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Unterhaltender Heil.
Gott will es!
Kriminalgeschichte von Prof. A. K. Schröder.
(F-ortsetzung.l
Der Kommissar war anderer Ansicht. Oft schon hatte sich bei einer ersten Untersnchnng nicht das mindeste Jndicium ergeben; hier hatte sich immerhin doch etwas ermitteln lassen, das vielleicht wertvoller war, als es auf den ersten Blick schien. Er machte sich mit Eifer an die weitern Nachforschungen, zunächst nach der Richtung des Begleiters der jungen Dame. Hatte derselbe sie vor der Katastrophe verlassen? Eine andere Annahme schien fast ausgeschlossen, denn sonst hätte er hoch aller Wahrscheinlichkeit nach sofort alles alarmiert oder sich auch selbst ans die Verfolgung des nur wenige Schritte von ihm entfernten Schuldigen begeben. Baronesse Erika aber war erst etwa eine Viertelstunde, nachdem man den Schuß gehört hatte, von einem zum Tode erschrockenen Gärtnersgehülsen als Leiche aufgefunden worden. Anderseits aber, wenn der Begleiter des Fräuleins sie vorher verlassen, warum verschwieg er daun, daß er mit ihr zusammen gewesen? Hier lag die Hauptschwierigkeit für die Lösung des Rätsels!
Von den an jenem Morgen im Schloß anwesenden Gästen hatte keiner in Beziehungen zu dem Fräulein gestanden. Das erfuhr der Kommissar mit Sicherheit von Comtesse Hedwig, die, im Gegensatz zu ihrem ein kühl abweisendes Benehmen zeigenden Vater, dann, wenn sie es unbeachtet thun konnte, einen fast krankhaften Eifer entwickelte, den Kommissar in seinen Nachforschungen nach dem Urheber des Todes der von ihr zärtlich geliebten Cousine zu unterstützen.
„Wir hatten sie alle so lieb," klagte sie, während die Thränen über ihr hübsches Gesicht- chen strömten, „Papa, Bernhard, mein Bruder, ich, selbst Clotilde, die manchmal sie gescholten hat, weil sie zu weltlich sei und für ihr Seelenheil zu wenig Sorge trage, liegt jetzt Tag und Nacht an ihrer Bahre und betet! Mir ist der Gedanke fürchterlich, daß der, welcher dieses arme, unschuldige Wesen dahingemordet, einer Strafe entgehen sollte! Thun Sie nur, was Sie irgend können, ihn zu entdecken, Herr Kommissar! O, es muß, es kann kein Mensch sein, eine Bestie, ein Teufel in Menschengestalt nur konnte meine arme, süße, gute Erika hinmorden!"
Am Abend des Tages, an dem sich die Gruft über dem unglücklichen Opfer schloß, ging der Kommissar nachdenklich im Park spazieren. Er war, das mußte er sich eingestehen, auch nicht um einen Schritt weiter gekommen als am ersten Tage. Eine wiederholte Untersuchung des Thatortes hatte kein weiteres Resultat ergeben. Gegen keinen der damals im Schloß weilenden Gäste hätte sich nur ein einigermaßen begründeter Verdacht ergeben lassen, so sorgsam Weyher auch, durch Comtesse Hedwig auf das genaueste unterrichtet, seine Nachforschungen angestellt hatte. Ebenso blieb die Person des Begleiters der Baronesse auf jenem verhängnisvollen Morgen- fpaziergang in Dunkel gehüllt. Wenn es keiner der Schloßbewohner gewesen, wer dann? Auch für diese Frage ergab sich nicht der geringste Anhaltspunkt, denn die Baronesse hatte, wie ihre Cousine auf das bestimmteste versicherte, mit niemand korrespondiert, als mit einigen Pensionsfreundinnen, und zweifellos keinerlei heimliches Liebesverhältnis unterhalten.
Der Kommissar blieb plötzlich stehen, als ein tiefer Seufzer an sein Ohr schlug. Unweit von ihm, auf einer Bank, augenscheinlich ohne den Nahenden im Dunkel der herabsinkenden Abenddämmerung bemerkt zu haben, saß der Graf, vornübergebeugt, die Stirn auf den Stockgriff umklammert haltenden Hände gelegt. Er schauerte bisweilen leicht zusammen, obwohl der Abend warm war und von Zeit zu Zeit zitterte wieder ein tiefer Seufzer zu dem Kommissar hinüber.
„Was soll ich thun?" rang es sich mühsam aus oer Brust des Gequälten. „Gott, mein Gott, an den ich glaube, hilf Du mir, zeige mir den richtigen Weg!"
Das für einen Augenblick erhobene Haupt des Grafen sank wieder zurück. Tiefes Schweigen ringsum. Dann erhob sich der Graf mühsam und als er bei dem rasch hinter ein Gebüsch getretenen Kommissar vorbeikam, ohne denselben zu bemerken, erschrak dieser fast über den Zug des tiefen Seelenschmerzes, der sich im Gesicht des Grafen ausprägte.
War er der Mörder? Und wenn dies der Fall, welcher Beweggrund konnte ihn zu der grauenvollen That getrieben haben?
Der Kommissar erinnerte sich, daß Comtesse Hedwig stets, wenn sie von der allgemeinen Zuneigung gesprochen, die man ihrer Cousine entgegengebracht, ihres Vaters in erster Linie gedacht hatte. Die Gattin des Grafen war tot, er stand noch im kräftigen Mannes alter mochte etwa die Mitte der Vierziger erreicht oder doch erst seit kurzem überschritten haben — war der Gedanke so absurd, daß in seinem Herzen eine Neigung für das reizende junge Mädchen, das seit zwei Jahren unter seinem Dach lebte, Wurzel geschlagen ? Daß er vielleicht in einem Anfall wütender Eifersucht, die Baronesse in den Armen eines Anderen sehend, die Büchse auf sie gerichtet? Er war als vorzüglicher Schütze bekannt, und die Kugel hatte das Herz des Mädchens durchbohrt! Aber wäre es daun nicht natürlicher gewesen, daß er den zu treffen gesucht hätte, der ihm als begünstigter Nebenbuhler erschien? Ein Fehlschußauf so kurze Distanz war kaum anzunehmen!
In tiefen Gedanken, sorgfältig das Für und Wider jeder Mutmaßung erwägend, schritt der Kommissar weiter. Ein alter kriminalistischer Erfahrungssatz kam ihm in den Sinn: daß es den Mörder oft mit dämonischer Gewalt an den Ort zurückzieht, an dem er sein Verbrechen begangen. Die Bank, auf welcher der Graf gesessen, war nicht weit entfernt von dem Pavillon, vor dem man die Leiche anfgesunden. Der Kommissar schritt demselben zu. In ihm brannte ein Licht, aber er war verschlossen. Durch die Scheiben spähend, sah der Kommissar, daß in ihm ein kunstloser Altar, ein mit einem schwarzen, goldgeränderten Tuch behangener Tisch, aufgestellt war, auf dem ein Crucifix stand, vor demselben ein brennendes Lämpchen und — ein Strauß wundervoller Gloire de Dijon Rosen!
Vor dem Tisch bemerkte er ein ebenfalls schwarz behangenes Betbänkchen.
Wer mochte diese doch immerhin etwas ungewöhnlich erscheinenden Veranstaltungen getroffen haben?" Aller Wahrscheinlichkeit nach der Graf. Er mochte, obwohl sonst durchaus nicht zu den übermäßig Frommen zu zählen, doch Wohl ein Bedürfnis empfunden haben, hier, an dem Schauplatze der grauenvollen That, seine Andacht zu verrichten.
Der Kommissar zweifelte kaum noch daran, daß er den Schuldigen gefunden habe. Ebenso klar war ihm aber auch, daß es außerordentlich schwierig sein werde, den Beweis für seine Mutmaßung zu führen, wenn nicht der Graf selbst zu einem Geständnis zu bewegen sei oder sich verrate. Das aber war um so wahrscheinlicher, als derselbe augenscheinlich in hohem Grade in der Kunst der Selbstbeherrschung Uebung hatte, und sich Wohl nur deshalb auf kurze Zeit keinen Zwang auferlegte, weil er sich gänzlich unbeachtet glaubte. Der Kommissar bereute fast, diesen Moment nicht benützt zu haben, in dem augenscheinlich noch am meisten Wahrscheinlichkeit des Gelingens obwaltete. Er beschloß wenigstens gleich am nächsten Morgen, da er zu so später Stunde sich nicht mehr bei dem Grafen melden lassen mochte, einen Versuch machen, den Grafen zu einem Geständnis zu bewegen.
Allein ihm wurde die Mitteilung, daß der Graf zu leidend sei, um ihn empfangen zu können. Der Papa habe sich am Abend vorher zu lange im Park aufgehalten und sei dadurch das rheumatische Uebel, das er sich in den Kämpfen vor Metz zugezogen, wieder schlimmer geworden, berichtete Komtesse Hedwig. Der linke Fuß sei fast gelähmt!
(Fortsetzung folgt.)
Vom Radfahren. Im Physiolog. Institut der Universität Bonn wurden vor Kurzem interessante Versuche angestellt, durch die der Aufwand von Kraft beim Radfahren festgestellt werden sollte. Die Versuche wurden auf eiuer für diesen Zweck hergestellten Bahn von 250 m Länge angestellt. Nach dem Internat. Patentbureau Reichelt hatten die Versuche u. a. folgendes Ergebnis: Ein Fahrer, dessen Körpergewicht 70 KZ betrug, benutzte eine Maschine von 2l,5 KZ Gewicht, auf der er mit einer Geschwindigkeit von 15 1 cm in der Stunde fuhr; er verbraucht für jeden durchfahrenen Meter 4,8 oben» Sauerstoff. Fuhr er dagegen nur mit 9 km Geschwindigkeit, so nahm der Sauerstoffverbrauch um 6 °/» ab, während er bei einer Steigerung der Geschwindigkeit auf 21 km um 18 stieg Gleichzeitig wurden Kontrolluntersuchungen au Fußgängern angestellt, die einen Vergleichsmaßstab ergeben sollten. Mau fand, daß ein Radfahrer, welcher mit mittlerer Geschwindigkeit fährt, 721 Sauerstoff verbraucht, während der Fußgänger mit nur 59 auskommt. Daraus folgt, daß der Kraftaufwand beim Radfahren etwa 22 °/» höher ist, als bei einer Fußwanderung. Der Mehraufwand wird nicht etwa durch das zu bewegende höhere Gewicht verursacht, sondern durch den Widerstand der Atmosphäre. Daher kommt es auch, daß dieser Mehrverbrauch in ganz augenscheinlichen Beziehungen zu der Geschwindigkeit der Fahrt steht.
sWie viel Wasser gibt es auf dem Erdball?)
Dr. Karsten hat nach Berücksichtigung des jetzigen Standes unserer hydrologischen Kenntnisse die Wassermenge der Erde berechnet und als Resultat erhalten, daß der große Ozean in runder Zahl 161 Mill. Quatratkilometer Oberfläche aufweist, der atlantische 80, der indische Ozean 73, das nördliche Eismeer 13 und das südliche Eismeer 16 Mill. Quadratkilometer. Fügt man die nichtozeanischen Meere hinzu, so ergibt sich als die Gesamtheit für die Meeresoberfläche 3 '<5 Milliarden Quadratkilometer. Der Inhalt aller Meere zusammen beträgt C/io Milliarden Kubikkilometer. Um sich eine Vorstellung von diesem gewaltigen Inhalt aller Meere zu machen, möge man bedenken, daß alle ans dem Meere hervorragenden Erdmassen, also die gesamte bewohnbare Erde, in das Wasser geworfen, dasselbe nur zu einem Zwanzigstel seiner Tiefe ausfüllm würde! Zu dem Gesamtvolumen unseres Planeten freilich nimmt die uns so erstaunlich groß erscheinende Wassermenge kein anderes Verhältnis . ein, als etwa eine noch eben wahrnehmbare ' Flüssigkeitshaut auf einer viele Meter dicken Kugel.
(Wenn man radeln kann!) Da hat kürzlich in Sonneberg ein Zechpreller, der stolz zu Rad angekommeu war, eine Kellnerin betrügen wollen; er machte eine hübsche Zeche, vergaß aber zu zahlen und fuhr davon. Die Kellnerin, die zufällig auch radelt, schwang sich bald auf ihr Zweirad und folgte dem Gauner, den sie auch in einer nahen Ortschaft fand und festnehmen . ließ. i
sVom Schmierentheater.s Der Direktor zu ^ einem Mitgliede: „Was, schon wieder Geld! ' Vorhin verlangt der Komiker 50 ch Vorschuß, , dann kommt der Heldenspieler um 10 ch Pappe für eine nene Ritterrüstung und jetzt kommen Sie und wollen gar ein neues Talglicht für den Mond! In, Menschenkinder, wollt Ihr mich !
denn ruinieren?!" („Das fidele Haus." ^
sDer Pantoffelheld.) Ehemann (abends bei seinem Nachbar anklopfend): „Ach Pardon,
Herr Müller, meine Frau schläft schon; wollen Sie mir vielleicht bescheinigen, daß ich schon um elf Uhr zu Hause war!"
sBallgesPräch.) „Schon 1 Uhr — wie schnell l die Zeit vergeht!" — „Ja, mein Fräulein, was soll sie auch weiter thun?" '
(Stylblüte.) Als der Dieb sah, daß ihm die Hosen des Offiziers zu eng waren, suchte er das Weite.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.