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cr durch das Sprachrohr das Zeichen zum Stoppen in den Maschincnraum hinab. Das Rasseln der Maschine, das dumpfe Rollen der Kette schwieg. Die Vermutung des Kapitäns bestätigte sich jedoch nicht. Der Mann am Ausleger hatte im Scheine der Signallatecne, der auf dem Wasser zitterte, bemerkt, wie mit der Kette ein dunkler Gegenstand emporkam. und darin einen menschlichen Körper erkannt. Nur mit Hilfe einiger anderer Schiffsleute, die ebenfalls mit Hakcnstangen Zugriffen, konnte der unheimliche Fund von der Kette befreit und an Bord gezogen weiden. Es war der Leichnam einer Frau, der noch nicht lange, vielleicht kaum eine Stunde, in dem Wellengrabe gelegen haben mochte, und wer weiß, wo und wann cr demselben entrissen worden wäre, hätte sich nicht das ungewöhnlich lange starke Haar in die Glieder der Kette verwickelt. Wäre der Dampfer nur eine Sekunde später zum Stillstand gekommen, so würde die Reibung der Kette an der Rolle des Auslegers die Strähne des Haares wie Spinnweben zerrissen und dem Strome eine Beute zurückgegedkn haben.
Auf Befehl des Kapitäns bestiegen sofort zwei seiner Leute das Boot, um auf der nächsten Polizeistation von dem Funde Anzeige zu machen. Die Mannschaft hatte sich anfangs um die Lüche gedrängt, da ihr aber derAnblickEctrunkeuer nichts Ungewohntes war, so war ihre Neugier bald befriedigt, und unbeachtet lag der dunkle, regungslose Körper zwischen Theertonnen und zusammengerollten Ankeitaucn auf dem Bordedcck. Als aber nach einer halben Stunde ein Komm ssar mit mehreren Schutzleuten an Bord erschien, war Jeder begierig zu hören, wie die allwissende Polizei sich zu dem Falle stellen werde, und dicht schaaue sich Alles bis zum letzten Schiffsjungen hinab wieder um den grausigen Fund, der mit rasch herbeigeholten Laternen von allen Seiten beleuchtet wurde.
Die Tote war sehr einfach gekleidet, doch ließen mancherlei Merkmale erkennen, daß sie den besseren Ständen angehörte. Ihr aufgelöst um die Schultern hängendes, langes starkes Haar zeigte noch nicht den Silberschein des Alters, aber die Züge und Runzeln des Gesichts wiesen hart an den Ausgang der Fünfzig.
„Aus Liebcsgram ist die schwerlich ins Wasser gesprungen/' bemerkte ein älterer Matrose, der mit großer Seelenruhe seinen Stummel rauchte. Seine Genossen lachten roh.
„Gesprungen?" nahm der Kommissar das Wort auf, der eben das Licht seiner Laterne aus den Hals der Leiche hatte fallen lassen und mit großer Aufmerksamkeit hinsah, „dre Frau ist weder ins Wasser gesprungen noch ist sie überhaupt ertrunken."
Erwartungsvolles Schweigen folgte dieser überraschenden Eröffnung und die zu hinterst Stehenden machten lange Hälse.
„Diese Frau war schon tot, ehe nur eine Welle sie naß machte," fuhr der Kommissar fort, „man hat sie zuerst von hinten erwürgt und dann ins Wasser geworfen. Ich kenne dieses Zeichen," fügte er hinzu, indem er auf eine kreisförmige, blutunterlaufene Furche in der Mitte des Halses deutete, „man nennt es die Strangulationsmarke."
Daß man es mit keinem Selbstmorde oder Unfälle, sondern mit dem scheußlichen Verbrechen eines Dritten zu thun habe, brachte eine allgemeine Bewegung hervor. Die Männer drängten sich näher heran um die Spur des Verbrechens selbst zu sehen, und wichen dann um so weiter zurück, als möchten sie mit der Sache nichts mehr zu thun haben.
Das Wort „Raubmord" wurde hier und da taut, aber der Kommissar schüttelte ungläubig den Kopf: cr hatte m der einzigen Tasche des Kleides unter dem durchweichten weißen Schnupfluche, das mit einem einfachen R. gezeichnet war, ein sehr niedliches Damenportemonnaie gefunden, welches zur Ausbewahrung einer größeren Summe als der darin enthaltenen wenigen Markstücke und einiger Nickelmünzen absolut nicht geeignet war, auch trug die Ermordete mehrere, offenbar sehr wertvolle Ringe an den Fingern und um den Nacken eine
schwere goldene Kette, die sich zwischen den Brustknöpfen des Kleides verlor. An den Enden der Kette, die der Polizeibeamte vollends hcrvor- zog. war ein ziemlich großes goldenes Medaillon befestigt. Das Vorhandensein aller dieser Gegenstände bot keinen Anhalt, daß es sich um einen Raubmord handeln könne.
„Kennt vielleicht Jemand zufällig die Frau?" wandte sich der Kommissar an seine Unterbeamten.
Nein, Niemand erinnerte sich, sie vorher unter den Hunderttausenden dieser Stadt gesehen zu haben.
„Ist Ihnen auch Niemand bekannt, der diesem Herrn ähnlich steht?" frug der Kommissar und ließ das Medaillon, welches er der Leiche abgenommen und geöffnet hatte, die Runde machen. Es war der photographische Porträikossi eines Offiziers, der in den vierziger Jahre stehen mochte und Majorsepaulctien trug.
Ein dicker Polizeiwachtmeister betrachtete das Bild mit besonderem Interesse, bald brachte er es dicht ans Auge, bald hielt er es weit davon ab, wobei er mit der anderen Hand fortwährend die Spitzen seines gewaltigen grauen Schnurbarts drehte.
„Will mich hängen lassen, wenn ich den Mann nicht gekannt habe", unterbrach er endlich die erwartungsvolle Stille. „Er war Kompagnie- Chef ln dem Bataillon, bei dem ich stand, mag so ein zwanzig Jährchen her fein Später wurde cr mit dem ganzen Regiment von hier ins Reichsland hinunter versetzt. War ein Hitzkopf! Da hat ihn etwa vor ein Dutz nd Jahren der Teufel wieder ein Mal hierher geführt, auf Urlaub, glaub' ich. und da gab's irgend einen bösen Handel mit einem Andern, ein Pistolenduell, wobei er erschossen wurde. Je länger ich das Bild nasche, desto gewisser wird mir'ö, daß cr's ist; aber aus seinen Namen kann ich mich nicht mehr besinnen."
Der Polizeikommissar hatte am Fundorte der Leiche nichts mehr zu thun, als ein Protokoll auizunehmen, welches er vom Kapitän des Dampfers und den bei der Anistschung zunächst beteiligten Leuten unterzeichnen ließ. Dann wurde der Körper ins Boot gebracht und mit den Polizeibeamten ans Ufer gerudert, wo bereits zwei Träger mit einem Korbe warteten, um die unheimliche Last nach der Leichenschau- Halle zu tragen, begleitet von einer neugierigen, unterwegs fortwährend anschwellcnden Menge. Inzwischen nahm an Bord des Dampfers die Kette mit dumpfem Geräusch ihre Arbeit wieder auf, die Eisenglieder, woran noch Strähne des langen Frauenhaars hingen, rollten über die Trommeln hinweg, um sich hinter dem Schiffe an derselben Stelle, wo sie den Fund emporgebracht hatten, wieder in die Tiefe zu versenken, und der Dampfer zog mit seinem durch die Nacht sprühenden Funkenschwarm und seiner langen dunkeln Schleppe wieder seine Bahn dahin, den heiseren Warnungsschrei weit vor sich hin über die Fluten entsendend.
(Fortsetzung folgt.)
Die geschichtliche Bedeutung des Sy l v est er ta g es ist nur wenig bekannt. Sie ist auf die Legende vom Kaiser Konstantin dem Großen zurückzuführen, welcher, an einer heftigen Hautkrankheit leidend, den heidnischen Rat des Magiers, sich im Bluie unschuldiger Kinder zu baden, zurückwics und lieber sterben wollte, und dadurch Gott bewog, ihm durch die Erscheinung Petri und Pauli auf dem Seraptim- berge zum Bade der Taufe zu verhelfen und ihn zu heilen. Da der vermittelnde Mönch Sylvester, Bischof von Rom, dieses Wunder dem Kaiser vorbrachte, wurde zum immerwährenden Andenken das alte Jahr dem heilendcn Sylvester übergeben und des Jahres letzte Stunden ihm geweiht. Der römische Kalender, für die ganze, damals bekannte zivilisierte Welt in drei Weltteilen maßgebend, führte balo den Sylvestertag überall hin als Merkstein des Jahres.
Wie reklamiert man Zeitungen? ist eine Frage, deren Beantwortung für die Postabonnenten besonders wichtig ist. Wenn die Zeitung nicht regelmäßig einlrifft, so können die
Postabonnenten nur bei ihren Postanstalten reklamieren, schriftlich oder mündlich, unter An- gäbe der Umstände, welche zu der Beschwerde Veranlassung geben. Häufig wenden sich die Abonnenten, wenn ihnen die Zeitung unregelmäßig zukommt, direkt an die Redaktion oder die Geschäftsstelle. Das ist unrichtig. Denn nicht diese sind es, die das Blatt den Abonnenten liefern, sondern nur die Post. Die Geschäftsstelle oder Redaktion erfährt den Namen der Post-Abonnenten gar nicht.
(Ein neuer amerikanischer Lnxaszng.) Eine namhafte Waggonbaufabrik Amerikas hat soeben einen Luxuszug fertigg-stellt, der aus sieben Wagen besteht und demnächst die Strecke New- Jork—Chicago besahren wird. Die Strecke soll in 24 Stunden znkückgeiegt werden. Der Zug wird aus einem Wagen mit Buffet- und Rauch- salon. einem Speisewagen, einem Salon-, drei Schlafwagen und einem in Abteilungen geteilten Aussichlswagen bestehen. Die Wagen sind selbstverständlich durch breite Vestibüls mit einander in Verbindung gesetzt und werden mittelst Elektrizität beleuchtet. Za diesem Zwecke ist in dem Gepäckcaum des Buffetwagens ein Dynamo von 30 Pferdekrästcn ausgestellt. Der Zag ist in einer geradezu verschwenderischen Weise ausge- ftatttt und mit Bädern, Rasiersalon, Bibliothek, Wartezimmer versehen. Ein Raum ist für die Stenographen und Schreibmaschinen - Manipulanten reserviert, die den Passagieren des Zuges frei zur Verfügung stehen. Einen besonderen Vorteil wird der Zug auch für Jene bieten, die mit den andern Reisenden nicht in Berührung kommen wollen, indem für diese /rivatwohn- und Speisezimmer mit separaten Toiletten vorgesehen sind. Der Zug soll demnach eine bequeme Wohnung ganz ersetzen. Bon außen tragen die Wagen ein vollkommen gleichförmiges Aussehen, während sie im Innern in verschiedenen Stitarten ausgeführt sind. Billig dürfte die Benutzung dieses Zuges allerdings kaum zu stehen kommen.
(Citronen vor dem Schimmeln zu bewahren.) Anstalt die Citronen liegend aufzubewahren, wie es allgemein geschieht, sind diese aufzuhängen und zwar so, daß man durch die Citronen einen Faden zieht, die beiden Enden zusammenknüpft und so die Frucht frei aufhängt, damit sie nichts berührt und nirgends anstößt. Die Citrone wird, auf diese Weise aufbewahrt, niemals schimmeln.
sUebertrumpft) .: „Ja, meine
Herren, da war der Wildstand so rerch, daß die Hasen bis ins Zimmer kamen!" — . . . .: „Ach was, in meiner Heimat gab es einmal soviel Hajen, daß nicht einmal welche dazugelogen werden konnten!"
Neujahrs- Silbenrätsel.
(Nachdruck verboten.)
a, al, doo, in, Mr, len, nen, neu, pro, reu, ren, so, 86 , 8 it, 80, ten, ten, un, vsie.
Aas vorstehenden Silben sollen sieben Wörter gebildet werden. Sind dieselben richtig gefunden, so geben sie dem Gefühl der Redaktion Ausdruck.
Neujahr.
Hinein ins neue Jahr, hinein,
Die Pforten stehen offen;
Was uns durchs alte Schritt für Schritt Begleitet hat, wir nehmen's mit:
Das Glauben, Lieben, Hoffen.
Der Glaube bauet felsenfest Auf Gott und ferne Gnade,
Nach oben ist sein Blick gewandt,
Von oben deckt uns Gottes Hand,
Daß uns kein Unfall schade.
Die Liebe bildet unfern Sinn Nach Gottes eignem Bilde,
Sie stärkt den sonst so matten Arm, Erhält das Herz uns jung und warm Und macht es weich und müde.
Die Hoffnung hält aus dunkler Bahn Sich eng an unsrer Seite;
Das Auge hell, die Stirne klar,
So giebt sie uns durchs neue Jahr Getreulich das Geleite.
Beilage zum „E
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1.
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o) Langholz
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I.
II.
III
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V. t b) Sägholz
Länge mindestens Klasse. m
I. 4.5. 9. 13,5. 14 II- desgl.
HI. willkürlich
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2—2,6 m lang, 14
-iedaktto», Druck »ud Verlag voa L. Mrej i» N«««nbü rg.