Missionsberatung zugelassen wurde, das Verlangen, daß wenn doch die bisherige katholische Mehrheit der I. Kammer aufhören und in eine evangelische Mehrheit umgewandelt werden soll, die Hauptforderungen der Katholiken auf Mönchsklöster und konfessionelle Volksschulen durch die Verfassung garantiert werden sollen. Eben wegen Nichtbewilligung dieser Forderung, erklärte ein Zentrumsredner, sei dem katholischen Volk die ganze Verfassnngsreform entleibet, und das Zentrum müsse gegen dieselbe stimmen. Den Privilegierten, die nur zu einem kleinen Teil in die l. Kammer hinübergekommen wären, kann man es vernünftiger Weise nicht verargen, wenn sie sich gegen ihre Aussperrung aus der II. Kammer, die zugleich eine Verurteilung ihrer bisherigen Haltung wäre, wehren. Wenn nun das Zentrum und die Privilegierten in der II. Kammer gegen die Verfassnngsrevision sind, so war die erforderliche 2 Drittel-Mehrheit in diesem Haus nicht mehr zustande zu bringen und damit war das ganze Berfassungswerk gescheitert. Aber sogar dann, wenn die Ritter und Prälaten dem Abg. Haußmann ein willigeres Ohr geschenkt hätten, wäre die Verfassungsrevision in der I. Kammer um so sicherer zu Fall gekommen. Der Ministerpräsident hat sich redlich Mühe gegeben, dem in der Adresse der jetzigen II. Kammer ausgedrückten Wunsch Genüge zu leisten, andererseits aber mußte sich Minister v. Mittnacht von Anfang an auf den Standpunkt stellen, daß gegenüber der Möglichkeit einer starken Radikalisierung der II. Kammer die I. Kammer nicht nur durch Vermehrung ihrer Mitglieder, sondern auch durch Erweiterung ihrer Rechte, namentlich in Budgetsragen ein ausreichendes Gegengewicht erhalten müßte. — Es gehörte keine große Prophetengabe dazu, um gleich von Anfang an das Scheitern der Revision in Aussicht zu nehmen. Aergerlich mag der ganze Verlauf der nun fast 4jährigen Tagung des gegenwärtigen Landtags für diejenigen Abgeordneten sein, welche wiederholt ihren Wählern versprochen hatten, daß sie ihnen ein Geschenk nach Hause bringen werden. Wenn jetzt ihre Wähler die Gewählten fragen: „Was hast Du uns mitgebracht?" so werden sie antworten müssen: „Nicht einmal mehr ein goldenes Warteinweilchen, sondern höchstens ein tombakenes Nichtschen." Freilich, ein Wasserrechtsgesetz ist zustande gekommen, auch eine Polizeistrafgesetznovelle, welch letzterer man zum guten Ende auch noch das Rückgrat aus dem Leibe gezogen hat, und dann bleibt noch als großes Resultat die Bewilligung eines höheren Budgets, während man doch den Wählern versprochen hatte, daß die von der früheren Kammer bewilligten Luxusausgaben aufhören müßten. Die größten Luxusausgaben, welche sich die jetzige Kammer geleistet hat, sind unzweifelhaft die Diäten der HH. Abgeordneten für die zahlreichen Tage, wo sie um ein Nichts debattiert haben.
Zlyterhattender Heit.
Leodoros Weihnachtswunsch.
Erzählung aus Brasilien von Elisabeth Euchler.
^Fortsetzung.)
Anitas Mutter, Dona Theresa, war eine Deutsche, aber sie lebte schon lange in Brasilien, wo sie mit dem Manne die glücklichsten Jahre ihres Lebens zugebracht hatte. Aber dennoch hing ihr Herz an der alten Heimat, und sie hatte alle ihre Kinder in deutscher Weise erziehen lassen. Nach dem Tode ihres Mannes verwaltete sie mit Hilfe ihres ältesten Sohnes die prächtige Fazenda, welche mit ihren ausgedehnten Kaffee- und Zuckerplantagen ein Muster trefflicher Bewirtschaftung bot. In dem nahen Städtchen Jundiahy besaß sie ein stattliches Haus, wo sie mehrere Monate des Jahres zubrachte. Hier wohnten auch zwei ihrer verheirateten Söhne, und hier hatte auch Anita ihren Bräutigam kennen gelernt, der auf einige Zeit nach Deutschland gegangen war, um seiner Militärpflicht zu genügen, und jetzt zum Weihnachtsfest zurückerwartet wurde. Dona Theresa hatte dasselbe stets in trauter, deutscher Weise begangen. Ein schlanker, mit Lichtern geschmückter Pinheiro, der
dem deutschen Weihnachtsbaum nicht unähnlich sieht, erhob sich in der Mitte der festlichen Tafel, auf der die Geschenke für die Hausgenossen ausgebreitet lagen.
Es gab keinen, der sich so kindisch auf das Fest freute, wie Leodoro. „Sie denkt, es ist unmöglich, daß ich König werde," dachte er immer und immer wieder, „aber ich werde es schon durchsetzen." Er wußte es wohl, auch in diesem Jahre sollte nach alter Sitte zu Weihnachten die Congada, ein Umzug und Tanz der Neger stattsinden. Dazu mußte ein König, mußten Fürsten, Feldherrn und gute Tänzer gewählt werden. Und diesmal wollte er, Leodoro, König werden. Hinter den alten Pedro wollte er sich stecken, denn der hatte eine wichtige Stimme bei den entscheidenden Männern; er wollte ihm Tabak und Branntwein bringen und keine Kosten, keine Mühe scheuen, um die Auszeichnung trotz seiner jungen Jahre zu erhalten.
Welch ein Jubel, als ihm nun wirklich die ersehnte Würde übertragen wurde! Seine Schwester, welche draußen vor der Stadt in einer- ärmlichen Hütte wohnte, wurde in das große Geheimnis eingeweiht und half ihm seinen Königsstaat machen, und er selber klebte sich mit des alten Pedro Hilfe Krone, Schwert und Scepter.
So kam der sehnlichst erwartete Heilige Abend heran. Für Anita brachte er zunächst eine Enttäuschung — das Schiff hatte sich verspätet, und Alfredo konnte, wie er in einem Telegramm mitteilte, erst am Nachmittag des ersten Feiertages eintreffen. Man wollte mit der Bescherung so lange warten.
Indessen nahm das Fest der Neger seinen Anfang. Obwohl es immer zu Weihnachten gefeiert wird, steht es doch mit der Bedeutung des Festes in gar keinem Zusammenhang — es sind im Gegenteil profane Kriegsspiele, von den afrikanischen Sklaven, die zumeist aus der Congo- gegend stammen, mit herübergebracht; daher auch der Name des Tauzes „Congada". Da nun die brasilianische Kirche es liebt, ihre Feste zum Vergnügen des Volkes mit allerlei Pomp auszustatten, so ist es ihr ganz recht, daß die Kriegsspiele der Neger ihr das Fest der Geburt Christi verherrlichen helfen, machen doch die bunten Anzüge derselben die Prozession des ersten Feiertages noch farbenprächtiger und anziehender.
Als es dunkelte, zogen die schwarzen Tänzer, in zwei langen Reihen tanzend und singend, von dem dumpfen Schlag der Trommel begleitet, durch die Straßen der Stadt. Um Mitternacht zündeten sie ein Feuer auf dem Platze vor der Kirche an und tanzten hier weiter, unermüdlich bis zum dämmernden Morgen.
Der feierliche Aufzug der Neger fand aber erst am nächsten Tage statt. Da erschien schon vor der Messe der in den buntesten Farben prangende Königszug, voran noch zu Roß Leodoro als König, gefolgt von den Fürsten, die den Kriegsrat bildeten, von Wagen mit weißgekleideten Negerfrauen und Jungfrauen und den Tänzern, die in roten, grünen, blauen und gelben Kleidern Prangten, mit Federschmuck oder Turbanen auf den Köpfen, und bändergeschmückte Stäbe in den Händen. Sie waren der Größe nach geordnet und tanzten und sangen mit wahrhaft fanatischem Eifer, von dem langen Goliath an der Spitze bis zu den drei- und vierjährigen Knirpsen, welche die Reihe beschlossen; mit wilden Sprüngen sich vorwärts bewegend, glitten sie bald nach rechts, bald nach links hinüber und tanzten, nach innen zu einbiegend, ein Stück wieder zurück.
Plötzlich kam von der andern Seite ein feindliches, rothäutigcs Volk angestürmt. Es trug kurzgeschnittene Röcke von Heu, ebensolche Kappen, und dazu lange Sperre an den Händen. Springenden Heubündeln glichen diese seltsamen Gestalten, von denen man nur einen Teil des Gesichtes und die nackten Gliedmaßen sah. Sie traten mit drohenden Geberden den Negern entgegen, führten einen wilden Kriegstanz auf und folgten schließlich, scheinbar besiegt dem in ein Triumphgeschrei ausbrechenden Königszug. Die Tänzer desselben waren jetzt in Schweiß gebadet und schier atemlos, — kein Wunder, denn in tropischer Glut strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel herab.
So machte man denn eine Pause und lagerte auf einem rasigen Platz, wo unter dem Jubel des Volkes ein gewaltiger Baumstamm mit einem Heiligenbild an der Spitze aufgepflanzt wurde.
Jetzt war die Zeit gekommen, wo Leodoro sich frei machen konnte — jetzt endlich sollte auch Dona Anita ihm die versprochene Ehre erweisen. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, als er nach Hause schlich, um sie zu suchen. Er sah ihr Helles Gewand in der Jasminlaube im Garten schimmern — da lag sie in bequemer Ruhe, mit träumenden Augen zum Himmel aufschauend.
Sie schrak zusammen, als sie die abenteuerliche Gestalt auf sich zukommen sah, doch Leodoro erkennend, brach sie in herzliches Lachen aus.
„Jetzt bin ich König," stieß der Neger mit heiserer Stimme hervor.
„Ja — das sehe ich und gratuliere dir, würdiger Beherrscher aller Schwarzen in und um Jundiahy!
„Und ich möchte jetzt um das Weihnachtsgeschenk bitten, das mir Dona Anita versprochen hat, wenn ich König geworden bin!"
„Was fällt dir ein, Leodoro? Die Geschenke bekommst du erst mit den andern heute Abend!"
O Dona Anita, das meine ich nicht. Hat die Senhora denn vergessen, was sie mir versprochen hat? Den Traum, den ich der Senhora erzählt habe? Warum wollte ich denn so gern König sein? Warum habe ich denn alles ge- than, um dies zu erreichen? Nur um noch einmal so glücklich zu sein wie damals im Traum — als wenn ich wie ein Vogel in den Himmel flöge —"
(Schluß folgt.)
(Der Edelacker.) Als Landgraf Ludwig von Thüringen (geb. 1129 auf der Wartburg, gest. 14. Oktober 1172 zu Neuenburg) seine aufrührerischen Vasallen besiegt hatte und sie sich ihm in der Nähe von Freiburg im Breisgau zu Füßen warfen (1152), vollzog er folgende harte Strafe an ihnen: Er ließ sie bis aufs Hemd entkleiden, auf ein freies Feld führen, wie das Vieh vor die Pflüge spannen und fleißig ackern. Als sie matt und erschöpft waren, ließ er sie wieder ausspannen, hielt ihnen eine derbe Strafpredigt und nahm ihren erneuten Treu- schwnr entgegen. Der Platz, auf welchem die thüringischen Edlen geackert, wird heute noch gezeigt und im Volksmunde der Edelacker genannt.
(Peinlich sauber.) „Die verd. .. te Vergeßlichkeit! Da Hab' ich mir schon vor vier Wochen einen Knoten in's Taschentuch gemacht, daß ich mir einen reinen Kragen umbinden wollte, und nun Hab' ich es doch vergessen!"
(Unverfroren.) Hausfrau: „Marie, es ist mit Dir nicht mehr zum Aushalten, gestern hast Du die Weingläser zerschlagen, heute die Tassen, nun die Kanne — —" — Köchin: „Ja, Madam', ick liebe die Abwechselung nu mal!"
Auflösung der Aufgabe in Nr. 189: Christfest.
Richtig gelöst von Albert Enßlin in Neuenbürg.
Aufgabe,
Mit welcher Zahl muß man 31, und mit welcher andern Zahl muß man 12 mulitiplizieren, um als Summe der beiden Resultate die Zahl 1898 zu erhalten? Die Summe der beiden gesuchten Zahlen soll 98 betragen.
Rätsel.
Am ersten Weihnachts-Feiertage verdoppelt jemand den Inhalt seiner Börse und giebt im Laufe des Tages 3 Mk. aus. Am folgenden Morgen verdoppelt er wieder den Inhalt seiner Börse und giebt auch an diesem Tage 3 Mk. aus. Am nächsten Morgen verdoppelt er nochmals den Inhalt seiner Börse und, nachdem er auch an diesem Tage 3 Mk. ausgegeben hat, behält er abends noch 1 Mk. übrig. — Wieviel Geld hat er am Morgen des ersten Weihnachts- Feiertages in seiner Börse gehabt?
Redaktion, Druck und Verlag von E. Meeh tu Neuenbürg.