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die Bitte des württ. Krankenkosfenverbandcs um obligatorische oder fakultative Pensionsberechtigung der Krankenkassenbeamten. Die Kommission beantragte Uebergana zur Tagesordnung. Der Abg. Henning (B-P) sprach für eine Anregung zur Bcss rgestaltung der Verhältnisse dieser Beamten. Wenn aus landesgesetzlichem Wege nichts zu erreichen sei, möge der reichsgesetzliche Weg betreten werden. Minister v. Pischek erklärt nach dieser Richtung hin bestimmte Er- klärungcn heute noch nicht abgeben zu können. Darauf wurde der Kommisstonsantrag angenommen. Die Eingabe des Verbandes der württ. Wildbrethändler vom 8. Dez. 1896 um Aenderung deS Jagdgesetzes, resp um einen Zusatz zu demselben, wird, dem Kommissionsantrag gemäß, der Regierung zur Berücksichtigung empfohlen. Zur Tagesordnung wird übergegangen: über die Bitte der M tzgergeoossen- schaften der Stadt Reutlingen, über die Bitte des vormaligen Stationsmeisters Jos. Hauber in Stuttgart (früher in Neuenbürg) vom 4. Mai 1897 um Hilfe wegen unberechtigter Dienst- entlossung rc.
Laichingen, 11. März. (Geheime Abstimmung) Die Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Königs wurde vom hies. Militär- verein auf vorgestern verlegt. Auch Frauen der Bereinsmitglieder waren zahlreich erschienen. Der Vcreilisvorstand schlug geheime Abstimmung vor über den Punkt, ob nächstes Jahr die Frauen wieder an der Geburtstagsfeier sollten teilnehmen dürfen. Stimmberechtigt waren nur die Frauen und die Fräulein Das Ergebnis war, daß sämtliche abgegebenen Stimmen auf „Ja" lauteten.
Ausland.
Das neue österreichische Ministerium Thun findet auf Seiten der deutschen Parteien eine vorwiegend kühle Ausnahme. Die Partei- Vorstände der deutschen Fortschrittspartei und der deutschen Bolkspartei haben in einer Erklärung dem neuen Ministerium ein Mißtrauensvotum erteilt und den Eintritt Dr. Bäcenreither's als Vertreter des liberalen Großgrundbesitzes in das Kabinet Thun bedauert. Zugleich werden die noch vom Ministerium Gautsch erlassenen neuen Sprachenoerordnungen als unannehmbar für die Deutschen bezeichnet.
Etwa 100 deutsche Studenten unternehmen zur Zeit eine Jtalienfahrt. Von Genua aus haben sie sich nach Neapel begeben, worauf sie Mitte März in Rom einzuireffen gedenken. Die römische Studentenschaft trifft mit Unterstützung der Regierung Vorbereitungen zu einem glänzenden Empfang ihrer deutschen Commilitionen.
In beiden Häusern des englischen Parlaments wird immer wieder die ostasiatische Frage behandelt, aber die englischen Minister wollen noch nichts darüber erfahren haben, welche Vorschläge, bezw. Drohungen Rußland den Chinesen gemacht habe und singen immer das alte Lied, England wolle in China nur allgemeine Handelsfreiheit haben und gegenüber anderen Nationen in China nicht hintan- gesetzt werden. Aber gerade dieses Schicksal droht in der That den Engländern. — Während verschiedene Mitglieder des Ober- und Unterhauses die Regierung dahin zu drängen suchen, daß sie die zwischen dem englisch ostindischen Gebict und Afghanistan liegenden Stämme sich unterwerfen, sollen die englischen Minister, die doch gegen die Afridis einen freilich unglücklichen Krieg geführt haben, davon nichts wissen, um Rußland nicht zu reizen.
Während das Schicksal der deutschen Flotten- Vorlage noch schwebt, ist dem englischen Unterhaus? der englische Marine.Voranschlag für 1898/99 zvgegangen, der die Höhe von 23,78 Millionen Plund Sterling (475 Millionen Mark) erreicht. Der Personal Bestand soll um 6340 Mann, darunter 200 Oifisiere und 1000 Mann Marine-Infanterie, erhöht werden. Der Maschivenbauer-Ausstand hat den Bau der neuen Schiffe ernstlich verzögert. Für das kommende Jahr wird vorgeschlogen, den Bau
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von 3 Schlachtschiffen, 4 Kreuzern und 4 Schaluppen zu beginnen, so daß jetzt im ganzen 12 Schlachtschiffe. 32 Kreuzer, 6 Schaluppen, 4 Kanonenboote und 41 Torpedoboot-Zerstörer zu bauen sind.
In Griechenland ist das Gesetz, betreffend die Finanz Kontrolle und das Ab- kommen mit den Staatsgläubigern, endgiltig von der Kammer genehmigt worden und wird unverzüglich vom Könige vollzogen werden. Die deutsche Diplomatie hat damit abermals einen Erfolg errungen.
Die spanische Regierung hatte, wenn auch noch nicht formell, so doch durch eine mündliche Andeutung ihres Gesandten in Washington, die Abberufung des Nord-Amerik. Generalkonsuls Lee in Havanna und der in kubanischen Häfen liegenden amerikanischen Kriegsschiffe verlangt, was aber die Nordamerikaner rundweg ablehnten. Die Spanier behaupten jedoch, sie hätten Beweise dafür, daß Lee mit den aufständischen Kubanern Beziehungen unter- halten habe, was, wenn dies richtig ist, ein gemeiner Völkcrrechtsbruch wäre. Wenn die Spanier aktenmäßige Beweise für ihre Behauptung bringen können, wird den Nordamerikanern doch nichts anderes übrig bleiben, als ihren Generalkonsul aus Havanna abzuberufen. Einstweilen rasseln die Nordamerikaner wieder einmal mit dem Säbel, und das Repräsentantenhaus hat bereits dem Präsidenten Mac KinUy 50 Mill. Dollars zum Ankauf von Kriegsschiffen und zur Vermehrung der Artillerie zur Verfügung gestellt. Aber inzwischen hat doch die j Nordamerikanische Regierung darauf verzichtet, die für die Notleidenden auf der Insel Kuba bestimmte Unterstützung mittelst Kriegsschiffen dorthin zu senden. Ein Teil der spamschm Pnsse bestreitet andererseits, daß Lee sich inkorrekt verhalten habe. Einige Tage hindurch waren aber die amerikanischen und die englischen Börsen in einem panikartigen Zustand.
In „Trab und Galopp" ist in Amerika der Antrag Cannon, dem Präsidenten Mac Kinley 50 Millionen Dollars zu Zwecken der Landesverteidigung zur Verfügung zu stellen, Gesetz geworden. Beide Häuser des Washingtoner Kongresses genehmigten den An- trag im Handumdrehen, worauf ihm Präsident Mac Kinley durch seine Unterschrift Gentzeekraft verlieh. Durch diesen Beschluß des Unions- Parlaments hat die Spannung zw sch-n Nord amerika und Spanien unverkennbar eine gewisse weitere Verschärfung erfahren, trotzdem möchte es noch immer zu bezweifeln sein, daß der amerikanisch - spanische Konflikt wirklich eine kriegerische Lösung find n werde. Der amerikanische Stahlkreuzer „Monlgomery" ist als Ersatz für den untergegangenen Kreuzer „Maine" vor Havanna eingetroffen.
Aus Bombay 10 März wird gemeldet: In der vergangenen Woche sind hier 283 Personen an der Pest gestorben. Die Gesamt sterblichkeit belief sich auf 2184 oder 136.36 vom Tausend.
In Bombay haben ernste Pestunruhen stattgeiundcn. Das Volk wollte die Hospitäler in Brand stecken, das Militär trieb jedoch die Meuterer zurück; indeß soll die Lage noch jetzt sehr ernst sein.
Vermischtes.
(Die schüchternen Anfänge des Anzeigen- Wesens) finden sich in den Neudrucken der vor 100 Jahren erschienenen Nummern der „Neuen Zür. Ztg." Da lesen wir: „Der Kurpfalz- baierische Hoszahnarzt Rezler ist wieder hier angekommen und empfiehlt sich seinen verehrtesten Gönnern. Er besitzt die Kunst, die un- heilbaren Zähne und Wurzeln mit Leichtigkeit herauszuneymcn und die andern zu reinigen. Sodann versetzt er lebendige Zähne, daß sie wieder festwachien, auch weiß er falsche Zähne so geschickt einzusitzen, daß man sie für natürlich hält; sie sind den anderen an Form und Farbe im ersten Augenblick ähnlich. Zihnpuloer und Tinktur, auch echt englische Zahnbürsten sind bet ihm zu haben. Ec logiert im Raben." —
An einem überaus lustigen Ort in der klein,« Stadt wünscht man einen honetten und stille« Tischgänger, am liebsten einen Studierende«- die Bedingnisse sind am Orte selbst zu vernehmen'.
Ein Gläubiger zu 40000 Mars gesucht Laut Bekanntmachung des Amts, gerichts zu Seidenberg hat der am 20 November 1897 in der Provinzial Irrenanstalt zu Leubns verstorbene ehemalige Rittergutsbesitzer Juliuz Böttcher in einem Testament vom 4 Juli 188z Folgendes bestimmt: „Em gewisser Richter jetzt unbekannten Aufenthalts, hat von mir Zg! bis 40000 Mark zu fordern. Es ist für mich Ehrensache, diese Schuld abzutragen, und sch bestimme, daß Herr Richter, sobald er sich meldet und legitiuuert, ein Legat von 40000 Marl bekommt."
(Ein neuer Baustoff) Ja Rußland jsj eine Aktiengesellschaft „Uealit" mit einem Kapst«; von 1250000 Rudel g gründet worden. Zqxj der Gesellschaft ist der Betrieb einer Fabrik zur j Herstellung eines feuerfesten, „Uralit" genannten j Baust ff s, der Erwerb und dre Ausnützung des , Uralitpatentes, sowie des Ausbeutungsrechtes j der im Permschen Gouvernement belegenen , Asbestlager. Die E'genschaiten des „Uralit' ! stad sehr verschiedenartig. Wie Stein, brennt j es weder, noch bricht cs; mit Schneidewerkzeugen kann es wie Holz geschnitten und geformt werden. Es ist haltbar wie Metall, da es bei Hummer- ^ schlügen, aut den AmdoS gelegt, sich fest erhält, wobei es weder bricht, noch brockt; ein Nagel i kann durch dass lbe geschlagen werden, ohne ! das Material zu sprengen; es ist ein schlechter Leiter von Wärme und Elektritzität und brsitzt große E astwtät; cs kann, wie Holz, geleimt und wie Metall gelötet werden. „Uralit" ist fünf Mal leichter als Eisen, zwei Mal so leicht wie Marmor und weniger wie zwei Mal so schwer als Eichenholz.
Der Name der ProvinzShantung, Die Schriftzeichen, aus denen sich der Name Shantung zusammensctzt, sind, dem „Ostasialischen Lloyd" zuiolge, ideographische Symbole; das erste soll ausgezackte Berggipfel, d. h. „Hügel"
; darstcllen, während das zweite aus den Charakteren j für „Bäume" und die „Sonne" , welche durch /die Zweige scheint, d. i, den Osten darstellen f soll, sich zusammensctzt; der Name Shantung ^ bedeutet demnach „Im Osten von den Bergen."
i (Gut gegeben) Profrssor: Ich sagte Ihnen f in der letzten Stunde, meine Damen, daß das ^ Gehirn beim Mann größer ist als bei der Frau. ^ Was schließen Sie daraus. Fräulein Anna? — ' Backfisch: Beim Gehirn kommt es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an,
j (G-burlstagsgeschenk) Denken Sie, voriges Jahr war ich so unvorsichtig, meiner Tochter zum Geburtstage ein Klavier zu kaufen. — Und dies Jahr? — Dies Jahr Hab' ich ihrs , wieder abgekauft.
! (Ein Wunsch.) Heiratsvermittler: „Wie viel Mitgift wünichsn Sie?" — Kandidat: * „Hunderttausend Mark " — Heiratsvermittler: - „Und wie soll die Frau ausjehen?" — Kandidat:
, „Nicht ganz der Mitgift entsprechend!"
j Gedankensplitter.
Wer sich über seine Mitmenschen erhebt, braucht deshalb noch keine hohen Geistesgaben zu haben. Ein Luftballon steigt hoch, auch wenn der größte Dummkopf in der Gondel sitzt.
Viele finden eine Sache geschmacklos, weil es ihnen selbst an Geschmack fehlt.
Vrele Leute sind wie die Phonographen — »M was man in sie hineinredet, geben sie wieder!
k ———
> Auflösung des Homonyms in Nr. 38
^ Der Faust Die Faust,
I Wechselrätsel.
Fürstlicher Titel bin ich. Fünf Zeichen f sind in mir vereinigt. Aendert die Füße mail j um. bin ich im Kloster zu sehn.
^ Mit einer Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg