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von Mk. 335800 für 4488 Hektoliter Weißweine und 139 Hektoliter Rotweine.

In Rombach wurde im Jahre 1893 ein Obsthändler aus Büdingen ermordert. Letzter Tage bekamen nun zwei Brüder miteinander Streit, in dessen Verlauf der eine verrriet, daß der andere ein Mörder sei.

Württemberg.

Stuttgart, 30. Juli. Der bisherige Kommandeur des Ul.-Regts. König Wilhelm k. (2. württemb.) Nr. 20 in Ludwigsburg, Oberst v. Benzinger, ist nach Preußen zur Vertretung des Kommandeurs der 30. Kavalleriebrigade nach Saarburg kommandiert worden. Die Ver­tretung des Kommandos des genannten Regts. erhielt der Major und etatsmäßige Stabsoffizier des Ul.-Regts. Nr. l9 in Ulm, Frhr. v. Fallen- st e i n. Dieser ist ein Vetter des kommandierenden Generals des XV. Armeekorps in Straßburg.

An Stelle des Pens. Oberstlieut. Herbert ist Major Hirzel, aggreg. dem Jnf.-Regt. 127, unter Stellung ä la 8uit6 dieses Regiments, zum Vorstand des Festungsgefängnisses in Ulm ernannt worden.

Stuttgart, 29. Juli. DerAllg. Ztg." tvird von hier geschrieben: Im engsten Zusammen­hang mit der Besserstellung der humanistischen und realistischen Lehrer Württembergs steht die Frage der Schulgelderhöhuug. Es steht fest, daß in Württemberg das Schulgeld viel niedriger ist als in anderen deutschen Staaten. Der 10- bezw. 9jährige Gymnasialkursus kostet einem Schüler in Rottweil l 90, Ellwangen 232, Ravensburg 312 Ulm 368, Reutlingen 372, Hall 387, Tübingen 429, Cannstatt 464, Heilbronn 468, Stuttgart 476 Mark, dagegen in Baden 700, Elsaß-Loth­ringen 630 bis 990, Preußen und Sachsen 1080 Alk. Gegen eine Schulgelderhöhung spricht der aus allgemeine Beseitigung des Schulgeldes gehende Zug der Zeit, auch wäre die Existenz der kleineren Anstalten zu befürchten. Grade von den kleineren humanistischen oder realistischen Schulen ist aber zu sagen, daß sie kein Gelehrtenproletariat er­zeugen, vielmehr dem bürgerlichen Leben eine höhere Bildung vermitteln. Die Regierungs­vorlage bringt neue Sätze von 1617 Mark in Vorschlag, wodurch ein Mehrertrag von 89 000 Mark erzielt würde. Ohne nun die von den Abgeordneten Dr. Kiene und Dr. Hartranst vorgelegten Tarife zu genehmigen, die eine Differenz von 25 000 Mark bedeuten, beantragt die Finanzkommission des Landtags, diese 25 000 Mark aus Staatsmitteln zur Verfügung zu stellen.

Heilbronn, 30. Juli. Der Baumfrevler Raisig ist in vergangener Nacht aus dem Zellen­gefängnis unter Hinterlassung der Gefangenen­kleider ausgebrochen. Es ist dies in kürzester Zeit der 3. Fall einer Entweichung.

Die neue Gasfabrik in Heilbronn soll vorläufig für ein jährliches Erzeugnis von 3 Mill. cdw. eingerichtet werden, beim vollen Ausbau würde es für 6 Millionen cdw. genügen; dies würde nach der Erfahrung ausreichen, bis die Stadt etwa 86000 Einwohner zählt. Der ganze Ausbau der Fabrik müßte voraussichtlich in 20 Jahren erfolgen. Die Kosten betragen 800000 ^

Stuttgart. sLandesproduktenbörse. Berickt vom 1. August von dem Vorstand Fritz Kreglinger.t Die Tendenz im Getreidegeschäft war auch in der ver­flossenen Woche matt. Trotz schlechtem Erntewetter deckt der Konsum nur den nötigsten Bedarf. Es bleibt effektiver Weizen gut gefragt, dagegen sür spätere Lieferung lustlos. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 33 ^ 50 bis 34 ^ SO Nr. 1 : 31 ^ 50 bis 32 50 Nr. 2 : 30 ^ ^

bis 30 50 Nr. 3: 28 50 ^ bis 29

Nr. 4: 26 ^ bis 26 50 sx>. Suppengries

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Anstand.

New-Jork, 1. Aug. DerNew-Uork- Herald" schreibt, Mac Kinley habe die Zuver­sicht, daß Spanien die amerikanischen Friedens­bedingungen annehmen werde dank der Auswahl der Mitglieder der Kommission für die Friedens­verhandlungen. Zu diesen Mitgliedern werde sicher Woodford gehören.

Die Aufständischen in Süd-China haben eine neue Dynastie ausgerufen. Der oberste Rebellenches Lilapyan Proklamierte dieselbe unter

dem TitelGroßer Fortschritt!"; vermutlich will sich Lilapyan selber als den Träger der neuen Dynastie betrachtet wissen. In der von ihm er­lassenen Proklamation heißt es, der Aufstand sei entstanden, weil die herrschende Mandschu- Dynastie infolge der Gewaltthätigkeiten der Mandarinen ohnmächtig sei und weil das chine­sische Gebiet von Fremden in Besitz genommen werde. Unterdessen sind die Rebellen aus dem von ihnen besetzten Platz Dunguen von den Reichstruppen wieder herausgeschlagen worden, wobei jene 1000 Tote verloren haben sollen!

Berauschtes.

(Das Land der ehrlichen Menschen.) Es dürfte auf der ganzen Erde wohl kaum ein Land geben, in welchem ehrlichere Menschen Hausen, als auf dem kleinen Island. Die 80 000 Be­wohner dieser Insel haben weder Polizisten noch Gefängnisse, um die Ordnung auf ihrem Eilande aufrecht zu erhalten. Kein Mensch denkt daran, seinen Nächsten zu betrügen oder zu bestehlen; alle sind ohne Ausnahme so ehrenhaft und redlich, daß niemand sein Eigentum hinter Schloß und Riegel verwahrt. Und Island hat ein historisches Recht dazu, so zu handeln. Seit mehr als 1000 Jahren weist die Geschichte dieses seltenen Landes nur zwei Diebstähle auf. Das einemal wurde ein Eingeborener dabei ertappt, als er im Begriff war, zwei Schafe zu stehlen; doch da ihn die Not dazu getrieben er hatte sich den Arni gebrochen!, war arbeitsunfähig und seine Familie hungerte ' wurde er nicht bestraft, sondern sofort in ärztliche Behandlung und gute Pflege gegeben, während man seine Familie mit allem Nötigen überreich versorgte. Im zweiten Fall war es ein Deutscher, der 17 Schafe ge­stohlen hatte. Dieser hatte den Diebstahl jedoch nicht aus Not begangen; er lebte in guten Ver­hältnissen, und man konnte nur Eigennutz oder Bosheit als Beweggrund seines Handelns an­nehmen. Er wurde dazu verurteilt, sein Hab und Gut zn verkaufen, das Gestohlene zu er­setzen und die Insel zu verlassen. Trotzdem nun höchst selten auf Island etwas vorkommt, das den Rechtsspruch eines Richters nötig macht, so sind dort gleichwohl Vorkehrungen getroffen für die Ausübung der Gerechtigkeit, die vorerst in einem an jedem größer» Ort angestellten Sheris bestehen. Gleich nach diesem kommt der Gerichts­hof in der Hauptstadt Reykjavik, der einen Ober­richter und zwei gewöhnliche Richter zu Vor­sitzenden hat. Die nächste und letzte Instanz ist dann das Obergericht in Kopenhagen, da die Insel Island zu Dänemark gehört.

(Ein seltsames Geschichtchen) hat sich kürzlich in Moskau zugetragen. Ein französischer Tier­bändiger namens Pezon machte einem zu Hilfe­leistung angenommenen Kosaken, der der französ­ischen Sprache nicht mächtig war, durch Zeichen, so gut es ging, verständlich, er solle die Käfige der wilden Tiere reinigen. Er war der Meinung der biedere Kosak habe ihn vollständig verstanden und ging. Es zeigte sich aber bald, daß er im Irrtum war, denn kurz hierauf konnte man den neuen Angestellten mit Bürste, einem Schwamm und Seife bewaffnet in aller Seelenruhe bei der Arbeit sehen. Er war aber nicht mit dem Reinigen eines der leeren Käfige beschäftigt, sondern ganz gemütlich in das Gelaß eines noch völlig wilden bengalischen Tigers gegangen, der auf dem Boden lag und schlief. Das wilde Tier erwachte und warf einen funkelnden Blick auf den frechen Eindringling, der sich jedoch nicht stören ließ und ruhig den Tiger wie ein Pferd abzureiben begann. Und siehe da, das kalte Wasser schien der Bestie zu behagen, sie ließ sich die Waschung nicht nur gefallen, sondern rollte sich behaglich auf dem Boden hin und her und drehte dem Schwamm erst die eine Seite, dann die andere hin, so daß der Kosak ohne viele Mühe die eigentümliche Arbeit vollenden und unverletzt den Käfig verlassen konnte. Er war auch nicht abgeneigt, in einem zweiten Käsig dasselbe Experiment zu machen, hätte ihn nicht Pezon daran mit Gewalt gehindert.

(Bei der Wüsche die Hälfte Seife zu sparen und eine besonders Weiße Wäsche zu erzielen,

setzen die Holländerinnen dem Wasser aus 3040 Liter eine Hand voll gereinigten Borax zu. Für Spitzen und seine Stoffe nimmt man etwas mehr. Borax ist ein neutrales Salz, welches die Wäsche nicht angreist, während Soda und noch mehr Chlorkalk dies thun.

sUeberraschender Erfolg.)Nun, haben Sie mit Ihren Einsendungen schon Erfolg gehabt?"

O ja, unlängst habe ich einer' Redaktion zwölf lyrische Gedichte eingesendet, und dreizehn habe ich zurückbekommen."

(VerblümteWerbung.) Herr:Wiereizend Sie malen, Fräulein Hedwig. Wenn ich das auch könnte . . . oder, noch besser, wenn auf Ihren Bildern mein Name stünde!"

sJm neuen Caso.s Gutsbesitzer: Aeh, Kellner, Tassen sind ja hier so klein - bei Bauer immer größer gewesen Kellner: Ja, Bauer, das ist was ganz Anderes!

(Ihr erster Gedanke.§ Tante (erzählend): Es war einmal eine Königstochter, oie hatte im Garten einen Schatz vergraben " Trudchen:Doch nicht gar lebendig?"

(Sein größter Aerger.) Professor (zu seiner Tochter): Was? Liebesbriefe läßt Du Dir schreiben? Und noch dazu so unorthographische?

) Betrachtung.) Junge Frau (welche selbst kocht):drein dieser Mann, mich möchte er aus­essen und den Braten rührt er nicht an!"

(Jnseparables.)Gestatten Sie, meine Damen, daß ich Sie begleite?"Wenn Sie noch ein Paar Freunde bringen ja!""

(Variante.)Ihre Hochzeit ist im März gewesen?"Jawohl, ich bin März- Rein gefallener."

Rätsel.

Er mit Kopf und Fuß voran Er mit Fuß als zweiter Alarm. Sind zum Ganzen sie vereint, Ist ein Bismarck-Sproß gemeint.

Telegramme.

Friedrichsruh, 2. August. Bei der gestrigen Trauerfeier nahm die Kaiserin auf dem Sessel Platz, während der Kaiser stand. Nach dem Gemeindegesang sprach Pastor Westphal über ersten Korinter Kapitel 15, Vers 53 bis 57:Tod wo ist Dein Stachel, Hölle, wo ist Dein Sieg." Nach der Einsegnung reichte der Kaiser dem Pastor und dem alten Kammerdiener des Fürsten, Pinnow, die Hand. Abermaliger Gesang schloß die Feier. Um 8 Uhr erhielt die Presse Zutritt zum Sterbezimmer. Ein großer schwarzpolierter Sarg war an der Stelle, wo das Bett stand, aufgebahrt. An der Seite standen 2 Kandelaber, 2 Forstbeamte hielten die Ehrenwache. In 2 Zimmern sowie auf dem Rasenplatze vor dem Schlosse liegen massenhaft Kranzspenden; weitere treffen fortwährend ein.

Potsdam, 3. August. Der Kaiser und die Kaiserin sind um 10 Uhr 50 Minuten abends auf der Wildparkstation eingetroffen und begaben sich nach dem neuen Palais.

Berlin, 3. August. Das Berliner Tag­blatt meldet aus Frankfurt a. M.: Dem Kassenboten des Bankhauses Rothschild wurde auf der Post ein Packet mit 80 000 ^ gestohlen.

Duenkirchen, 3. August. In den Reservoirs der hiesigen Petroleumraffinerie brach gestern ein großer Brand aus. Drei Explosionen fanden statt, eine Person wurde getötet. Der Brand dauert noch an und bedroht große Holz- Plätze und mehrere Häuser.

Bkstellmgrii Ns denkiMler"

für die Monate August und Septejnöer

können noch immer bei den Poststellen und Post­boten gemacht werden. In Neuenbürg abonniert man in der Geschäftsstelle d. Bl.

Redaktion, Druck und Beklag von C. Meeh i« Neuenbürg.