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mancherlei Enttäuschungen, welche er in der letzten Zeit hatte hinnehmen müssen, konnte er sich dieser Hoffnung gar nicht mehr hingeben.
Abermals trat eine feierliche Stille fein — der Vorsitzende erhob sich und verkündete den Beschluß des Gerichtshofes, wonach die Verhandlung wider Arthur Geisow einstweilen vertagt worden sei. Warum? Diese Frage blieb offen, obwohl aller Blicke an den Lippen des Präsidenten hingen, ob der Verkündigung dieses Beschlusses nicht auch die Begründung dieser Maßregel folgen würde, doch derselbe schwieg hierüber.
Vertagt — dieses Wort hallte dem Angeklagten gleich unheimlich in den Ohren, wie wenn seine Verurteilung ausgesprochen worden wäre. Das Fünkchen Hoffnung auf seine Freilassung erlosch damit wiederum. Vertagt, Was wollte dieses unbestimmte, nur bange Zweifel ausdrückende Wort besagen. Wer konnte wissen, welche Umstände die Vertagung herbeigesührt hatten — dieselben konnte ebenso zu seinem Ungunsten ausschlagen.
Zur Erklärung des seltenen und im ersten Augenblick auch überraschenden Falles müssen Wir zu Vollbrecht zurückkehren, der in Düsseldorf die Rückkehr des abwesenden Teilhabers erwartet hatte. Zum Glück sollte seine Gednld auf kein zu lange Probe gestellt werden — noch in derselben Nacht war der Teilhaber von seiner Reise zurückgekehrt und als Vollbrecht am andern Morgen, als eben erst das Bankgeschäft dem Verkehr geöffnet worden war, von brennender Ungeduld erfüllt, sich in demselben einsand, da erfuhr er zu seiner größten Ge- üugthuung die Anwesenheit des so schmerzlich Erwarteten.
Mit wenigen Worten klärte er den Kompagnon auf, welcher Zweck ihn hierher geführt habe und wie von einer richtigen Auskunft auf seine Fragen viel sehr viel — ja sogar die Ehre und Zukunft seines Menschen abhänge. Der Bankteilhaber sagte ihm auf das bereitwilligste die Auskunft auf alle Fragen zu und soweit es in seiner Macht stehe, Auskunft über eine Angelegenheit zu geben, die sich während seiner Anwesenheit im Bankgeschäft ereignet haben sollte.
Soweit als es notwendig war, wiederholte nun Vollbrecht zunächst das Abenteuer seines Kollegen mit der schwarz verschleierten Dame deren Benehmen, wenn auch nicht gerade verdächtig, so doch als höchst sonderbar bezeichnet werden mußte. Ein anderer Mensch würde auch schwerlich auf den Gedanken gekommen sein, die Spur derselben nacki Wochen noch zu verfolgen, um Nachforschungen über ihr Thun anzustellen, aber da ein schwarzer Schleier um einer anderen wichtigen Sache wegen ein großes Interesse für ihn hatte, so hielt er es für seine Pflicht, sich nach Möglichkeit über die Persönlichkeit selbst und über den Zweck ihrer Reise von Köln nach Düsseldorf Gewißheit zu verschaffen. Kaum war Vollbrecht mit seiner Erzählung zu Ende, da rief sein Zuhörer auch schon erstaunt aus:
„Mein Gott, ja, ich erinnere mich ganz gut, den Tag selbst kann ich zwar für den Augenblick nicht bezeichnen, aber er wird sich aus den Büchern feststellen lassen, woraus zu ersehen ist, wann das Geschäft abgeschlossen wurde, es war ein Mädchen vom Lande, so machte sie wenigstens den Eindruck."
Statt aller Antwort holte der Kriminal- Wachtmeister die kleine unscheinbare Photographie aus der Tasche und hielt sie dem Bankier entgegen, welcher einen Augenblick stutzte, Rls er einen Blick auf das Bild geworfen hatte und nachdem er es aber längere Zeit aufmerksam betrachtet, wieder zurück gab.
„Mit Bestimmtheit, das heißt um es beschulen zu können, kann ich natürlich heute nicht mehr sagen, ob beide Personen miteinander identisch sind," sagte nach einer Pause der Bankier.
„Wollen Sie nicht wenigstens die Möglichkeit zugeben?" fragte Vollbrecht eindringlich der schon befürchtete, auf einen toten Punkt in seinen Nachforschungen geraten zu sein.
„Gewiß gebe ich dies zu," entgegnete der Bankier ohne langes Besinnen. „Es kommen mir aber im täglichen Verkehr so viele Personen vor, daß es natürlich schwer fällt, sich aller zu erinnern, selbst wenn nur kurze Zeit zwischen dem Zusammentreffen verflossen ist, falls eben nicht besondere Merkmale dieselben länger in dem Gedächtnis haften lassen."
„Ist Ihnen damals wirklich nichts an dem Mädchen ausgefallen, die noch Ihrer eigenen Angabe den Eindruck erweckte, als komme sie vom Lande?" forschte Vollbrecht weiter. „Mußte es nicht schon auffällig erscheinen, daß eine solche Person überhaupt in irgend welchen Geschäften zu Ihnen kam?"
„Nur gemach, mein Lieber," entgegnete der Bankier jovial, denn Vollbrecht redete sich immer mehr in Eifer, nachdem er erst einen kleinen Erfolg in seinen Nachforschungen erreicht sah. „Das das Mädchen oder ob es eine Frau war, weiß ich nicht, zu uns kam, darin liegt durchaus nichts Sonderbares, wie Sie gleich sehen werden. Die betreffende Person war, als Sie in das Geschäft kam, natürlich nicht mehr verschleiert, sondern sie hatte denselben zurückge- schlagen, aber ich kann mich doch noch besinnen, daß sie einen schwarzen Schleier an ihrem Hut hatte. In durchaus glaubwürdiger Weise erzählte sie mir, wie vor kurzem eine Verwandte von ihr gestorben war, in deren ihr zugefallenen Nachlaß sich zwei Wertpapiere befanden; da sie selbst ebensowenig wie ihr Gatte Bescheid damit wußten, so wollten sie sich derselben entledigen, um das Geld lieber auf die Sparkasse zu tragen. Die Gründe, welche sie dafür anführte, waren doch gewiß glaubwürdig, denn solche einfache Leute, und zu diesen zählte sie ihrem ganzen Auftreten nach, ziehen eine Sparkasseneinlage vielfach dem Besitz von Wertpapieren vor. Ihre schwarze Trauerkleidung bestätigte nur die Angabe von dem Tode einer Verwandten, sodaß ich nicht den geringsten Anstand nahm ihr die beiden Wertpapiere abznkaufen. Weiter vermag ich Ihnen nichts mitzuteilen, was Sie interessieren könnte, denn meine Zeit war auch an diesem Tage kurz bemessen, so daß das Geschäft eine rasche Erledigung fand. Wenn cs Ihnen aber zur Förderung ihrer Absicht von Nutzen ist, so versichere ich nochmvls, daß ich nach dem Bilde allerdings eine gewisse Ähnlichkeit mit der Person finde, welche bei mir war. Die Nummer und Bezeichnung der Wertpapiere können Sie aus den Büchern erfahren.
„Ich danke Ihnen von Herzen", sagte Boll- brecht, der tief aufatmete, als der Bankier zu Ende war mit seinen Angaben. „Sie haben durch Ihre Worte möglicherweise viel zur Befreiung eines jungen Mannes von schmählichem Verdachte beigetragen und mir ersparen Sie Selbstvorwürfe, die mich seit einiger Zeit unausgesetzt quälen.
«.Fortsetzung solgt.l
Köln, 17. Jan. Daß es nicht geraten ist, sich um eheliche Zwistigkeiten zu kümmern, mußte gestern ein Herr am Rhein erfahren. Er kam gerade dazu, wie ein etwa 20jähriger junger Ehemann seine kaum so alte Gattin jämmerlich prügelte und sie mit den Haaren an die Erde riß. Der Herr, der Mitleid mit der jammernden Frau hatte, trat hinzu und riß den ungalanten erzürnten Gatten von seiner Frau nicht gerade in sanfter Weise fort. Als die „Teuerste", grün und blau Geschlagene dies sah, sprang sie mit einem Satz von der Erde auf und fuhr dem Herrn mit geballten Fäusten wutschnaubend ins Gesicht und rief: „Wat, do Packs minge Mann ahn, riskeer et ens! Wat Nikola!" Da der Herr sah, daß sich Mann und Frau drohend gegen ihn wandten, machte er, um eine bittere Erfahrung reicher, daß er schnell außer Sehweite kam. Er wird Wohl bei sich gedacht haben, einmal und nicht wieder.
Berlin. Mit der Anbringung der Warnungsplakate, welche in sämtlichen Waggons der Großen Berliner Straßenbahn-Gesellschaft zur Belehrung des während der Fahrt absteigenden Publikums angeheftet werden sollen,
ist begonnen worden. Die Plakate zeigen folgende Aufschrift: „Während der Fahrt nicht absteigen! Wagen nur in der Fahrtrichtung verlassen, linke Hand am Handgriff! Zu beiden Seiten der Inschrift befinden sich Abbildungen. Das Bild auf der linken Seite, welche von einem in der Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen ordnungsgemäß adsteigt, mit der Unterschrift „richtig!" Das rechte Bild stellt eine Dame dar, welche den noch nicht zum Stehen gebrachten Wagen gegen die Fahrtrichtung verläßt und infolgedessen hinstürzt. Es wird charakterisiert durch die Unterschrift „falsch!' Diese Plakate werden hoffentlich dazu beitragen, die Unfälle, welche durch das unvorschriftsmäßige Abspringen verursacht werden, herabzumindern.
Aus Baden, 17. Jan. Ein kostspieliges Futter hat ein Dienstknecht in Jhringen aoi Kaiserftuhl dem seiner Obhut anvertrauten Vieh bereitet. Als ihm sein Dienstherr den Jahreslohn von 350 in Papierscheinen auszahltg nahm er sich nicht die Zeit, jenen ordentlich z« verwahren und legte die Papierscheine einstweilen in die Futterschneidmaschine. Inzwischen wurde es Nacht, und beim Enlegen des Futters in die Maschine bemerkte er das Geld nicht mehr und letzteres wurde samt dem Futter „kurzgeschnitten'. Erst als da» Vieh an dem kostbaren Futter fraß, dachte der Knecht mit Schrecken an sein Geld, jedoch zu spät.
Ein Wink beim Viehkauf. Vielfach ist unter den Landleuten die Meinung verbreitest daß beim Verkauf eines Tieres die Gefahr mit> dem Abschluß des Kaufes auf den Käufer übergeht, wie dies früher der Fall war. Dies isst jedoch irrig, die Gefahr geht erst bei der Ueber- gabe des Tieres auf den Käufer über. Der gewiegte Händler benutzt oft diese Unkenntnis um die Gefahr, die mit dem Kalben einer Kuh verbunden ist, von sich abzuwälzen. Im Handel sind die Kühe in hochträchtigem Zustand etwas teurer als die frischmilchenden, und zwar Wege« des Restlos, das mit der Geburt vorhanden ist- Der Händler kauft die Kuh hochträchtig, mst läßt sie dann, gewöhnlich unter dem Vorwand, der Transport eines hochtragenden Tieres sei zu gefährlich, stehen. Der bäuerliche Besitzet hält dies für sehr plausibel und erklärt sich damit einverstanden, da er nicht weiß, daß er die Gefahr weiterhin übernimmt, denn sonst würde er, auch wenn er die Kuh noch länger stehe» läßt, auf alle Fälle die Gefahr ablehnen.
Das Lüften der Keller. Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau giebt für das Lüften der Keller folgende Ratschläge: I« Sommer wie im Winter soll hauptsächlich bei Hellem, klarem Wetter gelüftet werden, fehlerhaft ist es, bei feuchter Außenluft zu lüften. Die Lüftung muß im Sommer wie im Winter >» möglichst kurzer Zeit vor sich gehen. Im Somme: soll man am frühen Morgen lüften, um trocken! Luft in den Keller zu erhalten, und gleichzeitig eine Abkühlung zu erzielen. Im Winter wählt! man zur Lüftung die wärmste Tageszeit, da frühen Nachmittag. Im Sommer hat man da Keller vor einfallenden Sonnenstrahlen, im Winte vor Frost zu schützen.
(Ein gutes Pflaster gegen Brandwunde« wird aus 40 Gramm Leinöl, 40 Gramm mige- salzenen Butter und 40 Gramm gelbem Wachs, alles zusamengeschmolzen und abgekocht, bereitet. Bei Verwendung werden Leinwandläppchen in die Salbe getaucht und auf di« Brandwunde gelegt.
jDer Pantoffelheld.j Frau (dem Hunde zurufend): „Kusch dich!" — Mann, der dies lM hat sich niedergeduckt. — Frau: „Steh >M. wieder auf, Josef, dich meinte ich ja nicht!" >
Mutmaßliches Wetter am 21. und 22. Januar,
(Nachdruck verboten.)
Für Dienstag und Mittwoch ist neuerdings größta- teils bewölktes Wetter mit allmählichem Uebergong i" vereinzelten Störungen in Aussicht zu nehmen.
Ni. 13.
Erscheint Montag, Mii viertelst l.85, monatlich
betreffen!
In Pforzheim
Den 20. Januar
des Friedrich Genthll Montag den 27. im Geschäftslokal des ( Vorräte an Waren uni fabrikation für Bijoutei gegen Barzahlung verst Den 16. Januar
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Redaktion» Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.