indem sie auf 1. Dezember abgebrochen wird. Gleichzeitig soll auf diesen Termin die erstellte Notbrücke dem Verkehr übergeben werden.
Tübingen, 27. Okt. Gestern nachmittag 4 Uhr passierte das letzte Floß reich geschmückt unsere Stadt. Mit diesem hat die Flößerei in Wüttemberg ihren Abschluß gefunden. Um dieses Geschehnis in möglichst feierlicher Weise zum Ausdruck zu bringen, bereitete die hiesige Studentenschaft den Flößern in ausgiebigster Weise eine Ovation, wie sie noch selten hier erlebt wurde. Schließlich begleitete eine stattliche Anzahl Studierender das Floß noch bis Kirchentellinsfurt, allwo sie von den Flößern durch ein kräftiges „Zockele sperr!" Abschied nahmen.
(Warnung.) Der württembergische Schutzverein für Handel und Gewerbe schreibt uns: Wir haben schon im Monat August d. Js. in der hies. Presse sowohl als auch in unserem Vereinsorgan „Die Geschäftswehr" vor den Coupons-Verkaufs-Systemcn Gella, Hydrau u. s. w. unter Darlegung der auf Ausräubung des Publikums gerichteten „Geschäftsprinzipien" derartiger Firmen gewarnt. Wie wir neuerdings erfahren, sendet nunmehr die Gella-Vertriebsgesellschaft in Berlin an zahlreiche Personen in württ. Orten ohne vorgängige Bestellung Prospekte mit der Aufforderung zum Kauf solcher Coupons. Wir sehen uns' deshalb genötigt, das Publikum wiederholt davor zu warnen, sich mflhdem Schwindel einzulassen. Nähere Auskunft iÄer diese „Verkaufssysteme" erteilt auf Verlangen die Geschäftsstelle des Württ. Schutzvereins für Handel und Gewerbe in Stuttgart (Kanzleistraße 50).
Stuttgart, 24. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben wurden: 25 Ochsen, 104 Farren, 130 Kalbeln und Kühe, 222 Kälber, 481 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen, 34 Farren, 68 Kalbeln und Kühe, — Kälber, 27 Schweine. Erlös aus ffr ÜA Schlachtgewicht: für Ochsen 67—70 ^ff, für Farren 52—57 für Kalbeln und Kühe 56—62 ^s, für Kälber 66—78 .ff, für Schweine 50—60 ^ff.
Herrenberg, 25. Oktober. Der heutige Viehmarkt war befahren mit 138 Ochsen, 122 Kühen und 258 Stück Jungvieh. Es waren viele Käufer am Platze und ging der Verkauf im ganzen genommen flott von statten, namentlich war Fett- und Jungvieh sehr gesucht, während weniger Nachfrage war nach Ochsen; trächtiges Vieh und Milchkühe waren dann wieder ziemlich begehrt. Die Preise sind gegen vorigen Markt steigend. — Auf dem Schweinemarkt waren aufgestellt 464 Stück Milchschweine und 303 Stück Läufer, der Verkauf ging gut und bei — gegen letzten Markt gleichen Preisen, Milchschweine kosteten 20—28 Läufer 40—96 das Paar.
Weinpreiszettel vom 27. Ott.
Preise Pr. 3 Hektoliter.
Weinsberg. Die hiesige Weingärtner-Gescllschaft erzielte bei ihrem heutigen Verkauf folgende Preise: Clevner 121—130 Trollinger 111 - 1l7 Schwarz- Rißling 101—110 weiß Rißling 91—101 ^.Weißwein 71—79
Neckarsulm. Die heutige Weinversteigerung der Weingärtnergesellschaft Neckarlülm war ziemlich gut besucht. Die Preise sind im Verhältnis zu 1895 sehr hoch. Clevner kostet im Durchschnitt 360 schwarzer Riesling 1 270 II 180 „6, rotes Gewächs 250 weißer Rießling I 275 Weißwein I 190 II ISO
Ausland.
Paris, 27. Okt. Der „Figaro" teilt mit, daß Kaiser Wilhelm angeordnet habe, mit einem Teil der von Friedrich dem Großen erworbenen Bildern französischer Meister, die sich gegenwärtig in den Schlössern zu Berlin und Potsdam befinden, drei Säle des deutschen Ausstellungspavillons auszuschmücken. Das Blatt bemerkt dazu, dieser Gedanke des deutschen Kaisers, der eine Huldigung für die französische Kunst bedeute, werde in Frankreich gewiß als Zeichen freundlicher Gesinnung viel bemerkt werden.
In Frankreich sehen wir das wundersame Schauspiel eines in entgegengesetzter Richtung thätigen Ministeriums: einmal den Kriegsminister General Gallifet eifrig bemüht, durch allerlei Reformen, wie neuerdings noch durch das Dekret über die Neugestaltung des obersten Kriegsgerichts, die Armee zu kräftigen, anderseits seine sozialdemokratischen Kollegen Millerand und Baudin
nicht minder eifrig an der Arbeit, die sozialdemokratischen Arbeiter-Bataillone zum Ansturm Wider das Bestehende marschbereit zu machen. Als neueste Maßnahme letzterer Art darf die Vorlage genannt werden, welche bezweckt, den Berufssyndikaten die Rechte einer juristischen Person zu verleihen und ihnen überhaupt eine ungehinderte Wirksamkeit zu ermöglichen. Das heißt nicht anders, als daß den Todfeinden des bestehenden Staates, den sozialdemokratischen Arbeiter-Vereinigungen, die Anerkennung eben dieses Staates zu teil werden soll.
In England ist der Freudentaumel anläßlich der anfänglichen britischen Waffenerfolge gegenüber den Buren rasch wieder vorübergegangen. Denn selbst die vorsichtigsten Depeschen vom südafrikanischen Kriegsschauplätze können die Wahrheit nicht mehr verschleiern, daß diese englischen Siege über Gebühr aufgebauscht worden sind und daß sich schließlich die Engländer in Natal doch in einer kritischen Lage befinden müssen; einstweilen tröstet man sich damit, daß nach Ankunft der englischen Truppenverstärkungen auf dem Kriegsschauplätze die Offensive der Buren rasch ein Ende nehmen werde. Sensatioon erregen, wie schon die erfolgte Einziehung der Milizen, in England die Maßnahmen der englischen Regierung zur See. Ein stattliches Geschwader, aus 8 großen Panzerschiffen und 5 Kreuzern bestehend, wird zunächst nach Gibraltar abgehen, vermutlich, um von dort aus die Bewegungen des französischen und des russischen Geschwaders im Mittelmeere zu beobachten. Auch geht das Gerücht, es sei die Einberufung eines Teiles der englischen Reserveflotte beabsichtigt. Wie man auf dem Kriegsamte zu London selber zugiebt, haben die Buren eine englische Husarenschwadron gefangen genommen.
Auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze haben die ursprünglichen Schlappen, welche die Buren bei Glencoe und Elands Laagte verzeichnen mußten, deren weiteres Vordringen in Natal nicht zu hindern vermocht. Speziell stellt sich als Resultat der weiteren Kämpfe bei Glencoe heraus, daß die dort unter General Aule stehenden englischen Streitkräfte diese strategisch wichtige Position endlich haben räumen müssen; anscheinend ist es General Aule gelungen, sich auf seinem Rückzuge mit der bei Ladysmith zusammengezogenen englischen Hauptmacht unter General White zu vereinigen. Der Oranjefreistaat wie Transvaal haben bereits die ersten Annexionen vollzogen. Elfterer hat, wie eine Proklamation des Präsidenten Steijn besagt, das nördlich vom Vaalflusse gelegene Gebiet der Kapkolonie annektiert, während von Transvaal laut einer Proklamation des Präsidenten Krüger Griqualand und Betschuanaland annektiert worden sind. Der britische Kommandant in Kimberley erließ eine Gegenproklamation. Ein starkes Burenkommando marschiert auf Melmoth im Zululand.
Die verfrüht gemeldete Bereinigung der von Glencoe auf Ladysmith zurückgegangenen Abteilung des Generals Aule mit der Hauptmacht unter General White ist nun in der That vollzogen, lieber die Kämpfe, die den Rückzug Jules veranlaßt haben, liegen auch bis jetzt nur höchst dürftige Nachrichten vor. Verschiedene Meldungen aus Prätoria bringen in ihrer knappen Fassung ebenfalls wenig Neues. Die Lage auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist nunmehr die, daß die auf Ladysmith zurückgedrängten britischen Streitkräfte dort den vereinigten drei Kolonnen der Buren gegenüberstehen. Die Zahl der englischen Truppen wird auf 12000 Mann angegeben, darunter 4 reguläre Kavallerieregimenter und die berittenen Natal- Freiwilligen, mit sechs Feldbatterien und einer Gebirgsbatterie. Die Stärke der Burentruppen ist nicht genauer bekannt, da die Angaben darüber sehr auseinandergehen. Jedenfalls aber sind sie den Engländern an Zahl beträchtlich überlegen. Man muß aber bedenken, daß die englischen Truppen sich in Ladysmith eine starke Verteidigungsstellung geschaffen haben, deren Widerstandsfähigkeit durch die überlegene Artillerie der Engländer noch erhöht wird.
Aus Pretoria, 4. Oktober, also kurz vor Beginn des Krieges, 'schreibt man der Allg. Ztg.:
Hier herrscht die größte Begeisterung. Wer diesen Ausbruch des Patriotismus in unserer kleinen Hauptstadt nicht mitgemacht hat, der hat viel ! verloren. Man kann für oder gegen Transvaal sein, aber Freund und Feind muß die männliche Haltung der Buren anerkennen! Schreiber dieser Zeilen war im Jahre 1870 in Paris, als der Krieg mit Preußen ausbrach und kann einen Vergleich aufstellen zwischen dem ruhigen, frommen Verhalten dieser Nachkommen der tapferen Hugenotten, und jenen siegestrunkenen oder richtiger betrunkenen Franzosen, die damals das lächerliche „a Loriin" aus voller Kehle brüllten. Die Buren prahlen nicht, sie unterschätzen gewiß nicht die Stärke der Engländer, aber sie gehen dennoch mutig in den Kampf für ihr Land und für ihre Sprache und Unabhängigkeit und entsagen ohne Bedauern ihren schönen Stellungen und ihren Familien, um auf dem Felde der Ehre als Männer ihre Pflicht zu thun.
Vermischtes.
Im Schorenwäldchen bei Basel wurden 3 junge Bürschchen bei der Beuteverteilung überrascht. Es stellte sich heraus, daß die Waren von einem Einbruchsdiebstahl aus einer Billa herrührten. Es befanden sich darunter goldene und silberne Tafelgeräte und eine Anzahl wertvoller alter Münzen.
Bei dem Mahl anläßlich der Hochzeit der , einzigen Tochter eines reichen Bauern in Pate s (Ungarn) stürzte plötzlich der Dorfschmied, der von der jungen Frau früher eine Absage erhalten hatte, mit der Axt in das Zimmer und spaltete der Frau den Schädel.
(Was alles gemacht wird, um Kunden anzulocken!) Ein Aachener Tuch-Versandhaus offeriert: „U. L. Um unfern Kunden entgegenzukommen, legen wir bei Bestellungen von -/A 20.— an das neue bürgerliche Gesetzbuch, komplett und hübsch gebunden, als Gratisgabe bei.
In Rohmatt, Amt Schönau, hat sich unter ! Direktion eines weiblichen Kapellmeisters, ! einer FrauSchweizer, eine Blechmusik gebildet.
(Vor dem Radler-Korso, j Mabel: „Was wäre nach Ihrer Meinung die schönste Dekoration für ein Bicycle?" — Bob: „Eine hübsche Radlerin."
Mutmaßliches Wetter am 29. und 30. Oktober.
l Nachdruck verboten.)
Während der ältere Luftwirbel über Skandinavien, dem nördlichen und mittleren Rußland noch stand hält, breitet sich der neue Luftwirbel im Nordwesten über ganz Großbritannien und die Nordsee aus, weshalb der mitteleuropäische Hochdruck binnen kurzem vollends . aufgelöst sein dürste. Für Sonntag und Montag ist deshalb bei ziemlich milder Temperatur zunehmende Bewölkung und auch schon zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.
Telegramme.
Eßlingen, 28. Oktbr. Reichstagswahl. Nach einem nunmehr uns vorliegenden Bericht erhielten bei der gestrigen Wahl: v. Geh (Deutsche Partei) 12 647, Brinzinger (Volksp.) 4489, Schlegel (Soz.) 7405 Stimmen; im Oberamt Urach fehlten aber noch 12 Gemeinden und in Nürtingen 1.
London, 27. Okt. Die Thronrede bei . der heutigen Vertagung des Parlaments gedenkt s rühmend den tapferen Truppen, welche damit ' betraut sind, die Invasion in der südafrikanischen Kolonie zurückzuweisen. Die Königin spricht ihre tiefe Trauer über den Tod so vieler braver Offiziere und Mannschaften, die in der Erfüllung ihrer Pflicht fielen, aus.
London, 27. Okt. Das Treffen bei Rietfontein zur Deckung des Rückzugs und des Marsches der Kolonne Aule erscheint neuerdings beträchtlicher, als anfangs ersichtlich war. General White mit 6000 Mann hatte die Hauptmacht der Oranjer gegen sich. Man erwartet hier für Samstag und Sonntag einen Hauptschlag gegen die Oranjer.
Mit einer Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.