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Württemberg.
Ulm, 28. Febr. Der Ulmer Karnevalverein veranstaltete gestern nachmittag einen großen Faschings-Umzug. In 34 Gruppen mit sechs kostümierten Musikkapellen nebst Kleppergarde und Leibkapelle des Prinzen Karnaval bewegte sich der bunte Zug vom Hof der Friedenskaserne durch die Straßen von Ulm und Neu-Ulm. Viele Tausend Menschen bildeten Spalier. Die Hauptgruppen waren auf prächtig dekorierten Wagen: Ulmer und Neu-Ulmer mit Gambrinus, Spatz, Schneider, Göttin Flora u. Frühlingserwachen, eine Ulmer Menagerie, ein Radfahrerbesuch auf dem Mond, Galaprunkwagen des Prinzen Karneval, Hofdamen Sr. Tolität, der lenkbare Luftballon, Buren und Engländer, die belagerte Lady Smith, der Wagen des Apollotheaters, das Strohkaminbad, Weltuntergang, die darben- den Stadträte rc. Der Zug machte brillanten Effekt und wurde von der staunenden Menge mit dankbarstem Beifall ausgenommen.
Friedrichshafen, 28.,Febr. Zur Wende des 19. Jahrhunderts fand vorgestern mittag in Bregenz ein entschieden sehenswürdiger Masken- umzug statt, der 2 Stunden dauerte und sich 4mal durch die Straßen bewegte. 100 Personen, 30 Gruppenwagen und 80 Pferde wurden für die Ausführung benützt. Prinz Karneval samt Hofstaat fuhren in Extraschiff um 2 Uhr in den Hafen ein und wurde vom Narrenrat empfangen und sodann in den Zug eingereiht. Interessante Bilder aus Altbregenz, wie die autonome Gemeinde Maurach, ein Jagdzug, der Kornmarkt von 1813, ein ländlicher Hochzeitszug nach alter Bregenzerwälder Sitte mit Brautwagen und eine Winzergruppe. Besonders die beiden letzten Bilder waren gerade originell dargestellt. Ebenso fesselnd waren die Bilder aus der Neuzeit und Zukunft, wie der Wagen des Prinzen Karneval auf hohem rotsamtausstaffiertem Thron, zur Seite von einer Amazonengarde mit Lanzen eskortiert, eine chinesische Gesandtschaft am Hofe des Prinzen. Besondere Aufmerksamkeit erregte eine „Japanische Drachen-Luftschiffergesellschaft' mit einem Zeppelin'schen Luftschiff, genannt „Mikado' und weibliche Studenten mit ihren prächtigen Mützen von der Bregenzer Zukunftsuniversität. Das Wetter war schön und es wird der Besuch auf 10000 Personen geschätzt.
Ehingen, 28. Febr. Ein fideles Fasching- Stückchen leistete vorgestern nachmittag ein Pseudo- Landjäger hier. Angethan mit einem greulichen Bart, vorsintflutlichem Sabel und über der Schulter eine Donnerbüchse, hielt er zwei richtige Stromer an, führte einen derselben — der andere hatte vorher Reißaus genommen — aufs Rathaus, stellte ihn in den Oehrn mit dem gemessenen Befehl, das Weitere abzuwarten und verschwand. Kurz darauf kommt ein Polizeisoldat und fragt den Stromer, waS er wolle. „Ich bin wegen Bettelns verhaftet worden,' lautete die prompte Antwort. Die Polizei verstand nun keinen Spaß, sondem führte den Verhafteten dem K. Oberamt vor, und derselbe sitzt jetzt hinter Schloß und Riegel. Der Faschingslandjäger aber erwartet sicherlich keine Prämie für seine Dienstleistung.
Unterhaltender Heil.
Schwer geprüft.
Roman von Georg Gertz.
>, 10 . Fortsetzung.^
Im Jnsurgentenlager.
Bier Monate waren seit den letzten Ereignissen vergangen. Der Frühling war ins Land gekommen.
In Bosnien und der Herzegowina war wieder einmal der Kampf gegen den verhaßten Halbmond aufs neue entbrannt und Alt und Jung griff zu den Waffen, um für die Befreiung des gesiebten Vaterlandes vom türkischen Joche zu kämpfen. Seit fünfhundert Jahren hat sich in größeren oder kleineren Zwischenräumen das allen Südslaven gemeinsame Streben nach kräftigerer Einigung der getrennten Stämme des einstigen großserbischen Reiches geltend gemacht. Unzähligemal versuchten die Bosnier, ihre Selbständigkeit wiederzuaewinnen, leider immer vergeblich. Aber so oft sie sie sich erhoben, durften
sie auf die Teilnahme uud Hilfe der Bruderstämme rechnen. Auch bei dem jetzigen Aufstande war dies der Fall. Aber nicht nur an den Grenzen von Bosnien und der Herzegowina, sondern weit darüber hinaus, gab sich eine begeisterte Teilnahme für diesen Kampf zu erkennen. Ueberall in Kroatien, wie in Dalmatien, in Serbien und Montenegro wurden die flüchtigen Familien der im Felde stehenden Insurgenten brüderlich ausgenommen und die Verwundeten gepflegt. Auch von Wien und St. Petersburg waren Sanitätszüge mit Aerzten und Krankenpflegerinnen unter dem Zeichen des roten Kreuzes hier eingetroffen. Aber nicht nur durch zahlreiche Aufnahme der flüchtigen und Verwundeten, durch werkthätige Unterstützung mit Geld und Kleidern, mit Waffen und Munition äußerte sich das Gefühl der slavischen Zusammengehörigkeit gegenüber den schwerwiegenden Ereignissen im illyrischen Dreieck. Von der Adria bis zur Newa strömten begeisterte Männer dem Schauplatze der Insurrektion zu und selbst aus Italien, Frankreich, England und Deutschland fanden sich thatendurstige Männer und Jünglinge ein, welche ihr Leben für die Befreiung des bedrängten Volkes wagen wollten.
Von drei verschiedenen Punkten gingen die Aufständischen gegen die Türken vor. Im Süden, in der Umgebung von Novi Bazar, hatte Marko Babitsch ein Korps gesammelt, im Südwesten stand Luka Petkowitsch bei Mostar an der Neventa und im Norden, in dem Waldgebirge, welcher als nördlicher Ausläufer des Balkans den ganzen Norden Bosniens durchzieht, hatte das Korps Hubmayers sein Lager aufgeschlagen und trug von hier aus Schrecken und Verwüstung in die Ebene ringsum. Denn in dieses Labyrinth von Wald und Berg vermochten ihnen die türkischen Soldaten nicht zu folgen.
Hier finden wir Leutnant Miller wieder. Als er vor vier Monaten von Danzig abgereist war, hatte er sich zunächst nach Oesterreich begeben, um dort wieder Dienste zu nehmen, allein ehe er sein Vorhaben noch ausführte, hörte er von der soeben stattfindenden Erhebung Bosniens und der Herzegowina gegen türkische Vergewaltigung und schnell war sein Entschluß gefaßt, sich an diesem heiligen Kampfe zu beteiligen. In der gedrückten Gemütsstimmung, in der er sich befand, war ihm nichts erwünschter, als sich Hineinstürzen zu können in ein wildes Kampfgewühl. Wenn er fiel, was lag daran, war doch der Tod auf dem Schlachtfelde ein ehrenvoller und zuweilen wünschte er, daß eine mitleidige Kugel seinem Dasein ein Ende machen möchte. Denn nicht nur der Schmerz über seine so heimtückisch ihm zerstörte Existenz warf seine dunklen Schatten auf seinen Lebensweg, stärker noch wühlte in seinem Herzen der Schmerz um sein verlorenes Liebensglück.
Ss ging er denn kurz entschlossen nach Bosnien und trat als Freiwilliger in das Korps Hubmayers ein. Seiner Intelligenz und militärischen Bildung, verbunden mit einer todes- verachtenden Kühnheit gelang es bald, die Augen der Offiziere auf sich zu lenken. In mehreren Gefechten hatte er sich rühmlich hervorgethan und als er bei der Erstürmung einer türkischen Schanze mitten durch das feindliche Feuer bis an die Palisaden vordrang und den Pulversack daranlegte, um so den stürmenden einen Weg zu bahnen, da war sein Rnhm in aller Munde. Noch auf dem Schlachtfelde ernannte ihn Hubmayer zum Offizier und nahm ihn in seinen Stab auf.
Es war ein herrlicher Frühsommerabend. Das Lager der Abteilung, welcher der Stab des Jnsurgentenchess zugeteilt war, befand sich auf einer langestreckten Waldwiese, die tief eingesenkt zwischen hohen Felsen, wie in einem Kessel dalag. Es war ein sicherer Platz, den der Führer sich zu seinem Lager ausgesucht hatte.
Heute herrschte Ueberfluß im Lager, denn eine Deputation von Landleuten hat eine Menge Proviant gebracht. Dieselbe nimmt am Mahle im Zelte des Chefs teil. Es sind meist alte, würdige Männer, denen der Jahre Last nicht mehr erlaubt, sich thätig am Kampf zu beteiligen. Nur ein junger Mann ist darunter, in der reichen Kleidung der bosnischen Adeligen. Aber er wird mit etwas scheelen Blicken von den Offizieren
angesehen, denn er hätte doch in das Heer eni- treten können. Man fragte sich, aus welche«, Grunde er dies unterlassen, da er, nach sein«, Reden zu urteilen, ein eifriger Patriot w« !
Unter lebhafter Unterhaltung ging d«z ! Mahl vorüber. Dann wurden die Becher der. teilt und bald perlte feuriger Ungarwein dar,« den man türkischen Kaufleuten abgenommen hatte Bei dem edlen Rebensäfte wurden auch die ernste« Männer lebhafter, alte Erinnerungen wurde« wieder lebendig in ihnen und bald begannen s« zu erzählen von Leid und Freud, von Kamp und Sieg früherer Aufstände.
Da erhob sich Hubmayer, der kühne M verwegene Anführer der Insurgenten. Er js> von hoher, starker Gestalt, seine GesichtsH tragen den Stempel der Intelligenz und Energie Seine Kühnheit und Tapferkeit stand noch,« gutem Andenken und so wurde er zum Chef einet Korps ernannt. In dieser Stellung wußte« sich schnell die Achtung und Liebe seiner Soldat!« zu erwerben, so daß sie in seine Führung W bedingtes Vertrauen setzten.
„Meine Brüder! haltet die Becher in Be, reitschaft,' so hob er an. Und als die Kriegei ihre Becher gefüllt, fuhr er fort: „Meine Freunde! Einigkeit macht stark und im Bertram auf die Einheit seiner Interessen hat das bol- nische Volk sich jetzt von neuem erhoben, ur, seine Freiheit zu erkämpfen. Laßt uns trink« auf die Freiheit, daß sie endlich errungen werde und mit ihr anbreche das Morgenrot einer nene» Zeit. Es lebe die Freiheit!"
Und die Offiziere sprangen auf, schlüge« an ihre Säbel und riefen „Zivio", daß es weit- hin wiederhallte im Lager. Klirrend stießen sie mit den Bechern aneinander und leerten dieselbe« bis auf den Grund.
Eine Weile herrschte tiefes Schweigen. W allmählich begann die Unterhaltung wieder i, Fluß zu kommen und jeder gab eine Geschichte zum besten, ein Kriegsabenteuer, ein Stückchen, welches die Grausamkeit der Türken grell bi leuchtet und dergleichen.
Auch ein alter Kapitän hatte von se«! Erlebnissen erzählt, und alle hatten der span» den Erzählung gelauscht, aber keiner hatte bi Absicht erkannt, mit welcher der Kapitän gereck eine türkische Kriegsbegebenheit, in welcher « Verräter eine Rolle spielte, herausgegriffen HM Nur Oberst Hubmayer erriet den wahren Beweg« grund. Igor Mankiewitsch, der junge Adelig!, erschien beiden verdächtig, sie fürchteten, daß« ein Türkenfreund und nur ins Lager gekommen sei, um Erkundigungen einzuziehen. Er soll!« durch diese Geschichte gewarnt und wenn möglich auf den richtigen Weg zurückgeführt werden, im dem ihm das Los eines Vaterlandsverräters M Augen geführt wurde.
Stille herrschte rings im Kreise. Jed« hing seinen eigenen Gedanken nach. Es «: schon spät geworden, Mitternacht war nicht nich fern. Die Männer erhoben sich und verließ« das Zelt ihres Anführers.
Auch unser Leutnant Miller ging. Ai« vor seinem Zelte blieb er stehen und blickte him auf zum Monde, der still und ruhig seine zog, die fernen Gipfel des Balkans in sei» silbernes Gewand hüllend. Seine Gedanke» schweiften weit, weit hinweg, zur große« nordischen Handelsstadt, wo sie weilte, die einzig Geliebte. !
„Martha!" Das war das Losungswort, der Anfang und das Ende all seiner Gedanke« s Lauschte er den melancholischen Weisen der, Krieger, schien ihm eine jede entgegen zu klageir I „Martha!" Zitterte der Sonnenstrahl ans da; leicht bewegten Welle des Baches, so glitzerte nnb murmelte eine jede: „Martha!" Stand er >
Mondenlicht und schaute hinauf zu den SpW des Balkans, so zitterten die Strahlen Mondenlicht: „Martha!' l
„Ach, daß ich Dich vergessen könnte," seufzt* I er vor sich hin. „Aber nein, nein, ich will ^
vergessen, ob ich's gleich könnte. Zwar werbt ich Dich nie mein eigen nennen dürfen, kei« Hoffnungsstern leuchtet mir mehr, aber mei« Liebe zu Dir wird nie erlöschen, ich werde Nch lieben bis zum letzten Hauche.
«Fortsetzung folgt.)
Retzattiou, Dm« mrd «erlag von L. Meeh in Neuenbürg.
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Morgens 9 Uhr Herrenalb.
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Freitag den 23
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Morgens 8 Uhr und Calmbach.
Morgens 8 Vs l und Langenbrand.
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Morgens 8 Uhr berg, Unterlengenhardt
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Morgens 8 Uhr rennach.
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