der Kleidertasche herum. Aaua hat sich gar nicht bei ihm blicken lassen."
Der Gärtner war wie vom Donner gerührt. Volkmar machte dem ehelichen Zwist ein vorläufiges Ende, indem er das Geld für die Fächerpalme auf den Tisch zählte und sich empfahl.
Als er durch die Gitterpforte schritt, begegnete ihm eine elegant gekleidete Dame. Es war Anna, die jetzt erst von ihrem Rendez-vous zurückkehrte.
Volkmar zog artig grüßend seinen Hut.
Sie dankte ihm mit einem verächtlichen Kopfnicken.
Er wußte, daß sie ihn haßte, weil er einst Zeuge ihrer Demütigung durch ihre hämische Schwägerin gewesen war und sogar die mittelbare Veranlassung dazu gegeben hatte. Und dennoch bedurfte er ihrer jetzt, dennoch gab es augenblicklich keine Person, die ihm so nötig gewesen wäre, wie sie.
Aber er hatte das Mittel, die Stolze zu zu zähmen, die ihm Feindselige sich willfährig zu machen, bereits gesunden» und ihre ungnädige Erwiderung seines zuvorkommenden Grußes entlockte seinen Lippen ein siegreiches Lächeln.
Ein paar Tage nach den zuletzt geschilderten Vorgängen finden wir Siglinde und Herrn von Harnisch im Sprechzimmer des Advokaten. Die Einladung zu dieser Verhandlung und noch mehr der Gegenstand, welcher besprochen werden sollte, hatte Beide überrascht. Volkmar hatte nämlich einen Ehevcrtrag entworfen, welcher ihre beider« seitigen Rechte regeln sollte. Er fühle die Verpflichtung, hatte er der erstaunten Siglinde Tags zuvor eröffnet, ihre Zukunft und ihre Million für den Fall ihrer Verheiratung mit Herrn von Harnisch schon jetzt sicher zu stellen oder doch wenigstens eine vorläufige Einigung darüber zu erzielen. Herr von Harnisch besitze ihr bindendes Versprechen, ihn durch ihre Hand belohnen zu wollen, wenn er im Stande sei, zur Freisprechung ihres Vaters beizutragcn. Es sei kaum noch zweifelhaft, daß die von ihm produzierten und scharfsinnig kombinierten Verdachtsmomente gegen Jrnhoff dem Prozesse eine Wendung geben würden, die ihn den beneidens- werten Preis gewinnen lassen werde. So lange er diesen aber noch nicht gepflückt habe, werde er bescheiden sein. Man müsse dies benutzen. Namentlich handle es sich darum, für die Zukunft Jenny's zu sorgen, da doch die Möglichkeit immerhin nicht ausgeschlossen sei, daß das Kind eines Tages wieder zum Vorschein kommen werde. Harnisch habe sich bereit erklärt, das Kind zu adoptieren und man müsse ihn, ehe diese warme Herzenswallung sich vielleicht wieder abkühle, rasch beim Wort nehmen und Siglinde's Nichte unter den Schutz des Ehevertrags stellen. Namentlich diese letztere Rücksicht war es, durch die Siglinde sich bestimmen ließ, auf Volkmar's Verlangen cinzugeheu, gegen welches sie sich anfangs gesträubt hatte. Eine solche Verhandlung, wie die bevorstehende, widerstrebte ihrem Zartgefühl, und so lange das Schicksal ihres Vaters noch ungewiß war, hätte sie sich diesen peinlichen Akt gern erspart.
Aber auch ihr Herz fühlte sich von dem Ansinnen Volkmar's verwundet. Nur mit heimlichem Grauen dachte sie daran, daß die Befreiung ihres Vaters sie an einen Mann kettete, den sie nicht liebte und an dessen Seite sie nie glücklich werden konnte. Dem gegenüber that es ihr weh, daß Volkmar, der Gegenstand ihres schmerzlichen Verzichts, es so eilig hatte, diesen traurigen Fesseln eine gesetzmäßige Form zu geben und daß er ihr diese Notwendigkeit in so kaltblütiger geschäftsmäßiger Weise vorstellte, als hätte sie ihm niemals mit einem Worte verraten, was er ihrem Herzen war. Indessen — sie fügte sich seinem Rate, auf den sie ein unerschütterliches Vertrauen setzte; vielleicht auch leiteten ihn noch tiefere Beweggründe, die er ihr verschwieg, denn cs war ihrem weiblichen Scharfblicke nicht entgangen, daß in seinem Wesen plötzlich etwas Geheimnisvolles, Rätselhaftes lag.
Auch Herrn von Harnisch war die Einladung des Advokaten überraschend gekommen, aber seine Ueberroschung war eine angenehme, denn diese Vorsorge deutete auf einen seinen Hoffnungen
günstigen Ausgang des Prozesses hin, über den sich Volkmar sonst nur mit großer Reserve äußerte.
So hatte er sich denn in dem angenehmen Vorgefühle, welches der in der Ferne winkende Besitz der schönen Erbin von einer Million Hervorrust, mit Siglinde zu der Verhandlung zusammengefunden, und die letztere selbst verlief zu seiner vollen Zufriedenheit, sogar auf seinen Vorschlag, den künftigen Wohnort in Amerika zu wählen, war Siglinde, auf Volkmar's Zureden, eingegangen. Sie glaubte dem Letzteren selbst einen Gefallen zu erweisen, wenn sie sich in eine so weite Ferne zurückzog und damit seinem Gesichtskreise auf Nimmerwiedersehen entrückt wurde, denn sonst würde er dem Wunsche Harnisch's eher Widerstand entgegengesetzt haben, anstatt ihn zu befürworten.
Vielleicht ahnte Volkmar, was in Siglinde vorging, als sie sich mit einem Blicke, in welchem etwas wie eine leise, vorwurfsvolle Anklage lag. von ihm verabschiedete, ohne den Druck seiner Hand zu erwidern. Sicher ahnte dagegen aber Herr von Harnisch nicht, daß der Rechtsgelehrte, dem er beim Gehen so warm die Hand schüttelte, ihn schon seit mehreren Tagen durch zwei ebenso wachsame als schlaue Privaldetektives beobachten ließ, die ihm, wenn er die Stadt verlassen hätte,
bis an's Ende der Welt gefolgt wären.
(Fortsetzung folgt.)
Was ko st et einTelegramm nach Kiaorschau? Es wird sich kaum jemand einen Begriff machen können, welche große Summen das Deutsche Reich, im Besonderen aber das Auswärtige Amt für Telegramme aufwenden muß, die nach der neuesten deutschen Besitzung Kiaotschau bestimmt sind. Die Worttaxe für ein Wort mit 10 Buchstaben oder höchstens drei Ziffern kostet nach Korea nicht weniger als 7,40 »-L, also für die Mindestzahl von 10 Worten 74 Berücksichtigt man, daß diese Zahl oft nur zur genauen Bestimmung der Adresse genügt, so wird man erklärlich finden, daß ein Depeschenwechsel mit China an einem Tage über 3000 ^ kostete. D'e Tele- gramme gehen über London nach Amur, von wo aus dieselben nach Peking gelangen. Ein hier ansässiger Herr, dessen Sohn vor einigen Tagen in Kiaotschau mit der „Darmstadt" landete und am 29. d. M. Geburtstag hatte, wollte diesem, einem höheren Oifizier, telegraphisch gratulieren. Als er das nur 17 Worte zählende Telegramm dem Postbeamten ablieferte, erklärte ih der Beamte: Das Telegramm kostet 125 „lL 80 d. h. pro Wort genau 7.40 °^. Der zwar wohlhabende Herr verzichtete unter diesen Umständen auf eine telegraphische Glückwunsch sendung. Bemerkt sei noch, daß gerade diese Kabellinie sehr häufig unterbrochen ist und dann gehen die Telegramme über Westindien, von wo aus sie, durch Vermittelung der deutschen Konsulate via Nordamerika weiter befördert werden, wenn es sich um amtliche Depeschen handelt. Hierbei sei noch erwähnt, daß die telegraphische Korrespondenz mit den seinerzeit vor Haiti liegenden Schiffen noch teurer war, als die gegenwärtige nach Kiaotschau. Denn nach Port an Prince kostete jedes Wort 8.05 Nur jo >st es auch erklärlich, daß dem Deutschen Reiche jener Depeschenwechsel annähernd 32 000 Mark kostete.
Ein vorweltlicher Auerochs. Wie die Bosnische Post mitteilt, haben die Sammlungen des Landesmuseums in Serajevo eine wertvolle Bereicherung erfahren. Vor einiger Zeit wurde bei Bosna Brod aus der Save das sehr gut erhaltene Stirnstück eines Ur oder Auerochsen herausgefijcht und an das Landesmuseum übersendet. Der Fund gewinnt dadurch besonders an Wert, weil er beide Hörner des aus der Diluvialzeit stammenden Tieres aufweist, was eine Seltenheit ist. Das Tier, dem die aufgefundeneu Reste angehörten, besaß wahrhaft kolossale Dimensionen. Der Stirnknochen ist 40 cm breit und 30 cm hoch, die verhältnismäßig kurzen, vollkommen erhaltenen Hörner besitzen eine Länge von je 45 ew, bei einem Umfange von 41 cm an der Wurzel.
Der Abstand zwischen den Spitzen der Hörner beträgt 1 m.
Glücklicher Rutsch. Seit unvor« denklichen Zeiten gilt der Rheinfall be> Schaffhausen als ein Hindernis, über welches die stärksten Fische, selbst der Hacken« lachs des Rheins, nicht stromaufwärts weiter fortgelangen können. Nicht geringes Erstaunen i muß es deshalb erregen, daß vor Kurzem 1.5 j Kilometer oberhalb des Rheinfalls ein etwa 2g ^ Pfund schwerer Salm von Fischern erbeutet ! wurde. Allerdings war der Wasserstand damals ungewöhnlich niedrig. Der Fisch ist arg zerschunden gewesen, ein Beweis, daß ihm der „glückliche Rutsch" sauer genug geworden ist.
Einen in ein Ruhebett zu ver- wandelnden Koffer bringt Herr B. Levor in M.-Gladbach in den Handel. Wie uns das Intern. Patentbureau von Heimann u. Co. in Oppeln milteiit, kann der Koffer durch wenige Handgriffe in ein ansteigendes Ruhebett verwandelt werden, welches ganz besonders Reisenden, die bei Nacht die Eisenbahn benutzen, l willkommen sein dürste (Obengenanntes Paient- bureau erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen ^ gratis.)
Das Ausreißen von Edelweiß mit Wurzeln und den Verkauf derartiger Pflanzen will ein im Steierischen Landtag vom Landes- ausschuß eingebrachter Antrag verständigerweise verbieten.
Gegen Hühneraugen wirkt das reine Wasser, das man auch zur Hälfte mit Arnikatinktur vermischen kann. Man nimmt ein mehrfach zusammengelegtcs leinenes Läppchen, taucht es in die Flüssigkeit, drückt es etwas aus und wickelt cs dann um die mit einem Hühnerauge versehene Zehe, resp. Fuß. Um das Ganze schlägt man ein wollenes Tuch. Nachdem ein solcher nächtlicher Umschlag etwa eine Woche lang gemacht worden ist, läßt sich das Hühnerauge mit leichter Mühe herausnchmen. Nicht selten kommt es vor, daß sich die Leute beim Herausschneiden der Hühneraugen verletzen und sich eine Blutvergiftung zuziehen. Sollte eine^ Verletzung stattgesunden haben, so lege man sofort reine Watte auf, die man zuvor in Arnikamijchung getränkt hat. Dieselbe lasse man liegen, bis sie trocken geworden ist. Alsdann befeuchte man sie wieder und nehme sie nicht eher ab, als bis die Wunde heil ist. Bei Anwendung dieses Verfahrens wird selten die Verwundung verhängnisvoll werden.
(Die Multiplikationsköchin.s Hausfrau (zur ^ Köchin, die von ihr angelernt wird): „Narini, s die Eier sind wieder knüppclhart. Wie lange ! haben Sie denn eigentlich die Eier kochen lassen?" — Nanni: „Neun Minuten, Madam." — Hausfrau (ärgerlich): „Hab ich Ihnen nicht ausdrücklich gesagt, daß man ein Ei blos drei Minuten kochen lassen soll?!" — Nanni (mit dem Gefühle der Selbstbcwußtseins): „Jawohl, Madam, ich halt' aber auch drei Eier zu kochen."
(Auf Kommando.) Unteroffizier (zu einem pommerschen Rckruten, welcher eine Kiste von Muttern auspackl): „Schwerenot, wie sitzt der Kerl da — Brust raus!" — Rekrut (eine Gänsebrust überreichend): „Zu Befehl, Herr Unteroffizier!"
sGerichtssaal-Blüte.) Vorsitzender (die Schwuipflichligcn über den abzuleistenden Eid belehrend und verwarnend): „Es ist Verdacht vorhanden, daß Sie mit Ihrem Schwager in ein gemeinsames Horn geblasen haben, um damit dem Gegner Sand in die Augen zu streuen."
(Immer derselbe.) Na, Herr Aktuar, was sagen Sie zu unserm neuen Bier?" — „Süsfig ists, Herr Bräumeister — aber es hat zu wenig Gehalt I" — „Weiß schon — Sie sind alleweil für „Gehaltsaufbesserung!"
Anzeigt
Nr. 2S.
Erscheint Mont« viertel). 1.25, i
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Mit Gene Molkereischule i licher Umterric In diesem Betrieb der Mi Zweck und der Unterricht.
Der Unter demselben verpfl Leiters des Kurl selbst zu sorgen und Schreibmat! kann ein Staats!
Bedingung Lebensjahr, Bes Fähigkeiten und Molkereiwesen k Aufnahme.
Der Begin festgesetzt. Da werden können, im Lauf der soll nach ihrem Ermes Gesuche un 1898 an das „Z Stuttgart" einzu
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