit Deinem lauten Lachen. Kannst Du denn Deine Lachmuskeln gar nicht im Zügel halten?"
„Du mußt Deine übermäßige Furcht bezähmen, es ist doch zum Erbarmen mit einem solchen Furchthasen. Geh trink eine Flasche und leg Dich dann schlafen —."
Die weiteren Worte erstorben auf seinen Lippen. Draußen vor dem Zimmer wurde es lebendig.
9. Kapitel.
In dem kleinen versteckten Raume trat eine heillose Verwirrung ein, denn auch der Schläfer war über den Lärm erwacht und rieb sich einen Augenblick schlaftrunken die Augen, ehe er recht zur Besinnung kam.
„Schutzleute werden es sein!" rief halblaut sein Kamerad ihm zu, worüber er so erschrack, daß er mit einem Satz auf den Beinen stand und ihm vor Angst die Kniee schlotterten.
„Giebt es keinen Ausweg!" fragte der verzweiflungsvolle blasse junge Mann, der wie wahnsinnig in dem Zimmer umherrannte und dabei an die umherstehenden Flaschen anstieß, wodurch erst recht Geräusch entstand und die Schutzleute auf die richtige Fährte gelenkt wurden.
„Versuch es durch das Fenster oder dort durch die Thüre, vielleicht kommst Du durch, ich bleib hier, den Kopf kanns nicht kosten," raunte ihm einer seiner Genossen zu.
Durch das Fenster schien ihm doch zu gefährlich, obwohl er um jeden Preis hinaus wollte. Er riß die ihm bezeichnet? Thüre auf
— undurchdringliche Dunkelheit gähnte ihm entgegen und ein scharfer Zugwind umwehte ihn. Ganz gleich, wohin dieser Weg führte und wenn er auf ihm direkt in die Hölle kam, er würde nicht zurückgewichen sein, denn noch klammerte er sich an die Hoffnung, auch diesmal feinen Verfolgern entrinnen zu können. Er stürmte unaufhaltsam vor, aufwärts, solange er noch festen Boden unter seinen Füßen fühlte,
— da mit einem Male war es ihm. als wenn ihm jemand einen furchtbaren Schlag auf den Kopf versetzt habe. Er griff nach seiner Stirne und taumelte dann einige Schritte vorwärts, wo Plötzlich der Boden unter seinen Füßen zu wanken begann und er mit einem lauten Aufschrei in die Tiefe stürzte.
Nun wurde es Licht in der alten „Hafenschänke", denn auf ein Zeichen Vollbrechts kamen auch die bisher draußen postierten Schutzleute herbei und die mitgebrachten Laternen verbreiteten gar bald notdürftige Helle. Der Schlupfwinkel der drei lichtscheuen Personen war schnell aufgestöbert; als der Kriminal-Wachtmeister daselbst aber nur die beiden zurückgebliebenen Kumpane vorfand, die den ersten Schrecken schon überwunden hatten und ihn nun höhnisch angrinsten, da war er schon arg enttäuscht, nicht den Menschen unter ihnen zu finden, den er gerade suchte.
Als aber gleich darauf so unvermutet der fürchterliche Schrei, der mehr dem Laut eines verwundeten Tieres glich und einen dumpfen Fall vernahm, da wußte er, was geschehen war. Einer der Schutzleute mußte bei dem würdigen Paar Zurückbleiben, die sich in stiller Resignation wieder auf ihr Lager hingestreckt hatten, als sei gar nichts vorgesallen, während er selbst
voran mit den anderen hinausstürmte.-
^Fortsetzung soigt.I
DasWetter steht unter seltsamen Sternen! Während in unseren Gärten Primeln und Krokus blühen, auf den Wiesen die Gänseblümchen lachen, im Busch die glänzenden Blütenkätzchen an den Weidenbäumen schimmern, kurzum ein vorzeitiger Frühling geradezu strafbare Orgien feiert, zeigt Vater Celsius unter Null, in den dichtvcrwahrten Häusern pfeift uns ein bitterkalter Wind durch die Fenster bis tief ins schlotternde Gebein, und draußen im Walde knickt der Orkan die hundertjährigen Tannen, als wären es Schwefelhölzer. Von (draußen kommen die übelsten
Nachrichten, wahre Schauermären. In Triest wütet die Bora, daß die Menschen es kaum mehr wagen, auf die Straße zu gehen: Der rasende Sturm schleudert sie ins Meer oder gegen die Häuser, sodaß sie entweder kläglich ertrinken oder elendiglich die Rippen brechen. In Venedig, Florenz, Bologna, Rom, Neapel treibt der Schnee durch die Straßen. Ein lustiges, ungewohntes Bild, das weiße Flockengerinnsel! Aber die armen Fremden! Und jetzt sitzen sie mitten drin — auf Marmorfußböden, die trotz aller Matten und Teppicke eine eisige Kälte ausstrahlen, und ohne genügende Heizvorrichtungen. Wie gut haben wir es da doch hier! Die tollsten Nachrichten aber kommen aus England und Belgien. Im Kanal herrscht ein Wetter, wie es seit langer Zeit nicht mehr erlebt worden ist. Auch aus den nordfranzösischen Küstenorten wird überaus böses Wetter gemeldet.
(Der Februar im Volksmund.) Der Februar ist der Sonderling unter den Monaten des Jahres. Bald hat er 28 Tage, bald 29, je nach Laune und — Schaltjahrmäßigkeit. Zur Zeit der Römerherrschaft war er der große Sühnemonat, in dem eine Art „verkehrte Welt" gespielt wurde, ähnlich dem Fasching, den wir heute noch feiern. In unseren Breiten ist der Februar der eigentliche, letzte strenge Wintermonat, mit dessem Abschluß der Vorfrühling beginnt. Der deutsche Name des Februars ist Hornung, was so viel wie Hörnchen bedeuten soll. An Wetterregeln und Bauernsprüchen geht auch der Monat nicht betteln:
Singt die Lerche gar zu hell,
Geht's dem Landmann an das Fell.
Viel Regen, wenig Schnee Thut Aeckern und Bäumen weh.
Aehnlich wie dem Regen ergeht es auch dem Nebel. Beide sind im Februar nicht erwünscht: Viel Nebel im Februar,
Viel Kälte im ganzen Jahr.
Ist der Februar kalt und trocken,
Kommt August auf heißen Socken.
Eine niedliche Anspielung, die keiner Erläuterung bedarf, heißt :
Wer seinen Pelz im Leihhaus hat,
Bekommt gar leicht den Winter satt.
Scheint am Lichtmeß die Sonne heiß,
So kommt noch viel Schnee und Eis.
Lichtmeß im Klee,
Ist Ostern im Schnee.
Lichtmeß trüb,
Ist dem Bauern lieb,
Eine andere Bauernregel lautet:
Wenn's um Lichtmeß stürmt und schneit,
Ist der Frühling nicht mehr weit.
Schließlich heißt es in einem letzten Spruch vom Lichtmeßtage:
Zu Lichtmeß kein Schnee,
O Jemine!
St. Dorothea (6. Febr.)
Watet im Schnee.
Die heilige Dorothea wird von der heiligen Eulalia abgelöst. St. Eulalia (12.) ist die Prophetin für die herbstliche Obsternte:
St. Eulalia Sonnenschein,
Bringt viel Obst und guten Wein.
Die Reise des Prinzen Heinrich giebt den Deutschen der Union erfreuliche Gelegenheit, ihre Liebe zu der alten Heimat zu beweisen und lenkt andererseits das Interesse des Mutterlandes in dankenswerter Weise wieder einmal den Stammesbrüdern jenseits der Meere zu. Diesem Interesse kommt sicherlich eine Mitteilung des Allg. deutschen Schulvereins entgegen, in der einige Angaben über Zahl und Verbreitung der Deutschen in den Vereinigten Staaten gemacht werden, Dinge, über die bei uns trotz ihrer Wichtigkeit noch große Unklarheit herrscht. Es leben in den Vereinigten Staaten nicht weniger als 10 Millionen Deutsche. Davon sind fast 3 Millionen nicht selbst in Deutschland geboren. Die übrigen sind rein deutscher Abstammung, In New-Aork allein sitzen fast 600000 Deutsche, in Chicago fast 400 000. In einer Stadt wie Milwaukee sind 66, in Hoboken und Detroit 57 und 48 v. H. aller Einwohner Deutsche. In Cincinnatli mit 121000, in Buffalo mit 106000, in Jersey- Cilh 65000, in Cleveland mit 104000, in New- ark mit 67000 und St. Louis mit 168000 Seelen stellen die Deutschen mit geringen Schwank
ungen 40 v. H. aller Bewohner. Dabei sind Städte wie Philadelphia und Baltimore mit 189000 und 101000 Deutschen oder wie San Franzisko und Pittsburg mit 71000 u. 65000 i deutschen Einwohnern noch gar nicht gerechnet, ! Diese riesigen Massen deutscher Bolkskraft, die ! hier mit das beste Element des Gedeihens bilden i in kultureller Verbindung mit dem Mutterland zu erhalten, ist eine unserer wichtigsten nationalen Aufgaben, an die wir durch die Reise des Prinzen Heinrich in hoffentlich recht fruchtbarer Weise gemahnt werden.
Dem „N. T." wurde von einem Abonnenten folgendes zeitgemäße Wortspiel eingesandt Was für ein Unterschied ist zwischen dem Stuttgarter Hoftheater und dem Residenztheater? Im Hoftheater herrscht jetzt der Branddirektor, im Residenztheater der Direktor Brandt.
(Weiße Pelzsachen reinigt man mit Sand.) Der Sand wird heiß gemacht und muß völlig trocken sein. Auf die eine Hand zieht man einen sauberen Leder- oder Baumwollenhandschuh und reibt den Pelz gehörig mit dem Sande ab. Hierauf wird er tüchtig ausgeklopft und abgebürstet.
(Bitter.) Töchterreiche Mutter: „Ach, bei meinen Jours wird so viel gegessen und gar nicht angebisfen." (Meggend,) I
Zweisilbige Charade.
Die erste ist ein sanftes Kleid, i
Deß sich die munt re Jugend freut; !
Doch kann sie auch, gleich schwachen Halme», Den hohen Fichtenwald zermalmen.
Die Zweite lehrt die Menschen stiegen,
Auch kann sie selbst im Fluge siegen.
Als Scherzeswaffe dient das Ganze,
Das hold erblüht im Frühlingsglanze.
Auflösung der Rätsels in Nr. IS.
Tresse — Presse.
Richtig gelöst von Eugen Bellon, Friedrich Burg- hard, Kart Frautz, Ernst Gollnrer, Wilhelm Hartmauii, t- Emil Haist, Wilhelm Lutz, Emil Meisel, Hilda Meeh in Neuenbürg.
Mutmaßliches Wetter am 5. und 6. Februar, !
(Nachdruck verboten.)
Für Mittwoch und Donnerstag ist trockenes und auch größtenteils heiteres Wetter in Aussicht z>> nehmen.
Am 6. und 7. Februar.
Bei vorherrschend nördlichen bis nordwestliche» Winden ist für Donnerstag und Freitag anfängliib trockenes und auch etwas ausgeheitertes, dann wieder zu neuen Schneefällen geneigtes Wetter zu erwarte»,
Neueste Nachrichten u. Telegramm.
Berlin, 4. Febr. Der Kaiser stattest- heute dem russischen Botschafter v. d. Osten- Sacken einen Besuch ab. Dem Vernehmen der, „Kreuzztg." zufolge überreichte der Kaiser denn russischen Botschafter seine Bronzebüste. Der Reichskanzler beglückwünschte Persönlich den Botschafter zu seinem Dienstjubiläum und überreichte ihm ein Handschreiben des Kaisers Wilhelm,
Wilhelmshaven, 4. Febr. Das Linien- , schiff „Kaiser Wilhelm der Große" ist heute unter Befehl des Kapitäns z. S. v. Heringe» ( in Dienst gestellt worden.
Karlsruhe, 4. Febr. Eine Berliner Zuschrift der „Süddeutschen Reichskorrespondenz" führt aus, die agrarische Presse unterschätze absichtlich den Widerstand der verbündeten Regierungen gegen die hochschutzzöllnerische Verschärfung des Zolltarifs. Die Schutzzölle des Entwurfs seien so festgesetzt, daß damit die auch im Interesse der Landwirtschaft liegende Sicherung der Einfuhr und Ausfuhr durch den Abschluß von Handelsverträgen zur Not noch vereinbar ist. Der Reichskanzler ist nach bestein Wissen und Gewissen bei der Einlösung seines der Landwirtschaft gegebenen Versprechens bis an die Grenze des Möglichen gegangen. Für die angestrebten Sperrmaßregeln gegen die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse gibt es und wird es keinen Reichskanzler geben.
New-Jork, 4. Febr. Der Mayor vo» New-Dort wird dem Prinzen Heinrich am 2», d. M. den Ehrenbürgerbrief der Stadt überreiche».
Skedaktton, Druck und Verlag vou L. Meeh m NeueubLrg.
Anzeiger ui
Ski. 22.
Erscheint Montag, Mtt Viertels, «el 1.86, monatlich
K.
Die
werden an die Vorlage stellung der gemäß tz 6k A.-Bl. S. 441, im Iah Neuenbürg, 1. Fe
Dl
die Abhaltung
Da die Maul- ui orten von Rastatt herrsc
am 13. Februar ds Auf den Schwei:
Den 6. Februar 1
K. 2
Koni
Ueber das Vermöc zum „Bären" in Ottenk nachmittags 5 Uhr da Gaßmann in Neuenbürl Konkursforderung anzumelden.
Zur Beschlußfassu über die Bestellung ein über die in tz 132 der zur Prüfung der angem Dienstag den vor dem diesseitigen Gei Allen Personen, t Besitz haben oder zur K nichts an den Gemeinsch Verpflichtung auferlegt, v für welche sie aus der Sa dem Konkursverwalter b Neuenbürg, den 5.
Am Donnerstag der
werden auf hiesigem Rat Steiner Kreutz; (Scheid h kauft: 967 Stück Nadel 66 I-, 31 II., 29 III., 4
18 Stück Wagru
545 „ Baustc
636 „ Hagsto
429 „ Hopfei
4271 „ Reisst,
262 „ eichene
Den 5. Februar 1!