Zlnteryaltender HeU.
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Fortsetzung)
„Ich will es Ihrer begreiflichen Aufregung zu Gute halten," sagte der Rechtsgelehrte, „daß Sie mich in dem Verdachte haben, im Einverständnisse mit einem ausgemachten Schurken und zugleich in dessen Interesse zu handeln. Ich verzeihe Ihnen diesen unwürdigen Vorwurf. Sie befinden sich indessen aus einer ganz falschen Fährte. Blicken Sie um sich. Erkennen Sie diese schönen Gewächse, womit ich meinen Salon geziert habe? Ich kaufte sie nach und nach im Garten Ihres Bruders, und fast bei jedem neuen Einkäufe, den ich dort machte, erfuhr ich von Ihrer Schwägerin etwas Neues über Sie, woraus ich meine Schlüsse bildete. Sie sind durchaus nicht in der Hand jenes Mannes, der Ihnen Liebe geheuchelt hat, — Sie sind in meiner Hand und diese Hand soll Ihnen eine schützende Freundeshand sein, wenn Sie sie vertrauensvoll ergreifen."
Er streckte ihr seine Hand entgegen. Sie blickte ihn ängstlich forschend an. Es lag eine so schöne männliche Offenheit in seinem Antlitz und so mitleidsvolle Teilnahme in seinem Blick. Sie fühlte sich so verraten und verlassen, so hilflos und bedrängt, daß ihr zu Mute war, als könne sie nicht länger leben, wenn es keine Meoschensecle gab, der sie noch vertrauen konnte.
Sie nahm die Hand, die sich ihr entgegen streckte und brach in krampfhaftes Weinen aus.
„Ich will Sie ein wenig allein lassen und dann wiederkommen," sagte Volkmar im Tone zarter Schonung.
„Nein, bitte, bleiben Sie da," schluchzte Anna; „Ihre Gegenwart beruhigt mich."
Er blieb und ließ Anna sich ausweinen.
„Was kann ich thun?" frug sie, nachdem sie ihre Thränen getrocknet hatte. „Was verlangen Sie'von mir?"
„Ich habe weiter keinen Wunsch," erwiderte Volkmar, „als daß Sic mir alle meine Fragen der strengsten Wahrheit gemäß beantworten."
„Ich will cs," erklärte sie in beteuerndem Tone. „Fragen Sie!"
„Sie haben ein unverdorbenes Herz," begann der Anwalt von Neuem, „und da möchte ich denn zunächst wissen, wodurch Sie sich von jenem Manne bewegen lassen konnten, eine so bedenkliche Mission, wie die Entsührung der kleinen Jenny, auf sich zu nehmen."
„Alle Opfer, die ich diesem Manne brachte," antwortete Anna, „glaubte ich meinem künftigen Gatten zu bringen, denn er hat mir hoch und heilig die Ehe versprochen. Er sei bereits verheiratet gewesen, erzählte er mir, von seiner Frau aber, die ihm die Treue gebrochen, geschieden. Jenny sei Beider Kind, das an ihm mit der zärtlichsten Liebe hänge, durch die grausame Mutter ihm aber entrissen worden sei. Er wisse jedoch, wo sie dasselbe in London untergebracht habe und vor ihm verborgen halte. Wenn ich es übernehmen wollte, Jenny zu entführen, so würde ich ihre Seele retten, denn die Mutter würde das Mädchen zu einem lasier- hasten Lebenswandel erzithen. So ließ ich mich also zu dem kühnen Unternehmen bewegen, denn ich glaubte ein gutes Werk zu thun. Der empfangenen Weisung folgend, brachte ich das Kind in Paris unter, was mir nicht schwer wurde, denn ich besitze dort von meinem früheren Pariser Aufenthalte her eine Freundin, welche das Kind aus meine Bitte gern rn Pflege nahm."
„Und bei derselben befindet sich Jenny noch?" »Ja."
„Haben Sie mit Ihrer Freundin früher in Briefwechsel gestanden, sodaß sie Ihre Handschrift kennt?"
„Wir haben uns sehr häufig geschrieben," nickte Anna.
„Würden Sie wohl ein paar Zeilen an Ihre Freundin niederschreiben, worin Sie dieselbe ersuchen, dem Ueberbrmger des Briefes das Kind zu übergeben?"
„Sehr gern," antwortete Anna und zum
Zeichen, daß sie auf der Stelle dazu bereit sei. begann sie ihre Handschuhe auszuziehen.
Volkmar holte das nötige Schreibmaterial herbei und Anna schrieb den Brief, den sie ihm dann nebst dem Couvert mit der genauen Adresse ihrer Freundin überreichte.
Volkmar überlas beides und dankte.
„Erfuhren Sie in London nicht von Frau Webster den Familiennamen Jenny's?" erkundigte er sich.
„Nein; ich frug überhaupt nicht danach, sondern nahm selbstverständlich an, daß sie Pctersen heiße, wie ihr Vater, denn unter diesem Namen hat er sich bei mir eingeführt, während ich ihn heule „von Harnisch" nennen hörte."
Volkmar hatte während des bisherigen Ge sprächs meist am Fenster gelehnt. Er ließ sich jetzt Anna gegenüber auf einem Fauteuil nieder und begann auf's Neue:
„Die Vorgeschichte Ihrer Bekanntschaft mit ihm glaube ich bereits zu kennen. indem ich wohl annehmen darf, daß Ihre Frau Schwägerin sie damals ziemlich richtig erzählt hat: er kam, um ein Bouquet zu kaufen und während Sie mit der Zusammenstellung desselben beschäftigt waren, wußte er sich durch seine angenehmen Manieren liebenswürdig zu machen."
Anna bejahte.
„Auf welche Weise setzte er aber nun die mit Ihnen geknüpfte Bekanntschaft fort?"
Er erschien Tags darauf in der Abendandacht unserer Gemeinde, nahm neben mir Platz, da gerade ein solcher frei war und bat um die Er laubnis, mein Gesangbuch mitbenutzcn zu dürfen, weil er kciuS hatte. Im Laufe des Abends gab er mir zu verstehen, daß er nur wegen mir gekommen sei und sich auch zur nächsten Andacht wieder rinfinden werde."
„Begleitete er Sie nicht auf dem Nach- Haufewege?"
„Nein, denn Frau Rollenstein ging mit mir; auch war der sonst nur wenig begangene Weg gerade sehr belebt, da eine in der Nähe auSgebrochene Feuersbrunst viele Menschen her- beigelockt hatte. Wie er versprochen, stellte er sich in der nächsten Abendandacht wieder ein. Diesmal war neben mir kein Platz frei, doch konnten wir einander im Auge behalten. Beim Hinausgehen hielt er sich in meiner Nähe; draußen aber war er mir plötzlich entschwunden. Der Abend war sehr dunkel; ich glaubte er sei voraus und war ungeduldig, vorwärts zu kommen. Aber gerade heute ging Frau Rollenstcin noch langsamer als sonst. Da holte uns Schönaich ein und während er mit Frau Rollenstein sprach, eilte ich voraus, in der Hoffnung, Petersen zu treffen. Ich fand ihn jedoch nicht und ging, von Zeit zu Zeit vergeblich auf Frau Rollenstcin wartend, langsam nach Hause. In der Zwischenzeit geschah das Schreckliche. Frau Rollenstein wurde von Schönaich ermordet und ich werde mir Zeit meines Lebens zum Vorwurf machen, daß ich, einer Liebeständelei wegen, die alte Frau im Stiche ließ und sie in Folge dessen gewissermaßen der Hand des Mörders überlieferte."
„Im Gegenteil! wünschen Sie sich Glück dazu, denn wenn Sie bei Frau Rollenstcin geblieben wären, so wären Sie unfehlbar als erstes Opfer des Mörders gefallen," erklärte Volkmar, welcher dem eben vernommenen Berichte mit der schärfsten Aufmerksamkeit gefolgt war.
Anna erwiderte nichts. Sie war bei Volkmar's Worten, die ihr die eigene Gefahr, an welche sie nie gedacht, so plötzlich vor Augen führten, zusammengrbebt und bleich geworden.
Eine große, fast feierliche Pause trat ein, die Anna nicht zu unterbrechen wagte, denn sie sah den Rechisgelehrien in tiefes Sinnen ver- loren, worüber er ihre Gegenwart gänzlich vergessen zu haben schien.
(Fortsetzung folgt.)
Aus hohem Norden. Wie die Zeitschrift „Himmel und Erde" berichtet, trägt sich der französische Luftschifter Godard gleich- falls mit dem Gedanken, mit einem Luftschiff den Nordpol zu erreichen. Er will zugleich mit dem Luilschiffer Surcouf im bevorstehenden Sommer die Fahrt von Spitzbergen aus unter
nehmen. Der Ballon, der bei einem Umfange von 86 Metern 10000 Kubikmeter reines Wasser, stoffgas euthalten soll, wird von 12 kleinen Ballons umgeben sein, die als Gasometer dienen sollen, um etwaige Verluste zu decken. Godard glaubt, daß sein mit 12000 Kilogramm be< lastetes Fahrzeug sich sechszig Tage lang in der Luft schwebend erhalten könne. In den vier gedcckieu Räumen der Gondel sollen noch zwei andere Luftschiffer, ein Chemiker, ein Meteorologe und ein Arzt, also im ganzen sieben Personen. Platz finden. Daneben soll der Ballon an Lebensmitteln und Apparaten 7450 Kilogramm tragen können. Godard berechnet, daß er bei einer Fahrgeschwindigkeit von vier Metern ir der Sekunde während der sechszig Tage eine Weg von mehr als 20000 Kilometern zuM legen kann. Offenbar wird diese Unternehmt!» besser ausgerüstet sein, als diejenige Andrer!. Aber auch von ihr gilt das. was von Andre! Unternehmen gesagt werden mußte, daß nämlic^ die Luftschiffahrt noch nicht genug Wissenschaft, lich enlwrck lt ist, alle derartigen Reisen also >» das Gebiet der Empirie und des höheren Leicht- sinns entfallen.
Paris, 4. Febr. Weiblein, hütet euch vor Haarfärbemitteln! Die Geschichte einer Frau in der Rue der Elch) möge euch als warnendes Beispiel diene». Diese Frau hatte immer über sehr viel körperlich! Schönheit und prächtiges schwarzes Haar vcr- sügt, bemerkte aber eines Tages zu ihrem größten Schrecken, daß sich in dem schwarzen Gelock feine Silberfäoen zeigten. Das war ihr um jo unangenehmer, als nächstens die Hochzeitsfeier eines ihrer Patchen sein sollte, bei welcher sie viele Bekannte treffen mußte, die einst zu de» Verwunderern ihrer jugendlichen Reize gehört hatten. WaS thun? Schleunigst wurde ei» Friseur in Nahrung gesetzt, welcher das reinste echteste und unschädlichue Mittel zur Entsilberung der Haare zu besitzen behauptete. Sie ließ sich von ihm kämmen, färben und frisieren und am Abend konnte sie sich mit dem beseligende» Gefühle zur Ruhe vcgcbcn, daß sie morgen vor ihren alten Freunden in unverminderter Jugendfrlsche erscheinen werde. Als sie sich aber anderen morgens zum großen Feste vo» ihrer Zofe frisieren lassen wollte — o Entsetze» — bleibt beim Kämmen all das radenjchnmz gesärbte Haar in den erstaunten Händen der Kämmenden! Das arme Weiblein konnte nu» erst recht nicht das Hochzeitsfest besuchen und hatte dazu noch thre Haare eingebüßi. Sie hat ind.sfen so viel männlichen Mul befesse», gegen den ruchlosen Fcifeur Klage einzureiche». Daß gefärbte Haare grün weiden, hat ma» schon gehört, aber daß gefärbte Gelocke völlig auswandert, dürfte noch wenigen widerfahr!» sein. Jedenfalls Obacht geben!
(Ein Schlauberger.j Ein unternehmend» Impresario beabsichtigt, seinen, „Stern", die berühmte Sängerin Tnllerina, m der Hauptstadt singen zu taffen. Um das Publikum vorher recht neugierig zu machen, annonciert er in den gelesensten Zeitungen eine Woche lang bloß die Worte:
„Sie kommt!"
Am achten Tage hatte er vor, die Neugierde des Publikums zu befriedigen und einrücken zu lassen, wer kommt. Wer beschreibt aber se>» Entsetzen, als er am siebenten Tage in derselben Zeitung ließt:
Sie ist da,
die anerkannt beste Fett-Glanzwichse, die Schachtel zu 15 Psg.
Zacharias Schlaucherl, Schmpfcrstraße IS.
(Scherzfrage.) Wit wem ist nicht gut Skat spielen? — Antwort: Mit Professor Schenk, weil er die Buden a l l e l n d e r H and
h a l!"
(Scherzfrage.) Welches Volkslied beginnt mit „Jodoform"? Antwort: Das Wiener Lied: „I o, d o f o hr' m' r halt nach Nußdors naus ..."
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Nr. 25.
Erscheint Montag Viertels, 1.25, m
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Zur Aufenthal den etwa 36 Iah (oder Hausknecht von Gärtringe welcher in einer m Strafsache wegen Zeuge zu vernetz!
Die Behörden i dem Müller zu er zu erbeben, wo M den 20. Dezember uud wo er die ! Dezember zugebro
Tübingen, den Unte Landr
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Am Samstag den nachmittag! im Hirsch in Un Distrikt IX Ris Brünnl? und 3 E 330 Stück Lang 30 Fm II., 4 Fm IV. und ) nebst 8 Fm D Sägholz mit Klaffe; 8 Rotdr mit 9 Fm.; 6 eschene Derbsta buchene Scheite Prügel. 1 Rm 17 Rm. dto f Laubholz- und Holz-Anbruch
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Am Donnerstag i nachmittag im Rößle in Walt Staaiswald Kempi 2Rm. tannene P Anbruchholz.
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