Unterhaltender Heil.

Herrn Elsners 7 Kinder.

Humoreske von Arthur Roehl.

(Nachdruck verboten.'»

Das Genie hat in der Neuzeit aufgehört von der Kunst zu Leben. Dichter und Denker verlangen und erhalten für die Kinder ihrer Muse Kasse, und in den Zeitungen werden ge­legentlich glückliche Autore erwähnt, die sich Prachtvillen und Rittergüter mit Geist Feder und Tinte zusammengeschrieben. Herr Paul Elsner glaubte jedoch nicht recht an dererlei Riesenhonorare. Er war selbst ein Mann vom Bau. Er schrieb Novellen, Essays und Feuille­tons. Sein Name war kein unbekannter mehr, und seine Arbeiten wurden bereits mit besseren Honoraren bezahlt, aber in Gold schwamm er doch nicht. Im Gegenteil, er laborierte immer und ewig an diesem aufreibenden Uebel der Menschheit, der Dürre im Portemonnaies, die von dem Vvlksmund Dalles genannt wird.

Uebrigens nahm er sich diese in den weitesten Kreisen erschrecklich grassierende Krankheit nicht allzu sehr zu Herzen. Er hatte einen leichten Sinn und bei der Wirtin seines Garyonlogis, im Hotel, wo er speiste, und bei dem Passionableu Schneider, der ihm seine feschen Anzüge baute, Kredit. Herr Paul Elsner war ein Mann, der bei trübem Wetter wußte, daß, wenn sich die Wolken zerteilten, wieder Sonnenschein kam. Wozu also, wenn Man einmal auf dem Trockenen saß, gleich den Kopf hängen lassen! Die Zeit pekuniärer Knappheit hatte für ihn auch ihr Gutes. Dann bummelte er weniger und arbeitete fleißiger. Und die launigen Geschichten, die ihm hauptsächlich seinen Namen verschafft hatten, ge­langen ihm nie besser als bei einem gewissen Tiefstand in seiner Börse.

Natürlich durfte die Verlegenheit auch nicht gar zu arg kommen. Ein Uebermaß von Mangel an Kleingeld kann selbst die unverwüstliche Laune verderben.

Gott sei Dank, daß er noch Außenstände hatte! Bei einer ganzen Reihe von Zeitungen hatte er größere oder kleinere Arbeiten liegen, die acceptiert waren und jeden Tag zum Abdruck gelangen konnten. Unter anderen hatte er ein Honorar von einem Verleger in Dresden erhalten.

Das Honorar für einen Original-Novelle größeren Umsangs war aus ein paar hundert Thaler, zahlbar bei Beginn des Abdruckes, stipuliert und der Abdruck war nebenher binnen kürzester Frist in Aussicht gestellt worden, indeß Herr Elsner hatte, obgleich eine geraume Zeit seit dem Abschluß dieses Kontraktes verstrichen war sein Honorar noch nicht in Händen. Seine Novelle war eben noch erschienen und wurde von Woche zu Woche durch andere Arbeiten zu­rückgedrängt.

Als der November herankam, die Novelle in dem Dresdener Journal, aber noch immer nicht einmal angekündigt wurde, fing Herr Elsner an ungeduldig zu werden. Und eines Tages setzte er sich hin, nahm die Feder und suchte durch eine briefliche Anfrage in Dresden den Gang der Ereignisse zu beschleunigen. Leider schienen die Leute in Dresden nicht zwischen den Zeilen lesen zu können, und den Ruf nach Geld, der in seiner Anfrage lag, gar nicht zu merken. Er erhielt die höfliche Antwort: Demnächst wird Ihre Novelle gedruckt. Und damit war er so klug wie vorher. Denn was hieß bei einer Redaktion demnächst! Drei, vier, sechs Wochen oder ein Vierteljahr?

Herr Elsner fluchte, allein er verhielt sich die nächsten folgenden Wochen was blieb ihm auch anderes übrig? vollkommen ruhig. Er mußte zusehen, wie er für die Befriedung unumgänglicher Bedürfnisse anderweitig Rat schaffte. Als aber seine Novelle auch noch nicht einmal mit dem Dezember herauskam, ging seine Langmut von neuem in die Brüche und er feuerte hinter seinen ersten Schreibebrief nach Dresden einen zweiten her, in dem er sich deutlicher ver­suchte. Was dachten die Leute? Sollte seine Novelle vielleicht gar erst zum neuen Jahr ver­öffentlicht werden?

Wider Erwarten erhielt er auf seine Mahn­schrift gar keine Antwort, und da er nicht ahnen

konnte, daß der Besitzer des Dresdener Blattes gerade vereist war und sich Niemand in der Re­daktion befand, der sich für kompetent hielt, ihm zu antworten, ward Herr Elsner zornig.

Er wartete vergebens vier und fünf Tage auf einen Bescheid, und auch den sechsten Tag ließ er noch hingehen, am siebenten aber beschloß er die unbeantwortet gelassenen Epistel mit einer Zuschrift zu bestätigen, die man sich in Dresden nicht hinter den Spiegel stecken würde. Paul Elsner fühlte sich zu dem entschiedensten Auf­treten berechtigt. Er war kein Millionär, daß er auf das Honorar für seine arbeiten bis zum jüngsten Tag warten konnte.

Herr Elsner nahm sich vor, dies dem Dresdner unverblümt zu Gemüt zu führen. Nach dem Abreißkalender, der neben seinem Schreibtisch an der Wand hing, hatte man schon den zehnten Dezember und wenn sein Honorar noch zur rechten Zeit kommen sollte, durfte er mit Höflichkeiten, womit sich auch offenbar in Dresden nichts ausrichten ließ, die Zeit nicht verlieren.

Er setzte sich also hin und nahm die Feder und runzelte die Stirn.

Er schrieb:Sehr geehrter Herr"

Und die Worte, die seinen strotzenden Feder­strichen entquollen, waren gereizt wie das Mienen-Spiel seines Gesichtes. Der Ausdruck seiner Züge war düster, entrüstet drohend. Der arme Dresdener Verleger bekam die rückhalt­loseste Wahrheit zu hören, doch plötzlich setzte er die Feder, daß die Tinte spritzte, von dem Papier ab. Er schnellte von seinem Stuhl auf und all die Grimmigkeit wich aus seinen Zügen. Ein Blick thriumphierenden Uebermuts sprühte aus seinen Angen und hellte sein ganzes Gesicht auf. Ein übersprudelnder Gedanke war ihm gekommen.

Er lachte, an seinem Pult stehend, laut auf.

Topp." sagte er sich. Das wird ver­fangen! Das wird sicher verfangen! Wozu also brutal werden, wenn man nur diplomatisch zu sein braucht.

Er nahm den Briefbogen, den er mit einer Reihe empfindlicher Zeilen bedeckt hatte und zerriß ihn.

So legte er einen zweiten Briefbogen zurecht und fing abermals an zu schreiben.

Hochgeehrter Herr" begann er.

Bezugnehmend aus meine letzten ergebenen Zeilen, auf die ich ohne Antwort geblieben, wage ich es, die wiederholte Bitte an Sie zu richten, mich über den genauen Abdruckstermin meiner von Ihnen acceptierten Arbeit in Kenntnis zu setzen. Ich erlaube mir, Sie daran zu erinnern, daß ich nach den mir bei Abschluß des Verlags­kontraktes zu Teil gewordenen Zusicherungen schon Oktober auf das Erscheinen meines Werkes hoffen konnte. Jeder weitere Aufschub des Abdruckes würde mich aber jetzt in der That in die denk­bar grausamste Kalamität bringen. Denn da ich mit aller Bestimmtheit bis Weihnachten auf Erhalt meines Honorars rechnete, würde ich nicht wissen, wo ich die Mittel hernehmen soll, meinen sieben Kinderchen, die sich auf das Christfest freuen, zu bescheeren. In der Verlegenheit, in der ich mich zufolge meiner irrtümlichen finanzi­ellen Berechnungen momentan befinde, würde ich den Kindern vielleicht nicht einmal einen Christbaum anzünden, nicht einen Apfel, keinen Pfefferkuchen schenken können.

Seien Sie versichert, hochgeehrter Herr, daß ich mir aus weniger dringlichen Gründen nicht die Freiheit genommen haben würde, Sie an die kleine Außerachtlassung Ihrer mir gegebenen Zusicherungen zu erinnern, und wollen Sie mir also im Namen der sieben herzigen Kleinen, denen Sie gewiß nicht die Weihnachtsfreude werden verderben wollen, die Bitte gestatten, mit dem Abdruck meiner Novelle noch vor dem Fest zu beginnen.

^Fortsetzung folgt.)

(Uebertragung der Tuberkulose von Menschen auf Tiere.) Huon, der Oberarzt der Schlacht­häuser in Marseille, hat, wie die Agr. Mitteil, berichtet, einen Fall von Ansteckung einer Kuh durch einen Menschen beobachtet. Eine in einem besonderen Raume untergebrachte Kuh war an

dem Tage ihrer Ankunft der Probe mit Tuberkulin unterworfen worden. Das Tier war nicht tuber­kulös. Der mit der Pflege der Kuh beauftragte Mann hustete seit langer Zeit, und sein Auswurf enthielt reichlich Tuberkulose-Bazillen. Der Mann wurde kränker und starb. Nunmehr nahm Huon eine abermalige Einspritzung mit Tuberkulin vor und erreichte eine Reaktion mit 3 Grad. Die Kuh wurde getötet und bei der Sektion deutliche tuberkulöse Verletzungen in der Lunge und dem Brustfell gesunden. Zweifellos war die Kuh durch den Auswurf ihres Wärters, der die üble Gewohnheit hatte, überall hinzuspucken angesteckt worden.

Eine ohne Apparat hörbares Telephon führt der Genfer Physikprofessor Dussaud im Hause desFigaro" zu Paris einem Publikume von Sachverständigen und Musikfreunden vor. Die Zuhörer waren im obersten Stockwerk ver­sammelt und die ausübenden Künstler zwei Treppen unterhalb. Ein Telephon verband beide Räume. In der Ecke des oberen Saales stand der kleine, einfach aussehende, neue Apparat, und ohne einen Schallbecher an's Ohr zu setzen oder auch nur das Gehör besonders anzustrengen hörte jeder Besucher die Musik Note für Note.

Deichsclabstandsstütze. Eine Neuerung, welche sicherlich von allen Pferdebesitzern mit Freuden begrüßt werden dürfte, ist kürzlich von Herrn V. Warwas, Landwirt in Oppeln erfunden worden. Wie wir durch das Intern. Patent­bureau von Heimann und Co. in Oppeln erfahren, läßt sich diese Neuerung mit Leichtigkeit an jeden: Kummet anbringen und wird dadurch ein Anschlägen der Deichsel an das Zugtier verhütet und wird auch der Gang des Wagens ein viel ruhigerer, da die Deichsel nicht so hin- und Herschleudern kann. In Anbetracht der geringen Anschaffungskosten steht zu erwarten, daß sich diese Neuerung bald überall einsühren wird. (Obengenanntes Patentbureau erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)

(Das zusammengekochte Bild.jLieber Freund, die Suppe hat aber einen eigentümlichen Geschmack ..!"Ja, weißt Du, meine Frau malt. Da sie aber doch auch kochen muß, so setzt sie sich mit ihrer Malerei zum Herd und da passiert es ihr halt öfter, daß sie im Eifer mit dem Pinsel in den Kochtops und mit dm Kochtopf ins Bild fährt!"

(Aus Oesterreich.) Der Obermeier-Nazi is a ganz a wüster Kerl! Schimpfen thut er wia Rohrspatz und raufen is sein Hauptg'schäft! Wenn er anen anpackt, dem bricht er glei d'RiPPen entzwei! Mit einem Wort: er beherrscht die Parlamentarischen Formen.

(Der angehende Luftkurort.) Also im nächsten Frühjahr, tritt unser Dorf in die Reihe der Luftkurorte? Ja, und in 3 Monat' wer'n ma auch a' Klima hab'n!

Das Schimmeln von Essiggurken verhütet man leicht, indem man ein bis zwei Hände voll schwarzer Senfkörner, in ein Lein­wandsäckchen gebunden, zu den Gurken in den Topf legt.

Auflösung des Rätsels in Nro. 21.

MolkeMoltke.

Richtig gelöst von Albert Enßlin in Neuenbürg.

Aufgabe.

Jemand hat 75 Täfelchen. Auf 25 der­selben steht die Zahl 18, auf 25 die Zahl 31, auf den letzten 25 die Zahl 88. Er wählt 36 von diesen 75 Täfelchen aus und zwar so, daß die Summe der 36 zweiziffrigen Zahlen, welche auf ihnen stehen, 1888 beträgt. Wieviel Täfel­chen hat er mit der Zahl 18, wieviel mit der Zahl 31, wieviel mit der Zahl 88 genommen-

Anmerkung: 1831 Geburtsjahr Kaiser Friedrichs III., 1888 Todesjahr Kaiser Fried­richs III.

Redaktion, Druck und Verlag von E. Meeh in Neuenbürg.

Anzeiger

Nr. 24.

Erscheint Montag, viertelj. 1.25, mono

zur Anbringung der

Diejenigen, U wegen häuslicher 8 tz 32 Ziff. 2 lit. g. wollen, werden au) machen, daß sie in rüber berufenen Ers Die Ortsvorste lich eingereicht oder nach den Vorschrifte betr. das Verfahren 8. April 1876 Ziff. von 1876 S. 114 s Formulare wei Es wird nachd Gesuche nicht berücks Die Ortsvorsü forderung zu sorgen. Neuenbürg,

an die Reservisten, gebildeten !

Unter Bezugna der deutschen Wehro: jenigen Reservisten, 5 Landsturmpflichtigen hinter die letzten Jal häuslicher oder gewei ihre Gesuche innerhal termin bei dem Ortsw Wegen der Bel Vorschrift des tz 123 des Innern und des und Klassifikationsge) K. Ministeriums des Neuenbürg,

werden unter Hinweb die Vornahme von l S. 41) und die auch machung in gleichem beauftragt, alsbald < Schutzimpfung gegen Anmeldung der Tiere d. Is. zu erfolgen hc Impfungen Anfangs 8

Das von den t erlasses vom 10. über die angemeldeteu Oberamt vorzulegen.

Den 11. Febru

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werden unter Bezugnc betr. die Vornahme « angewiesen, binnen ei bestände ihres Gemeir