14
'ins Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 5. Januar. Die hiesige Oberamts s Parkasse war im verflossenen Weihnachtsmonat wieder sehr frequentiert. So wurden allein an den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr in 629 Posten 33859 eingelegt. Auch im Ucbrigen hat die Kasse im verflossenen Jahr wieder einen erfreulichen Aufschwung zu verzeichnen, insofern der Ueberschuß der Einlagen über die Rückzahlungen rund 90000 c/A. beträgt. Hiezu kommen noch rund 50 000 ,/ä Zinse, die als nicht erhoben zum Kapital geschlagen werden. Damit ist die 2. Million der Aktiven der Kasse voll geworden. Während es zur Vollendung der 1. Million seit der im Jahr 1853 erfolgten Gründung der Kasse bis Januar 1892 etwas mehr als 38 Jahre bedurfte, war zur 2. Million nur ein Zeitraum von nicht ganz 8 Jahren nötig. In letzterem Zeitraum hat sich die Einleger- (Mitglieder) Zahl von 4500 auf 6400 gesteigert. In den 1880er Jahren betrugen die jährlichen Einlagen noch durchschnittlich 150000 in den letzten Jahren aber regelmäßig über 400000 -/A Der jährliche Umsatz ist in dieser Zeit von durchschnittlich 540000 ^ auf über 1300 000 gestiegen. Ende 1897 nahm die hiesige Kasse unter 59 Sparkassen des Landes mit dem Aktiv- Vermögensstand die 28., mit der Einlegerzahl aber die 12. Stelle ein. Dieses Verhältnis dürfte sich inzwischen noch zu ihren Gunsten verschoben haben. Der Einwohnerzahl nach stand der Bezirk Neuenbürg 1895 im Lande an 37. Stelle. Dieser Vergleich berechtigt zu der befriedigenden Feststellung, daß der Sinn für Sparsamkeit im Bezirk Neuenbürg verhältnismäßig gut entwickelt ist. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, daß diese edle Tugend immer mehr erkannt werde.
f Kapfenhardt, 6. Jan. In dem Ortsteil, der erst vor 3 Jahren nach dem großen Brand neu erstanden ist, brach gestern abend s,si7 Uhr abermals Feuer aus. In der Scheuer des Wohn- und Oekonomie-Gebäudes Nr. 18, dem in Pforzheim als Ausläufer bediensteten Wilhelm Schwarz gehörig, geriet auf unaufgeklärte Weise der Heuvorrat in Brand, während die Frau des Hausbesitzers und deren Vater im anstoßenden Stall beschäftigt waren. Ob eine Fahrlässigkeit, etwa mit der Laterne mit untergelaufen ist oder ob Brandstiftung von ruchloser Hand vorliegt, konnte noch nicht festgestellt werden. Wie so manchmal, so war auch in dem Schwarzschen Hause die Scheuer auf der Rückseite durch einen nur von außen geschlossenen Laden zugänglich, weshalb der Gedanke an vorsätzliche Brandstiftung nahe liegt. Trotzdem die Feuerwehren von Kapfenhardt und Bieselsberg rasch zur Stelle waren, konnten sie doch nur das massive Erdgeschoß des Gebäudes retten. Das Feuer fand, nachdem es das Wohnhaus ergriffen hatte, in den großen Holz- und Reisigvorräten reichliche Nahrung. Die sechs Kinder des W. Schwarz, im Alter von 9 Jahren bis zu 6 Wochen, die alle krank zu Bett lagen, wurden, nur mit den Hemdchen bekleidet, in Nachbarhäuser geflüchtet, weshalb nun große Gefahr für die Verschlimmerung ihres Zustands besteht. Der Gebäudeschaden wird sich auf über 4000 belaufen; der Mobiliarschaden ist ebenfalls bedeutend, da die geretteten Gegenstände stark beschädigt sind; doch ist der Abgebrannte versichert.
O Neuenbürg, 7. Januar. In wohlgelungener Weise schloß der „Liederkranz" gestern die Reihe der hiesigen Weihnachtsfeiern durch eine sehr zahlreich besuchte Abendunterhaltung ab. Männerchöre, dramatische Stücke und Vorträge des Wildbader Terzetts folgten einander in schöner Abwechslung. Unter dem strahlenden Chrislbaum stimmte der Verein unter Leitung des Hrn. Schullehrer Beutler den majestätischen Ehor: „Gott, der Weltenschöpfer" von Schubert an. Später folgten „Sturmbeschwörung", „Der König von Thule" und ein österr. Volkslied, welche Chöre dankbar ausgenommen wurden. Das Theaterstück „Zweimal verheiratet" bot den Frl. Fauth, Weik und Wilhelm, sowie den HH. Klauser, Schäle und Kaufmann
Gelegenheit, ihr dramatisches valent zu zeigen. Es wurde wirklich flott gespielt, insbesondere von dem nach Liebe schmachtenden Vertreter des Hauses „Berger, Vater u. Sohn" (Hrn. Schüle) und seiner eine wahre Komödie von Irrungen anzettelnden Rosa (Frl. Weik), ebenso von dem trotz seiner Weißen Haare noch zu allerlei Thor- heiten aufgelegten Lebemann Tönnchen (H. Klauser) und seiner hinter die Schliche ihres Nickelchen kommenden Rosaura (Frl. Wilhelm). Viel Heiterkeit brachte außerdem der „Juuggesellen- streich" (gegeben durch die HH. Klauser, Rempfer und Pfrommer) und „Jtzig Tulpenthal" (Klauser) Ein eben von Berlin im Hause des Bereinsvorstands angekommener Phonograph gab trotz anscheinender Heiserkeit, die er sich wohl aus der weiten Reise geholt, einige Stücke zum Besten. Hohen Genuß boten die wirklich künstlerischen Vorträge des Wildbader Terzetts. Wuchtig erklang der ein-, leitende Marsch, virtuos wurde die Tell-Ouver- türe, die Jnterduktion und der Brautchor aus Lohengrin wiedergegeben, und mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten die Anwesenden der fein abgetönten Paraphrase über „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten." Schon längst hatte der reich ausgestattete Gabentempel allerlei Wünsche wachgerufen, sie ließen sich nicht mehr zurück- drungen. Also zum Glückshafen! „Wer setzt, der gewinnt" — oder auch nicht. Fortuna ist sehr launisch, wie männiglich bekannt, sie war es auch an diesem Abend. Frohe Mienen — schiefe Gesichter. Doch nicht lange dauerts, so dreht sich eine fröhliche Gesellschaft leichtfüßig im Kreise, und das hat mit ihrem Walzer „die blaue Donau" gethan.
Calw, 5. Januar. Die Mitglieder des Gemeinderats hielten gestern abend im Gasthaus zur Kanne bei ihrem Kollegen Frohnmeyer eine gemütliche Abschiedsfeier anläßlich der Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches und der dadurch bedingten Aenderungen in der Thätigkeit und den Geschäftsaufgaben der bürgerlichen Kollegien ab. Alte Einrichtungen machen neuen Platz. Es war somit ein Abschied vom alten Geschäftsbereich und Kollegium und eine Feier zum Wendepunkt des neuen Jahrhunderts. Seit 1867 fand kein Abschiedsessen mehr statt. Die Feier, in deren Verlauf Hr. Stadtschultheiß Haffner der Stadt Calw ein Hoch weihte, verlief in anregender Unterhaltung aufs schönste.
(C. W.1
Calw, 5. Januar. Bei dem andauernd wesentlich erhöhten Bankzinsfuß und der erheblichen Inanspruchnahme der Kasse hat sich die Kreditbank für Landwirtschaft und Gewerbe genötigt gesehen, den Zinsfuß in laufender Rechnung vom 1. Januar 1900 bis auf Weiteres um ffr Prozent zu erhöhen.
Pforzheim, 7. Jan. Der Mechaniker R. ist unter Mitnahme einer großen Summe Geldes verschwunden. Der Grund hiezu soll eine gerichtliche Klage sein, die gegen ihn anhängig ist.
Deutsches Aeich.
Die erste Woche des neuen Jahrhunderts stand speziell für Deutschland ersichtlich unter dem Eindrücke des Jahrhundertwechsels, wie sich dies namentlich in der glanzvollen Feier der Jahrhundertwende am kaiserlichen Hofe zu Berlin zeigte. Auch die schwungvolle Rede des Kaisers bei der militärischen Jahrhundertfeier im Berliner Zeughause und sein Erlaß an die Armee, in welchen Kundgebungen der erlauchte Monarch einen Rückblick auf den politischen und militärischen Verfall Preußens und Deutschlands vor hundert Jahren mit dem stolzen Gedenken der herrlichen Erstehung des neuen Reiches verbindet, sind direkt durch den Jahrhunderwechsel veranlaßt worden. Ebenso hängt mit diesem bedeutsamen Ereignisse die Schaffung eines neuen sichtbaren Symbols der militärischen Einheit Deutschlands zusammen, der Fahnenbänder nebst Spangen, welche am Neujahrsfeste den Fahnen und Standarten aller deutschen Truppenkontingente verliehen worden sind. König Wilhelm von Württemberg hat bei Verleihung der Säkularspangen an die in Stuttgart versammelten Deputationen des württembergischen Armeekorps Veranlassung genommen, in besonders begeistern
den Worten das neue Reich zu feiern und hierbei zur entschlossenen Verteidigung der schwer errungenen nationalen Güter des deutschen Volkes aufzufordern.
Es ist, als ob es die Engländer darauf anlegten, Deutschland herauszufordern. Nun haben sie bereits den dritten deutschen Dampfer, den Reichspostdampfer „General", ungehalten, durchsucht und zum Löschen seiner Ladung gezwungen, ohne daß man etwas von Contrebande erführe. Und zwar geschah dies fern vom Kriegsschauplatz, im englischen Hasen zu Aden. Es ist Zeit, daß man bald weiß, was unsere Regierung gegenüber diesen Gewaltakten erreicht hat. Die deutsche Kolonialgesellschaft erläßt bereits einen Aufruf gegen die Vergewaltigung deutschen Privateigentums zur See, erblickt darin ein Zeichen englischen Uebermuts und fordert zu öffentlichen Kundgebungen auf. Das Reutersche Bureau hatte aus London gemeldet: Die Regierungen von Großbritannien und von Deutschland führen „freundschaftliche" Unterhandlungen, betr. die Beschlagnahme des „Bundesrat." Bon deutscher Seite wird aber hierzu nach zuverlässigen Erkundigungen bemerkt, daß 1. die Verhandlungen nicht in Berlin, sondern in London geführt weroen, und daß 2. die deutsche Regierung gegen das Vorgehen der englischen Marinebehörde gegen Schiffe der deutschen Ost- afrika-Linie sofort Einspruch erhoben hat.
Werder bei Potsdam, 6. Januar. Ein Doppelmord wurde in der Nacht zum Donnerstag hier ausgeführt. Am Mittwoch abend gegen 8 Uhr erschien ein dem Arbeiterstande angehörender Mann mit seiner etwa 25 Jahre alten Ehefrau und einem etwa vier Wochen alten Kinde in dem Gasthof von E. Jacob und ersuchte um Quartier, wobei der Mann erklärte, daß er sich am nächsten Tage nach Arbeit Umsehen wolle. Am Donnerstag morgen um 7 Uhr ging dann der Mann fort, um angeblich Arbeit zu suchen, wobei er dem Dienstmädchen sagte, es möchte seiner Frau und dem Kinde etwas später den Kaffee bringen. Als dies nach eurer Stunde geschah, bot sich dem Mädchen in dem Schlafzimmer ein schrecklicher Anblick dar. Die Frau lag tot im Bette und neben derselben, gleichfalls tot, das Kind. Es wurde festgestellt, daß der Mann seine Frau mit der Schnur eines Sporthemdes wahrscheinlich im Schlaf erdrosselt hat, während das Kind lediglich mit den Händen erwürgt war. Die Ortspolizei ermittelte, daß der Mann bei einem Althändler Berger seine Uhr versetzt hatte. Aus der Uhr stellte man den Namen des Gesuchten fest und schon im Lause des Nachmittags ergriff man ihn selbst in Potsdam. Der Mörder ist ein Arbeiter Hermann Koeberle, zu Ober-Langenseifers- dorf in Schlesien 1875 geboren. Er räumt ein, die Frau mit einer Schnur erdrosselt zu haben, will dagegen an dem Tode des Kindes unschuldig sein. Dieses sei von der Mutter erwürgt worden, und er habe gerade deshalb in der Aufregung die Frau getötet. Diese Darstellung glaubt man Koeberle nicht. Er hat sie Wohl nur erfunden, um sich zu entlasten.
Ueber einen eigentümlichen Fall von Gasvergiftung wird aus Atzbach im Kreise Wetzlar berichtet: Während des Gottesdienstes am ersten Weihnachtsfeiertag brachen plötzlich innerhalb ganz kurzer Zeit 20 Kinder und zwei Erwachsene in der Kirche ohnmächtig zusammen. Infolge der entstandenen Panik leene sich die von etwa 400 Personen gefüllte Kirche rasch, und zu Hause wurden noch etwa 20 Personen von Ohnmachtsanfällen heimgesucht, während fast alle übrigen Besucher des Gottesdienstes über Kopfschmerzen zu klagen hatten. Es lag Vergiftung durch Kohlenoxyd gas vor, das aus der Rohrleitung im Innern der Kirche infolge des Schneegestöbers keinen rechten Abzug gefunden hatte.
Bisch Weiler, 5. Jan. Ueber das bereits gemeldete Eisenbahnunglück geht uns von einem Augenzeugen noch folgender ausführlicher Bericht zu: Der heute mittag von Ludwigshafen nach Straßburg gehende 1). Zug fuhr gegen 2 Uhr mittags auf dem hiesigen Bahnhofe infolge falscher Weichenstellung von hinten auf einen auf dem Rangiergeleise stehenden Güterzug. Die
Maschine fuhr auf e Waggon, und sofort Flammen. Auch die Postwagen brannten, beamte, welche infol liegenden brennender rettet werden konnte: blick gewährte es, zu die an ihren Füßen loh brannten, sich a infolge der über ihn konnten. Ein hiesig! glücklichen zu rette: Trümmer kroch, muf bald wieder hervorge, bürg lief bald ein f fällig beschäftigter namens Hauptmann: gefahr die Ventile d so die befürchtete Ex^ und Maschinist sprang und wurden schwer i bracht. Reisende sii Materialschaden ist hatte gemerkt, daß sict Geleise befand, und reits zu spät. Jmn noch größeres Unglü
Heidelberg, jetzt vollständig eisfr fahrt zwischen Mann ausgenommen werden schon seit einigen Tc Hochwassergefahr ma Plan der Dampfsch zu neuem Leben erst sellschaft hat nämlich Generalvers ammlung beschlossen, den Gi zwischen Heidelberg Daimler-Motorbooi Mitteln zu lassen, nehmen sich bewährt, Boot angeschafft wei
Heidelberg, Bismarcksäule, d soll, sind bisher 80< trägen eingegangen.
In Neudorfstöckige Seitenflügel gelegenen Neubau sowie ein Werkführe den Trümmern herv
Fahrradindi Weltausstellung wird durch sechs crstklassff sich zu einer ge me Erzeugnisse verbünd folgende Fabriken: ! Werke, Brennabor- stein, Brandenburg und Eisengießerei, Dresden, Adler-Fa Kleyer, Frankfurt a. I und Fahrradfabrik, feld, Wanderer-Fah; u. Jänicke, Chemnitz, glückliche Idee und > die deutsche Fahrrad der Nationen glanze
M
Ulm, 7. Jan. schaft" hat H. Ober Anerkennung seiner g gesellschaftliche Leben, des Saalbaues zum ihm durch eine Dep geführtes Diplom ü
Ravensburg einer ganzen Bande Diebe auf die Spm letzten Zeit in Wirts Häusern ihr schlimme« selbst einen Waffenlo daraus Revolver ui Mehr als 50 Fälle teils noch schulpflich entwachsen sind, zur! sichrer wurden verhc