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Unterhaltender Teil.
Ein gefährlicher Auftrag.
Erzählung von George R. Sims.
Herr John Ellerton, ehemaliger Kriminalpolizeiinspektor von Scotland Darb in London, saß gegen Ende eines unfreundlichen Novembernachmittags vor seinem Kamin und starrte trübselig in das ausglimmende Feuer.
Abgesehen von dem ungemütlichen Wetter hatte Herr Ellerton noch andere Gründe, den Kopf hängen zu lassen.
Er war aus dem Staatsdienste' geschieden, um sich zu „verbessern", glaubte aber jetzt diesen Schritt bereuen zu müssen. In der That hatte er allen Grund, sich Uebereilung und Unbedacht zum Vorwurf zu machen.
Herr Ellerton war einer der gewiegtesten Geheimpolizisten von Scotland Jard gewesen. Von Kindheit an mit der französischen und deutschen Sprache vertraut, von einnehmendem Aeußern und feinen Manieren, war er oft von seinen Vorgesetzten mit schwierigen Aufträgen ins Ausland betraut worden. Da er ferner Pflichttreue, persönlichen Mut und viel Schlauheit besaß, so war es ihm gelungen, mehrere äußerst gefährliche und verwegene Verbrecher der Gerechtigkeit ins Netz zu treiben. Kurz, er hatte sich in jeder Weise die Achtung seiner Vorgesetzten erworben, war verhältnismäßig rasch zu einer hohen Stellung emporgerückt, und seine Zukunft als Beamter schien gesichert.
Leider huldigte Herr Ellerton der verkehrten Ansicht, ein ehrlicher Name und der Ruf der Tüchtigkeit seien Güter, mit deren Erwerbung man nicht sein ganzes Leben hinbringen könne, es sei denn, daß auch materielle Vorteile dabei abfielen. Er meinte, ein Gehalt von drei Pfund Sterling pro Woche nach einer zehnjährigen Dienstzeit, in der er sein Leben aber und abermals eingesetzt hatte, sei eine zu schwache Anerkennung seiner Verdienste, und wünschte eine Aufbesserung seines Gehaltes oder schnellere Beförderung, um sich seiner verhältnismäßig bedeutenden Schulden entledigen zu können.
Wie kam es denn aber, daß Herr Ellerton bei einem so üppigen Einkommen nicht verstanden hatte, sich besser einzurichten? War er ein Feinschmecker, ein Trunkenbold, ein Spieler und so weiter? Bewahre! Herr Ellerton brauchte sich keins der eben erwähnten oder angedeuteten Laster vorzuwerfen. Er hatte einen unendlich schlimmeren Fehler, ein moralisches Gebrechen, das alle seine Vorzüge und Tugenden wertlos machte.
Herr Ellerton war nämlich in der Ausübung seines Berufes „zu eifrig" gewesen und hatte das ihm von den Behörden zugestandene Ausgabebudget fortwährend und mit bedauerlicher Konsequenz überschritten. Ein englischer Polizist, der einem mit Geld gut versehenen Verbrecher durch ganz Europa nachsetzen soll, wird alle Augenblicke durch die Unzulänglichkeit der ihm bewilligten Spesen aufgehalten. Will er vorwärts, so muß er, um Hindernisse aus dem Wege zu räumen, Dienstboten zu bestechen und Auskunft zu erkaufen, in die eigene Tasche greifen. Stellte er derartige Auslagen in Rechnung, so würden sie nicht genehmigt werden.
Es ist nicht lange her, da wurde ein Kriminalpolizist, der einen kecken und schlauen Verbrecher nach sechswöchentlicher Verfolgung dingfest gemacht hatte, zu seinem Vorgesetzten beordert, um über einen Posten seines Unkostenverzeichnisses Rechenschaft abzulegen. Die beanstandete Ausgabe betrug zwei Pence.
„Herr," donnerte sein Chef mit strenger Miene, „in Ihrer Rechnung ist ein Fehler! Eine Omnibusfahrt von dem nach dem Orte kostet einen Penny. Was soll das heißen, daß Sie zwei Pence angeschrieben haben?"
„Es kränkt mich," entgegnete der Polizist, „daß man mich für fähig hält, meine Herren Vorgesetzten um einen Penny zu betrügen. Zwei Pence habe ich verlangt, weil der Kondukteur so viel verlangt hat. Ich hatte Eile und sprang in den ersten besten Omnibus. Leider war es einer von der teureren Linie. Hätte ich aber
aus den billigeren Omnibus gewartet, so wäre mir während der Zeit der Mensch, dem ich nacheilte, entwischt."
„Der Penny kann nicht genehmigt werden," lautete der Bescheid. „Beliebt es Ihnen, in den Unrechten Omnibis zu steigen und sich überteuern zu lassen, so müssen Sie selber für den Schaden aufkommen." Und damit wurde der Penny von der Rechnung gestrichen.
Der Leser kann sich leicht denken, daß unter so gestalteten Umständen ein Polizist, der an übertriebener Lust und Liebe zu seinem Beruf leidet, oft seinen eigenen Beutel aufthun muß, und daß ein erheblicher Teil seines Gehaltes für Unkosten daraufgeht, die er nicht in Anrechnung bringen darf. So war es auch unserm Ellerton ergangen. Er hatte, um seine Frau und Kinder nicht notleiden zu lassen, Geld borgen müssen und stand endlich vor dem Bankerott.
Da nun seine Vorgesetzten keine Anstalten machten, ihn für seine unbotmäßigen, reglementswidrigen Auslagen zu entschädigen, beschloß er endlich, ein Auskunstsbureau zu etablieren und auf eigene Faust Privatpolizei zu treiben. Er schmeichelte sich mit der Hoffnung, sein Ruf als gewiegter Geheimpolizist würde ihm Kunden zuführen, und bei vollständiger Hingabe an sein Geschäft müsse er binnen Kurzem seine fiinanzielle Lage günstiger gestalten können.
Demzufolge schüttelte er sich seiner Zeit den Staub des Scotland Jard von den Füßen, mietete in einer Nebenstraße des Strand ein Lokal und prangte hier als der Vorsteher von „Ellertou's Privatnachforschungs-, Detektive- und Auskunftsbureau".
Er eröfsnete im Oktober sein Geschäft mit gewaltigem Posaunenschall, streute weit und breit Zirkulare mit verschwenderischen Händen aus und ließ täglich in den gelesensten Londoner und Pariser Jnsertionsorganen Annoncen einrücken. Seitdem waren sechs Wochen vergangen, und heute, gegen Mitte November, fragte er sich mit bittern Selbstvorwürfen, wie in aller Welt er auf den unpraktischen Gedanken gekommen wäre, ein sicheres Einkommen von drei Pfund Sterling wöchentlich aufzugeben für das Vergnügen, Bureaumiete und eine lange Rechnung an die Jnsertionsagenten zu bezahlen. Allerdings waren seine Dienste wiederholentlich in Anspruch genommen worden. Einige alte Damen hatten ihre Zuflucht zu ihm genommen und ihn ersucht, Erkundigungen über erkleckliche Summen Geldes einzuziehen, auf die ihnen ein Anrecht zustünde, da sie vor so und so viel Jahren in der Zeitung einen Aufruf an Damen desselben Namens gelesen hätten. Unter Anderen kam auch ein Herr mit unzähligen Bündeln, die er aus unglaublich vielen Taschen hervorzog, und las Urkunden vor, laut deren er der rechtmäßige Erbe des englischen Thrones war. Er würde sich, erklärte er mit edler Herablassung, bereitfinden lassen, die Verteidigung dieses seines Erbrechtes in Herrn Ellerton's Hände zu legen, jedoch nur unter der Bedingung, daß Bezahlung erst dann erfolgen solle, wenn Klient wirklicher Inhaber der englischen Krone sein würde. Ein junger Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte, aber in verwandschastlichen Beziehungen zu deu erlauchtesten Familien Großbritanniens und Irlands zu stehen behauptete, bot Herrn Ellerton eine Belohnung von tausend Pfund Sterling an, wofern er einen teuflisch ausgeklügelten mechanischen Apparat auffände und zu Nichte machte, mittelst dessen ruchlose Schurken, Feinde besagten jungen Mannes, in einem unterirdischen Gange Menschensttmmen nachahmten, um ihn wahnsinnig zu machen.
(Fortsetzung folgt.)
Vor kurzem sind die ersten Hefte eines „Evangelischen Volkslexikons zur Orientierung in den sozialen Fragen der Gegenwart" erscheinen. Sein Titel sagt, was es will. Es will ein Wegweiser sein in unserm sozialen Zeitalter und umfaßt demnach als Hauptinhalt die sozialen Fragen im engeren und eigentlichen Sinn, woran sich Darlegungen aus dem Gebiete der gesamten Volkswirtschaft, der inneren Mission und Wohlthätigkeit anschließen. Das evan
gelische Volkslexikon betrachtet alle Fragen voui Standpunkte des Evangeliums, ohne damit für letzteres auch den Anspruch zu erheben, M Fragen gleichzeitig lösen und entscheiden zu wollen. Da das Volkslexikon sich an alle Kreise der Nation wendet, so ist es in durchaus gemeinverständlicher Form abgefaßt. Deu Bedürfnissen eines schnell orientierenden Nachschlage-Werkes entspricht die alphabetische Folge der Aufsätze. Jeder Verfasser hat die von ihm gelieferten Beiträge mit seinem vollen Namen unterzeichnet und tritt mit demselben ein für seine Darlegungen, die nicht schnell znsammengeraffte Notizen sind, sondern auf Fachkenntnis und ernstem Studium beruhen. Es sind von der Verlags- Handlung (Belhagen und Klassing in Bielefeld) alle Vorbereitungen getroffen, daß das Werk im Laufe weniger Monate vollständig erscheinen kann und sicher im Juni 1899 den Abbehmerii fertig geliefert wird. Der Gesamtpreis ist überaus billig: er beträgt 6 also 50 für jedes der 12 Hefte.
Aus Baden, 24. Febr. Bezüglich des Schlosses in Heidelberg kann nun Wohl als fest- ( gestellt gelten, daß die ältesten Nachweise über ' Bauten nicht bloß bis zum Jahre 1430 zurückgehen, sondern bis in die zweite Hälfte des 12., oder den Beginn des 13. Jahrhunderts; be- / stimmend für die jetzige Feststellung war die Auffindung frühgotischer Fenster mit Mauerresten. Auch Oberbaudirektor Durm erkennt an, daß da, wo jetzt die Schloßruine steht, schon zur Zeit > Konrads von Hohenstaufen ein Herrensitz stand.
Berlin, 3. März. Witterungsbericht von Rud. Falb. Die von uns für die zweite Hälfte des Februar erwartete Trockenheit ist genau eingetroffen. Auch in Bezug auf das zunehmende Sinken der Temperatur gegen und nach dem kritischen Termin des 25, hatten wir uns nicht geirrt. Auch die erwarteten Schneefiille haben sich mit diesem Termine eingestellt, nur sind sie noch spärlicher ausgefallen, als sie ohnedies schon durch die Prognose bezeichnet worden waren. Bemerkenswert aber ist es, daß am 24. auch in Oberitalien Schnee fiel. Diese Schnee- sälle waren das einzige Kennzeichen, durch welches sich dieser, auch von uns als verhältnismäßig trocken signalisierte Termin bemerkbar machte. Hatten wir diesen Winter überhaupt als vorwiegend milde charakterisiert und in der Halbjahrsprognose die Schneefälle in den letzten Dezembertagen als die stärksten dieses Winters bezeichnet, so haben wir auch darin Recht behalten, nur wurde insofern unsere Erwartung noch übertroffen, als auch die wenigen Taggruppen, für welche wir größere Kälte erwarteten, wie in der zweiten Februarwoche, diese Hoffnungen nicht rechtfertigten. An einen strengen Nachwinter, ' den andere Meteorologen in Aussicht stellten, ist gar nicht mehr zu denken. Die dafür erforderlichen Golfstrom-Depressionen fehlen diesmal gänzlich. Hochdruck der Luft ist über den ganzen Kontinent herrschend geworden. Für die nächste Zeit erwarten wir allerdings einen Rückgang der Temperatur, der zwischen dem 6. und 9. März am fühlbarsten sein dürste. Allein, da der 11. ein kritischer Termin I. Ordnung ist und in der theoretischen Reihung ziemlich vorne steht, ist vom 10. ab ein Steigen der Temperatur zu (erwarten.
Zu dieser Zeit werden auch die Niederschläge wieder zunehmen und stellenweise in schwache > Schneefälle übergehen. Vom 15. bis 18. Mich ist Rückgang der Temperatur und Trockenheil ( wahrscheinlich. Am 19. bis 23. März dürften : vereinzelt wieder Schneefälle eintreten. )
(Schrecklicher Gedanke.) Herr: „Denken s
Sie Sich einmal, Sie würden auf eine wüste, ' einsame Insel verschlagen; kein Mensch wäre zu ' Ihrer Hilfe da . . ." — Fräulein (entsetzt): ; „Das wäre schrecklich . .. mein Kleid wird ja ) auf dem Rücken zugeknöft!" i
(Schwere Last.) „Nun, Herr Leutnant, ist !
Ihr Monatszuschuß eingetroffen?" — „Jawohl, !
vor halber Stunde kam Postbote mit Jeldbries .
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Nr. 38.
Erscheint Mo«t Viertels, 1.25,
Die Herr Pfandratsschrei der Zivilkamme der Grundbuchs Si
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werden hiemit a öffentlichen Rech erinnert. Die mter Angabe de neugewählten Re: selben mit dem (Nebenkassen) der Vor der I sestzusetzen. In genaue Kaution!
Behufs Er: etatsmäßigen Eil Rechnung und d: dei Gemeindepflec noch der vierte' Staatssteuer, sow stmer und Umla zuzurechnen. In hiebei sich ergebe bestimmen. Die 15. April d. I. ^ Da, wo d tragen war, ist b Verwahrers Besch Mehmen und er die Uebertragung Periodische Vorm beschlossen Werder Die gewähl gelegten Dienst-E öffentliche Rechne: Gemeinderats sin Wahl einzuholen. Neuenbü:
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.