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Ein Gastwirt inGörlitz wendet folgendes System an, um seine Gäste zum Trinken zu animieren und dadurch seinen Geldbeutel zu füllen. Er verkauft Bierkarten in einer Größe von Eisenbahnfahrkartcn, sie gelten je für ein Glas Bier. Wer die ersten 2000 solcher Karten ab« liefert, erhält als Prämie ein neues Fahrrad, Modell 98, Wert 220 Mk. Wer die zweiten 2000 solcher Karten abliesert, als Prämie eine goldene Herrenuhr, Wert 150 Mk. Wer die dritten 2000 solcher Karten abliefert, erhält als Trostprämie Schwarzen Rockanzug nach Maß, Wert 70 Mark. Das Kärtchen trägt außerdem Serien- und Nummcrangabe sowie den Vermerk: „Giltig vom 1. Oktober 1897 bis 1. Oktober 1898.«
Aus Norwegen, 31. Mai. Beim Storthing ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, welcher die Behörden auffordert, Anordnungen zu erlassen, wonach an junge Leute unter 16 Jahren kein Tabak verkauft werden dürfe. Viele Väter, Pfarrer, Lehrer, Aerzte und Freunde der Jugend werden finden, daß ein solcher Gesetzentwurf auch für uns passen würde.
(Der schnellste Eisenbahnzug der Welt) ist nach dem „Engineer" noch immer der „Cale- donische". Seit dem letzten Monat legt er die Strecke von Forfar nach Perth in Schottland, 32 englische Meilen 40 Chaius, in 33 Minuten zurück, d. h. 59,1 englische Meilen in einer Stunde. Nach dem „Caledonier" kommt der Blitzzug der französischen Nordbahn. Dieser braucht zur Fahrt von Paris nach Amiens, 81^/« englische Meilen, 85 Minuten, d. h. er fährt in einer Stunde 57,7 englische Meilen.
UndeutlichgeschriebeneJnserate. Nach einer Entscheidung des Reichsgerichts braucht für Fehler in einer Anzeige, welche infolge unleserlich oder undeutlich geschriebenen Manuskriptes entstanden sind, kein Ersatz geleistet zu werden. Das Reichsgericht ging hierbei von der Ansicht aus, daß Anzeigen, welche man einer Zeitung zusendet, deutlich geschrieben sein müssen.
(Die Fahrräder in Deutschland.) Im Jahre 1897 waren in den Fabriken der Fahrräder Deutschlands ungefähr 55,000 Arbeiter beschäftigt. In diesem Jahre hat sich die Zahl beinahe verdoppelt. Nach einer kürzlich veröffentlichen Feststellung ernährt die deutsche Fahrradindustrie 90000 Arbeiter. Daß man im deutschen Reiche tüchtig radelt, steht also fest.
(Ueber einen mißratenen Fcstkuchen) geriet am Samstag in Berlin eine Frau so in Aufregung, daß sie mitten in dem Wortstreite mit dem Bäcker vom Schlage getroffen wurde und in ganz kurzer Zeit starb.
AusderSchweiz,7. Juni. Feste und kein Ende! Darin leistet die „kleine« Schweiz schon etwas „Großes«. Vom 14. Mai bis 28. Juli werden nicht weniger als 21 Schützenfeste abgehaltcn, von denen keines weniger als 2 Tage, die meisten aber länger dauern.
(Die Redakteure der Züricher Post) sind sehr ärgerlich. Man hält sie nämlich in Zürich häufig für einfache . . . Briefträger. An der Vorderseite des Gebäudes, in dem die Redakteure der „Zür. Post« Weltgeschichte machen, befindet sich nämlich ein Schild von bescheidenem Umfang mit der Aufschrift: „Züricher Post«' Man kann also den Leuten nicht grollen, die in ihrer HerzcnseinfaltdieRedaktionsräumefüreineZweig- stelle der Bundespost halten; aber die Herren Redakteure haben doch schließlich Anderes zu thun, als junge Mädchen abzufertigen, die eine Marke für einen Liebesbrief kaufen wollen, oder einen großen Sack mit Wurst, Butter, Käse u. s. w. zurückzuweisen, die ein braves Mütterchen an ihren bei den Soldaten befindlichen Sohn absenden will — ganz abgesehen davon, daß der Redaktionsbricfkasten täglich mit frankierten Briefen und Postkarten angefüllt ist, die die Redakteure dann eigenhändig zur Post bringen müssen, zur wirklichen Post. Das Alles ist sehr unangenehm. Aber man wechselt nicht gern den
Namen eines Blattes, und deshalb werden die Redakteure der Züricher Post ihr Mißgeschick auch in Zukunft mit Geduld tragen müssen.
In diesem Jahre ist nach dem milden Winter in den Gärten und auf den Gemüsefeldern die Schneckenplage groß. Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau giebt in seiner soeben erschienenen Nummer eine ganze Anzahl Mittel an, wie man die Schnecken los- werden kann. Das radikalste ist natürlich das Tölen der Schnecken durch Ablesen, durch Ködern und Sammeln, sowie durch Ausstreuen gebrannten, ungelöschten Kalkstaubes an feuchten Tagen, wobei aber Vorsicht zu gebrauchen ist, damit nicht mit den Schnecken zugleich auch die Pflanzen zu Grunde gehen! Ein vortrefflicher Bundes- genösse im Kampfe gegen die Schnecken sind die Enten, für die die Schnecken eine Delikatest bilden und die große Mengen davon vertilgen können, ohne dabei zu scharren und Schaden zu machen, wie die Hühner. Die Nummer des praktischen Ratgebers, in der die einzelnen Verfahren des Tötens und Vertreibens ausführlicher geschildert werden, wird aus Wunsch durch das Geschäftsamt der Wochenschrift in Frankfurt a. Oder kostenlos zugeschickt.
Da verschiedenerlei Ungeziefer den Obst- bäumen gegenwärtig stark zusetzt, werden die Baumbesitzer aufgefordert, fleißig an ihren Bäumen nachzusehen, um dasselbe gleich bei seinem ersten Auftreten zu vertilgen. Am besten zieht man die Baumwärter zu Rat, die auch mit der Vertilgung und Beseitigung vertraut sind. Am häufigsten wurde die Blutlaus beobachtet mit ihrer bläulich-weißen Wolle in Ritzen oder Krebs-und Astwunden. Bestes Mittel: Zerreiben und Zerdrücken mit in Leinöl getränkten Lappen oder die Neßlersche Tinktur: 50 §r. Schmierseife werden in 650 §r. warmen Wassers vollständig gelöst und der abgekühlten Lösung werden 100 §r. Fuselöl und 200 Zr. Weingeist zugesetzt. Diese Mischung dringt in alle Ritzen ein, wodurch die Läuse im entferntesten Schlupfwinkel zu Grunde gehen. Ebenso häufig kommt dieApfelbaum- Gcspinn st motte vor; einziges Mittel: Verbrennen mit der Raupenfackel oder die Raupenscheere zur Hand und die Zweige mit den Nestern abgeschnittcn und dann verbrannt. Zur Bekämpfung der gegenwärtig zum öftern beobachteten Blattkrankheiten wird das Spritzen der Bäume empfohlen.
(Das Herz der Biene.) Da die Bienen zu den Lieblingen des Menschen unter dem Tierreiche gehören, so sollte man meinen, daß diese Insekten schon bis auf jede Einzelheit ihres Körperbaus den Zoologen bekannt sind. Daß das nicht der Fall ist, beweist eine Entdeckung des Russen Piffercff, der sich für seine Versuchsstation für Bienenzucht im Gouvernement Toula eine Reihe von mikroskopischen Präparate herstellte und dabei fand, daß das Herz der Honigbiene einige eigentümliche Eigenschaften aufwcist, die es von dem Herzen ihrer nächsten Verwandten, der Wespen, Hornisten, der Blattschneider und Tapezierbienen, sowie der Hummeln erheblich unterscheiden. Man darf sich natürlich unter diesem Jnsektenherz nur etwas dem Herzen der höheren Tiere sehr entfernt Achnliches vorstellen. Das Herz besteht bei den nächsten Verwandten der Bienen aus einem ganz geraden Rohre, das von dem Unterleib bis in die Brust hineinreicht. Bei der Biene nun besitzt das Herz. d. h. jenes in Kammern geteilte Rohr vor seinem Eintritt in den Berdauungskanal 18 zickzackartige Biegungen oder Schleifen, die allmählich kürzer und dünner werden. Sie liegen fest aneinander und scheinen an den Seiten gleichsam mit feinen Fäden zusammengeheftct. Der Zweck dieser merkwürdigen Bildung ist vorläufig ganz unbekannt.
(Eine ganz neue Art der Goldgewinnung) wird von einer vor Kurzem gebildeten Gesellschaft in Lubec, Maine (Vereinigten Staaten Amerikas) betrieben. Dieses neue Verfahren gründet sich laut Mitth. d. Patent- u. techn. Bureaus v. Rich. Lüders-Görlitz auf den Um-
stand, daß das Seewasser Gold enthält und das neue Verfahren ermöglicht, das Gold mit verhältnismäßig nicht hohen Kosten aus dem Seewasser auszuscheiden. Gegenwärtig wird auf der Anlage etwa für 3200 Mark Gold in einer Woche gewonnen, wobei sich die Betriebskosten für dieselbe Zeit auf etwas über 600 Mark stellen. Die Gesellschaft geht mit der Absicht um, die Anlage bedeutend zu vergrößern, so daß möglich sein wird, in 24 Stunden für 40000 Mark Gold abzuscheiven.
(EineresoluteMiß.) EinejungeEngländerin, Lily Jardan, die in Dublin wohnt, brachte vor einiger Zeit eine kranke Schwester nach Shesfirld und wurde auf dem Rückwege zwischen Warring- ton und Chester, als sie sich im Coups mit einem Herrn allein befand, von diesem gröblich beleidigt. Sie zog die Notleine, sprang aus dem Waggon und hielt bis zur Station Frodsham die Thür- klinke fest. Der übergalante Herr Patrick O' Neill hat seine unzeitigen Scherze mit sechs Monat Gefängnis zu büßen, zu denen er jetzt vom Chester Richter verurteilt wurde.
Ein falsches Gebiß pflegt, bei aller Nützlichkeit eines solchen Ersatzmittels, der damit Behaftete nicht — man gestatte mir den Ausdruck — an die große Glocke zu hängen. — Eine Aus- j nähme macht — das dankbare Gemüt der Kochfrau Jda Schwartz Peterfen in Flenstedt (Jütland), die in einem dortigen Blatte den Bewohnern des Kirchspiels öffentlich ihren herzlichsten Dank ausspricht für die Geldspende, mit der sie ihr zu einem neuen Gebiß verhelfen haben.
(Gegen das Ausfallen der Haare.) Man reinige und koche 60 Gramm Klettenwurzeln mit zwei Liter Wasser bis zur Hälfte ein, siebe es durch, gebe vier Eßlöffel voll Franzbranntwein dazu und bewahre es in einer zugekorkten Flasche. Hiemit ist täglich die Kopfhaut stark einzureiben.
(Was nicht alles gestohlen wird.) In der Nacht auf den 24. ds. wurden auf der Telc- phonstrecke Wien-Graz 1'/, Kilometer Draht gestohlen, weshalb die Leitung Wien-Triest tagsüber unpraktikabel war.
(Mißverstandene Politik.) Herr: „Nun, meine Herren, wie denken Sie über Havanna?"
— Hausfrau: „Bitt' um Verzeihung, meine Herren, bei mir wird nicht geraucht!"
(Die Kunst des Satz laues.) Lehrer: „Sage mir ein Zeitwort mit der Vorsilbe ,ver'."
— Schüler: „Verachten!" — Lehrer: „Nun bilde mir einen Satz mit diesem Zeitwort!" — Schüler: „Wir müssen schon fünf Minuten ver achten in der Schule sein."
(Bitteres Urteil.) Junger Komponist: Nun, Herr Professor, was sagen sie zu meiner neuen Oper? — Kritiker: Ich weiß nicht, wie ich Ihnen meine Bewunderung ausdrücken soll! Solch junger Mensch und schon so alte Melodien !
(Ein Notleidender.) „Ist der Herr Sekretär immer so schweigsam?« — „O nein! Nach der dritten Flasche Sekt ist seine Zunge gelöst und dann schimpft er aus die schlechten Zeiten!«
Kreirzcharade.
1 2
3 4
Wo 1 2 ist, da flieht der Frieden,
Und drin ist keinem Glück beschicken,
Wenn du willst viele 3 4 sehen,
Mußt du mit mir zum Hafen gehn.
1 4 kommt stets von oben her,
Den Landmann schreckt's und schädigt's sehr. 4 2 ach, wünscht sich jeder gleich,
Wer viele hat, den nennt man reich.
1 3 flieht durch das Jagdrevier,
Gebraten aber mundel's dir.
Reduktion, Vr»4 »nd Verl»- von C. >ke«ß tn