— l40 —
Hinterkaltender Teil.
Aus schweren Tagen.
Novelle von Jda von Conring.
^Fortsetzung.^
Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann schwer atmend, fort: „Als Frau von Ruberg mich verlassen hatte, eilte ich an die Thür von Papas Zimmer und hörte alles: daß Sie ein Emissär des geheimen Bundes gegen den Kaiser seien, daß in Ihren Händen die Fäden der Verbindung in unserer ganzen Provinz zusammenliefen — und so weiter. Mit einem Worte: Dubois nannte Sie einen Verräter an dem Kaiser und verlangte Ihre Verhaftung. Mein Vater wollte solche jedoch erst nach erfolgreicher Haussuchung gestatten, und diese wird morgen ins Werk gesetzt werden. Und dann, und dann —"
Magnus war ruhig vor ihr stehen geblieben er hatte die Lippen fest zusammengepreßt, und sein Gesicht war leicht erblaßt.
„Um Gotteswillen, reden Sie doch!" rief Marguerite in Todesangst; „handeln Sie, Sie haben ja noch Zeit, um vier Uhr morgens kommt Dubois erst zu Ihnen!"
Magnus sah düster vor sich hin.
„Ich darf nichts verbrennen," sagte er, „Papierasche im Ofen wäre ein schlimmer Beweis gegen mich, und die Papiere sind unschätzbar, ich bin verloren, so wie so, aber die andern?!"
Marguerite schlug die Augen voll zu ihm auf.
„Geben Sie mir die Papiere!" flüsterte sie.
Magnus sah sie an, als sollten seine Blicke ihr ins Herz dringen.
„Ihnen, der Französin?,, sagte er dumpf. „Das Leben so vieler Deutschen in Ihre Hand? Marguerite, weiß ich denn überhaupt, weshalb Sie mich gewarnt haben!"
Als keine Antwort kam, fuhr er fort: „Ich habe Sie nie gesucht, mit Gewalt die Augen geschlossen, wenn Ihre zauberhafte Lieblichkeit mein Herz umspinnen wollte. Ich habe Sie nicht lieben wollen, Marguerite, — weshalb warnten Sie mich?"
Sie stand vor ihm mit gesenkten Wimpern, ihr Busen hob und senkte sich unruhig, die kleinen Hände hielt sie auf das Herz gepreßt; so mädchenhaft demütig sah sie aus, daß Magnus unwillkürlich die Arme nach ihr ausbreitete. Sie sah diese Bewegung nicht, und er trat ihr näher.
„Marguerite," sagte er, ihre Hand ergreifend, „Sie sind im Herzen Französin trotz Ihrer deutschen Abkunft; kann ich verantworten, die Papiere, von denen vielleicht die Sache Deutschlands abhängt, Ihren Händen anzuvertrauen? Ich habe niemand sonst, dem ich sie geben könnte! Ich stehe und falle mit der Sache meines Vaterlandes, und nicht Sorge um mich selber bedrückt mich; aber viel edles deutsches Blut würde fließen, wenn die französische Polizei die Papiere in die Gewalt bekäme!"
„Vertrauen Sie mir!" bat Marguerite. „Ich will wieder lernen, eine Deutsche zu sein!"
Er zog die liebliche Gestalt leise an sich.
„Marguerite," flüsterte er, „ich danke Ihnen für dies Wort, — so geben Sie mir doch eine Antwort: Sie kamen in Sturm und Regen durch die Nacht zu mir, — Marguerite, Marguerite, sagen Sie ein Wort: Warum?"
Die tiefen, dunkeln Augen sahen ihn an.
„Weil ich dich liebe!" sagte sie einfach.
Er schloß die zarte Gestalt in die Arme.
„Ist es denn möglich," murmelte er, „mein köstliches Kleinod, du bist mein eigen, wirklich, wirklich mein?"
Sie richtete sich empor.
„Laß mich gehen!" rief sie. „Die Zeit vergeht, ich muß eilen! Sei stark und tapfer, wenn sie kommen!"
Magnus war an seinen Schreibtisch gegangen, er entnahm ihm ein Päckchen, das er in starkes Papier einschlug.
„Nimm es, Marguerite,,, sagte er ernst, „ich brauche dich nicht zur Vorsicht zu mahnen, du weißt, daß mein und meiner Freunde Leben davon abhängtI"
Marguerite nahm das Päckchen.
„Ich bringe Dich nach Haus", sagte Magnus.
„Um Gotteswillen nicht!" rief das junge Mädchen; „meine alte Dienerin wartet im Hausflur auf mich, sie ist wohl treu, aber es ist dennoch besser, wenn sie dich nicht sieht! So laß mich denn fort, mein Lieb!"
Magnus drückte seine Lippen auf ihre weiße Stirn.
„Meine Marguerite, wie viel hast du für mich gethan! Gott segne dich!"
Gegen vier Uhr weckte ein Klopfen an der Hausthüre Magnus aus einem unruhigen Schlummer. Er sprang aus dem Bette, klingelte seinem Bedienten und befahl ihm, die Thüre zu öffnen. Der junge Mensch kam mit verstörtem Antlitz wieder.
„Es ist Polizei da, Herr von Kettenberg!" berichtete er. „Der Unter-Präfekt Dubois wünscht den Herrn sofort zu sprechen!"
„Führe ihn in mein Wohnzimmer," sagte Magnus kalt, „ich will meine Toilette beenden!"
Herr Dubois stand allein im Salon; er ließ seine scharfen Augen umherschweifen, mit dem geübten Lauerblicke, welchem nichts entging. Plötzlich stieß er einen leisen Pfiff aus und hob einen glänzenden Gegenstand vom Boden auf. Er betrachtete ihn genau, — es war ein Maltheser- kreuz von hellblauen Steinen, von einem funkelnden Brillantkranze umgeben. Er besann sich, wo er den reizenden Schmuckgegenstand gesehen hatte. Ganz recht, — es war gestern Abend im Theater gewesen, wo Frau von Ruberg und die Tochter seines Chefs dasselbe Kleinod getragen hatten. Der Unter-Präfekt schob seinen Fund in die Tasche, — es eröffnten sich ihm Kombinationen, vor deren Kühnheit er selber fast zurückschreckte.
„Er ist gewarnt worden," sagte sich Dubois, „ich werde also nichts entdecken, aber ich habe mit diesem Funde vielleicht den Ariadnefaden dieses Labyrinthes in der Hand!"
Herr Dubois malte sich das entsetzte Gesicht des Präsidenten aus, wenn er diesem seinen Fund präsentieren würde, und ein boshaftes Lächeln glitt über sein Gesicht.
Magnus trat eben ein. Er überblickte flüchtig die Beglaubigung, welche Herr Dubois ihm Präsentierte, dann übergab er seine Schlüssel, und der Beamte begann zu suchen.
Herr Dubois war ganz sicher, daß er nichts finden würde, daher nahm er seine Nachforschung mit einer Rücksicht vor, welche Magnus in Erstaunen setzte. Nachdem die Visitation beendet war, verließ Dubois mit höflicher Entschuldigung das Haus, und Magnus überließ sich, den Kopf in die Hand stützend, den verschiedensten Gedanken. Es war ihm wie ein Traum, daß er gestern an dieser Stelle die geliebte Gestalt in seinen Armen gehalten hatte, und er fragte sich immer wieder, ob es nicht nur eine wonnige Vision gewesen sei, die noch heute in der Erinnerung sein ganzes Herz schlagen ließ.
Frau von Ruberg war eben aufgestanden und trank nun, auf dem Sofa liegend, ihre Schokolade. Die schöne Frau trug ein Morgengewand, ihr prachtvolles dunkles Haar glitt, von rotem Bande zusammengehalten, noch feucht von dem Morgenbade bis fast auf den Boden hinab, und die zierlichen Füße balanzierten seidene Pantoffeln auf ihren Spitzen. Die Kammerjungfer steckte den hübschen Kopf durch die Thür.
„Gnädige Frau, Fräulein von Werden ist
da!"
„Komm herein, Marguerite' rief die junge Frau lustig. „Du bist ja sehr früh aufgestanden, die Uhr ist kaum neun!"
„Ich habe eine Bitte an dich, liebste Marie!" sagte das junge Mädchen ernst.
„Natürlich ist sie schon gewährt!" lachte die junge Frau, „komm aber erst einmal her und trinke Schokolade mit mir, dann reden wir weiter!"
(Fortsetzung folgt.)
Ein bildschönes Mädchen, Rosa Kom- bossy, war mit ihrem Bräutigam im Hochzeitsstaate auf dem Standesamte in Mohacs in Ungarn zur Trauung erschienen. Ehe der Beamte das Paar zusammengeben konnte, erschienen Polizisten
und verhafteten die Braut. Sie war eine Mörderin. Nach längerem beharrlichen Leugnen brachte sie der Stadthauptmann zu einem Geständnis. Sie erzählte, sie sei 1878 als Tochter von Bauersleuten in Flaiß geboren und sei im März 1898 nach Essegg gekommen, wo sie in einem Bürgerhause in Dienst trat, jedoch in, Dezember unter dem Verdachte, einen Diebstahl begangen zu haben, wieder entlassen wurde. Auf der Suche nach einem neuen Posten lernte sie eine Frau Olajos kennen, welche sie zu sich einlud. Der sich so freundlich gebenden Frau ^ war es aber nur darum zu thun, das ausnehmend schöne Mädchen der Schande zuzuführen. Rosa Kombossy wies derartige Zumutungen mit Entrüstung von sich; sie habe einen Bräutigam in Mohacs, der sie demnächst heiraten werde. Allein eines Abends verleitete man sie zu übermäßigem Trinken und mißbrauchte den hilflosen Zustand, in dem sie sich darnach befand. Als sie sich am nächsten Morgen ihres Zustandes bewußt wurde, faßte sie in ihrer Erbitterung den Entschluß, sich zu rächen und Olajos zu ermorden. Als diese nun am Abend sich in der Küche befand, schlich sich die Mörderin an die Nichtsahnende heran, und versetzte ihr mit der Hacke einen Hieb auf den Kopf. Lautlos stürzte die Frau zusammen. Dann versetzte das junge Mädchen der Leblosen noch einige Hiebe mit der Hacke, und als sie sah, daß die Frau nicht mehr atmete, entkleidete sie die Leiche, nahm aus der Tasche des Kleides 12 fl. und von der Hand der Ermordeten den goldenen Ehering. Dann nahm sie einen Spaten, grub bei der ; Mauer ein Loch in die Erde, schleppte die Leiche dorthin und bedeckte sie mit Erde. Hierauf legte sie sich in das Bett der Ermordeten, um zu schlafen. Das konnte sie aber nicht. Frühmorgens stand sie auf, nahm die acht Gänse der Ermordeten und verkaufte sie. Von dem Erlöse kaufte sie für sich selbst einen Trauring. Am andern Morgen lud sie die Möbel auf und fuhr nach Mohacs. Nach diesem Geständnisse war die Mörderin völlig gebrochen. Sie lag stöhnend und die Hände gegen das Herz Pressend auf dem Boden, in fortwährendem Wehklagen. Bei ihrer Eskortierung von Mohacs nach Essegg > wäre sie von der angesammelten riesigen Volksmenge fast gelyncht worden.
sEr hat recht.j Moses Hirsch Teitelbaum liegt auf dem Sterbebette. Seine betrübte Gattin glaubt schon zu wiederholten Malen seinen letzten Augenblick gekommen und will ihm liebevoll die Augen zudrücken. Als sie das sechste Mal versucht, sagt Teitelbaum: „Weißt De, Sarah, sterben werd' ich, aber drängen lass' ich mer ich dazu!"
Militärlasten durch die Köchin.s „Warum haben Sie denn Ihre vorzügliche Köchin entlassen!" — „Die damit verbundenen Militärlasten wurden mir zu schwer!"
sAuch eine Nervenkrankheit, j A.: „Warum geht Herr Beck nicht ins Bad?" — B.: „Er hat eine Nervenkrankheit." A.: „Da würde ihm doch ein Badaufenthalt gut thun." —B.: „Za, aber ihm fehlt der „vervus rerum."
Diamant Rätsel.
^ L.
^ ^ ^ ^ 8 8 8 v v 0 L L
L 6 6 8 8 I 1 118 8 888 888 888 8880088 8 8 8 8 8
Die Buchstaben in vorstehender Figur sind so zu ordnen, daß folgende Bezeichnungen entstehen: 1. ein Konsonant, 2. ein Fisch, 3. ein . Schlachtort in Frankreich, 4. ein Fluß in Afrika,
5. eine Oper, 6. ein Kurort in Baden, 7. ein preußischer General, 8. ein südamerikanischer Freistaat, 9. eine deutsche Universität, 10. ein französischer Marschall, 11. ein Konsonant.
0. A.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.
r
Anzeigei
Nr. 32.
Erscheint Montag Viertels, 1.25, mo
In der Ge
erloschen.
Den 26. Fe
Ä
Aus Hiesigei
Samstag
auf hies. Rathaus
33 St. tar
233
103
167
155
205
17 10 26
18 29
83 „ bir
wozu Kaufsliebha! Den 22. Fe
Conw
S°lr-K
Am Mittwoch den vormittag
werden aus dem ( hiesigem Rathaus bracht:
308 St. tann. Lc 2 „ buch, d 64 „ Bau- r 16 „ Ausschr 8 „ Werstar wozu Liebhaber ei Den 23. Febrm Z
Biesel
Stamm- und Nerk
Am Samstag den nachmittax verkauft die Genre Rathaus:
558 St. Langhol zirka 125 Rm. brenuholz, tvozu Käufer hiem geladen sind.
C