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Botschaft kennzeichneten. Die Rede des Kaisers sei sehr weise, maßvoll und von praktischem, beinahe utilitärem Geiste erfüllt. Die Botschaft Mac Kinleys sei fast monarchisch, die Thronrede dagegen vom Gefühl demokratischer Fürsorge beseelt.

Der Erlös aus Landverkauf inKiautschau hat bis jetzt schon eine größere Summe ergeben. Eine durch die Zeitungen gehende Notiz, welche bereits von 2 Millionen Mark spricht, dürfte jedoch nach den Erkundigungen derPost" ent­schieden zu hoch greifen.

Aus der Schweiz, 7. Dez. Auf der Schynigen Platte bei Wilderswyl im Berner Oberland berichtet dasTagblatt" in Luzern ist ein Trupp Arbeiter vom frisch > gefallenen, hohen Schnee eingeschlossen. Er muß die Schneeschmelze oder das Festwerden der Weißen Decke abwarten, bis ein Abstieg möglich ist. Zu bedauern sind die Eingeschlossenen gerade nicht; da sie mit allem Nötigen wohl versehen sind, mag es ihnen am geheizten Ofen da oben ganz gemütlich Vorkommen, zumal da der Draht den telegraphischen Verkehr mit der Außenwelt vermittelt.

Unterhaltender Heil.

Um ein Königshaupt.

Historische Begebenheit erzählt von Klara Reichner.

^Fortsetzung.^

Indessen hatte nach eingenommenem Imbiß der angebliche taubstumme Knabe, während Meister Lancelot ausrastete und des Königs harrte wie von einer unerklärlichen Unruhe getrieben unbehelligt schon seit längerer Zeit im Schloßhof und im anstoßenden Park sich umhergetrieben, ohne daß irgend Jemand, noch dazu bei der in Gowoin-House heut herrschenden Geschäftigkeit, seiner achtete. Neugierig musterte er Alles, besonders den mächtigen, runden Turm, dessen Fuß der Schloßgarten begrenzte. Es war ein trutziges, massives altes Gemäuer, mit ver­schiedenen schmalen, luckenartigen Oeffnungen, und hoch oben, einige Klafter unter der Zinne, mit einem Fenster das des Turmzimmers versehen. Ein kleines Ausfallpförtchen, verdeckt von üppigem Gesträuch, lag so verborgen, daß es dem Blick der umherschlendernden Knabenge­stalt jedenfalls entgangen sein würde, wären nicht dort in einiger Entfernung zwischen den Bäumen die Farben Schottlands aufgetaucht, flatternd von den Schultern des Pagen König Jakobs: John Ramsay.

Dieser Anblick veranlaßte den angeblich Taubstummen, die Hand auf's laut pochende Herz gedrückt, sich zurückzuziehen, und schnell ins Gebüsch springend entdeckte er die kleine Pforte, die nicht geschlossen war. Im nächsten Augenblicke verschwand er im Turme, an welchem bald daraus John Ramsay langsamen Schritts vorüberwandelte, ohne im Geringsten es zu ahnen, daß von dort aus, oben auf der Stiege, hinter einer der schmalen Mauer-Lucken, zwei entzückte, schöne Augen bewegt mit liebender Sehnsucht ihn betrachteten und verfolgten. Der junge Mann hatte seinen vom Wein erhitzten Kopf im Parke etwas kühlen wollen, und diese Absicht auch erreicht. Als er sich jetzt dem Schloßhof näherte, begann dort Plötzlich Lärm und Getümmel sich zu erheben, durch welches die laute Stimme des Grafen von Gowoin tönte, die hastig den Befehl erteilte:

Schnell die Rosse der Lords des Königs! Seine Gnaden sind soeben in Begleitung von Lord Ruthven bereits vorangeritten."

Die Diener rannten eilig durcheinander, und die Herren des Gefolges stürzten aus dem Schlosse. König Jakob hatte oft bizarre Ein­fälle, und ihre Köpfe waren durchaus nicht frei und überlegungsfähig mehr; auch diente der höfliche Eifer des Schloßherrn noch dazu, die Bestürzten anzuspornen, als Plötzlich in den Wirrwarr und Tumult des schnellen Aufbruchs hinein eine Helle Stimme rief, welche von oben aus der Luft zu kommen schien, Niemand wußte eigentlich, woher und von wem:

Halt Mylords und Ritter! Bleibt Der König ist noch hier im Schlosse!"

Alles stutzte bei diesen höchst unerwarteten Lauten, deren Ursprung sich in diesem Augen­blicke Niemand recht erklären konnte; der Graf von Gowoin aber erblassend wie das böse Gewissen schrie, in verdächtigem Grimme mit dem Fuße stampfend: Der König habe bereits Abschied von ihm genommen, und er selber habe mit diesen seinen eigenen Augen es gesehen, wie er in Begleitung von Lord Ruthven zum Thor hinausgeritten sei, ihm auftragend, das Gefolge nachzusenden.

John Ramsay, dem diese Helle Stimme wunderbar bekannt erschien, die ihn an ein holdes, ach so fern geglaubtes, geliebtes Mädchen er­innerte, hatte dem Klang derselben folgend

suchend zum Turme hinaufgeschaut, wo er in der nächsten Sekunde etwas sah, was ihm das Blut erstarren machte! Er hatte hoch oben an dem Turmfenster des Königs Haupt erblickt, das eine Hand im Harnisch packte, um es zurückzureißen.

Verrat! beim Blute Christi! Höllische Verräterei!" schrie er, nach oben deutend.Dort

dort im Turm" die Stimme drohte ihm vor innerer Erregung zu ersticken.

Die Szene, die nun folgte, war ein Bild des Wirrwars, jeder Beschreibung spottend. Außer sich ihre Schwerter ziehend, stürzten die Lords des Königs, plötzlich ernüchtert, dem Schlosse zu, um sich mit Gewalt den Weg zum Turm zu bahnen, zur Rettung ihres Herrn. John Ramsay aber, blitzschnell überlegend, daß dieser weite Umweg durch das Schloß vielleicht zur Folge haben möchte, daß sie zu spät an­langten, blickte mit verzweiflungsvollem Forschen auf den alten Turm, wie um zu erspähen, ob nicht ein näherer Eingang zu entdecken sei, als abermals die Rettungsstimme aus der Höhe er­tönte :

Hierher, John Ramsay, das Pförtchen im Gebüsch ist offen!"

Im nächsten Augenblick schon stürzte der Page wie beflügelt nach dem bezeichnten Flecke hin, um in den Turm hineinzueilen, und die Stiege hinaufzustürmen, vorbei an der schlanken, zitternden Knabengestalt, die dort nahe einer der schmalen Mauer-Oeffnungen sich halb ohnmächtig in eine dunkle Nische drückte. Er kam zu rechter Zeit! Eine Sekunde noch, und es wäre vielleicht zu spät gewesen. Eben zückte der herbeigeeilte Lord Ruthven droben im Turm­gemach den Dolch auf seinen König, ihn festzuhalten, lebendig oder tot galt ja die Losung! als Plötzlich die kleine Thür dem Haupteingange gegenüber aufgerissen wurde, und wie ein kampfesmutiger junger Leu John Ram­say hineinstürzte, und mit dem Rufe:Stirb, Verräter!" seinen Hochlandsdolch schnell wie ein Gedanke dem überraschten Lord tief in die Seite stoßend. Trotz dieses Todesstoßes aber, der des Königs Leben rettete, und trotz der Flucht des Geharnischsten, wäre es Wohl sehr zweifelhaft gewesen, wie der sich nun wütend entspinnende ungleiche Kampf, dessen Schauplatz das Turmgemach und dessen Zugang, um die Person des Königs zu verteidigen, gleich darauf geendet haben würde, denn die Gegner waren bedeutend in der Ueberzahl, hätte im Augenblick der höchsten Gefahr nicht des Königs Page sich entschlossen, für seinen königlichen Herrn etwas Entscheidenes zu wagen, das freilich mißlang es ihm das eigene Leben kosten konnte. Das Haupt der Angreifer den Grafen von Go­woin Plötzlich unterlaufend, suchte er in dessen Harnisch nach einer Fuge, und stieß ihm dort den Dolch hinein. Ins Herz getroffen, stürzte die hohe Gestalt tot zusammen, wie eine vom Blitz gefällte Eiche. Das entschied den Er­folg des Gefechtes! Nachdem ihr Haupt ge­fallen, entflohen die Andern, oder ergaben sich auf Gnade und Ungnade.

Charakterisch für König Jakob war es, daß er, ohne irgendwie an sich selbst und seine eigene Sicherheit zu denken, mit gefalteten Händen vor den Leichen der beiden Brüder stand, während die Thränen ihm über die Wangen rollten.

Bei Gott ! Ich bin nicht schuld an ihrem Tod!" rief er, tief ergriffen.Bei meiner Krone! könnte ich sie lebendig machen die

beste meiner Burgen gäb ich drum und würde ihnen gerne diese That vergeben!"

Trotzdem sollte König Jakob noch viel Verdruß und Aerger von dieser kühnen Ver­schwörung haben, die so gefährlich fast für ihr, geendet hätte, weil, obwohl der Adel Schott­lands notorisch zu jenen unruhvollen Zeiten vor einem Majestäts-Verbrechen nicht zurückschreckte und dies bereits verschiedene Male schon bewiesen hatte seine Gegner ihn beschuldigten: er habe diese blutige Szene selbst und zwar absicht­lich herbeigeführt, um die ihm mißliebigen Sohne des Hingerichteten Lord Rutvhen zu vernichten da der ganze Vorgang sonst ganz unglaubwürdig und höchst unwahrscheinlich sei; auch einer ihm drohenden Empörung der Bürgerschaft von Perth entging der König nur mit knapper Not weil der Graf von Gowoin bei derselben, als ihr Prowost, sehr beliebt und angesehen war.

Ueberhaupt ist diese Verschwörung gegen die Freiheit und das Leben König Jakobs sehr in Dunkel gehüllt geblieben, bis endlich Jahre später nach dem Tode Robert Logoms von Restalvig sich dasselbe etwas lichtete. Ans aufgefundenen Briefen von demselben ging als- > dann hervor, daß Jakob Stuart gefangen werden ^ sollte, und daß vielleicht sogar die Königin Elisabeth von England selber diesem Plane nicht ganz fremd stand. Verkehrte doch der beredte Sir Robert Logom, ein als ränkevoll und sitten­los bekannter Mann, am Hof zu London, und stand in dem Verdachte, einst schon nebst dem Ritter von Thottorwald, als geheimer Unterhändler mit thätig gewesen zu sein, bei der listigen Verlockung der unglücklichen Schotten­königin : Maria Stuart, Königs Jakobs Mutter, in englische Gefangenschaft, die sie nicht lebend mehr verlassen sollte. !

lFortsetzung folgt.)

Der längste Telephondraht der Welt dürfte wohl derjenige sein, der New Jork mit der Stadt Kansas verbindet. Die soeben - fertig gestellte Leitung ist 1000 englische Meilen lang. Trotzdem soll die Verständigung eine voll- ! kommen klare sein. Die Anlage bot unendliche l Schwierigkeiten, da die Farmer sich vielfach energisch weigerten, auf ihrem Grund und Boden Telephonstangen aufstellen sowie Drähte spannen zu lassen. Nachdem man jedoch diese Schwierig­keiten erst überwunden, machte die Arbeit schnelle Fortschritte. Die eben fertig gestellte Linie ist, als die längste bisher existierende, vom technischen Standpunkt äußerst bemerkenswert.

(Schwarze Rosen.) Die Petersburger Zeit­ung Nowosti teilt mit, daß es einem russischen Liebhaber in Woronesch, Fetisoff, nach 10jährigen beharrlichen Versuchen gelungen ist, Rosen von reiner schwarzer Farbe zu züchten. Wie Gard. Chron. mitteilt, sollen die Rosen demnächst in London ausgestellt werden.

(Bei der Kaffeevisite.j Hausfrau:Aber, Frau Schulze, nehmen Sie doch Ihrem Glei­chen ein Stück Torte mit nach Hause!" Fran Schulze:Ach nein, ich danke!" Der kleine Fritz:Mama, sie hat ja schon zwei Stückchen eingesteckt, als Du draußen warst!"

(Beim Abschieds Onkel:Nun leb wohl, mein Junge, und sobald ich in Palästina bin erhältst du eine Ansichts-Postkarte." Student Lieber Onkel, giebt es denn dort keine Post­anweisungen mit Ansicht?"

(Abweisung !Gut, ich will Se bei mir anstellen mit m Monatsgehalt von 60 60 ^l?" Damit kann ich keine großen Sprünge machen?Wie heißt große Sprünge machen? Sind Se ä Geisbock?"

Rätsel.

Ich umhülle Blätter, Ideale Deren Sinn verständlich nur durch Schnst, Diene auch zum Anstand bei dem Mahle, Was ein Gast fast überall antrifft.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.