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London, 3. Jan. Das Kriegsamt veröffentlicht ein Schreiben, in welchem der Oberbefehlshaber des britischen Heeres Lord Roberts in Beantwortung der Anfrage einer Dame die in auswärtigen Blättern enthaltene Behauptung über .grobe Ausschreitungen englischer Offiziere und Soldaten" gegen die Burenfrauen und -mädchen, namentlich solche aus den „Flüchtlingslagern", für vollkommen unbegründet erklärt.
Unterhaltender Heil.
Der schwarze Schleier.
Kriminal-Roman von Gustav Lange.
(Fortsetzung.)
„Verteufelte Geschichte," so brummte Vollbrecht vor sich hin. „Man sollte es wirklich nicht glauben — so von Ansehen und in seinen Manieren ein ganz netter Junge! Wird kein Mensch glauben — aber nein — ich darf mich wirklich nicht täuschen lassen; es wäre auch das erste Mal nicht, daß einer mit noch viel unschuldigerer Miene vor die Schranken des Gerichts tritt — wem steht es an der Stirne geschrieben, welche Seele sein Inneres birgt," so den Faden seiner Gedanken weiter spinnend, ab und zu ein Wort leise vor sich plaudernd, war der Beamte in die belebteste Straße der Stadt, in die Hohe Straße eingebogen und die zahlreichen Schaufenster musternd, stand er endlich vor dem Juwelen- und Schmucksachengeschäft von Maifahrt und Sohn, dem größten und bekanntesten dieser Art.
Er trat nach einigem Ueberlegen ein. einer der Verkäufer breitete auf sein Verlangen nach einem schönen Ring eine Anzahl brillanter, sitzender Dinge vorsichtig vor ihm aus. Vollrecht nahm einen Ring, der nach seiner Meinung dem ähnlich war, den er an Arthur Geisows Finger gesehen, denn er hatte sich das Aussehen desselben, soweit es möglich war, fest eingeprägt.
„Was kostet dieser Ring?" fragte er.
„Einhundertundfünfzig Mark," war die Antwort des Verkäufers.
„Ein schöner Ring und auch nicht zu teuer," entgegnete Vollbrecht leichthin. „Es ist Wohl der einzige dieser Art, den Sie in Ihrem Geschäft haben?"
„Augenblicklich haben wir weiter keinen," sagte der Verkäufer höflich, der nicht im Entferntesten ahnte, welche Absicht der Frage des vermeintlichen Käufers zu Grunde lag. „Wir hatten bis vor einigen Tagen noch einen zweiten, aber derselbe ist verkauft worden."
„Vor einigen Tagen?" fragte Vollbrecht leicht betroffen, „war es nicht gestern erst?"
„Nein ich irre mich nicht, besonders in diesem Falle nicht, als der Käufer ein kleines Wertpapier an Zahlungsstatt gab und mein Chef den überschüssigen Betrag heraus zahlte.
„Ja, ja, Sie haben recht," verbesserte sich Vollbrecht sofort, der aber vor einem neuen Rätsel stand, denn nunmehr war es sicher, daß der Neffe den Einbruchsdiebstahl ausgeführt hatte.
Von dem Raub hatte er einen Ring gekauft und dafür eines der gestohlenen Wertpapiere hingegeben — aber wie konnte dies vor einigen Tagen gewesen sein, wie der Verkäufer so bestimmt versicherte, wo der Diebstahl erst gestern Nacht erfolgt war. „Es war ein schlanker, junger Mann, eher über Mittelgröße, der den Ring kaufte, sehr nach der Mode gekleidet, nicht wahr?"
Die Reihe des Erstaunens war jetzt an dem Verkäufer und er zögerte daher mit der Antwort, doch eine ungeduldige Handbewegung Vollbrechts veranlaßte ihn zu dem Zugeständnis daß dem wirklich so war, die Beschreibung auf den Käufer des Ringes Paßte.
„Kann ich den Chef sprechen?" fragte jetzt Vollbrecht, indem er den Ring, den er auch während des Gesprächs in der Hand behalten hatte, wieder zu den anderen Schmucksachen zurücklegte.
Der junge Mann nickte zustimmend und beauftragte dann einen Lehrling damit, den
Chef herbeizurufen und als derselbe endlich erschien, hatte Vollbrecht eine lange und leise geführte Unterhaltung mit demselben, indem er ihm soviel mitteilte, was nötig war, um ihn aufzuklären und als er das Haus wieder verließ, da hatte er das Wertpapier, welches für den Ring hinterlegt worden war, Wohl geborgen in seiner Brusttasche.
Nun noch einmal schnell zurück in die Wohnung Meirings, um diesem das Wertpapier vorzulegen, ob es ihm möglich war, dasselbe mit Bestimmtheit als sein ehemaliges Eigentum wieder zu erkennen.
Der Rentier jubelte vor Freuden laut auf, als ihm Vollbrecht das Wertpapier unter die Augen hielt, denn er erkannte es sofort als eines derjenigen, welche noch bis vor kurzem so wohlgeborgen in dem eisernen Kasten gelegen hatten. Aber vergebens bestürmte er den Kriminal-Wachtmeister mit Fragen, wo er dasselbe entdeckt und ob er auch die anderen Wertsachen schon habe. — Doch dieser schwieg unerschütterlich auf alle Fragen und verließ auch das Haus sofort wieder, als er bestätigt gefunden, was er vermutet hatte.
„Schlauer Junge, die Beweise deiner Schuld drängen sich zu einem Haufen zusammen
— den Zeitunterschied werde ich auch noch aufklären," so dachte Vollbrecht, als er das Haus Meirings verließ und unten einen Wagen der Pferdebahn bestieg. Er befand sich bald am Siegburger Thor Nummer 152
— und es war ein hübsches sauberes zweistöckiges Wohnhaus ziemlich am Ende dieser Straße.
Vollbrecht trat ein — schon im Parterre las er über einer Thür auf einem blank geputzten Messingschild den Namen Geisow. Er zog an der Glocke, worauf eine ältliche Dame in halbe Trauer gekleidet, die Thüre öffnete — es war Arthur Geisows Mutter. Der Kriminal-Wachtmeister ersuchte sie um eine Unterredung unter vier Augen, worauf sie ihn in das sauber aber höchst einfach möblierte Wohnzimmer führte. Ein einziger Blick genügte für den Kriminal-Wachtmeister, um ihn zu der Ueber- zeugung zu bringen, daß die Bewohner dieses Zimmers nicht zu den Leuten gehörten, welche sich den Luxus gönnen konnten, einen Ring für hundertundfünfzig bis zweihundert Mark am kleinen Finger zu tragen.
„Ohne Zweifel habe ich die Ehre, Frau Geisow zu sprechen?" fragte Vollbrecht und als die alte Dame leicht nickte, fuhr er fort: „Wie Sie Wohl auch schon erfahren haben werden ist Ihr Bruder fast seines gesamten Vermögens beraubt worden?" — „Leider ja," entgegnete die alte Dame, „mein Sohn Arthur erzählte mir davon, das ist doch eine recht traurige Geschichte und ich fürchte schon, mein Bruder überwindet den Schlag nicht."
„Ihr Sohn besitzt einen ziemlich wertvollen Ring — ist es nicht so, Frau Geisow?"
„Ja, er hat ihn vor einigen Tagen von seinem Onkel zum Geschenk — doch wozu diese Frage?"
„Ich bin Kriminal-Beamter, Frau Geisow und so werden Sie meine Fragen erklärlich finden, war Vollbrechts Antwort. „In einem solchen Falle, wie der Einbruch, muß überall, wo auch nur der geringste Verdacht entstehen kann, eine Haussuchung vorgenmmen werden. Wollen Sie mich gefälligst zu dem Zimmer Ihres Sohnes führen, ich muß daselbst eine Untersuchung vornehmen.
„Es wird doch nicht etwa auf meinen Sohn ein Verdacht geworfen?" frug die alte Dame und ihre Augen begannen sich bereits mit Thränen zu füllen.
„Beruhigen Sie sich, Frau Geisow," sagte Vollbrecht, ein Unschuldiger kann sich nie durch eine Haussuchung gekränkt oder beunruhigt fühlen."
„Gewiß nicht," sagte Frau Geisow, „aber ich muß gestehen, ich fühle mich tief erschüttert, daß mein Bruder den entferntesten Verdacht auf seinen Neffen, meinen Sohn hat werfen können, daß in ihm überhaupt ein solcher Verdacht hat entstehen können — doch kommen Sie,
Herr Geheimpolizist — Sie sollen das Zimmer meines Sohnes, das ganze Haus durchsuchen."
Vollbrecht fühlte, wie es ihm warm durch das Herz ging, bei dem Anblick der alten Mutter, welche so felsenfest auf die Unschuld ihres Sohnes vertraute — er wünschte in diesem Augenblick selbst, die Unschuld des jungen Mannes möchte sich ergeben — aber dem Verbrechen nachzuspüren war seine heilige Pflicht — so schwer es ihm auch ankam.
^Fortsetzung folgt.)
(Theater im Warenhaus!) Eine Berliner ! Lokalkorrespondenz teilt mit: Eine ganz neuartige ; Erscheinung im Berliner Geschäftsleben bietet > sich seit einigen Tagen in einem Warenhaus in i der Chausfeestraße. Der Inhaber hat nämlich i eine Abteilung seines Hauses zu einem Polichinell- und Marionetten-Theater umgestaltet, in welchem den „Käufern von 3 ^ an" für sich und drei Kinder eine „Gratis"-Vorstellung geboten wird, s Dieser talentvolle Warenhäusler wird aber bald ! übertrumpft sein, denn weiter teilt die Korrespon- ? denz mit, daß ein Warenhaus in der Leipziger Straße die Absicht hat, einen Etagenflügel zu t einer Singspielhalle umzuwandeln, woselbst ' „bestrenommierte Spezialitäten" auftreten sollen.
— Dann fehlt nur noch, daß ein drittes Warenhaus sich mit gewissen Zoten-Blättern, sogenannten „Witzblättern," in Verbindung setzt und von den Redakteuren dieser Schmutzpresfe die Zoten mündlich vorreißen läßt unter Vorführung der entsprechenden Bilder mittelst Laterne magica. Das wäre für beide Teile würdige Reklame.
Des Komponisten Millöckers Nachlaß hat, wie aus Wien gemeldet wird, zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung Anlaß gegeben.
Die Vereine, die der verstorbene Komponist in seinem Testament bedacht hatte, einigten sich vor der Verhandlung, während der erste Wiener Volksküchenverein seine Ansprüche auf dem Klagewege geltend machen will. Das Vermögen, das Millöcker hinterlassen hat, beläuft . sich auf 450000 Kronen, wovon 200000 Kr. festgelegt sind. Von letzterem Betrage sollte die langjährige Lebensgefährtin des Erblassers Frau Karoline Hofschneider, welche vor Kurzem gestorben ist, die Zinsen als Rente genießen.
Die ergebnislos verlaufene, mit großem Apparat ins Leben gerufene Saujagd im Stromberggebiet, an der bekanntlich auch von Pforzheim und Umgebung viele Jäger teilnahmen, scheint nicht ohne Folgen zu bleiben. So hat bereits die Stuttgarter Schützengilde für ihren kostümierten Schützenball als Aufführung „Die Saujagd im Stromberg" ins Programm ausgenommen.
(Alle Achtung.) Junge Frau (zu ihrem Gatten): „Siehst Du. Fritz, das Sauerkraut Hab' ich ganz allein aufgewärmt."
Rätsel.
Mit I) am Hanpt hat's scharfen Verstand.
Mit I. am Haupt ist's als mächtig bekannt.
Mit 8 am Haupt bringt Tod seine Hand.
Mutmaßliches Wetter am 8. und 9. Januar.
Nachdruck verboten.
Der über Spanien und Südfrankreich bedeutend verstärkte Hochdruck bedeckt nunmehr mit über 772 mm Barometerstand auch Süd- und Mitteldeutschland sowie Deutsch-Oesterreich. Die Depressionen im Norden und Nordwesten weichen unter erheblicher Abflachung oft- und nordwärts zurück. Für Mittwoch und Donnerstag steht demgemäß trockenes und auch mehrfach heiteres (morgens teilweise nebliges) Wetter in Aussicht.
Nkm-k Nachrichten n. Telegramme.
London, 6. Jan. Nach einem Telegramm der Blätter aus Pretoria wurde eine Abteilung Scots Greys, die sich auf dem Marsche von Brugspruit nach Bronkhorstspruit befanden, von Buren überfallen und verlor 6 Tote und 13 >
Verwundete. Nach zweistündigem Kampfe zog s sich der Feind, der ebenfalls einige Verluste erlitt, zurück.
Redaktion, Druck und Verlag von T. Meeb m Neuenbürg
Anzeiger «
Nr. 5.
Erscheint Montug, Mi viertelj. 1.35, monatlii
Bekanntmachung de fernere Anwendbar^ Mai 1852 § betreffei 1830 über die poli beweglicher.
Kraft tretende Reichsg vom 12. Mai 1901 Geltung stehenden Bef 1852, betreffend Abäi die polizeilichen Beschi mögens (Reg.-Blatt S dieser Gesetzes-Bestimm (zu vergl. Jnstr Mirnsterialverfüg vom 24. März u und § 22 Abs. ' Gesetz vom gleich gemeinen Brands L der K. Vero Gebühren der Gl soweit diese Bestimmun Widerspruch stehen od» das Reichsqefetz aereqe!
Nach'tz 121 Abs rechtlichen Vorschriften sicherungsverträge nach entschädigungen. Es f des Art. 18 Abs. 1 u« Vorschriften mit Strafe am Ende und Abs. 3 l hörigen Vollzugsbestimr folgen. Auch die in ! Ichriften über das Verb der Doppelversicherung gemäß bleiben die Besti -samkeit, ebenso die Best nebst den einschlägigen auf das Verbot bezieh oder der Doppelversichei Art. 17 und, insoweit 3 unter Strafe gestellt sin Mai 1852 in Kraft.
Aufgehoben werde me landesrechtlichen V stcherungsgeschäften von hängig machen, sowie di unmittelbare Abschluß v» tretungen verboten wird erster» Beziehung treten sämtliche die sogenannte vor all (mjt der oben b's 6, 8, 9, 19, 20, 21 vom 19 . Mai 1852. H leguüg der Feuerversiche: uchen Prüfung durch de die erwähnte Aufhebung bot d ö unmittelbaren l sü'Zugigen Bestimu 19. Mm 1852 beseitigt.
Endlich wird noch die B Stimmungen des - ' --u- lten Gesetzes, wov ve> Ul. »achten Schadens a