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Ein englisches Urteil üb er den deutschen Handel. Ein englisches Urteil über die Ent­wickelung von Industrie, Handel und Verkehr in Deutschland ist in einem eingehenden Bericht des britischen Handelsattaches in Berlin, Herrn Gastrell, an das auswärtige Amt in London enthalten. Der Bericht ist dort veröffentlicht Worden und bringt u. A. folgendes Urteil: Wenn man es sich erst in weiteren Kreisen vor Augen hält, daß der Wert der deutschen Ausfuhr heimatlicher Erzeugnisse im Jahre 1897 176030000 Pfd. Sterl. weniger als die gleiche britische Ausfuhr, und daß das Maß dieser Ausfuhr auf den Kopf der Bevölkerung in Deutschland steigt, in England fällt, so wird das britische Publikum vielleicht beginnen, der Ent­wicklung von Handel und Industrie auf dem Kontinent regere Aufmerksamkeit zuzu­wenden." Die große Entwicklung von Deutsch­lands Handel und Industrie in den letzten 20 Jahren ist Gastrell zufolge in erster Linie der seitens der Regierung gewährten Aufmunter­ung zu danken, in zweiter Linie der natürlichen Befähigung des Volks, dessenGründlichkeit" näher beleuchtet wird, wie dessen außerordentliche Fähigkeit,sich Mühe zu geben." Als ein weiterer Faktor zur Hebung der Industrie ist die Mitwirkung kleinerer Betriebe anzusehen. Endlich ist aber auch das schnelle Anwachsen der Bevölkerung, das beinahe auf 600000 Köpfe pro Jahr zu rechnen ist, im Zusammenhang mit dem Stehenbleiben der Ackerbau-Verhältnisse in Anschlag zu bringen, weil infolge dessen natür­lich ein immer größerer Teil des Volks der Industrie zugetrieben werde. Gastrell knüpft daran die schon häufig gehörten Mahnungen an feine Landsleute, sich von Deutschland nicht über­flügeln zu lassen.

Stettin, 7. Febr. Die bei Wolgast be- legene königliche Domäne Gr.-Ernsthof, Pächter Oberamtmann Jansen, ist gestern fast vollständig ein Raub der Flammen geworden; nur ein Pferdestall blieb stehen. Das gesamte Vieh, darunter 100 Stück Rindvieh und 500 Schafe, verbrannten. Vom Gutshof sprang das Feuer auf das Dorf über und bis auf einige abseits und getrennt vom Dorfe liegende Gehöfte brannte alles nieder, vor allem sämtliche Arbeiterwohn­ungen und drei große Bauernhöfe. Auch auf diesen Gehöften ist der gesamte Viehstand mit­verbrannt.

Im Jahre 1898 hat sich der Kilometer­hefteverkehr auf den Badischen Staatseisen­bahnen, verglichen mit 1897 folgendermaßen ge­staltet: es wurden verkauft Hefte III. Klasse 1898 107 557 1897 90102 1898 mehr 17 455. Gegen Vergütung von 1 M. wurden an ausge­nützten Kilometerheften zurückgeliefert 1898 116 640 Stück 1897 94023 Stück.

Württemberg.

Stuttgart, 6.Febr. Das Geburtsfest des Königs wird dieses Jahr mit Rücksicht auf die tiefe Trauer in aller Stille begangen werden. Früh ist Gratulation der K. Hofstaaten, um l/slO Uhr der Mitglieder der K. Familie, worauf der Festgottesdienst in der Schloßkirche abgehalten wird. Während des Tedeums werden wieder 101 Kanonenschüsse abgegeben. Die üb­liche Galavorstellung im Hoftheater, sowie der Empfang nach derselben im Sommersaal des Residenzschlosses unterbleibt.

Stuttgart, 6. Febr. Für die zweite Lesung des Gesetz-Entwurfes betr. die Neu­organisation der Handelskammern hat der Handelsverein an den Landtag die Bitte gerichtet, daß an der allgemeinen direkten Wahl nicht gerüttelt werden solle, daß jedoch, um eine Gewähr für die richtige Zusammensetzung der Kammern zu erhalten, aus jeder Steuerklasse (höchste, mittlere und niedere) so viele Mitglieder gewählt werden sollen, als nach dem Kataster auf dieselbe treffe. Gleichzeitig wird eine Ver­minderung der Zahl der württ. Handelskammern in Anregung gebracht. Bei der dem Bundes­rat vorliegenden Novelle zur Gewerbe­ordnung ist die Bestimmung enthalten, daß den Prinzipalen die Verpflichtung aufzuerlegen ist, den Handlungsgehilfen und Lehrlingen Zeit zum

Besuch von Fortbildungs- und Fachschulen zu gewähren und diesen Besuch zu überwachen. Die Stuttgarter Handelswelt erblickt darin einen gewaltigen Eingriff in die Rechte des Prinzipals und will an maßgebender Stelle dafür vorstellig werden, daß die fragliche Bestimmung gestrichen werde, oder daß wenigstens, sofern Tagesunter­richt eingeführt ist, für den Schulbesuch jedes einzelnen Gehilfen und Lehrlings eine Maximal­grenze festgesetzt werde.

Rottweil, 6. Febr. Die Bewegung zur Organisation des Handwerks ist im Be­zirk eine sehr lebhafte. Der Vorstand des oberen Schwarzwaldgaus, Apotheker Sautermeister, hielt in letzter Zeit verschiedene Versammlungen, in denen er das Gesetz mitteilte, um entweder neue Gewerbe-Vereine zu gründen oder kleinere Orte zu bestimmen, sich den größern geschlossen anzu­gliedern. So sind in Dunningen und Schöm­berg neue Gewerbevereine gegründet worden.

Eßlingen, 9. Febr. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien ist die Forter- hcbung der Verbrauchssteuern auf weitere zwei Jahre beschlossen worden. In Göpp­ingen wurde beschlossen, daß die städtische Fleisch st euer, welche im vorjährigen Etat mit 36200 ^ bezeichnet war, vom 1. April ab aufgehoben werde. Der Ausfall soll teil­weise durch erhöhte Liegenschaftsaccise gedeckt werden. Die Biersteuer bleibt fortbestehen.

Ludwigsburg, 9. Febr. Das gemischte Warengeschäft eu aros und eu llstuil des Hof­lieferanten Franz Gastpar hier ist samt Inventar um den Preis von 170000 ^ von Herrn Kuhn von Göppingen käuflich erworben worden.

Ulm, 10. Febr. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen in ihrer gestrigen Sitzung, auf der unteren Bleiche weitere 36 Arbeiterwohnhäuser zu errichten, und zwar einstöckige Einfamilien­wohnhäuser, die aus verschiedenen Gründen den 2 stockigen Gebäuden vorzuziehen sind. Nur an den Ecken des Bauquartiers sollen die Gebäude zwei Stockwerke erhalten.

Heilbronn, 8. Febr. Der Personen- Dampferverkehr von Heilbronn neckarabwärts wird nunmehr bestimmt im März d. I. ausge­nommen werden, va in diesem Monat der erste der bestellten 2 Dampfer zur Ablieferung ge­langt. Ein Landungsplatz ist bereits festgelegt und die Mittel zum Ausbau desselben sind städtischerseits bewilligt. Die Schulden der Stadt Heilbronn belaufen sich z. Z. auf 4 605 000 Mark. Aus den Abschlüssen der städtischen Rech­nungen pro 1897/98 ist zu entnehmen, daß die Stadtpflege einen Ueberschuß von 108663 ^ und die bürgerliche Stiftungspflege einen solchen von 10526 erzielte. In der hiesigen städtischen Badeanstalt wurden im Jahre 1898 169205 Bäder gegen 161905 im Vorjahre ab­gegeben.

Tübingen, 7. Febr. Gestern brachte die Akadem. Liedertafel unter ihrem bewährten Dirigenten Prof. Wörz, Beckers 3aktige Oper Die Schlacht im Teutoburger Walde" zur Auf­führung, die wie keine zweite in ihrer Art auf Deutschlands hohen Schulen gefällt und auch hier mit reichem Beifall ausgenommen wurde. Durchs Ganze ging ein frischer, flotter Zug; von den Solisten gefielen besonders die Herren Ziegler (Hermann), Günzler (Thusnelde) und Buddenberg (Segestes). Nachdem der gesellige Teil eröffnet war, legten sich die Sänger und Zuschauer mit Befriedigung auf die wohlverdiente Bärenhaut und tranken immer noch eins. (S. M.)

Anstand

Eg er, 9. Febr. Die Bezirkshauptmann­schaft teilte dem Bismarck-Denkmalausschuß hier mit, daß sie die Errichtung eines Bismarck- Denkmals verbiete. Der Erlaß erkennt die Größe Bismarcks als Staatsmann an, erklärt aber die Errichtung des Denkmals vom Stand­punkt des österreichischen Patriotismus für un­zulässig. Die Str. P. bemerkt dazu: Am 7. Okt. dieses Jahres werden 20 Jahre verflossen sein, daß Oesterreich und Deutschland einenBund des Friedens und der gegenseitigen Verteidigung" schlossen und diesen Bund treu hielten und sogar noch erweiterten. Der Vater dieses Bundes war

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbür

Fürst Bismarck! Von diesem Standpunkt W werden diejenigen ohne Zweifel gehandelt haben welche den Plan der Denkmalerrichtunq fgt.,'

Der neueste Versuch, der sogenannte» ' Arbeiter-Glashütte in Albi in Frankreich j noch eine kurze Galgenfrist zu verschaffen, bestch in einer Prämienanleihe-Operation. Es sollen' 8000 Bons a 5 Frcs., die mit je 6 i zurückzuzahlen sind, ausgegeben werden. Diese' Maßnahme sieht sehr verdächtig aus. Den». Entweder ist die Glashütte thatsächlich in s, blühendem Zustande, wie von der sozialdemokrat­ischen Parteipresse einstimmig beteuert wird, dann braucht sie nicht zu borgen, oder aber das schön- färberische Gerede der Genossen entspricht nicht den Thatsachen, dann aber muß man das Vor­gehen der Leiter umso schärfer verurteilen. Denn wie will das Unternehmen, das nicht einmal mit den reichen Mitteln, die ihm geschenkweist also ohne die Auflage der Verzinsung und Amortisierung, zuflossen, zu wirtschaften ver­mochte, denen gerecht werden, die jetzt ihr Geld hergeben!

In der nordfranzös. Fabrikstadt Cambrai bestieg ein Geschäftsmann den nach Brüssel ab­gehenden Eilzug; er hatte mehrere Gepäckstück! bei sich, unter anderen eine gelbe, 10000 Frcs. in Banknoten enthaltende Ledertasche. Er war allein im Abteil, aber an der belgischen Grenz! trat ein gut gekleideter junger Mann mit sehr ungezwungenem Benehmen ein; schon bald nach Quievrain verließ er wieder höflich grüßend de» Eisenbahnzug. Als der Zug in Mons einliej bemerkte der Geschäftsmann, daß die Ledertasch verschwunden war.

Die erste blutige Lektion, welche dik Amerikaner den aufsässigen Philippinern durch die Kämpfe vor Manila erteilt haben, scheint doch bereits ihre Wirkung äußern zu wollen. Wenigstens ließ der oberste Jnsurgenten- chef Aguinaldo den amerikanischen General Otis um eine Unterredung ersuchen, obwohl Aguinalbo soeben erst den Amerikanern den Krieg mittels einer Proklamation erklärt hatte. Jedenfalls ist die Unionsregierung zu entschlossenstem Vorgehen gegen die Philippiner bereit.

Valparaiso,10. Febr- Nach Nachrichten aus Bolivien wurde das Gebäude der im chilenischen Besitz befindlichen Bergwerke von Coro-Coro von mehr als 1000 Indianern umzingelt und geplündert. Der Direktor, seine Frau und ein Beamter suchten zu entkommen, in dem sie 3000 Dollars für ihr Leben boten. Als dies Angebot abgeschlagen wurde, erschoß der Direktor seine Frau, den Beamten und dann sich selbst. Das Vorkommnis dürfte zu Schwierig­keiten zwischen Chile und Bolivien führen.

In derJllinois-Staatszeitung" berechnet ein nordamerikanischer Major, Beck, aus Grund der bisherigen Budget-Ausgaben die Kosten der auf 100000 Mann Friedensstärke gebrachten nordamerikanischen Armee auf 600 Mill Mark! Dies würde mit dem Pensionsfonds von 480 Mill. die nette Totalsumme von 1800 Mill. Mark jährlichen Kriegs-Budgets ergeben!

Telegramme.

Paris, 10. Februar. Deputiertenkammer. Die Sitzung beginnt um 2 Uhr. Auf der Tages­ordnung steht der Gesetzentwurf der Regierung über die Abänderung des Revisionsverfahrens. Der Ministerpräsident Dupuy beantragte die Dringlichkeit, die angenommen wird.

Paris, 10. Febr. Die Deputierten­kammer hat die Vorlage der Regierunr mit 326 gegen 206 Stimmen angenommen.- (Offenbar war die Furcht vor einer aber­maligen Kabinetskrisis maßgebend. Nt Deputiertenkammer hat durch ihre Abstimmung erstens der Verschleppung aufs neue Thor und Thür geöffnet und zweitens der Kriminalkammer des höchsten französischen Gerichtshofes eine» Schlag ins Gesicht versetzt. Die einzige How nung aller Freunde von Wahrheit und Recht beruht jetzt nur noch auf dem Senate.))

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