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ähnlicher Weise wie der Palast der schönen Künste auf der vorigen Weltausstellung, der jetzt niedergerissen worden ist. Mit sinkendem Tage wird der Eiffelturm, der vor einem Jahrzehnt durch Gasflammen beleuchtet wurde, plötzlich in den Strahlen von 10000 elektrischen Lampen aufleuchten.
Wie umfangreich Heuer der Obstversandt aus dem Kanton Thurgau nach Deutschland war, zeigt die Thatsache, daß allein die Station Konstanz im Oktober 3 Will. Kilo Schweizer Obst im Werte von etwa 230000 Fr. passierten. Die über Singen und Romanshorn ins Deutsche Reich eingeführten Obstmengen dürften noch erheblich größer sein. Im ganzen schätzt man die Einnahmen des Thurgaus aus dem Obstertrag dieses Jahres auf rund 3 Mill. Francs. Dazu kommt noch das Obst, das im eigenen Haushalt verbraucht, gemostet oder gedörrt wurde.
(Die Generalstabskarte Moltkes), die von dem großen Schlachtendenker im Kriege gegen Frankreich benützt worden ist, befindet sich, wie man den „M. N. N." schreibt, im Besitz eines seiner ehemaligen Diener Namens Frieb, der jetzt ein Amt als Schaffner bei der Altona- Kieler Eisenbahn verwaltet. Der große Stratege hat diese denkwürdige Karte seinem treuen Diener, den darum mancher beineiden dürfte, zum Geschenk gemacht und diese Schenkung durch eigenhändige Widmung auf der Karte bestätigt. Dieses bedeutungsvolle Kartenblatt ist besonders durch drei große, rot, blau und grün gezeichnete Marschrouten, auf denen die deutschen Truppen nach Paris Vorgehen sollten, gekennzeichnet.
(Dampf als Feuerlöschmittel.) Bekanntlich richtet bei Bränden das Wasser oft größeren Schaden an, als das Feuer selbst, besonders ist dies auf Schiffen der Fall, die Waren geladen haben, welche durch Wasser sehr leiden. Man hat nun nach einer uns zugegangenen diesbezüglichen Mitteilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz versucht, andere Löschmittel in Anwendung zu bringen und in dem Dampf, der ja auf den modernen Frachtschiffen stets reichlich zur Verfügung steht, einen vorzüglichen Ersatz des Wassers gefunden Derselbe erfüllt seinerseits seinen Zweck, die Flammen schnell zu löschen, andererseits schont er die Güter viel mehr als das Wasser, weil er nicht so sehr in die Ballen und Kisten eindringt. Auf Dampfern, die Baumwolle laden, ist diese neue Methode schon mehrfach erprobt worden, hat sich aufs Beste bewährt und wird nunmehr den Schiffsrhedern offiziell empfohlen:
Gegen Diphtheritis ist Honig ein gutes Vorbeugungsmittel, weil bei häufigem Genuß desselben die darin enthaltene Ameisensäure die Diphtheritispilze nicht aufkommen läßt. Man lasse daher die Kinder häufig Honig essen. Derselbe ist außerdem sehr nahrhaft, da er direkt ins Blut übergeht.
(Eine historische Weste.) In London wurde, wie d. P. schreibt, dieser Tage die Weste, die König Karl I. auf dem Schaffot getragen hat, für 200 Guinen versteigert. Sie hat 13 Knopflöcher, aber nur 12 Knöpfe. Das oberste Knopfloch hatte keinen Knopf erhalten. Man kann noch die Blutspuren auf der Weste sehen.
(Immer zerstreut.) Professor: „Was hast du denn heute Mittag zum Essen?" — Gattin; „Heute bekommst du einmal Linsen." — Professor (Astronom): „Hm, Hm, sind es konkave oder konvexe?"
(Höchste Protzerei.) Frau Meier: „Ich laß' mer nächstens photographire!" — Frau Bankier Hirsch: „Wie haißt? Ich laß' mer morge kinematographire!"
Die Zeitung.
Ich bin ein sicherer Prophet:
Eh' noch das Blatt erschienen,
Weiß ich bereits was drinnen steht —
Viel Lippe und Philippinen. („Ulk".)
Berlin, 26. Nov. Witterungsbericht von Rud. Falb. Nachdem den ganzen Monat hindurch Hochdruck den Kontinent beherrscht hatte, ist am Morgen des 21. im hohen Norden eine Depression aufgetaucht, die sich auffallend rasch nach Süden ausbreitete, sodaß am 22. Mitteleuropa von einer breiten Furche relativ niedrigen Luftdruckes überlagert war. Am nächsten Tage waren bereits drei Minima vorhanden: eines über den Meerbusen von- Riga, das zweite bei Nizza und das dritte und tiefste über Irland. Am 24. hatten sich alle drei vereinigt, sodaß der ganze Weltteil plötzlich unter Tiefdruck stand, obgleich der Kern desselben im Westen sich nur mühsam südöstlich bis zum Ausgang des Kanals vorzuschieben vermochte. Ein deutlicher Beweis, daß die Neigung zur Trockenheit auch so bedeutenden Angriffen Stand zu halten vermag. Für die nächste Zeit erwarten wir noch Fortdauer des trockenen Wetters, obgleich Schneefälle, wie die jüngst eingetretenen, wahrscheinlich sind, denn auch diese zeigen einen mehr trockenen Charakter. Deshalb dürfte auch der kritische Termin des 28. (lll. Ordnung) kaum merklich werden. Größere Niederschläge sind erst vom 13. Dezember ab, einem kritischen Termine ll. Ordnung, zu erwarten. Nach dem 10. ist Zunahme der Kälte wahrscheinlich.
Telegramme.
Potsdam, 27. Novbr. Gestern Abend hatte das Kaiserpaar zur Tafel diejenigen Damen und Herrn geladen, welche an der Orientreise teilgenommen hatten.
Berlin, 27. Nov. Die „Norddeutsche allgemeine Zeitung" schreibt, süddeutsche Blätter wissen zu melden, daß bei der Ankunft des Kaiserpaares in Stuttgart ungewöhnliche Absperrungsmaßregeln getroffen waren und daß diese auf den Umstand zurückzuführen seien, daß der italienische Anarchist Zanardi geäußert habe, in verbrecherischer Absicht nach Stuttgart reisen zu wollen. Dem Vernehmen nach bestätigt es sich allerdings, daß jene Maßregeln auf Veranlassung der italienischen Regierung geschehen waren. Nach neueren Meldungen ist es jedoch den italienischen noch rechtzeitig gelungen, Zanardi auf italienischem Boden zu ergreifen und dingfest zu machen.
Wilhelmshafen, 27. November. Der Dampfer „Lulu Bohlen" ist mit dem Ablösungstransport aus Kamerun hier eingetroffen.
Paris, 27. Nov. „Droits de l'homme" melden, Esterhazy habe sich vorgestern in Amsterdam nach Amerika eingeschifft.
Paris, 27. Nov. In politischen Kreisen spricht man davon, in den Wandelgängen der Kammer verlaute heute von folgender Lösung, der Kassationshof würde die Aktenstücke in Sachen Picquarts einfordern. Das Kriegsgericht könnte dann ohne diese Schriftstücke nicht tagen und müßte sich daher notgedrungen vertagen. Diese Lösung, welche eine Intervention der Regierung aus dem Spiele lasse, würde günstig ausgenommen werden.
Madrid, 27. Nov. Der Ministerrat hat über die Instruktionen, welche an Montero Rios vor der morgigen Sitzung der Pariser Friedenskommission, in welcher der Friede unterzeichnet werden soll, zu senden sind, völlige Uebereinkunft erzielt. Der „Jmparcial" fordert die Regierung auf, die von den Amerikanern angebotene Schadloshaltung für die Abtretung der Philippinen abzulehnen.
Madrid, 27. Nov. Der Kriegsminister Correa bezeichnete das Gerücht von einem Aufstand auf den Sulu-Inseln als unrichtig. Verschiedene höhere Offiziere von dem bei Cavite zerstörten spanischen Geschwader wurden nach Madrid berufen, um vor dem obersten Kriegsgericht Aussagen zu machen.
Rom, 27. Nov. Die Konferenz zur Bekämpfung des Anarchismus setzte gestern ihre Arbeiten fort. Der „Italic" zufolge beschloß die Konferenz, sich bei ihren Beratungen an die 5 Punkte, welche die italienische Regierung in ihrem Programm aufgestellt hatte, zu halten.
Genua, 27. Nov. Ein heftiger Sturm zerstörte die Mauer vom Leuchtturme bis zum Ende der Galliera Mole auf 200 Meter Länge. Die Bahnverbindungen Genuas nach der Ost- und Westriviera sind unterbrochen. Sämtliche Etablissements und Häuser am Meere auf beiden Rivieren haben beträchtlich Schaden gelitten. Ein Etablissement ist ganz zerstört; eine Anzahl Schiffe sind gescheitert. Dem deutschen Kreuzer „Hertha," welcher dort vor Anker lag, rissen die Ankertaue, infolge dessen der Kreuzer gegen den Dampfer „Scylla" stieß, welcher leichte Havarien erlitt. Auch der „Hertha" wurden 2 Krahne zertrümmert und andere leichte Beschädigungen verursacht. Personen wurden nicht verletzt.
Valparaiso, 27. Nov. Die Kommission zur schiedsgerichtlichen Entscheidung der Puna- Atacama-Frage ist nunmehr ernannt worden, jeder der beiden Staaten stellt 5 Mitglieder. Am 1. März tritt die Kommission zusammen. Die Präsidenten von Chile und Argentinien haben aäs diesem Anlasse Glückwunschtelegramme ausgetauscht.
San Remo, 28. Nov. Ein heftiger Sturm hat die Westmole beschädigt, mehrere Kinder wurden von einer gewaltigen Welle ins Meer gerissen. Soweit bekannt, sind nur g gerettet. Auch auf dem Lande wurde grosir Schaden angerichtet.
Lugano, 27. Nov. Ein heftiger Sturm wütete heute Nacht auf dem Luganer-See und warf hier die beiden hier vor Anker liegenden Passagierdampfer Milano und Helvetia gegen das Ufer. Helvetia sank nach wenigen Minuten. Auf dem Milano arbeiten 4 Pumpen, um das Sinken zu verhindern, ferner wurden 17 kleinere Fahrzeuge, welche festgemacht waren, an das Ufer geschleudert und zerstört. In der Stadt wurden Bäume entwurzelt, doch kein erheblicher Schaden angerichtet.
BestekiWil ms de« „C«zMkr"
für den Monat Dezember können noch bei den Poststellen und Postboten gemacht werden. In Neuenbürg abonniert man in der Geschäftsstelle d. Bl.
Der „Enzthäler" enthält bekanntlich die amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden des Oberamtsbezirks Neuenbürg, sowie einzelner Behörden der umliegenden Bezirke und ist deshalb für viele Interessenten ein unentbehrliches Blatt.
Im redaktionellen Teile des „Enzthäler" werden die hervorragendsten politischen Ereignisse in übersichtlicher, wenn auch in gedrängter Form besprochen. Durch direkten telegraphischen Verkehr und Telephonanschluß ist der „Enzthäler" in der Lage, die wichtigsten Ereignisse rasch und zuverlässig zur Kenntnis seiner w. Leser zu bringen und die Redaktion scheut kein Opfer, dies in besonders wichtigen Fällen durch Extrablätter zu thun, wie überhaupt die politische« Nachrichten und die Verhandlungen des Reichstags und der württ. Kammer möglichst berücksichtigt werden.
Auch den übrigen Interessen und dem unterhaltenden und gemeinnützigen Teil wenden wir, wie bisher, besondere Sorgfalt zu.
Die Redaktion ist bestrebt, allen gerechten Anforderungen, welche an ein 4 mal erscheinendes Bezirksamts- und Lokalblatt gestellt werden können, Genüge zu leisten.
Wir richten deshalb an alle unsere Freunde die freundliche Bitte, mit uns dafür wirken zu wollen, daß
Der „G«;tIMer"
in jedem Hause bekannt und heimisch werde.
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Wed. u. Verlag des Knzthälers.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.