30

förmlich in der Hand undwie gewonnen, so zerronnen/ drängte es mich heimlich, das Geld wieder anszugeben; ich glaubte es nicht besser anwenden zu können, als wenn ich einer mir teuren Person eine Freude damit bereitete und so kaufte ich den Ring, das übrige Geld ver­barg ich in meinem Koffer, noch unschlüssig, was ich damit beginnen sollte.Wenn sich Ihre Angaben bestätigen, um so besser für Sie, bis dahin muß ich die ganze Geschichte aber noch für gut erfunden halten/ nahm der Untersuchungsrichter wieder das Wort.Es werden Nachforschungen darüber angestellt, denn Sie werden sich wohl wenigstens noch darauf entsinnen können, wann, wo, und mit wem Sie gespielt haben?"

Die Angaben des Angeschuldigten hierüber waren nur spärlich, kaum daß er sich noch er­innern konnte, in welchem Restaurant es ge­wesen war, der Mitspieler konnte er sich gar nicht mehr erinnern, es waren ihm alles fremde Leute gewesen, mit denen ihn der Zufall zu­sammengeführt hatte. Der Richter verfehlte auch nicht ihm direkt ins Gesicht zu sagen, daß er diese Angaben vorläufig für wenig wahr­scheinlich halte, sondern das Geld, als von dem Einbruch bei seinem Onkel herrührend bezeichnete.

Vollständig gebrochen wurde Arthur Geisow in die Gefängniszelle zurückgeführt. Mit einem triumphierenden Blick betrachtete ihn der Auf­seher, dem dergleichen Vorführungen etwas all­tägliches waren, als wollte er sagen:Siehst Du, wer einmal hierher kommt, der kommt so­bald nicht wieder frei." Natürlich schwieg er, denn sein Amt legte ihm Schweigen auf und der Untersuchungsgefangene befand sich auch in einem Zustand, in welchem es unmöglich war, ein Wort aus ihm herauszubringen. Er war mehr wie einmal dem Umsinken nahe, als er die Steinstufen in dem unheimlichen Hause em- porsticg und dann an eisenbeschlagenen, fest verschlossenen Thürcn vorüberging, bis er vor seiner Zelle wieder angelangt war, welche der Aufseher dann fest hinter ihm verschloß. Wann würde ihm die Thüre wieder geöffnet werden, um ihm als ehrlichen Menschen den Austritt zu gestatten? Oder sollte er wirklich als ein Verbrecher gebrandmarkt, Zeit seines! Lebens mit einem Schandmal behaftet bleiben, sodaß sich alle Menschen verächtlich von ihm ab­wanden? Diese Gedanken schwirrten unaufhör­lich in seinem Hirn. Und zuletzt mußte er dann jedesmal auch an seine Mutter, an seine Schwester und noch an ein drittes Wesen denken, welches ihm lieb und teuer war. Sein ganzes Leben war doch nun ein verfehltes.

In der Zelle wieder allein, warf er sich auf das harte Lager und raufte sich wie ein Besessener das Haar. Er hatte es gar nicht für möglich gehalten, daß man ihn länger in Haft behalten würde, sondern geglaubt, man würde ihn frei lassen, sobald er angegeben, woher er das Geld hatte.

* -t-

Die Untersuchung gegen Arthur Geisow nahm ihren Fortgang. Auch sein Onkel, seine Mutter und Schwester, sowie die älteste Tochter der Familie Lambrecht wurden vernommen, aber obwohl alle diese Personen unter den heiligsten Schwüren beteuerten, der Angeklagte sei unschuldig, keines von ihnen halte denselben der That fähig, so vermochten sie den Unter­suchungsrichter doch nicht von Arthur Geisows Unschuld zu überzeugen, dieser hatte nur ein mitleidiges Achselzucken auf die Unschuldsbe­teuerungen und wies auf die schweren Ver­dachtsgründe hin, welche zu überzeugend für die Thäterschaft sprachen. Selbst die Aussage Josepha Lambrecht, welche sich offen als die Verlobte des Angeschuldigten erklärte, vermochte den Untersuchungsrichter von seiner Ueberzeugung nicht abzubringen; sie erzählte, der Angeklagte sei im Laufe des fraglichen Abend zu ihren Eltern gekommen, habe, wie es öfters vorge­kommen, einige Stunden Schach mit ihrem Vater gespielt.

Da aber seine Dienststelle von der Woh­nung ihrer Eltern viel näher zu erreichen war, als von der Wohnung seiner Mutter aus und

weil er morgens sehr zeitig zum Dienst mußte, zudem ein furchtbares Regenwetter herrschte, so war er auf Bitten ihrer Eltern dageblieben. Es war alles so erklärlich, so natürlich, daß das junge Mädchen gar nicht begreifen konnte, wie man darauf hin ihren Verlobten ver­dächtigen konnte uud ihre rotgeweinten Augen zeugten davon, wie manche Thräne sie in den letzten Tagen schon vergossen hatte.

Thränen allein fallen aber nicht in die Wagschale, selbst wenn es sich um Leben oder Tod handelt, streng, unparteiisch, alles genau prüfend muß der Richter seines Amtes walten eigne Schuld ist es doch auch nur wen das Schicksal an diese Stelle führt, und jeder hat es in seiner Hand sich davor zu schützen, daß er diesen schweren Gang nicht zurückzulegen hat, der hinter Kerkermauern oder auf dem Schaffot endet. Auch der die Untersuchung gegen Arthur Geisow führende Richter ließ nichts unversucht, um völlige Klarheit in die Sache zu bringen und auf das eindringlichste ermahnte er den Angeklagten, offen die Wahr­heit zu bekennen, wie er zu dem Geld gekommen sei, denn die dafür abgegebene Erklärung trug zu sehr den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an sich aber der junge Mann blieb bei seiner Behauptung, er konnte auch weiter nichts hinzusetzen, nur das Restaurant konnte er be­zeichnen, wo das Spiel stattgefunden hatte.

Vollbrecht wurde weiter mit den Nach­forschungen in diesem Restaurant betraut, aber der Inhaber desselben stellte ganz entschieden in Abrede, daß an dem fraglichen Abend in seinem Lokale Hazard gespielt worden sei, dies komme überhaupt nicht vor und als er dem Angeklagten gegenübergestellt wurde, da erinnerte er sich durchaus nicht, denselben jemals in seinem Lo­kale gesehen zu haben auch das Personal, zwei jüngere Kellner, sagten in gleicher Weise aus damit fiel das von dem Angeklagten vorgebrachte Verteidigungsmaterial als Lügen­gewebe vollständig in sich zusammen er konnte nicht mehr verlangen, daß man seinen Angaben Glauben schenkte sein Schicksal war damit entschieden, er hatte seinen Onkel beraubt und seine Strafe war ihm nun auch sicher.

^Fortsetzung folgt.!

Eingesandt. Wie man in gegenwärtiger Zeit auf Reisen Vorsicht gebrauchen muß, lehrt der folgende ganz interessante Fall. Geht da kürzlich ein Wirt aus der Gegend ins Badische (Bruchsal), um ein Dienstmädchen zu dingen. Unterwegs traf er eine Frauensperson, die scheints sofort einen guten Eindruck auf ihn machte, ließ sich mit ihr in ein Gespräch ein und erfuhr, daß sie gegenwärtig eine Stelle suche. Das paßte ja famos. Sogleich dingte er das Mädchen und trat glückstrahlend die Heimreise mit ihr an, schwelgend in seinem Glücke, daß sein Anliegen so rasch und gut erledigt war. Das Mädchen wollte ihren Koffer auch gleich mitnehmen, brauchte aber zur Auslösung desselben 35 die ihr unser guter Wirt freudig vorstreckte. Bis Karlsruhe ging die Reise flott. Als aber hier unser Wirt auf einen Augenblick zu einem ge­wissen Zweck verschwinden mußte, ist sein frisch gedingtes Dienstmädchen für immer verschwunden mit Koffer und Geld. Er dachte, sie sei schon insBähnle" eingestiegen, rannte auf den Bahn­hof, stöberte den Zug durch, der unterdessen ab- fuhr. In Ettlingen hat unser Wirt weitere Nachforschungen gehalten. Aber vergeblich! Der Geprellte hat zum Schaden auch noch den Spott. Das nächstemal mehr Vorsicht, Michael!!

War ausgedrückt.jHerr Müller, haben Sie gesagt, oder haben Sie nicht gesagt, was ich sagte, daß Sie gesagt haben? Herr Meier sagt, Sie hätten gesagt, daß Sie nie gesagt haben, was ich sagte, daß Sie gesagt. Nun, wenn Sie sagten, daß Sie nie gesagt, was ich sagte, daß Sie gesagt haben, was haben Sie denn eigentlich gesagt?"

Langensteinbach, 6. Jan. Auch eine Kundgebung für die Buren! Als am Abend

des Neujahrstages die hiesige Gemeinschaft seh, zahlreich versammelt war, wurden am Schluß, der Versammlung, wie üblich, die Neujahrslos, gezogen. Da wurde aus der Mitte der Ver­sammlung der Vorschlag gemacht, auch für dj, Buren eine Losung zu ziehen. Und siehe, was war's? Matth. 12.20:Das zerstoßene Roh, wird er nicht zerbrechen und den glimmende« Docht wird er nicht auslöschen.'" Unter tiefe, Stille wurde das Wort verlesen, dann ging ein, schmerzlichfreudige Bewegung durch die ganz, Versammlung und schaffte sich Luft in de«, Gebetswunsche:Amen, ja, so walt's Gott."

Germanias Klage.

Horch! Horch! In Germaniens Eichenhain Wer wandelt zur Mitternachtstunde allein?

Wie rauscht's dort so klagvoll, so schaurig: Germania ist es, in Trauer gehüllt,

Das Auge voll Thränen, das Antlitz verhüllt, Warum ist die Mutter so traurig?

Zwei Söhnen gilt, die unterm Herzen sie trug Dem einen die Zähre, dem andern der Fkuch, ; Der auszog, den Bruder zu morden.

Allmächtiger hilf! der entartete Sohn Hat' für ihren Jammer nur cinischen Hohn Ach! er ist zum Kain geworden.

Was hat dir dein Bruder zu Leide gethan,

Daß du ihn zu knechten zogst aus, sag an",

So klagt sie,ihm störtest den Frieden:

Entstammt er nicht gleich dir dem freien Geschlecht Wer giebt dir, dem Stärkeren, denn nun das Rech; Den Schwächer» in Ketten zu schmieden?"

Der Hochmut. Er hat dir die Sinnen verkehrt,

Die Herrschsucht, die Habgier, das Herz dir bethöv Verflucht sei was du begonnen.

Wo ist nun dein Mamon, aus den du vertraut, Wo deine Legionen, auf die du gebaut?

Wie Schnee an der Sonne zerronnen."

Und dies der Gewinn, daß du Heimat und Herd, Dem Bruder so schrecklich verwüstet, verheert,

Der Bestie gleich dort gewütet.

Ach daß deinen Brüdern entflohen der Mut,

Denn noch rührt sich keiner, der endlich der Wut Der Schändlichen Einhalt gebietet."

Da, plötzlich vom brüllenden Donner umhallt,

Steht Mutter Germanias hehre Gestalt In überirdischen Flammen.

Im Sturmgebrause, ein Stimmengewirr Vernehmbar, als schlügen mit Waffengeklirr Unzählige Schilde zusammen.

Und rings um die Mutter im Kreise umher, Bewaffnet mit Streitaxt, mit Bogen und Speer. Gestalten germanischer Recken.

Vor allen Germaniens Retter Armin,

Sein Feuerauge wie flammt es so kühn,

Dercimbrisch-t eu tonisch e Schrecken." Gebiete der Thränen", nimmt Hermann das Wort; O Mutter! zu uns an der Seligen Ort Walhall ist dein Jammer gedrungen.

Und denen er gilt, sie sind unser wert Das tapfere Volk, das für Freiheit und Herd,

Wie wir einst, so mutvoll gerungen."

Und heut mit dem Mut der Verzweiflung noch n»gl, Den Bruderstamm seh ich in ihnen verjüngt,

Der alten batavischen Helden."

Und gleichwie einst dorten in Teutoburgs Wald Der Römerdespoten brutale Gewalt Und ihre Legionen zerschellten:

So jenem Verruchten der Rächer bald naht,

Schon seh' ich sie sprießen die blutige Saat Aus südafrikanischem Boden.

Wenn schnöde und feige ein lebend Geschlecht Die Hilfe verweigert der Wahrheit, dem Recht: Wohlan so kämpfen die Toten."

Im Sturmesgebrause und Stimmengewirr,

So wie sie gekommen, mit Waffengeklirr, Entschwinden Germaniens Söhne.

Und lautlose Stille herrscht wieder im Hain.

Und dunkel ringsum, kein Baum, kein Stein Giebt Kunde der nächtlichen Szene. '

II. 1>. Leb.

Scherzrätsel.

Welcher deutsche Fluß wird durch eingeschobene« Artikel zu einem Land in Asien?

Auflösung des Rätsels in Nr. 5.

Gera, Hera, Pera.

Richtig gelöst von Karl Bacher, Richard Bleich. Otto Rubensdörffer, Emil Wild, Wilhelm Neuhäuser, Jakob Schmid in Neuenbürg;

Friederike Neuwerler, Emma Schaible, Friederm Gall, Luise Neuweiler, Frida Galt, Elise Hummel, Marie Hörter, Marie Dietz, Wilhelmine Merkte, Wsl- Helm Pfrommer, Wilhelm Gräßle, Wilhelm Schaible, Albert Hörter I., Albert Hörter II., Albert Neuweiler in Dennach. .

Mutmaßliches Wetter am 12. uud 1.3 Januar.

Nachdruck verboten.

Für Sonntag und Montag ist größtenteiis be­wölktes, aber vorerst nur zu ganz vereinzelten Stor­ungen geneigte- Wetter zu erwarten.

Unzeiger u

Nr. 8.

Erscheint Montag, Mit viertelst 1.85, monatlich

K.

Die UorstiL

werden hiemit an die r klagverfahren im Jahr vom 29. Dezbr. 1899 Neuenbürg, den

Nutzh«

Das Gr. Forsta 1. November ds. Js. c

Mi

vormittags 10 Uhr, im Steinig, Lappenbusch l 45 Forlenstämme und 6 Forlenklötze I., 21 li Die Forstwarte 3 züge aus den Aufnahm

Revier Lieben

Ltilugeu-V k

am Donnerstag den !

vormittags 10 auf dem Rathaus in L den Distrikten Hochho! heimerwald, Klingenwalt Hang, Bieselswald, T! Halden, Aeußerer Wal Scheidholz der Hüten L Mebenzell:

fichtene und tannene Baustangen: 1556 S; Hagstangen: 3312 Sl Hopfenstang.: 11989' Rebstecken: 5433 St Bohnenstecken: 270 Die Forstwarte in Kaffeehof, Bieselsberg u werden die Stangen ai vorzeigen:

Auszüge können vom Hirsau bezogen werden

Schicht!,ol,-U

Aus den muraschif Abteilungen 36Bl 37Zwerchbachhöhe" ur Langeck" werden am Z 18. Januar d. I., vl Uhr im Gasthaus zu Aorbach öffentlich versi Scheiter, Ster: 284 tannene, 259 sich; Holz, Ster: 4 buchene, 67 fichtene und 937 Holz am Stock. Loseinteilung und dingen liegen bei der lichen Kasse in Gernsb Unterzeichneten auf. f sorgt Forstwart Emil Forbach.

Forbach (Baden) den Ens, L

Redaktion, Druck uud Verlag von C. Meeh in Neuenbürg