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Ein-Kilo-Pakete.
Bei den auf eine Reform des Paketportos abzielenden Bestrebungen spielt insbesondere die Ermäßigung der Beförderungsgebühr für Pakete geringeren Gewichts eine Rolle. Während man nämlich in der Schweiz für ffs kg z. B. nur 15 Centimes — 12^» für 1 kg
25 Centimes — 20 ^f, in Dänemark für 1 kg nur 16 Oere — 18 ^ und in Holland 15 Cents — 25 auf beliebig weite Entfernungen bezahlt — bei Wegfall des Bestellgeldes — beläuft sich das Reichspaketporto dagegen bei weiten Entfernungen auch für 1 kg auf 50 ff und einschließlich des Bestellgeldes sogar auf 55 bis 65 ff. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn in Deutschland zu Gunsten der Verbilligung des Portos für Ein-Kilo-Pakete eine Bewegung hervorgetreten ist, zu deren Trägern sich insbesondere verschiedene Handelskammern großer Städte, sowie auch buchhändlerische Kreise gemacht haben. Neuen Anlaß dazu gab eine Schrift, die dem eingangs erwähnten Artikel zu Grunde gelegt war und für kleine Pakete bis zu 1 kg für die erste Zone 15 ff, für die Fernzone 30 ff als Porto vorschlägt (statt 25 und 50 ff), sowie zugleich Wegfall des Bestellgeldes (5 bis 15 ff) und der umständlichen Paketadresfe empfiehlt. Nach den angestellten Berechnungen würde der Portoansfall der Reichspost theoretisch 2,7 Mill., jener der württembergischen Post 117,730 ^ betragen, aber wahrscheinlich durch die in Aussicht zu nehmende Verkehrssteigerung mindestens ausgeglichen werden.
Erfreulich ist es nun, daß diese Bestrebungen zur Beseitigung eines unzweifelhaft vorhandenen und viel empfundenen Mangels im deutschen Paketportotarif vom neuen Staatssekretär des Reichspostamtes v. Podbielski ebenso wie andere Reformvorschläge augenscheinlich genau verfolgt und vorurteilslos geprüft werden.
Bei Besprechungen, die v. Podbielski und seine Räte vor Weihnachten in Hamburg mit den Handelskammern von Hamburg und Altona hatten, wurde auf eine Anregung auch die Erklärung abgegeben, daß die Reichspostverwaltung wegen der Einführung von Ein-Kilo-Paketen unter Wegfall der Bestellgebühr und der Garantie-Leistung der Post bereits in Erwägungen eingetreten sei.
Hinter haltender Heil.
Herrn Elsners 7 Kinder.
Humoreske von Arthur Roehl.
^Fortsetzung.^
Herr Märtens wandte sich mit vernichtendem Blick zu ihm um. Er nahm natürlich an, daß der Antrag des Novellisten ein Scherz gewesen sein sollte.
„Genug, mein Herr," sagte er schneidend, „wenn das ein Humoristenstreich von Ihnen gewesen, so muß ich Ihnen bemerken, daß ich für dergleichen Scherze nicht inkliniere. Und ich muß Ihnen verbieten, meiner Tochter noch ein Mal unter die Augen zu treten. Sich als Witwer oder geschiedener Ehemann mit sieben Kindern auf dem Halse einer jungen zwanzigjährigen Dame anfzudrängen, kann ich einfach, nur ganz gelinde gesagt, für eine Unverschämtheit erklären."
Damit drehte sich der empörte Vater um und ließ den kecken Novellisten stehen. Herr Elsner sah wie er sich zu Fräulein Grete hinüberbewegte, sie an sich heranrief und ihr voll Entrüstung eine Mitteilung machte, die das Mädchen glutrot und leichenblaß färbt, und sie aus allen ihren Himmeln zu reißen schien. Er sah in dem hilflosen Blick, den bei den Worten ihres Vaters ihre Augen ins Leere bohrten, ihren Schmerz und seine Verurteilung, aber er wußte nicht, wie er sich von dem falschen Verdacht, der ihm sein Lebensglück zu zerstören drohte, reinwaschen konnte.
Er war so entschieden von ihrem Vater abgefertigt worden, daß ihm der Mut fehlte, sich ihm zu einen erneuten Versuch, die Situtation aufzuklären, zu nähern. Er mußte fürchten, daß der alte Herr ihn gar nicht anhören würde oder
gar ohne Rücksicht auf seine Umgebung gegen ihn ausfallend werden und ihn vor aller Welt kompromittieren könnte, und doch mußte die Sache aufgeklärt werden. Fräulein Grete mußte — und zwar das heute noch auf dem Ball und ehe sie morgen vielleicht schon nach Dresden heimreiste, erfahren, daß er kein Witwer und kein geschiedener Alaun und auch nicht Vater von sieben Kindern war. Sie mußte erfahren, daß er frei war, frei wie der Vogel in der Luft, ehe er sich sein Nest gebaut hat, und daß er sie liebte! Und -dazu mußte er sich, wenn es nicht anders sein konnte, auch zu dem beschämenden Geständnis bequemen, wie der unselige Makel, wenn es ein Makel war, Vater von sieben Kindern zu sein, auf ihn gekommen. Er war zu jeder Beichte und zu jeder Reue bereit, uur wußte er nicht, wie er sich nach der Niederlage, die ihm für immer jede Fühlung mit ihr und ihrem Vater abgeschnitten zu haben schien, bei ihr Gehör verschaffen konnte.
Er irrte eine Weile ratlos und verzweifelt durch den Saal sicher hinter Blumen-Dekorationen und glücklich lachenden Menschen, verschämt wie ein armer Sünder vor der Einen verbergend, die er doch nicht aus dem Auge ließ. Er sann und sann, wie sich das unglückliche Mißverständnis aufklären ließ. Plötzlich tauchte in dem glänzenden Ballgewirr die Gestalt eines alten Bekannten vom Spreestrande vor ihm auf. Es war der Chef-Redakteur eines renommierten Berliner Journales.
„Heda, Paulchen, was machen Sie für ein trübseliges Gesicht?" rief ihm der Journalist lustig zu. „Amüsieren Sie sich nicht? Fehlt es Ihnen an Bekanntschaften im Saal? Wem soll ich Sie vorstellen? Der schönen Kollegin in rotem Samt dort drüben, dem alten Herrn an ihrer Seite, dem man an seinen freundlichen Zügen nicht ansehen kann, welche rücksichtslosen Kritiken er schreiben kann? Oder wollen Sie mit dem kleinen dicken Dresdener Verleger, der unter dem Armleuchter da an der Thüre neben seinem bildsauberen Töchterlein steht, bekannt werden?"
Herr Elsner ergriff hastig, wie einen Rettungsanker beide Hände des Journalisten.
„Sie kennen den Herrn?" stieß er hervor.
„Ob ich ihn kenne. Es ist der Herausgeber der Dresdener „Welt". Soll ich Sie zu ihm hinführen? Kann vielleicht ein Geschäftchen dabei herausschauen."
„Nein, nein. Lassen Sie nur, oder wenn Sie wollen, nachher. Erst aber muß ich Sie noch um eine Gefälligkeit bitten."
„Die Ihnen, wenn es in meiner Macht liegt, im Voraus gewährt ist."
Herr Elsner faßte den Kollegen nervös an einem Knopf seines Frackes.
„Doktor", sagte er. „Nicht wahr, meine Verhältnisse sind Ihnen bekannt? Wir verkehren mit einander seit Jahren und Jahren. Sie wissen bestimmt, daß ich nicht verheiratet bin."
„Ich denke nein," antwortete der andere, betroffen über die wunderliche Frage.
„Und daß ich auch nie verheiratet war?" Der Journalist lachte.
„Wer kann darauf schwören?" scherzte er. „Wie, wenn sie heimlich verheiratet gewesen wären. Wäre das nicht möglich?"
„Aber ich war's nicht. Ich war es nicht, Doktor, Sie sollen es beschwören. Wenn Sie mir den Gefallen thun möchten, einen Moment zu Herrn Märtens hinüber zu gehen und in einer Angelegenheit, die mich betrifft, ein Wort mit ihm zu sprechen, Sie sollen es ihm beschwören, daß ich nicht verheiratet bin und es niemals war und nicht denke, sieben Kinder zu haben."
Der Journalist traute seinen Ohren nicht. Er schob die Finger seiner Rechten, die Herr Elsner in seiner Hand hielt, an dem Handgelenk bis zu dem Pulse empor.
„Mensch!" .rief er. „Phantasieren Sie? Oder aber warum sonst dieser Auftrag?"
„Weil ich Fräulein Märtens liebe, teurer Doktor, und ihr Vater sich meiner Liebe widersetzt, weil er glaubt, ich wäre Vater von sieben Kindern."
„Großer Himmel! Wie kommt der Mann auf diese fixe Idee."
„Ich'schrieb es ihm einst."
„Sie schrieben es ihm Elsner?"
Der junge Novellist zog den Berliner Redakteur mit sich an einen der plüschüberzogenen Divans, die die Saalwand umkränzten.
„Setzen Sie sich zu mir, lieber Doktor, und schenken Sie mir eine Minute Gehör. Die Sache ist nämlich die"
Paul Elsner fing an zu beichten und der andere fing an sich vor Lachen über die seltsame Beichte zu schütteln.
„Famos, famos", rief er. „Eine brillante Humoreske! Wohl Ihre letzte Arbeit, Kollege, die Sie mir erzählen, um ihre Wirkung an mir zu erproben? Aber sicher nicht Wahrheit."
„Doch", sagte Elsner, „Gott sei's geklagt! Buchstäbliche Wahrheit lind mein Verderben und mein Tod, wenn Sie sich bei Herrn Märtens meiner nicht annehmen wollen.
Der Doktor erhob sich.
„Bah", lachte er, „Ist das wirklich so ernst? Wohlan denn, so will ich wenigstens, was in meinen Kräften steht, thun, Tod und Verderben von Ihnen abzulenken. Blicken Sie auf. Der alte Herr Märtens ist nicht mehr drüben unter den Armleuchterkerzen zu sehen. Er wird zu seinen Karten zurückgekehrt sein. Verfüge ich mich daher auch in den Spielsaal. Bei der ersten Gelegenheit, die sich findet, werde ich an seinem Tisch die Humoreske, die mir eben von Ihnen erzählt wurde, zum Besten geben, und wenn dann alles ringsumher lacht, werde ich ihm sagen, daß die Geschichte Wort für Wort der Wirklichkeit nacherzählt ist und von einem Autor herrührt, der sich unter den Festgästen befindet."
„Und Sie glauben, er wird dann begreifen?"
„Wo er doch sonst nicht auf den Kops gefallen ist, denke ich, sicher. Und wenn alles in Ordnung ist, lasse ich Sie rufen."
„So gehen Sie mit Gott.
(Schluß folgt.)
Aus Berlin kommt die für Ansichtskarteii- sammler interessante Nachricht, daß sich nunmehr auch Adolf v. Menzel entschlossen hat, eine illustrierte Postkarte zu entwerfen. Auf Ersuchen der Internationalen Ansichtskarten - Gesellschaft hat der Künstler eine Szene anscheinend aus einem Berliner Nachtkaffeehaus ausgeführt.
Einen neueren Fortschritt auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen bedeuten drei Heilungen von Ekzemen, über die Dr. Levy-Dorn in der neuesten Nummer der Deutsch. Med. Woch. berichtet. In 2 Fällen handelte es sich um Erkrankungen, die in 4 bezw. 2 Jahren trotz der verschiedenartigsten Heilungsversuche in keiner Weise gebessert werden konnten. Die Bestrahlungen fanden täglich statt und dauerten 20—25 Minuten; ausgesetzt wurden sie nur, wenn Reizscheinungen der Haut eine Ruhepause nötig machten. Schon nach der ersten Sitzung trockneten die bis dahin feuchten Ekzeme etwas ab, die erkrankten Stellen bekamen ein frischeres Aussehen und nach der vierten Sitzung war die bis dahin wie abgestorbene Haut wieder glatt und ohne Borkenbildung. Es gelang also, chronische Ekzeme binnen ganz kurzer Zeit vollständig auszuheilen. Bei der großen Verbreitung der Ekzemeist diese Mitteilung sicherlich von allgemeinstem Interesse.
Der Reiseführer John M. Cook von der Firma Thomas Cook und Sohn in London hat seine Erinnerungen an die Reise des deutschen Kaisers nach Jerusalem mit der Meldung veröffentlicht, daß er von den Geschäften zurücktreten werde. John Cooks Laufbahn als Reiseführer fing im Jahr 1844 an, als er, einen Stock in der Hand, die Ueberführung von 500 Schulkindern in einem Sonderzug von Leicester nach System und von da nach Mount Sorrel Hills leitete. Seine letzte Leistung war die Jerusälemreise des deutschen Kaisers, von der Mr. Cook krank zurückkehrte.
(Schlechtes Gewissen.j Warum lassen Sie denn Ihre Alpenmilch-Annonce nicht mehr ms Wochenblatt einrücken? — Weil Sie f mir s letzte Mal unter Vermischtes gedruckt haben.
Anzeiger
Nr. 28.
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.