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Wildbad, 28. Juli. (Korresp.) Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hat gestern vormittag 11 Uhr nach fast 3 wöchigem Aufenthalt Wildbad wieder verlassen, um sich nach München zu begeben. Aus diesem Anlaß brachten am Donnerstag Abend die Einwohnerschaft und die Kurgäste dem Scheidenden durch einen Fackelzug eine großartige Ovation dar. Auf die Ansprache des Stadtschnltheißen erwiderte der Fürst etwa Folgendes: Er bitte, seinen Dank an die Bürger Wildbads, den würdigen Bewohnern des klassischen Bodens der Unterthanentreue, zu übermitteln für die glänzende Ehrung, die man ihm dargebracht habe. Dann wandte sich der Fürst an die Tausende von Kurgästen und dankte auch ihnen für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit. „Es sei diese Feier eine zweifache Ehrung: einmal der herzliche Gruß, den seine süddeutschen Landsleute ihm, dem aus Süddeutschland stammenden Reichskanzler, darbrachten, und dann die Anerkennung weiterer Kreise ans ganz Deutschland, die hier vertreten seien. Das sei für den alten Politiker, der sich den Grenzen seiner Thätigkeit nähere, von ganz besonderem Werte, denn es werde ihm dadurch bezeugt, daß er nicht umsonst gelebt habe. Wenn der Herr Stadtschultheiß von seiner (des Fürsten) Leutseligkeit gesprochen habe, so möchte er bemerken, daß es hier selbst dem grämlichsten alten Diplomaten schwer geworden sein dürfte, nicht freundlich zu sein, wenn ihm auf jedem Schritt von schöner Hand duftende Blumen gereicht werden und er überall freundlichen Blicken begegnet, so werde ihm sein Aufenthalt in Wildbad eine gute Erinnerung bleiben." Der Fürst schloß mit einem Hoch aus Wildbad. Der Fürst fühlt sich von der Wildbader Kur sehr gekräftigt und sieht sehr wohl ans.
Neuenbürg, 26. Jnli. Wie schon in dem Bericht über die am 25. ds. stattgehabte Amts- bersammlung erwähnt ist, machte der Vorsitzende, Hr. Oberamtmann Pfleiderer, im Verlauf der Beratungen nähere Mitteilungen über die Einquartierung, die der diesseitige^Bezirk an-
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„ ? der Kaisermanöver im September d. I. erhalten wird. Danach sind für 6. u. 7. Sept., sowie über die Zeit des Rückmarsches vom Manöver für 18./19. Sept. im Ganzen ungefähr 6600 Mann, vorwiegend reitende Truppen, in Aussicht zu nehmen, welche in 25 Gemeinden
des Bezirks einquartiert werden. Zu diesen aus Anlaß der gewöhnlichen Märsche stattfindenden Einquartierungen kommen noch solche aus Anlaß der sogen. Kriegsmärsche, welche von der jeweiligen taktischen Lage abhängig und zum Voraus nicht genau zu bestimmen sind. Bei den Einquartierungen aus Anlaß der Kriegsmärsche werden die resp. Gemeinden mit ihrer vollen Belegungsfähigkeit herangezogen, nebendem daß ein Teil der Truppen biwakiert. Es wird wohl zu erwarten sein, daß auch unser Bezirk mit Quartier reichlich in Anspruch genommen wird, so daß der einzelne Quartiergeber sich nicht darauf wird verlassen können, daß er die ihn treffende Einquartierung in einem Mietquartier unterbringen kann. Jeder Wohnungsinhaber wird ins Auge fassen müssen, daß seine Räume in Anspruch genommen werden, sobald dies notwendig ist. Selbstverständlich befreit das Berreistsein von der Quartierlast nicht. Als Entschädigung für Quartier und Verpflegung erhält der Quartierträger einschließlich des Beitrags der Amtskorporation 1 70 — Wir wollen, was die hiesige
Stadt betrifft, noch anfügen, daß dieselbe am 7. Sept. eine Einquartierung von ca. 15 Offizieren, 200 Mann und 180 Pferden erhalten wird.
Neuenbürg, 28. Jnli. Es ist schon früher auf eine im Werk befindliche neue Wandkarte des Oberamts Neuenbürg von A. Braun aufmerksam gemacht worden. Diese Karte ist nun fertiggestellt und vom Selbstverlag des Herrn Aufsichtslehrers Braun hier zu beziehen. Dieselbe giebt im Maßstab 1:25000 ein treffliches Bild des Oberamtsbezirks, die Terrain- Verhältnisse des Gebiets zwischen Nagold und Murg sind sorgfältig berücksichtigt und treten auf der mehrfarbigen, nach modernstem Verfahren vervielfältigten Karte in plastischer Weise hervor. Besondere Aufmerksamkeit ist auch den Flüssen, Flüßchen und Bächlein zu teil geworden und die Straßen, Vizinalwege, Fuß- und Waldwege, selbst Pfade, sind nach dem neuesten Stand genau eingezeichnet. Es bildet so die Karte ein Prächtiges Mittel zur heimischen Geographie. Die Karte ist aber nicht bloß Schulkarte, sondern sie eignet sich besonders auch ihres großen Maßstabs wegen als Wandkarte zu aller Orientierung für öffentliche Lokale (Gasthäuser, Bahnhöfe re. :c.); sie dürfte ihrer trefflichen Ausführung wegen überall willkommen sein. Von
den Aufsichtsbehörden wird die neue Wandkarte zur Anschaffung für die Schul- und Rathäuser empfohlen. So geschah dies auch anläßlich der in diesen Tagen abgehaltenen Amtsversammlung, in welcher der Herr Oberamtmann auf die im Rathaussaale aufgehängte Karte aufmerksam machte und dieselbe den Ortsbehörden zu empfehlen Veranlassung nahm.
Neuenbürg, 29. Juli. Der Pforzheimer Jnstrumentalverein macht am morg. Sonntag einen Familienausflug hierher (s. Inserat), und zwar ist die hiesige Stadt gewählt mit Rücksicht auf die passiven Mitglieder und Freunde des Vereins von hier, welche seit Jahren die Konzerte des Jnstrumentalvereins in Pforzheim besuchen. Dieselben können sich nun auch morgen nachmittag hier an den musikalischen Darbietungen des Vereins, bestehend in Orchester- und Gesangsvorträgen, erfreuen. Es sind auch weitere Musikfreunde eingeladen.
Langenbrand, 27. Juli. (Korr.) Der Militärverein Langenbrand hielt am Sonntag den 23. d. M. das Fest seiner Fahnenweihe. Programmgemäß morgens 6 Uhr Tagwache mit Böllerschüssen; vormittags 9 Uhr Festzug zur Kirche, woselbst nach beendetem Gottesdienst Weihe der Fahne; mittags ^2 Uhr Aufstellung des Festzugs, an dem sich 30 Vereine teils mit Fahne und Musik beteiligten; Festzug durch den Ort und Ankunft auf dem Festplatz auf der Wiese hinter dem Gasthaus zum Ochsen. Schultheiß Fischer begrüßte die Vereine und Festgäste etwa mit folgenden Worten: „Im Namen des festgebenden Militärvereins und als Ortsvorsteher der hiesigen Gemeinde heiße ich die werte Festversammlung herzlich willkommen; zugleich sage ich den Vereinen von Nah und Fern, die durch ihr zahlreiches Erscheinen zur Verherrlichung des Festes beigetragen haben, sowie allen Freunden der Sache und sämtlichen Festteilnehmern aufrichtigen Dank!" Hr. Oberförster Gönner von hier entbot dem Militärverein von Langenbrand und den weiteren Veteranen-, Krieger- u. Militär- Vereinen die Grüße des Präsidiums des Württ. Kciegerbundes und übermittelte dessen herzliche Glückwünsche zur Festfeier. Sodann hielt Hr. Pfarrer Helferich die Festrede, in welcher der geehrte Redner etwa sagte: Der großen Zeit, die hinter uns liegt und der wir als Segensfrucht ein einiges deutsches Vaterland, ein mächtiges und geachtetes deutsches Reich verdanken, darf und soll nie vergessen werden, sondern die Er