Unterhaltender Heil.
Der schwarze Schleier.
Kriminal-Roman von Gustav Lange.
(Fortsetzung.)
In Sachen des unter so geheimnisvllen Umständen erfolgte» Todes des Dienstmädchens hatte Vollbrecht kein solches Glück bei seinen Nachforschungen, wie bei dem ersten Vorfall im Hause Meirings, wo er schon am andern Tag den Dieb hinter Schloß und Riegel hatte. Auch nicht den geringsten Anhalspunkt hatte er finden können, welcher wenigstens darauf schließen ließ, ob das Mädchen durch eigene oder durch fremde Hand aus dem Leben geschieden war, obwohl er es nun schon wochenlang nicht an dem größten Eifer und Bemühungen hatte fehlen lassen und mißmutig beschloß er die Akten einstweilen darüber zu schließen — das Mädchen war schon längst begraben und kein Mensch fragte mehr nach ihr, zudem harrten verschiedene andere Dinge ebenfalls ihrer Erledigung. —
Es war zwei Tage vor der Hauptverhandlung gegen den des Einbruchs und Diebstahls angeklagten Arthur Geisow. Ein Geständnis des Angeklagten lag zwar noch nicht vor, aber die Beweise waren hinreichend zu seiner Verurteilung. Vollbrecht waren es doch nicht ganz recht zu Mute bei dem Gedanken an diesen Tag, wo er als Hauptbelastungszeuge aufzutreten hatte — im Innersten seines Herzens war er doch nicht so ganz fest von der Schuld des jungen Mannes mehr überzeugt, seitdem der plötzliche Todesfall im Hause des Beraubten vorgekommen war. Die verzweiflungsvollen Gesichter der Frauen schwebten ihm immer vor und er malte sich die Seelenqualen das jungen Mannes aus, wenn er doch unschuldig war. Auch heute war ihm wieder einmal urplötzlich dieser Gedanken gekommen, äls er bei einer Arbeit in seinem Zimmer saß und er legte unmutig die Feder bei Seite und starrte eine Weile finster vor sich hin. Die Sache war doch nun abgethan, was er sich nur noch immer für Gedanken darüber machte; er schalt sich selbst darüber, aber er hätte doch sonst was darum gegeben, wenn er völlige Gewißheit darüber hätte erfahren können, ob der junge Mann wirklich der Thäter war.
Da es Abend geworden war, wollte Vollbrecht sich ein Stündchen der Erholung gönnen, als einer seiner Kollegen eintrat, der vor einigen Tagen eine größere Dienstreise angetreten hatte, von der ihn Vollbrecht eigentlich noch nicht zurück erwartete.
„Du bist schon wieder zurück? fragte er daher etwas überrascht. „Ich glaubte die Geschichte würde längeren Zeitraum in Anspruch nehmen."
„Bah, wie das manchmal ist," entgegnete der andere und ließ sich auf einen Stuhl nieder. „Wie Du siehst bin ich glücklich wieder zurück. Ich kam im Laufe des Nachmittags zurück und wollte mich auch gleich erkundigen, wie es Dir geht. Wie ich zu meiner Freude sehe, bist Tu noch frisch und munter, aber Du machst ein recht betrübtes Gesicht — ist Dir etwas besonders in die Quere gekommen?" „Es ist nichts von Belang," sagte Vollbrecht ausweichend. „Doch hier nimm Dir eine Zigarre und erzähle mir, wie es Dir ergangen ist."
„O, diesmal ganz gut, viel besser als das erste Mal — der Kerl war gar nicht widersetzlich und wohl auch schon darauf gefaßt, daß man ihn über kurz oder lang beim Kragen nehmen würde," entgegnete Vollbrechts Kollege lachend. „Als er sich von hier entfernt, hat er zunächst in einigen Orten kurze Gastrollen gegeben, aber ich kam meistens einen Tag zu spät und so konnte er mir stets entschlüpfen. Vor zwei Tagen holte ich ihn endlich ein und er gab auch sofort zu, die Bank um ein hübsches Sümmchen betrogen zu haben. Jetzt sitzt er natürlich fest."
„Also hat er eingestanden?" fragte Vollbrecht wie zerstreut, denn er mußte, ohne daß er wollte, wieder an den jungen Mann denken, der übermorgen abgeurteilt werden sollte. „Da
hat er Dich auch ziemlich in Aktivität gehalten."
„Das hat er, aber eine hübsche Strafe ist ihm auch sicher. UebrigenS muß ich Dir noch ein kleines Abenteuer erzählen, als ich vor Kurzem das erste Mal in dieser Angelegenheit in Düsseldorf war."
„Ein Abenteuer?" warf Vollbrecht ein. „Du hast doch öfters das Glück ein kleines Abenteuer zu bestehen."
„Es ist zwar ein unbedeutendes, aber wenn man so stundenlang auf der Bahn fährt, fällt einem manches auf, was man sonst gar nicht beachten würde. Also wie ich schon sagte, als ich da vor kurzem nach Düsseldorf fuhr, traf ich mit einem außergewöhnlichen lullus naturae, mit einem schweigsamen Frauenzimmer zusammen. Wie ich hier auf dem Hauptbahnhof schon den Wagen bestiegen hatte und auch das Signal zur Abfahrt gegeben war, da stürzte ein schwarz verschleiertes Frauenzimmer noch auf den Zug zu — nur mit Mühe vermochten wir Insassen sie hereinzuziehen aber nicht ein Wort des Dankes über die geleistete Hilfe kam über ihre Lippen. Da ich nichts besseres zu thun hatte, so beachtete ich aufmerksam die Schwarzverschleierte und kalkulierte: „Ist sie hübsch — ist sie häßlich — ist sie alt oder jung? endlich versuchte ich, sie zu bestimmen den Schleier zur Seite zu schieben, aber sie wandte sich auffällig ab und lehnte sich in eine Ecke des Waggons. Ich suchte Gelegenheit, sie anzusprechen . . . keine Antwort — ich versuchte es auf eine andere Weise umsonst . . . keine Antwort und so nehme ich an, daß sie taubstumm gewesen ist."
„Du wirst zu aufdringlich gewesen sein," unterbrach Vollbrecht den Erzähler mit einem leisen Auflug von Spott."
Anfangs dachte ich es auch, aber später bin ich zu der Ansicht gekommen, daß sie Wohl ihre ganz besonderen Gründe gehabt haben mag, schweigsam zu bleiben. Wie der Zug nun in Düsseldorf langsam einfuhr, steckte ich den Kopf durch das Koupeefenster.
Unter den an diesem Tage nicht gerade zahlreichen Anwesenden fiel mir besonders ein blasser, abgelebt aussehender, nicht mehr ganz junger Mann auf, der mit hastigen Schritten auf den Zug zu kam. — Meine Unbekannte stieg gleichfalls aus — stumm blieb sie auch dabei, aber kaum hatte sie den Zug verlassen, da kam der Mann, der sich allen vorangedrängt hatte, schnell auf sie zu, bot ihr den Arm und verschwand so schnell wie möglich vom Bahnhof. Halb aus Neugierde, halb auch aus Interesse zog ich schnell hinter dem mir eigentümlich vorkommenden Paar her.
Vollbrechts Kollege fuhr fort: Ohne sich umzusehen schritten sie schnell die Bahnhofstraße entlang, bogen dann in eine Seitenstraße ein ich vergaß für einen Augenblick ganz, weshalb ich eigentlich nach Düsseldorf gekommen war und bog ebenfalls in diese Straße ein. Aber ich sah nicht viel mehr, die schwarzverschleierte Dame trat in ein Bankgeschäft ein, der Mann in ein nebengelegenes Restaurant. Als ich dasselbe that, das heißt in das Restaurant eintrat, da war mein Mann nicht da und doch war er in das Haus eingetreten. Ich warte und warte, aber keines von Beiden bekomme ich zunächst wieder zu sehen.
«.Fortsetzung folgt.,
Mancher, der den Wert der Zeitungen noch nicht „voll und ganz" zu würdigen weiß, mag den folgenden Erlaß aufmerksam lesen, den der chinesische Bezirksvorstcher von Jsimo im Hinterlande von Kiautschau an die Studenten seines Bezirks veröffentlichte: „In der Zeitung findet man Auskunft über Tausende von Angelegenheiten und die Nachrichten aus allen fünf Erdteilen. Wie ein Licht leuchtet sie Denen, die im Dunkeln sitzen. Aus den Thoren macht sie Weise. Wer sich auf dem Holzwege befindet, den führt sie auf den richtigen Pfad. Die geistig Schwachen macht sie stark. Wie Trommelschläge und Glockengeläute weckt sie den Schlummernden. Wie die Medizin Kin-Pan-Yoh
früher für unheilbar gehaltene Krankheiten heilt so wirkt die Zeitung Wunder. Die Wohlthaten die eine Zeitung thuen kann, sind unschätzbar und ihre Verdienste sollten allgemeine Anerkennung finden. Unsere Vorgesetzten haben eine Zeitung gegründet, um Kenntnisse unter dem Volke zu verbreiten, und dem Verlage, der jene Zeitung in Kiautschau herausgiebt, ist gestattet worden, Nummern über das ganze Land zu verbreiten. Ich gebe Euch das hiemit bekannt. Wer die Zeitung lesen will, kann uns seinen Namen und seine Adresse senden, worauf ihm die Zeitung von den Läufern, die von jenem für diesen Zweck angestellt sind, gebracht werden wird. Der Preis beläuft sich auf nur einen Dollar im Jahre. Außerdem muß dem Läufer ein kleines Kostgeld verabreicht werden. Diese Summe ist am Ende des Jahres je zum Voraus für das nächste Jahr zu bezahlen. Die Auslagen sind nicht groß, aber der Vorteil isr unermeßlich. Wissenswertes, alte und neue Sitten und Gebräuche werden darin so klar dargelegt, als ob man sie mit eigenen Ohren und Augen wahrnimmt. Man sieht aus der Zeitung, wie sich die Dinge entwickeln und jeden Tag veröffentlicht sie die Neuigkeiten aus unserer Provinz. Ich hege die feste Hoffnung, daß meine geehrten Studenten sich befleißigen werden, meinem Rat Folge zu leisten. Auch habe ich ein Ver- zeichnis von Büchern drucken lassen, um es den Studenten zu erleichtern, sich nützliche Werke anzuschaffen." — Berücksichtigt man, daß heule in China noch das kaiserliche Edikt in Kraft steht, daß jedem Journalisten der Kopf abgeschlagen werden soll, so muß man dieses Edikt als einen entschiedenen Fortschritt ansehen.
Der ehemalige Kassenbote des Budapest er städtischen Steueramts, Viktor Kecskemethy, welcher im November v. I. nach Unterschlagung von Steuergeldern im Betrage von 590000 Kronen flüchtig geworden war. hat sich in einem aus New-Uork datierten Briefe an den „Pesti Hirlap" bereit erklärt, die entwendete Summe zurückzugeben, wenn der Bürgermeister und die zuständigen städtischen Organe sich mit Ehrenwort verpflichten, ihn nicht weiter zu verfolgen. Kecskemethy fügt hinzu, man werde seiner niemals habhast werden, da er sich völlig unkenntlich gemacht habe.
Die Faschingszeit wird Heuer von sehr s kurzer Dauer sein, denn der Fastnachtsdienstag . fällt schon auf den 11. Februar. Das Osterfest fällt bereits auf den 30. März, das Pfingstfest auf den 18. Mai.
sVielversprechend.s „Gut, ich würde Sie schon als Kassier engagieren; werden Sie dazu auch vollkommen fähig sein? — „„HerrMeyer, ich bin zu allem fähig!""
Rätsel.
Zäh zu sein — das ist mein Solz,
Bindig wie der Tischler Leim;
Schwarz bin ich wie Ebenholz,
Gelb wohl auch gleich Honigseim. .
Hart wie Stein, bald butterweich: r
So erweis ich mein Genie.
Und ich Hab' ein großes Reich, —
An Verwendung fehlt's mir nie!
Was verwundet mach ich heil,
Und was lose mach ich fest;
Auch am Schuhwerk Hab ich Teil,
Und bring endlich in Arrest Alle Briefe groß und klein,
Denn ich bin auch sehr diskret, k
Halt mein Reich von Makel rein, *
Wo in meiner Macht es steht.
Auflösung des Rätsels in Nr. 7.
Inn — Indien.
Richtig gelöst von Klara Andrtis, Paul Andräs, i Kart Bacher, Ernst Blaich, Richard Btaich, Paul Dietrich, > Emma Fieß, Gotthilf Girrbach. Julie Hcnzmann, Ferd. Höhn, Hugo Höhn, Albert Kainer, Mina Katz, Richard Kröner, Oskar Weisel, Rosa Müller, G. Rapp, Albrecht Rommel, Otto Rubensdörsser, Helene Schramm, Eugeme Silbereisen, Emil Vogt, Emilie Wagner, Emil Wild in Neuenbürg; Jakob Gauß in Dennach, Otto Kienzle in Birkenfeld.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh m Neuenbürg.
Anzeiger un
Nr. 10.
Erscheint Vtontag, Mittt
viertelj. 1.S5, monatlich 4
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betreffend St
Die Ortsschulbehör! vom 23. Nov. v. I (En die Arbeitsschulen alsbali Den 15. Januar 1
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betreffend die Korrst örtlichen
Im Kapitel 34 Ti sind zur Förderung des worden. Diese Mittel sol Vieh- (Pferde-, Rindvieh die eingetretenen Schaden von Tieren, sowie der N als ungenießbar erklärt Gewährung von Zuschüsf leichtern und damit ihren Mittel zur Verfügung sie Beiträge zu den ihnen Kosten, sowie zu dem Zv sammlung eines Reservesi des Gesamtkollegiums dei Februar 1901 ausgestellt und bei den ständischen I aus jenen Mitteln nicht sondern auch Vereine mit staatliche Beiträge erhalte
Es werden nun dii bezirks, welche auf einen 1901 zur Verfügung gef suchen aufgefordert.
Die Gesuche, welch Oberamt einzureichen sin ergebnisse im letzten Vers
1) Zahl der Mitgl
2) Zahl der versich
3) Zahl der Entsch bei Pferden: Zahl dei bei Rindvieh: a) Zahl
d) Zahl > als ungenießbar c) Zahlt teilweise genießbi ä) Zahl Polizeilich beanfl Vereins auf die bei Ziegen: wie bei Ri
4) Reinerlös aus geschlachteten Ti
5) Gesamtbetrag de bei Pferden: für umge bei Rindvieh: u) für m
b) für n, ungenießbar erkl c) für not weise genießbar <l) für g> lich beanstandet Vereins auf die bei Ziegen: wie bei Rii