Aufmerksamkeit der Szene zu, wo vor dem thüringischen Landgrafen und seinen Gästen soeben die Minnesänger im feurigen Wettsang die Liebe priesen; sein Auge suchte verstohlen im Orchester nach der Stelle, von wo zu den Weisen der Sänger die perlenden Läufer, die gebrochenen Accorde der Pedalharfe erklangen. Da saß sie, in ihrem Schoße die Harfe, über deren Saiten blitzartig die kleinen weißen Hände zuckten. Unverändert war ihr Antlitz; sie war ganz dieselbe noch, wie er sie zuletzt gesehen. Bon nun an gab es in dem ganzen, von Tönen und schimmernder Pracht erfüllten Raume für Wolfgang nichts mehr als Friederiken. Soweit cs, ohne auffallend zu weiden, möglich war, beobachtete er sie unausgesetzt, wie sie spielte oder pausierte, dem Gange der Handlung auf der Bühne folgte oder in ihrem Notenhefte blätterte, im Zwischenakte mit dem an ihr Pult tretenden Kapellmeister sich unterhielt oder ihr glühendes Auge über das Publikum schweifen ließ, wobei es sich flüchtig auch einmal aus Wolfgang richtete.
Die Oper näherte sich ihrem Ende. Noch einmal tönten die Klänge der Harfe, als Wolfram von Eschenbach sein sehnsuchtsvolles Lied an den Aberidstcrn sang. Dann legte die Spielerin ihr Instrument geräuschlos zur Seite und erhob sich von ihrem Sitze. Wolfgang folgte ihrer hohen, feingegliedcrten Gestalt mit dem Auge, bis diese durch eine aus dem Orchester führende Thüre verschwunden war.
Der weitere Verlauf der Oper bildete sür ihn nur ein traumhaftes Chaos von Tönen, Gestalten und Bravoklatschen, denn seine Gedanken hatte die Han'enspielerin mit sich genommen.
Den Gang zum Vetter sich auf den nächsten Morgen vorbehaltend, suchte Wolfgang nach der Opernvorsttllung wieder das Hotel aus, um dort zu übernachten. Er hatte sich absichtlich ein Zimmer nach dem Hofe heraus geben lassen, welches die Aussicht auf den Teil des Grundstücks gewährte, wo sich einst der Garten des Gehetmrats befand. Alles war verschwunden, wie er im ersten Frühstrahl des anderen Tages gewahrte. Ein großes nüchternes Sleinwerk. hoch empoiragend und Fenster an Fenster, schaute auf den Raum herab, wo ehedem der Garten des Geheimrats und Rabeliogs Hof gewesen war. An der Stelle, wo aus Friederikens Zimmer einst die Harfe erklang, wirtschafteten m Weißen Mützen die Köche des Hotels, und wo aus dem Lagerhäuschen des Vetters Wolfgang den Sprung auf die Straße wagte, mangelten rotwangige Mägde die Hotelwäsche.
Endlich war es Zeit, den Weg nach der Einhorn-Apotheke anzutreten. Wolfgang fand sie in einer dcr schönsten Vorstädte. Er hatte die Wahl, das elegante Gebäude, zu dem er staunend emporsah, durch den geräumigen Apothekerladen oder durch die Hausthüre zu betreten. Er entschied sich für das letztere und zog an einem Porzellangriff, auf welchem der Name „Franz Rabeling« stand. Wie von unsichtbarer Hand öffnete sich die vornehme Hausthüre und ein dienstbarer Geist, der alsbald auf der mit Teppichen belegten Treppe erschien, fragte den Ankömmling nach seinem Begehr.
„Ist Herr Rabeling zu Hause?«
„Er ist in der Offizin,« antwortete das Mädchen, deren überaus saubere Kleidung schon die feine Herrschaft andcutete, der sie diente.
„Bitte, melden Sie ihm, daß ich ihn in einer Privatangelegenheit zu sprechen wünsche.«
„Darf ich um Ihren Namen bitten?«
„Der Name thut nichts zur Sache,« ent- gegnete Wolfgang.
Das Mädchen war einen Augenblick unschlüssig, führte aber endlich den fremden Besuch in ein hochelegantes Empfangszimmer und entfernte sich, um ihren Herrn zu rufen. Rabeling ließ nicht lange auf sich warten. Seine ehemals dürftige Gestalt zeigte jetzt einen statt- lichen Embonpoint; sein Gesicht war bedeutend voller und runder als früher und über dem Rockkragen quoll ein fleischiger Nacken hervor. Er grüßte den Fremden sehr frostig, denn er war offenbar ungehalten darüber, daß dieser die Zeremonien, seinen Namen zu nennen oder eine Karte überreichen zu lassen, bei Seite gesetzt
hatte. Beide sahen sich eine Weile stumm an. Endlich frug Wolfgang:
„Erkennst Du mich nicht?«
Der Apotheker schüttelte befremdet den Kopf.
„Kommt Dir wenigstens nicht meine Stimme bekannt vor, Vetter Franz?« trug Wolfgang weiter.
„Vetter Franz?« wiederholte Rabeling. „Ich habe nur einen Vetter und der —«
„Bin ich! Wolfgang Ritter.«
Wolfgang streckte dem Vetter beide Arme entgegen, aber dieser wich vor ihm zurück, wie vor einem Bilde des Grauens, und schlug sich beide Hände vor das Gesicht.
Mit betroffener Miene schaute Wolfgang drein. Er hatte sich einer solchen Wirkung seines Erscheinens nicht versehen.
„Sollte man nicht meinen,« begann er, nachdem er sich von seinem Erstaunen ein w nig erholt, „ich hätte sür Dich ebenfalls unt r die Toten gezählt?«
Der Apotheker antwortete nicht. Er würdigte den Vetter keines Blickes, sondern ging mit verzweifelten Schritten auf und ab. Plötzlich verschloß er beide Thüren, die in das Gemach führten, mit einer Hast, als habe er eine versäumte Vorsichtsmaßregel nachzuholen.
„Welches unbesonnene Wagstück!« ließ er sich endlich vernehmen, und es kostete ihm sichtlich Mühe, seine Stimme, die bereits zu einem lauten Ausruf angesetzt hatte, herab zudämpfen. „Wer gab Dir den wahnsinnigen Gedanken ein, diese Reise zu unternehmen und Dich sogar in diese Stadt zu wagen, wo Du so gut wie vogelsrei bist?! Soll ich noch einmal all' die Angst durchmachen, die ich um Dich ausgcstanden habe?«
(Fortsetzung folgt.!
(Ein nützliches Tier.) Zu den verkannten, der Landwirtschaft nützlichen Tieren gehört neben dem Maulwurf auch die Fledermaus (vesxer- tilio). deren in Deutschland verbreitete Arien die gemeine SpeckfledrrmauS (v. murinus), die langohrige Fledermaus (kleootus auritms), die Zwergfledermaus (vespöruZo xipistrellus), die spälfliegende Fledermaus (vosxsrbilio serotinus) und die große Hufeisennase (RmolxlluL terrum equümill) sind. Die Häßlichkeit dieser Tiere und die nach zuverlässigen Beobachtungen durchaus irre Meinung, daß sie dem Speck nachstellten und sich mit Vorliebe in den Kopfhaaren der Menschen, besonders der Frauen verwickelten, trägt viel dazu bei, daß sie noch jetzt auf dem Lande häufig verfolgt und getötct werden. Unsere einheimischen Fledermäuse fressen überhaupt niemals Speck, selbst dann nicht, wenn ihnen solcher in der Gefangenschaft, nachdem sie längere Zeit gehungert haben, als Futter gereicht wird, während sie Insekten mit Begierde annehmen. Im Magen getöteter Fledermäuse hat man niemals Speck, wohl aber zahlreiche Üeberblcibsel von Insekten gefunden. Durch deren massenhafte Vertilgung werden die Fleder- mause sür die Landwirtschaft und den Gartenbau sehr nützlich, und statt verfolgt, verdienen sie beschützt und gehegt zu werden, zumal da sie niemals schädlich werden, was bei dem Maulwurf allerdings zuweilen durch das Umwühlen des Erdreichs der Fall ist. Ihre Nahrung besteht fast nur aus fliegenden Nachtinjekten, namentlich Nachtfaltern und Käfern, deren Flügeldecken sie abreißen und zu Boden fallen lassen, ferner aus Fliegen und Mücken. Man hat beobachtet, daß ein einziges Exemplar der frühfliegendcn Fleder- maus in einer Stunde, eine spälfliegende schon in der Hälfte dieser Zeit ein Dutzend Maikäfer vertilgte, daß eine Ohrenfledermaus in einer Stunde etwa 60 Stubenfliegen fing, und daß Fledermäuse in einem Abend eine große Rasen fläche voll Motten und sogenannte Graseulen säuberten. Ein Beobachter fand in den Speise- resten einer sogenannten Speckmaus 478 Schmetterlinge, darunter die sehr schädlichen Arten des Wickelspinners, der Kohleule, Weizen- eule, Ackereule u. s. w., 14 sehr schädliche Käfer und 4 Gradflügler, darunter die schädliche Maulwurfsgrille. In den Wäldern vertilgen die Fledermäuse namentlich ungeheure Mengen des den Lauhölzern gefährlichen Eichenwicklers.
Die Zwergfledermaus vertilgt in den Obstgärten besonders die schädlichen kleinen Eulen, Motten, und Wickler und jagt zwischen Häusern und Ställen erfolgreich auch die für Menschen und Tiere lästigen und unter Umständen, falls sie Giftstoffe in ihren Stachel ausgenommen haben, auch gefährlichen Fliegenarten. Es wäre sehr zu wünschen, daß die Erkenntnis von der Nützlichkeit der Fledermäuse in immer weitere Kreise dränge.
(Gegen die vermeintlichen Vorzüge des Höhenklimas, z. B. von Davos,) bei der Behandlung Lungenkranker hat auf der Wies- badenerHeilstätten-Bersammlung sich auch Geheimrat Dettweiler-Falkenstein ausgesprochen. Wie wir seinem in der Zeitschrift „Das Rote Kreuz" veröffentlichten Bortrag entnehmen, faßte er seine Ansicht in folgenden Sätzen zusammen: „Die Schwindsucht ist keine klimatische Krankheit, sie wird auch durch kein Klima als solches geheilt. Sie wird in allen Höhenanlagen angetroffen; sie fehlt hier und da im äußersten Norden fast gänzlich; sie grassiert in südlichen Ländern. Die Lungenschwindsucht ist ohne Zweifel heilbar, in den Anfangssiadien sogar relativ leicht und sicher; sie kann überall geheilt werden; das Höhenklima spielt keine spezifische Rolle, ebensowenig die Witterung und die Jahreszeiten. Die Hauptsachen sind eine gute, reine, bewegte Luft, die ganz auf den einen Zweck eingerichtete Anstalt, ein energischer, allgemein und auch seelenärztlich gebildeter, fast souverän gestellter Spezialarzt und die konsequent durchgeführte hygienisch-diätetische Methodik der Behandlung. Jeder Lungenschwindsüchtige kam, und das ist ein ausschlaggebender Punkt, in seinem Vaterlands geheilt werden."
(Am richtigen Platz) hat sich in Eberswalde der Storch eingenistet, nämlich auf dem Giebel des Hauses, in welchem der Standesbeamte die Geburt jedes neuen Weltbürgers notiert. Mit liebevollem Interesse blicken die Eberswalder und vor Allem die Eberswalderinnen aus zu dem langbeinigen Glücksvogel.
^Gefährliche Passion.) — „Der Bergkraxler Schulze ist mindestens schon ein halbes Dutzend Mol abgestürzt." — „Ja. mir scheint, der ist Abgrundsex,
Lelegramme.
Washington, 27. Aprrl. Mac Kinleh ernannte Doy zum Staatssekretär, den Professor der Rechte am Columbiakollege Move zum UnterstaatSsckretär. Der Ministerrot beschloß, die vor der Kriegserklärung als Prisen aufgebrachten Schiffe nicht freizulaffen, sondern die Entscheidung des Prisengerichts abzuwarten. Das Staatsdepartement notifizierte ollen aus' wärtigen Regierungen die Kriegserklärung; die amerikanischen Vertreter sind angewiesen, bei der Ueberrcichung der Notifikation darauf hinzuweisen, daß der Kriegszustand seit 2l. ds. bestehe.
Key-West, 27. April. Reutermelduvg. Das Kriegsschiff Mangrove schleppte den spanischen Dampfer Panama ein. Das Schiff war am 20. Ls. von New-Aork nach Habana mit flüchtigen Spaniern und wertvoller Ladung m See gegangen. Letztere sollte zur Verproviantierung der spanischen Armee dienen. Die Mangrove nahm die Panama 20 Meilen vor Habana. DaS Kanonenboot New-Port lief hier mit zwei spanischen Segelschiffen ein Zwei kleine Schiffe wurden vormittags in der Höhe von Habana aufgebracht.
New-Iork, 27. April. Blätter melden aus Key- West, ein spanisches Transportschiff mit 900 Soldaten an Bord, wurde aufgebracht.
Bestellungen
auf den
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für die Monate Mai und Juni
können noch bei den Poststellen und Postboten gemacht werden. _.
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