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die Billigung des Aufstandes, die in einer An erkennung der Machtvollkommenheit jenes Komites liegen würde, nicht zugemutet werden. Die Auto­nomie Kretas ist überhaupt eine verfehlte Idee. Das für Kreta sprichwörtliche Parteitreiben würde nicht ausbleiben und würde bald auch die Eifersucht der Mächte erregen und diese in Zwie­spalt bringen. Dies gilt besonders für England und Rußland die Carthago und Rom der Neuzeit. Wie sehr sich der Gegensatz zwischen diesen beiden Völkern schon zugespitzt hat, haben die Verhandlungen über die Flottenvermehrung im englischen Unterhause gezeigt. Der erste Lord der Admiralität, Goschen, wies ganz offen auf Rußland hin, als er die außerordentliche Ver­mehrung der englischen Flotte um abermals acht neue große Schlachtschiffe und Kreuzer begründen wollte. Diese Offenherzigkeit wurde noch in nicht mißzuverstehender Weise ergänzt durch eine Gegenüberstellung der russischen Neubauten und der von England geplanten, sowie durch die Wendung, daß die neuen Schlachtschiffe für das schnelle Passieren des Suezkanals besonders ge­eignet sein sollen eine Bemerkung, die offen­bar nach Wladiwostock und Port Arthur gerichtet war. Die Engländer wissen eben, daß eine starke Flotte für ihr Land die Lebensbedingung ist. An Spanien sehen sie ja auch, wohin es führt, wenn die Wehrkraft zur See vernachlässigt wird.

Der Bezirkshauptmann von Reichenberg in Böhmen hatte sich bei der Zittauer Amts- Hauptmannschaft über die Absingung des Liedes Deutschland, Deutschland über alles", nach der Weise des österreichischen Nationalliedes beschwert. Die Reichenberger Stadtbehörde hat uun in einem Schreiben in Zittau erklärt, daß der Bezirks- Hauptmann sich um eine Sache gekümmert habe, die ihn gar nichts angehe, weil sie sich im Reichenberger Ratskeller abgespielt habe. Der Reichenberger Stadtrat will bei der Statthalterei Böhmens Beschwerde führen.

Paris, 27. Juli. In zahlreichen Gemeinden der östlichen Departements sind die Plakate des Siecle auf Befehl der Bürgermeister entfernt worden. Dafür hat man antisemitische Anschläge angeheftet, welche die Aufforderung an die französ­ischen Frauen enthalten, nichts bei Juden zu kaufen, da diese kein Vaterland hätten. Hat man in einer Monarchie jemals so etwas er­lebt?

Paris, 30. Juli. Redakteur Francis Pressense, der Ritter der Ehrenlegion ist, haL dem Großkanzler des Ordens angezeigt, er ver-f zichte darauf, ein Ordenszeichen zu tragen, das von der Brust Esterhazys noch nicht entfernt sei.

New-Uork, 29. Juli. Die kanadische Kommission erklärt, daß der Untergang der französischenBourgogne" durch zu schnelles Fahren, Abweichen von dem gewöhnlichen Dampfer- wege und Nichtbeachtung des Nebelhorns seitens des französischen Schiffes verursacht worden ist. Der Kapitän des SegelschiffesCromartyshire" wurde vollständig entlastet.

Ein furchtbares Hagelwetter verheerte am 27. d. M. die Ufer des Comersees. In der Stadt Como wurden selbst Dächer von faust­roßen Schloßen zertrümmert; am meisten haben ie Stationsgebände in Chiasso gelitten. Das Wenige, was die früheren Gewitter an Feld­früchten, Wein und Obst übrig gelassen haben, ist nnumehr total vernichtet.

Wermischtes.

Hamburg, 27. Juli. Von der glänzenden Leistung eines alten Turners berichtet der Hamb. Corresp.", indem ec erzählt, daß der alte Turner, Privatmann Streubel in Blasewitz bei Dresden, früher in Amsterdam wohnend und als derTurnvater Hollands" bekannt, den Weg zum hiesigen Turnfeste zu Fuß zurückgelegt hat. Der 62 jährige Mann gebrauchte an Zeit, um von Dresden nach Hamburg zu kommen, 10 Tage, er hätte aber, wie er selbst sagt, nur 8 Tage dazu gebraucht, wenn er sich hätte etwas anstrengen wollen. Im Durchschnitt hat er im Tag über eine Wegstrecke von 45 bis 50 Kilometer zurückgelegt. Es ist dies nichts Neues von dem alten Dauergänger; denn zu sämtlichen

deutschen Turnfesten, die er besucht hat, ist er zu Fuß gewandert, so vor 4 Jahren von Amster­dam nach Breslau. Der jungeAlte" turnte in der AltersriegeAlldeutschland" am Barren mit und führte die Hebungen recht gut aus.

T) man auchjunter erschwerenden Verhältnissen dem Radfahrsport huldigen kann, beweist das Beispiel eines jungen Manns, dem vor einiger Zeit, wie Dr. Brunner in derMünchener medizinischen Wochenschrift" mitteilt, wegen einer schweren Knochenerkrankung das linke Bein am unteren Drittel des Oberschenkels abgenommeu war. Um trotzdem radfahren zu können, ließ der Patient sich ein künstliches Bein anfertigen, das im Knie bis zum spitzen Winkel gebeugt werden konnte. Mittelst dieses beweglichen Glieds vermag es jetzt Rad zu fahren. Unter Umständen glaubt Dr. Brunner also das Radfahren für Amputierte als bequemes Beförderungsmittel geradezu empfehlen zu müssen.

Die erste Zeitung in Europa. Um die Ehre, die erste Zeitung in Europa heraus­gegeben zu haben, streiten sich die Niederlande, Belgien und Frankreich. Brüssel begründet seinen Anspruch unter Hinweis darauf, daß bereits im Jahre 1605 in Brüssel die Nieuwe Tydinghen ein unregelmäßig erscheinendes militärisches Bulle­tin erschienen ist. Dem gegenüber hebt Frankreich hervor, daß in Paris schon 1494 während des Feldzuges Karls Vlll. gegen Italien den heutigen Extrablättern ähnliche Berichte ausgegeben wurden, die das Volk über den Stand der Dinge im Felde, die Kämpfe, u. s. w. unterrichteten. Die jetzt mit solchem Eifer begonnenen vereinigten bibliographischen Forschungen haben nun fest- gestellt, daß derartige Extrablätter schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Oesterreich, Eng­land und Italien üblich gewesen sind, wo über Naturerscheinungen, Unfälle und Morde ein regel­mäßiger Nachrichtendienst in Flugblattform sich ausgebildet hatte. Um die Mitte des 16. Jahr­hunderts wurde schon in Köln eine regelmäßige, wöchentlich erscheinende Correspondenz herausge­geben. Erst 1608 erschien in London das erste Wochenblatt Weckly News; hierauf folgte Straß­burg 1609 mit einer Wochenschrift. In Frank­reich erschien sogar erst 1631 ein regelmäßiges Wochenblatt La Gazette.

(Von chinesischen Redakteuren) können wir Deutsche Eines lernen: Höflichkeit. Wie getröstet würden diejenigen sein, die einer Zeitung ein Manuskript anbieten, wenn sie es nach chine­sischem Vorbild mit etwa folgendem Brief zurück­erhielten:Erlauchter Bruder der Sonne und des Mondes! Siehe Deinen Diener hingestreckt zu Deinen Füßen. Ich küsse die Erde vor Dir und erflehe von Deiner Gnade die Erlaubnis, zu reden und zu leben. Dein geehrtes Ma­nuskript hat die Gnade gehabt, das Licht seines erhabenen Anblicks auf uns auszugießen. Mit Entzücken haben wir es durchflogen. Bei den Gebeinen meiner Vorfahren, solches Pathos, solch hohe Gedanken sind mir noch nie vorge­kommen! Mit Furcht und Zittern schicke ich es zurück. Wenn ich den Schatz, den Du mir geschickt hast, drucken würde, würde der Kaiser befehlen, daß es zum Maßstab gemacht werden soll und daß nichts gedruckt werden darf, das ihm nicht gleichkommt. Bei meiner Literatur­kenntnis weiß ich ja gut, daß es in zehntausend Jahren unmöglich wäre, es Deiner Schrift gleich- zuthun, und deshalb schicke ich sie zurück. Ich erflehe zehntausendmal Deine Verzeihung. Siehe, mein Haupt liegt zu Deinen Füßen. Verfahre nach Belieben. Deines Dieners Diener: Der Redakteur."

fAequivalent.j Aennchen:Warum so traurig, Else?" - Elschen:Weil mich die Tante nicht mag! Bei der Bertha findet sie Alles hübsch bei mir nichts! Neulich hat sie ihrwundervolles Haar" bewundert: und heute sagte sie zu ihr: Ach, Bertha, was hast Du für wundervolle große Augen!" Hänschen: Sei doch zufrieden Else, Du hast dafür recht große Ohren!"

Telegramme.

Friedrichsruh, 31.Juli. ckffrUhrnach. ^ mittags trafen Graf von Posadowski und zwei ! Geheime Räte hier ein. Dieselben reisten um 6 Uhr nach Hamburg weiter. Es verlautet die Leiche soll noch heute einbalsamiert werden und im Schlosse bis zur Fertigstellung des Mausoleums verbleiben. Vor dem Schloßportal wo die Kondolenzlisten ausliegen, herrscht großes Gedränge. Die letzte Nacht hielten die Toten- I wache der Leibkutscher des Fürsten und ein Förster. Für die folgenden Nächte halten Förster die Totenwache.

Semmering, 31. Juli. Auf die Nachricht von dem Ableben Bismarcks hat sich der Staatssekretär Bülow nach Berlin begeben.

Rom, 31. Juli. Der Tod des Fürsten Bismarck ruft in ganz Italien tiefschmerzlichen Eindruck hervor. König Humbert richtete an Kaiser Wilhelm ein Beileidstelegramm. Auch der Ministerpräsident und der Minister des Auswärtigen sandten solche ab. Wahrscheinlich wird der italienische Botschafter Graf Lanza seinen Urlaub unterbrechen, um den Beisetzungs­feierlichkeiten beizuwohnen. In der deutschen Botschaft und der preußischen Gesandtschaft werden zahlreiche Karten und Beileidskund­gebungen abgegeben.

Rom, 1. August. Die Blätter von ganz Italien widmen Bismarck ehrenvolle Nachrufe. ! DieItalic" schreibt: Der Name Bismarcks wird noch in Jahrhunderten als Begründer der deutschen Einheit, der stärksten politischen und sozialen Organisation unserer Epoche verehrt werden. DieOpinione":Italien schlich sich Deutschlands Trauer an; es werde nie vergessen, daß Bismarcks Politik das Grund­element des eigenen Glückes gebildet habe und daß Bismarck ein wirksamer Mitarbeiter der Einheit Italiens war." DieTribuna:Bismarcks Tod betrauern alle diejenigen, die sein Genie bewundern und sein Werk zu schätzen wissen.'

Die klerikalen Blätter sind nicht erschienen. Ter , Papst erkundigt sich nach den letzten Augenblicks ! Bismarcks eingehend.

Haag (i. Holland), 31. Juli. In da hiesigen deutschen Kirche hiefl der Pastor Frei- mardt einen Trauergottesdienst zum Gedächtnis Bismarcks, desGründes der Einheit Deutschlands, ab. Die deutschte Gesandtschaft, das Kurhaus, sowie die Hotels in Scheveningen hißten die Fahnen halbmast. >

Madrid, 31. Juli. Ministerpräsident Sagasta hat das Gerücht für unbegründet er- ^ klärt, daß er beabsichtige, sich im Augenblick der Unterzeichnung des Friedens in das Privatleben zurückzuziehen: ebenso bezeichnet Sagasta das Gerücht von einer karlistischen Erhebung für un­begründet.

Washington, 31. Juli. Der französische Botschafter Cambon und der französische Cousin in Chikago verweilten gestern 3 Stunden m Weißen Hause. Die Konferenz war um lU'« W beendet. Die Antwort der Bereinigten Staaten wurde dem Botschafter Cambon zugestellt. ^

Washington, 31. Juli. Nach einem Telegramm des Admirals Dewey nimmt der Führer der Aufständischen Aguinaldo, eine aggre­sive, herausfordernde Haltung gegen die Ameri­kaner ein. Es werde eine beträchtliche TruPM zahl aus den Vereinigten Staaten notwendig sein, nur die Aufständischen niederzuwerfcn.

Werschetz, 31. Juli. Gestern AM > wütete hier ein heftiger Sturm mit Hagel. - > den Orkan wurde eine Wanff oer zhoiwe; ^ Kaserne umgeworfen. Infolgedessen stürzte - . Dach ein. Ein Hauptmann wurde schwer ^ letzt. 3 Honveds wurden getötet, 2 wurden o lich verletzt und mehrere schwer verwundet.

Wellungen Ms denknzMer"

für die Monate August und September

können noch immer bei den Poststellen und Pos boten gemacht werden. In Neuenbürg a onw man in der Geschäftsstelle d. Bll^^ ,

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.