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Ein sprechendes Bild.
Das englische Witzblatt „Punch" brachte kürzlich folgendes Bild: An einem Quai steht vor einer Tafel, die die Aufschrift: „Britische Kohlenstation" trägt, ein behäbiger englischer Matrose, der drei mit leeren Kohlenkörben nahenden andern Matrosen, einem russischen, einem deutschen und einem französischen, zurust: „Was, Jungens, ihr wollt von meinen Kohlen für China haben? Gut so!" Und bei sich selbst denkt der Engländer, wie aus der Unterschrift des Bildes hervorgeht: „Ich kann ja jederzeit die Lieferung einstellen!" Bild und Unterschrift reden eine deutsche Sprache und veranschaulichen ganz richtig die günstige Lage, in der sich England durch seine vielen Kohlenstationen befindet.
Die Engländer haben in der That ein Recht, sich der politischen Weitsichtigkeit zu rühmen, die sie auf den fernsten zahlreichen Kohlenstationen in überseeischen Ländern bewiesen haben. Ein englisches Kriegsschiff kann auf dem langen Wege von London bis nach dem fernen Osten wegen Kohlenmangels nicht in Verlegenheit kommen; eine englische Kohlenstation reiht sich an die andere: Gibraltar, Malta, Aden, Carache, Bombay, Ceylon mit drei Stationen, Madras, Calcmta, Pulo- Pinaez, Singapore, Hongkong. Ein Teil dieser Stalionen ist befestigt. Keine andere seefahrende Nation kann sich eines ähnlichen Vorteils rühmen. Die Franzosen haben nur einige unbedeutende Stalionen, Rußland besitzt in Ostasien nur den einen befestigten Hafen Wladiwostok, der obendrein hoch im Norden gelegen ist.
Der englische Matrose auf dem Bilde des „Punch" hat ganz recht, wenn er den Kameraden der andern Marinen von seinen Kohlenvorräten etwas zukommen lassen will. Denn die Verweigerung von Kohlen auf einer auswärtigen Station gilt allgemein als eine unfreundliche Handlung, und die Ausrede, selbst nicht enug Kohlen zu besitzen, würde nur Mißtrauen erwecken, lber ebenso recht hat der englische Matrose mit seinem stillschweigenden Vorbehalt. Wenn es hart auf hart kommt, mache ich meine Kohlenlager zu, und dann mögt ihr andern in Ostasien sehen, wo ihr bleibt. Erst kürzlich noch hat die „St James Gazette" erläutert, daß sich fremde Flotten im Falle ernster Verwicklungen in Osiasien zwar eine Zeit lang in Wladiwostok oder in japanischen Häfen, falls diese nicht auf der englischen Seite wären, mit Kohlen versehen könnten, daß sie aber doch schließlich unter Kohlenmangel leiden müßten, zumal wenn auch Japan seine Lager sperre. Könnten so die verbündeten Kriegsschiffe anderer Nationen zwar nicht durch Kohlenmangel sogleich schachmatt gesetzt werden, so würden sie doch bei Sperrung der englischen Stationen so lange m Schach gehalten werden, bis England seine großen Kriegsschiffe in genügender Zahl aus der Heimat hersngeholt habe.
Es geht daraus hervor, wie notwendig für Deutschland, das bisher überhaupt keinen Stützpunkt in Lstasien besaß, die Erwerbung von Kiaotschau war, und wie wichtig überhaupt eine größere Bewegungs- ireiheit zur See ist.
Hinterhattender Teil.
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Fortsetzung)
Siglinde der die Situation noch immer nicht klar war. blickte entsetzt um sich, als glaubte sic, der eben Genannte sei, unbemerkt von ihr, eingetreten. AIS sie ober das Auge dcs Advokaten fest und unverwandt auf Herrn von Harnisch gerichtet sah, als sie erkannte, daß nur ihm und keinem Andern die Anrede gelten konnte, stieß sie einen Schrei aus und flüchtete sich, wie vor einem Gespenst, an Bolkmar's Seite.
»Herr Im hoff," nahm dieser die unterbrochene Rede wieder auf, „Ihr Spiel ist aus! Das letzte Stichwort Ihrer trefflich gespielten Rolle hat Ihr eigenes Kind gesprochen und wie dies manchem andern Schauspieler vor dem Fallen des Vorhangs passiert, müssen Sie die Schlußszene den Statisten überlasten."
Er drückte an den an seinem Pulte angebrachten Knopf eines elektrischen Glcckenzugs und aus dem anderen Bureau antwortete sofort der schrille Ton der Klingel.
Jmhoff war. einem Marmorbilde gleich, starr und regungslos aus derselben Stelle stehen geblieben. Jetzt sah er sich mit den Blicken einer wilden Bestie nach einem Gegenstände um. womit er den Advokaten, der ihn so schlau umgarnt hatte, zerschmettern konnte. Einen Stuhl ergreifend und denselben hoch in den Händen schwingend, stürzte er aus Volkmar zu. Mit blitzartiger Entschlossenheit sprang Siglinde dazwischen und stellte sich vor den Advokaten, ihn mit ihrem Körper schützend. In demselben Augenblicke sah aber auch Jmhoff in Bolkmar's über Siglinden's Kopf erhobener Hand einen Revolver blitzen, und wie gelähmt von dem
Anblick der Waffe, deren sechsfache Mündung gegen seine Stirn gerichtet war, ließ er den Stuhl zu Boden fallen. Zugleich waren die beiden Männer eingetreten, die Siglinde schon bei ihrer Ankunft hatte im Vorzimmer sitzen sehen. Es waren zwei geheime Kriminalpolizisten, und während sie über den entlarvten Verbrecher herfielen, um ihn zu fesseln, drängte Volkmar Siglinden sanft hinaus und geleitete sie in seine Wohnräume.
Als er unmittelbar darauf in sein Sprechzimmer zurückkehrte, war dasselbe leer. Auf der Straße draußen ließ sich ein scharfer Pfiff vernehmen, welcher eine bereits in der Nähe haltende Droschke herbeirief. Volkmar hörte, wie seine Schreiber im vorderen Bureau die Fenster aufriffen, um den Gefangenen von seinen beiden handfesten Begleitern in den Wagen drängen zu sehen, wie der letztere dann davon rollte, wie die Fenster sich wieder schloßen und wie die Schreiber den Vorgang murmelnd unter sich besprachen . . .
Nach einer Weile trat Siglindens Gestalt hinter der Portiere hervor. Sie sah noch bleich und verstört aus von der aufregenden Szene, die sie erlebt hatte, und während sie nur durch ein stummes Kopsschüttcln auszudrücken vermochte, wie unbegreiflich ihr das Alles erschien, verweille ihr großes, erstauntes Auge fragend aui Bolkmar's Antlitz wie auf einer rätselhaften Sphinx. Der Anwalt führte sie nach einem Sessel und nachdem er ihr gegenüber selbst Platz genommen, begann er:
„Fräulein Siglinde, ich habe Ihnen viel verschwiegen, um die Unruhe Ihres Gemüts, das zwischen Furcht und Hoffnung schwebt, nicht noch mehr zu vermehren Sie mußten den Eindruck gewinnen, als ob ich mich in der An gelegenheit Ihres Vaters unthätig verhalte und den Schwerpunkt meiner Aufgabe in meine rhetorischen Künste vor dem Schwurgerichtshofe zu verlegen gedenke. Aber vom ersten Tage an, wo ich die Sache Ihres Vaters zur meinigen machte, griff ich handelnd ein und von diesem Tage an Halle ich auch schon Geheimnisse vor Ihnen. Mit diesen soll eS nun zwischen uns zu Ende sein und Alles, was ich weiß, dürfen auch Sie jetzt erfahren."
Volkmar erzählte nun seiner lautlos lauschenden Zuhörerin, wie er seine Forschungen in der Ritter',chcn Gärtnerei begonnen, wie sein Verdacht sich gleich auf den Käufer des Blumenborquets gelenkt, wie er in demselben nach Harnisch's überraschenden Aufschlüssen Jmhoff vermutet habe, aber im weiteren Verlaufe seiner Ermittelungen zu dem unerwarteten Resultate gelangt sei, daß Anna's verdächtiger Courmacher Harnisch selbst war. Dann gestand er, wie die Siglinden so peinliche Verhandlung über den Ehevertrag nur ein Experiment gewesen sei, um Anna Ritter der Unterhandlung als unsichtbare Ohrenzeugin beiwohnen zu losten, die Flammen der Eifersucht in ihr zu entzünden und sie zur Aufklärung ihres Verhältnisses zu Herrn von Harnisch zu vermögen. Er berichtete, wie vollständig ihm dies gelungen war, wie sie sich nicht nur zu der Entführung Jenry's bekannt hatte, sondern durch die ihr vorgelcgten Fragen Bolkmar's bis zu jenen Enthüllungen fortgeschritten war, die cs außer Zweifel stellten, daß alle bei der Ermordung Frau Rollevstein's in Betracht kommende Umstände einen mindestens gleich schweren Verdacht gegen Harnisch begründeten, wie gegen Siglindens Vater. „Nur der nicht umzustoßende Alibibeweis, daß Harnisch zur Zeit der That in einem Kölner Hotel als Nachtgast geweilt hatte," fuhr Volkmar fort, „war ein Stein des Anstoßes." Da aber Anna Ritter ihn an demselben Abende in der Methodisten- versammlung gesehen hatte, so konnte der Kölner Hotelgast natürlich Harnisch gar nicht gewesen sein. Wie er Ihnen selbst erzählte, hatte er sich nach seinem kalten Bade im LMul-la-inanelre ein Fieber zugezogen und sich in Calais in einem Hospitale einige Tage verpflegen lassen. Dort mußte ich Zuverlässiges über ihn erfahren können — und dorthin ging meine Reise, mit welcher ich zugleich den Zweck verknüpfte, bei meiner Rückkehr über Paris Jenny adzuholen.
ES wurde mir in Calais nicht schwer, daz Hospital zu ermitteln, wo am 12. August, dein Tage der Dampfer Katastrophe, einer der Passagiere, welche durch die „Sirene" gerettet und nach Calais gebracht worden waren, Auf. nähme gesunden hatte. Wirklich hatte dort Herr von Harnisch acht Tage lang krank gelegen, aber nicht an einem Fieber . . . Der Arzt, der ihn behandelt und die Krankenwärterm, die ihn gepflegt hatte, erinnerten sich ihres Patienten noch sehr genau. Als er vom sinkenden Dampfer ins Boot sprang, war er mit der Schulter gegen den Rand desselben geschlagen und hatte sich am rechten Schulterblatt verletzt. Vielleicht wird es Ihnen noch im Gedächtnis sein, Fräulein Siglinde, daß der Leichnam jenes Unbekannten, den man im Kastanienwäldchen erwürgt fand, auf dem oberen Teile des rechten Schulterblattes eine erst kürzlich geheilte Wunde aufwies, welche von einem hölzernen kantigen Instrumente her- zurühren schien. Die Gerichtsärzte nahmen an, der Ermordete müsse kurz zuvor einen schweren Fall auf einer Treppe gethan und sich beim Aufschlagen auf die Kante einer Stufe die Wunde am Schulterblatt zugczogen haben. Setzen wir nun statt eines Sturzes auf der Treppe jenen ungeschickten Sprung vom Schiffe und statt der Stufenkante den Bord oder Rand des Bootes, so haben wir die allein richtig: Erklärung für jene Wunde des Ermordeten uni Vas geheimnisvolle Dunkel, weiches seine Persönlichkeit bis jetzt umgeben hat. lichtet sich mit Einem Male: Dieser Mann war Herr von Harnisch, — der wirkliche Herr von Harnisch, und Derjenige, welchem wir diesen Namen bisher fälschlich beigetegt haben, heißt Jmhoff."
„Großer Gott! Ermordet!" entfuhr es den Lippen der entsetzten Zuhörerin. „O, der Unglückliche, der Armee!"
„Herr von Harnisch ist am 20. Augusi aus dem Spital entlassen worden und wahrscheinlich über Köln, dem geradesten Wege, hierher gereist. Es wird also seine Richtigkeit haben, daß er in dem Kölner Hotel übernachtet hat und eben so wahrscheinlich ist es, daß es, nach seiner Ankunft hier, einer seiner ersten W-ge war, sich Ihnen und Ihrem Vater voc- zustellen. Er traf Tie beide nicht mehr an - er und kein Anderer war der Fremde, mit dm Martha gesprochen hat. Er kam nicht wieder und konnte nicht wieder kommen, weil er am Abend desselben Tages erdrosselt wurde. Und wer könnte der Mörder sein? Doch nur Derjenige, welcher seinen Namen annahm und sich unler diesem bei Ihnen einsührte. Und warum that er das? Offenbar besaß er Kenntnis von der Angelegenheit, die Herrn von Harnisch nach Europa geführt hatte, denn es ist durchaus nichts Unwahrscheinliches, daß zwischen Beiden während der gemeinschaftlichen Seereise ein engerer Anschluß, ein vertraulicher Verkehr entstanden war. Wenn ich auch Jmhoff kam zulraue, daß er sich über den Reisezweck seiner Frau ausgesprochen hat, so war Harniich vielleicht um so weniger verschlossen. Im gelegentlichen Gespräch konnte er leicht den Namen unserer Stadt und den Namen Rollenstein haben fallen lassen. Das war genug, um Jmhoff's Interesse oder Neugierde wachzurufen und seine ganze Kunst im Aussorschen Anderer in Bewegung zu setzen. So lernte er Harnisch's Beziehungen zu Frau Rollenstein kennen, so erfuhr er, daß die Schwester Ecika's Anwartschaft auf das Erbe der Schwererkrankten besaß, wenn sie einwilligte, Harnisch's Gattin zu werden.
(Fortsetzung folgt.)
^ sZweideutig s Dame (am Klavier sitzend): „Sehen Sie nur, Herr Professor, wie aufweib sam das Kätzchen meinen Spiel zuhörl! Die Mieze ist entschieden musikalisch; sehen Sie nur die gönnerhafte Miene, die sie jetzt macht. Zu drollig, nicht wahr?" — Professor der Musib „Sie mag sich am Ende einbilden, gnädiges Fräulein spielen nur für sie!"
sBor Gerichts Richter: „Angeklagter, was sind Sie?"—Strolch: „Nichtraucher, hoher Herr Gerichtshof."
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Nr. 28.
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