ich Dir sagen: Verplempere Dich nicht! Du bist ein schüchterner Jüngling; orgo verliebt in jeden Schürzenzipfel..."
„Aber, erlaub' mal, Kurt . . ."
„Rede doch nicht. Ich kenne Dich wie 'neu alten Kupferdreier . . .
„Für meine Verliebtheit hast Du doch keine Beweise!"
„Wenigstens nicht auf Lager. Hier war ja auch keine Gefahr! Aber in Stahlburg sind die Mädchen furchtbar heiratslustig . . ."
„Wo denn nicht?"
„Ja, da aber besonders. Und vor allem mußt Du Dich bei Borkenitz in Acht nehmen. Wenn sie Dich nicht an eins ihrer Töchter unterbringt, verlobt sie Dich mit irgend wem anders. Aber unter kriegt sie Dich!"
„Fürchtest Du Dich?"
„Vor dieser Eheschmiedin, ja!"
„Hast auch alle Ursache bei Deinen Verhältnissen ! Sind ja sonst furchtbar nette Leute, diese Borkenitz. Alter makelloser Adelsstamm. Aber kein Moos an der Borke! Sei also vernünftig!"
„Wieviel Töchter sind denn da?"
„Ich glaube, fünf!"
„Und alle noch ledig?"
„Damals wenigstens, ja. Inzwischen hat vielleicht irgend wer angedissen. Was weiß ich! Wenn ich als Fähnrich nicht schon so unmenschlich gcschcid gewesen wäre, hätten sie mich vielleicht auch kirre gekriegt!"
„Du kannst einen ordentlich graulich machen, Kurt!"
„Wirklich? Na, das beabsichtige ich ja. Darf Dich doch da nicht blind hinein tappen lassen mit Deinem feuergefährlichen Herzen! Jetzt wo ich Dich gewarnt habe, heirate sie alle fünf. Das ist dann Deine Sache. Aber Bescheid solltest Du wissen!"
„Ich danke Dir Kurt. Aber mach' Dir keine Sorgen um mich. Ich bin gefeit . . ."
„Hat mancher gesagt. Und abgesehen davon, schon solche Attacke aushalten zu müssen, ist oft scheußlich!"
„Darin hast Du Recht!"
„Aber es giebt ein Mittel . . ."
„Du scherzest!"
„Durchaus nicht. Kein Frauenzimmer schielt nach Dir, wenn Du's anwcndest!"
„Na, dann red'!"
„Hm ... Du mußt Dich vorher verloben!"
„Hohahaha! Das ist schnell gejagt!"
„Und noch leichter gethan!"
„Ja, mit einer Ballettratte!"
Nun, das hätte manchmal auch noch seine Schwierigkeiten, wenn man nicht aus Schwärmerei für die Antike etwa die älteren Semester bevorzugt! . . . Aber Du mißverstehst mich! In Wirklichkeit sollst Tu Dich gar nicht verloben, sondern nur dafür gelten!"
„Ah . . ." „Geht Dir ein Licht auf?"
„Ein Glühlicht sogar. Aber ist es nicht frivol, mit einem so ernsten Symbol, wie der Berlobungsring es ist, Komödie zu spielen?"
„Brauchst Du ja nicht. Du läßt Dich als „heimlich verlobt" austrommeln, wie das bei sogenannten „heimlichen Verlobungen" ja meistenteils Sitte ist . . ."
„Nicht übel . . . nicht übel! ... Du Kurt, ich glaube, das mache ich!"
„Selbstverständlich, Junge. Dazu Hab' ich Dir's ja erzählt!"
„Ganz famose Kiste, wahrhaftig! . . . War' für mich ja einfach schauderhaft gewesen, von heiratswütigen Jungfrauen belagert zu werden . . ."
jL- „Na, ganz so arg wär's am Ende auch nicht geworden . . . Nicht größenwahnsinnig werden, Kleiner!"
„Ich weiß nicht, Deiner Schilderung nach?!"
„Gott ja doch. Besser ist besser! Thu', was ich Dir geraten habe! . . . Wer weiß, wo Dein Glück aus Dich lauert! In Stahlburg gewiß nicht. Und darum glaube ich eben, daß Du als verlobt dort am weitesten kommst!"
„Ganz meine Meinung. Jetzt aber entschuldige mich aus eine Viertelstunde. Kleelands
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sind vorhin zurückgekommen. Ich treffe sie also jetzt!"
„Bitte!"
„Also auf Wiedersehen! ..."
Aus der Viertelstunde wurde freilich fast eine Stunde. Hans von Frellstedt war bei Kleelands ein sehr gern gesehener Gast gewesen. Man hatte ihn ausgezeichnet, ohne daß er in seiner Schüchternheit das allzu lebhaft empfunden hätte. Offenbar war sein ungeschminktes, ehr^ liches Wesen den alten Kleelands recht sympathisch Das Töchterlein freilich hatte den „Schelm im Nacken", wie Kurt von Halben das ganz richtig erkannt hatte. Sie ließ alle ihrer Verehrer — und es waren deren nicht gerade wenig — mit einer wunderbaren Sicherheit vollständig darüber im Zweifel, wem von ihnen allen sie auch nur um ein Quentchen mehr zugethan sei! Ihre schalkhafte Laune glitzerte über sie alle hin, wie die beweglichen Regenbogenfarben eines Prismas und wenn jemand glaubte, so recht im strahlenden Lichte ihrer Gunst zu sitzen, kitzelten die blendenden Farben schon wieder einen ganz anderen — vielleicht den geistigen Antipoden des ersteren. Auch Hans von Frellstedt lag gefangen in ihren Netzen. Sie war ja auch so reizend, so liebenswürdig, so hübsch! Und voller Humor wie ein Jahrgang von den Fliegenden!" Jeden steckte sie an mit ihrer Lustigkeit und wenn es ein ausgemachter Possendichter gewesen wäre! Was Wunder, daß Hans sich an ihrem Liebreiz, ihrer Munterkeit berauscht hatte, wie ein junger Mai. käser an dem Duft der ersten Kastanienbliuen?
Das war ihm voll zum Uederlaufen, als er jetzt Abschied nehmen kam. Sie sollte erfahren wie heiß es in ihm brannte, wie toll es in ihm tobte bei dem Gedanken, sich von ihr trennen zu müssen. . . .
Ader wie sie ihm lächelnd entgegsntrat, die fröhlich glänzenden Augen auf ihn gerichtet wie das Fernrohr eines Schützenkönigsprütendenlen auf die Scheibe, fehlte ihm wieder die Kouroge.
„So feierlich heute, Herr von Frellstedt?" fragte sie ihn neckend; denn seine Verlegenheit entging ihr nicht.
„Ich bin gekommen, um Abschied zu nehmen!"
„Nicht möglich! ... So plötzlich!" kam es ihr etwas hastiger als sonst über die Lippen. Und auch ein wenig blaß war sie dabei geworden, was dem schüchternen Besucher indes nicht auf. fiel. „Wohin wollen Sie denn?"
„Bin als Premier zu den X Husaren nach Stahlburg versetzt!"
„Wirklich? O, da gratuliere ich!"
„Kondolieren Sie lieber!"
„Mit Vergnügen, wenn's Ihnen wohlthut. Papa wird eine vierspännige Trauerkulsche bis zum Bahnhof mitfahren lassen . . Aber was grämen Sie sich eigentlich, da Sie doch avancieren ?"
„Weil ich fort muß aus diesem lieben Nest !"
„Hat's Ihnen hier wirklich gefallen?"
„Ganz ausgezeichnet, mein gnädiges Fräulein! Eine so nette Bürgerschaft, so famoseArcangements. die hübsche Umgebung, von den berühmten Kirschiörtchen bei Honigmann gar nicht zu reden! Man konnte sich in der That hier wie zu Hause fühlen!"
Sie mußte lächeln über seinen Enthusiasmus, besonders da er die Kirschiörtchen erwähnte, von denen sie in der frequentierten Konditorei gar zu gern naschte. Ohne Zweifel war ihm das nicht unbekannt.
„Essen Sie so gern Kirschiörtchen?" fragte sie. Nun wurde er rot wie ein Schulbube, der sich beim Aepfelmausen erwischen läßt.
„Eigentlich lächerlich von mir. .." stotterte er und liebkoste dabei sein flottes, blondes Schnurrbärtchen. „Aber ich ziehe sie wahrhaftig dem schönsten Kommisbrot vor!"
„Sie sind ein Spaßvogel, Herr Lieutenant!" drohte sie ihm lachend. „Werden Sie uns denn in Stahlburg auch nicht ganz und gar vergessen?"
„O gnädiges Fräulein?" rief er feurig und legte beteuernd die Hand aufs Herz. Wie könnte ich das! Ich werde immer lebhaft an Sie denken und . . . und . . ."
(Fortsetzung folgt.)
Gebweiler, 26. Febr. Wie fast alle in den Dreyfushandel verwickelten
Persönlichkeiten, so hängt auch der durch den Zolaprozeß berühmt gewordene Advokat Labori mit dem Elsaß zusammen. Er hat sich in seiner Jugend, anfangs der 60er Jahre, längere Zeit hier autgehaltcn. Sein Vater war zu französischen Zeiten hier kurWior (Ge- ! richtsvollzier. D. Red.) und später bei der I Oompagnio ätzs onmibu8 (Omnibusgesellschaft) an hrestgem Orte angcstellt.
Zum preußischen Scharfrichter sollte an Stelle des wegen Alters von seinem l Amte als Scharfrichter zurücktretenden Reindel ! der Roßschlächtcr Bietendüfel zu Bremen s ernannt werden. Bietendüfel war auch bereit,
^ dieses Amt zu übernehmen, allein seine Verwandten widersttzten sich dem aufs Energischste.
^ Um nun nicht von ihnen in den „Bann" erklärt zu werden, hat Bietendüfel jetzt erklärt, das genannte Amt nicht annehmen zu können. Wer hat jetzt Lust?
München, 27. Febr. Die bekannte französische Liedersängerin Anette Guilbert, die kürzlich in Berlin so erfolgreich aufgetreten war — sie bekam 3000 »iL täglich und das ! „Apollolheater", in welchem sie sich zeigte, war jedesmal bis zum letzten Plätzchen gefüllt —, wird hier am 3. und 4. März ein zweimaliges Gastspiel geben.
' Von der Jagst, 28. Febr. Ein nettes Stückchen, das noch dazu den Vorzug besitzt, buchstäblich wahr zu sein, passierte unlängst im nahen Westhausen. Der Altertumshändler R. von Ellwangen, ein in weiten Kreisen bekannter Mann, äußerte in der Wirtschaft eines benachbarten Dorfes, daß er ein billiges Pferd haben sollte. Ein Spaßvogel erklärte ihm nun sofort, daß er daheim ein solches habe, welches R. für wenige Mark bekommen könne. Dasselbe schlage nicht und beiße nicht und sei lammfromm. Man vcgab sich an Ort und Stelle, aber wie groß war die Enttäuschung, als dem Käufer ein hölzernes Schaukelpferd präsentiert wurde. Der Händler R. aber verstand keinen Spaß, er übergab die Sache dem Gericht, welches den Spaßvogel zur Entschädigung des Käufers und zur Tragung der Rosten des Verfahrens verurteilte.
BonderMünsinger Alb, l. März. Im Pfarrdorf Feldstetten kam dieser Tage ein sonderbarer Kauf zustande. In der „Sonne" verkaufte ein Bürger des Orts seine Stiefel uni 6 den Weg nach Hause, das war Kauf- dedingung, mußte er barfuß machen. Ueberbolen wurde dieses Stückchen durch einen Laichinger Holzmacher; während der Vejperzeit wurde ein Handel über dessen Hose fest, er gab sie mn 4 50 ad und mußte im Unterdeinkleid vom
20 Minuten entfernten Walde nach Hause gehen.
In der französischen Stadt Rysfil ist es Sitte, dieHeiraten möglichst in den Carnevals- tagen vorzunehmen. Diesmal ließen sich wieder mehrere Hundert Paare trauen. Den vom Standesamre nach den einzelnen Kirchen ziehenden geputzten Pärchen bereitete die Bevölkerung eine jubelnde Begrüßung, wobei es an allerhand, oft derben Scherzen nicht fehlte. Am Rosen- montag ließen sich 58 Paare trauen, u. a. drei Brüder mir drei Schwestern. Am Dienstag war der Andrang noch größer und am Aschermittwoch wurden weitere 40 Paare vermählt,
London, 14. Febr. Ein interessantes Zweirad wurde dieser Tage hier im Royal Institution gezeigt. Es ist, einige kleinere Siahlbestandteile abgerechnet, ganz aus Aluminium hergestelll, wiegt nur 25 Pfund und soll seit 15 Monaten von einem Reiter in regelmäßigem Gebrauch gehalten worden sein, dee das stattliche Körpergewicht von 212 Pfund besitzt-
sModernes Heiratsgesuch.j Junger Herr sucht als Lebensgefährtin Dame mit radellostr Vergangenh eit. ,
Telegramm.
Athen. 2. März. Der Mitschuldige Karditzi's ein mocedonischer Arbeiter namen» Georgis, wurde verhaftet. ^
»«doktto«, «xd »«lieg von «. i, »««»»bürg.
Anzeige
Nr. 35.
Erscheint Mont« Viertelj. I.LS, ,
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1) daß Neu! schl'-ßl'ck drandverfi
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