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War. Doch sei überzeugt, Dora wird sich auch ohne den glänzenden Mammon vermählen, denn wer sollte ein Mädchen verschmähen, welches alle Vorzüge des Herzens und Geistes in sich vereinigt."
„Hm," bemerkte Fritz, rasch einen erstaunten Blick auf seinen Freund verwerfend, „laß das Deine Braut nicht hören, sie würde sicher nicht darüber erfreut sein."
Bei diesen Worten waren sie bei Max Bauulann's Behausung angelangt.
„Auf morgen also, und vergiß Deine Wette nicht," rief ihm Fritz noch nach. Damit trennten sich die Freunde.
Max Baumann war Buchhalter in einem der ersten Geschäftshäuser der Stadt und sollte bei seiner Verheiratung Teilhaber desselben werden. Da seine Eltern früh gestorben waren, so war er von nahen Verwandten erzogen worden. Das kinderlose Ehepaar liebte ihn wie einen Sohn und hatte ihn auch zum Erben eingesetzt.
^Fortsetzung folgt.)
Die Plagen eines Redakteurs.
Daß ein Zeitungsherausgeber-zu den geplagtesten Geschöpfen aus dieser schönen Erde gehört, ist sicher. Ec mag tbun, was er will, immer wird er da und dort anstoßen; es ist ihm unmöglich, allen Leuten gereckt zu werden. Jeder will etwas anderes, und stets will der eine das, was der andere nicht will. Als Beleg hierfür diene folgende Blutenlese, die der Redakteur des „Salzburger Tageblatts" in einer verzweiflungsvollen Stunde zusammengestellt hat: l) Wenn Sie sich etwas mehr mit den kommunalen Angelegenheiten beschäftigen wollten, so würden Sie Ihre Leser sehr verbinden. — 2) Hören Sie doch endlich auf mit Ihrer ewigen Rathausquasselei. Ein Abonnent. — 3) Ihr Papier ist so weich, daß man nichts darein einwickeln kann. Wenn Sie nicht baldigst usw. —- 4) Meine Frau benutzt die alten Zeitungen zum Fensterputzen. Könnten Sie nicht dafür sorgen, daß das Papier etwas weicher usw.
— 5) Ich interessiere mich nicht für Politik. Wenn Sie nicht den lokalen Teil ihrer Zeitung ausdehnen und dafür den politischen in die ihm gebührenden Schranken eindämmen, werdeich mich veranlaßtsehen usw. 6) Lassen Sie doch diese lokalen Klatschgeschichten, um die sich kein Mensch kümmert, und vergrößern Sie dafür den Kreis Ihrer politischen Korrespoirdenten, da ich sonst usw. — 7) Sie besprechen die einzelnen Vorkommnisse auf politischem Gebiet nicht ausführlich geling. Unsereiner, der von Politik nicht viel versteht, will sich doch nach der Zeitung seine Meinung bilden. Wenn Sie nicht usw. — 8) Lassen Sie doch die höchst überflüssige und langweilige politische Kannegießerei weg und bringen Sie doch die nackten Thatsachen. Jeder gebildete Mensch wird sich dann sein Urteil selbst formen usw. — 9) Ihr Blatt sagt mir sehr zu. Trotzdem werde ich, wenn Sie nicht alsbald einen landwirtschaftlichen Briefkasten einrichten, zu meinem größten Bedauern usw. 10) Warum vernachlässigen Sie die Dichtkunst. Ich bin gerne bereit, Ihnen meine Leier zur Verfügung zu stellen. — 11) Bei Ihrer bekannten Bereitwilligkeit, aus die Wünsche Ihrer Leser einzu- gehen, wird es nur dieser Bitte bedürfen, um Sie zu veranlassen, von nun an auch die Ziehungslisten der in- und ausländischen Lose, sowie sämtliche Staatspapiere zu verlautbaren. Es könnte gewiß manch anderer Ballast dafür wegbleiben, mit dem Sie Ihr Blatt beladen. In der sicheren Hoffnung usw. — 12) Nun bringen Sie gar die endlosen Zahlenreihen der verschiedenen Lotterien. Man wird ja ganz nervös, wenn man einen Blick daraus wirst. Ich glaube, es fehlt Ihnen an Stoff, Ihr Blatt zu füllen. Nehmen Sie doch mehr von dem Roman hinein. — 13) Diese saden Liebensgeschichten füllen bald eine Spalte Ihrer Zeitung. Das Zeug bleibt am besten ganz weg. — 14) Warum haben Sie die Versammlung des ... Vereins nicht ausgenommen? Sie wollen für Wahrheit und Recht kämpfen, aber unserm Vorstand, diesem Miniaturpascha, die Wahrheit zu sagen, das paßt Ihnen wohl nicht. — 15) Diese ewigen Nadelstiche. Sie scheinen gar keinen Respekt vor unserem Vereine zu haben. — 16) Warum bringen Sie so wenig Gerichtsverhandlungen? Das interessiert doch alle Leser und kann nur abschreckend wirken. — 17) Seit einiger Zeit berichten Sie über alle Strafgerichts-Verhandlungen. Halten Sie denn Ihre Leser für Kriminalftudenten, und wollen Sie der Jugend das Verbrechen einimpfen.
— 18) Warum bringen Sie denn nicht alle auf den spanisch-amerikanischen Krieg bezughabenden Mitteilungen? — 19) Verschonen Sie uns doch mit den langweiligen Nachrichten über das spanisch-amerikanische Geplänkel. Eine kurze Nachricht hierüber ist doch viel verständlicher. — 2V) Es wäre doch angezeigt, über die Teuselsinsel und das Leben des Dreyfus aus ihr eine ausführlichere Schilderung zu veröffentlichen. — 21) Lassen Sic uns bald mit dem ewigen Dreyfus-, Zola« und Esterhazy-Rummel in Ruhe. Dies liest ja doch kein Mensch usw. — Es gehört sicher ein guter Magen dazu, wenn man das alltäglich hinunterwürgen soll, aber mit der Zeit erweitern sich die Nerven des Redakteurs zu — Kabelsträngen. Und diese halten schon etwas aus.
Afrikanische Zeitungen. Mit den afrikanischen Zeitungeü beschäftigt sich ein Aufsatz in der „Dtsch. Kol.-Ztg." Schon seit einigen Jahren war man von seiten des Gouvernements bemüht gewesen, ein Zeitungs-Unternehmen für Deutsch-Ostafrika in Anregung zu bringen, und man konnte hierbei die glänzenden geschäftlichen Erfolge anführen, die die schon länger bestehende englische „Gazette" in Sansibar aufzuweisen hat. Als ein Zeichen des wachsenden Vertrauens auf einen gesunden wirtschaftlichen Fortschritt Deutsch- Ostafrikas kann es nur lebhaft begrüßt werden, daß nunmehr seit dem Frühjahr innerhalb des Schutzgebiets ein privates deutsches Zeitungsunternehmen, die „Deutsch-Ostafrikanische Zeitung" zu Stande gekommen ist, die von behördlicher Seite jede mögliche Förderung erfährt und der englischen Zeitung, wenn es deren Umfang auch natürlich bei weitem noch nicht erreicht, bereits tüchtige Konkurrenz zu machen beginnt. Der redaktionelle Teil der „Deutsch- Ostafrikanischen Zeitung" bietet in seinen größeren Artikeln und Lokalnachrichten ein unmittelbar aus dem Leben gegriffenes Bild von der Fortentwicklung des Schutzgebiets. In einer Nummer findet sich u. a. ein Leitartikel über den „Ruin des Schwarzen" durch die Pumpwirtschaft der indischen Krämer, gegen die entsprechende Verfügungen der Regierung verlangt werden. Im lolalen Teil steht zu lesen, daß Gouverneur Liebert eine sehr befriedigend verlaufene Schulvisitation veranstaltet und der ihn begleitende Dr. Hans Meyer bei dieser Gelegenheit 500 Rupien zur Anschaffung eines Harmoniums und einiger Landkarten gestiftet hat; daß am Fronleichnamstag in Dar-es-Salaam und anderen Orten eine feierliche Prozession der Katholiken stattfand; daß der Männergesangverein zu Dar-es-Salaam am 7. Juni seine halbjährige Generalversammlung im Hotel „Fürst Bismarck" hielt, u. s. w. Solche kleinen Notizen zeigen in anschaulichster Weise, wie sehr sich deutsches Kulturleben in Dar-es-Salaam bereits entwickelt hat. Recht lehrreich ist auch der Anzeigenteil des Blatts. Außer den behördlichen Bekanntmachungen, den Anzeigen der großen Dampferlinien und einer Reihe von Annoncen aus dem Heimatland finden wir dort auch zahlreiche Anzeigen von geschäftlichen Unternehmungen aller Art aus Ostafrika selbst. Da empfehlen sich „Hotels ersten Rangs mit elegant eingerichteten Zimmern, kühlen, großen Restaurationsräumen, Piano, Billard, Kegelbahn und vorzüglich gepflegten Weinen"; da annonciert die „Erste Deutsch-Ostafrianische Bierbrauerei" zu Dar-es-Salaam, die Doppel-Braunbier, Doppel- Malzbier und als Spezialität die beliebte „Weiße" braut; da zeigen eine Apotheke zu Dar-es-Salaam, eine Kunsthandlung, eine Kolonialwarenhandlung und Geschäfte mit allen möglichen Bedarfsgegenständen aus dem Gebiet der baugeschäftlichen, der Eisen- und Kurzwarenbranche ihre Artikel an. Auch der kleine Annoncenverkehr ist wenigstens in seinen Anfängen schon vorhanden, und wenn da z. B. drei heiratsfähige junge Leute aus Tanga, mit je 2000 Rupien Schulden vermelden, sie wünschten sich mit drei „gleichgesinnten" jungen Damen (Farbe egal), doch mit etwas Vermögen (1 Ziege, 1 Entenpaar erwünscht) zu verehelichen, so wird der Leser hieraus ersehen, daß der Humor in den Inseraten da draußen gerad so gut zu Wort kommt, wie in der Heimat.
Heilbronn, 3. August. Daß in der Saure-Gurkenzeit hin und wieder noch gute Witze gemacht werden, beweist ein Inserat im hiesigen „Generalanzeiger", welches lautet: „Achtung! Sämtliche Männer, welchen ihre Frauen ins Bad entlaufen sind, werden gebeten, sich am Samstag Abend bei Frau W. Restauration am Götzenturm einzufiuden." Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um die Anköderung der jetzt nicht seltenen Strohwitwer, sondern man geht in den Kreisen hiesiger „eheverlasfener Männer" thatsächlich mit den „ernsten Gedanken" um, einen — Verein zu gründen; Vereinslied wird wohl das Koschat'sche „Verlassen, verlassen" werden.
In Tschars im Vintschgau hat, wie man der „Neuen Freien Presse" aus Meran berichtet, ein Weingartenbesitzer einen Rebstock der nicht weniger als sechshundert Trauben zählt.
Grandfontaine, 1. August. Unter der Ueberschrift „Eine abgekühlte Kirbe" erzählt der „Elsässer": Am Sonntag tanzte man hier. Der Tanzboden war über dem reißenden Framontbach angelegt und abends ganz mit Menschen gefüllt. Plötzlich brach das Gerüst zusammen, und Tänzer und Tänzerinnen kollerten durcheinander in die kühlende Flut. Sieben neue Damenhüte und einige feine Schuhe sollen sich zur Stunde auf dem Wege nach dem Rheine befinden. Abgesehen von einigen Schürfungen und Beulen sollen Verletzungen nicht vorgekommen sein.
Die Fliegen sind eine der lästigsten Sommerplagen für Menschen und Tiere. Das Hinausjagen nutzt nichts und Fliegenfänger vertilgen die Plagegeister immer nur im einzelnen. Ein Mittel das gleich das ganze Heer in die Flucht treibt und radikal aufräumt, ist das Lorbeeröl welches man in möglichst flachen Gefäßen in Stuben und Ställe stellt. Der Geruch desselben ist den Fliegen unausstehlich und ihr natürlicher Feind. Wenn auch dieses Oel für die menschliche Nase nicht angenehm riecht, so ist doch dieses Uebel das kleinere. Hat man besonders in Landgegenden dieses Oel nicht bei der Hand, oder ist es vielen zu teuer, so sind Kürbisblätter der beste Ersatz, die in den von Fliegen heimgesuchten Räumen angebracht werden, was ihren Tod verursacht. Der lang anhaltende Geruch hält neue ab, hereinzukommen. Im übrigen macht das gefährliche Fliegenpapier, den Fliegenleim und andere Arsenikmischungen das Quasia- holz entbehrlich, das in Droguenhandlungen zu bekommen ist. Die abgeraspelte Masse dieses sonst ganz unschädlichen Holzes mit ein Drittel mehr Wasser gekocht, dann mit Zucker vermischt und auf Papier oder Teller gestreut, lockt die Fliegen in Massen an, die von dem Genüsse sofort sterben. Möbel, Gemälde, besonders Spiegel schützt man vor Verunreinigung durch diese zudringlichen Insekten, daß man Knoblauch vier bis fünf Tage in Wasser einweicht und die betreffenden Gegenstände damit wäscht.
(Das kann gut werden.) Fremder: „Ich möchte mir einen Zahn ziehen lassen!" — Dorfbader (die Thür öffnend): „Bitt schön, kommen Sie mit mir auf den Hof, da haben wir mehr Platz!"
(Eine gute Partie.) A.: Assessor v. Stritzotv heiratet also die Tochter dieses enorm reichen Kohlenhändlers:? Die soll ja eine Million mitbekommen! — B.: Jawohl — und noch außerdem freie Heizung!
Mutmaßliches Wetter am Freitag den 4. August.
i Nachdruck verboten.)
In Nordskandinavien und in der Umgegend des Weißen Meeres ist ein neuer Lustwirbel von 745 mm ausgetreten, der sich südwärts auszubreiten sucht. Die Vorposten einer neuen Depression aus dem Westen dürfen mit 760 mm auch in dem biskayischen Golfe eintreffen. Der über Schottland, England, Holland, dem Deutschen Reich und Deutsch-Oesterreich liegende Hochdruck schrumpft deshalb rasch zusammen und überdies hat die Gewitterneigung in der Schweiz urw in Südwestdeutschland erheblich zugenommen. Für Freitag und Samstag ist zwar noch vorwiegend trockenes und zeitweilig heiteres, aber auch mehrfach gewitterhast bewölktes und zu vereinzelten Störungen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.
Am Samstag den 5. August.
Der Luftwirbel in Nordskandinavien und Finnland ist auf 755 mm abgeflacht worden und wandert m östlicher Richtung weiter. Die Vorposten des angekündigten Luftwirbels aus dem atlantischen Ozean sind mit 760 mm in Südirland, Cornwallis und in der Normandie em- zetroffen. Dadurch wurde der mitteleuropäische How' druck bis aus einen kleinen Rest in Deutsch-Oesterreich aufgelöst. Ueber Schottland, der Nordsee und Sudnorwegen behauptet sich noch ein Hochdruck von "vn mm. Die Gewitterneigung in Süddeutschland und m oe Schweiz hat weiterhin zugenommen. Für Samstag and Sonntag ist demgemäß neben zeitweilig heuere Wetter auch vielfach gewitterhaft bewölktes Wetter un
zu erwarten.
Redaktion. Druck und Verlag von T. Meeh in Neuenbürg.