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Aus Stadt, Bejtrk und Umgebung.
Pforzheim, 15. Nov. Das Wetter war gestern so sommerlich warm und schön, daß man in den Ortschaften der Umgebung vielfach Leute in den Restaurationsgärten sitzen sah, ein Vorkommnis, wie es wohl seit dem Gedenken der bekannten „ältesten Leute" nicht vorgekommen sein dürfte. Aus den Städten des Südens wird Schneesall berichtet und wir im Norden erfreuen uns einer Witterung, wie sie um diese Jahreszeit in Neapel nicht schöner sein kann.
Pforzheim, 15. Nov. Die letzt- verflossene Nacht war wieder eine rechte Radau- nacht, denn es kamen zwei Körperverletzungen (von geringer Natur), 3 ThätUchkeiten und verschiedene Ruhestörungen in hiesiger Stadt vor. Die Thäter sind in den meisten Fällen namhaft gemacht.
Dillstein, 19. Nov. Elende Buben haben auf den Grundstücken zweier Bewohner unseres Dorfes sämtliche junge Obstbäume ausgerissen. Man vermutet einen Racheakt. Hoffentlich gelingt es, die Thäter ausfindig zu machen, damit ihnen die wohlverdiente Strafe zuteil wird. Eine gehörige Tracht Prügel wäre da am meisten angezeigt. Solchen Burschen sollte eigentlich nie mehr ein Bissen Obst über die Lippen kommen!
Neuenbürg, 17. Novbr. Auf den heutigen Vierteljahrsviehmarkt waren 25 St. Großvieh, 163 St. Läufer- und 145 St. Milchschweine zugeführt. Für Kühe und Rinder wurden zu -M 95, 130, 157, 202, 210,
305 und 306 Käufe abgeschlossen und wurde bei Aufnahme dieser Notiz noch lebhaft gehandelt. Läuferschweine galten je nach Schwere 32 bis 106 -M, Milchfchweine 16—26'/» -M.
Deutsches Weich.
Berlin, 16. Nov. Der Kaiser wohnte gestern Abend beim Grafen Posadowsky dem Diner zu Ehren des wirtschaftlichen Ausschusses bei. Er ließ sich alle Mitglieder vorstellen, sprach namentlich mit den Süddeutschen sehr eingehend über wirtschaftliche Fragen und empfahl angelegentlichst den Ausbau des Kanalsystems. Den wichtigsten Sitzungen beabsichtigt der Kaiser beizuwohnen. An dem Diner nahmen u. A. teil der Reichskanzler, Miquel, Brefeld, von Hammerstein, Nieberding und v. Lucanus.
Die W i e d e r z u l a s s u n g des Jesuitenordens in Deutschland soll, wie der römische Berichterstatter der „Perseverenza" meldet, u. A. Gegenstand der halbstündigen Audienz des Staatssekretärs v. Bö low beim Papst gewesen sein.
Berlin. 15. Nov. Der Disciplinar- hof für die Schutzgebiete hob die Vorentscheidung gegen den Retchskommissar Dr. Peters auf, erkannte ihn für schuldig in vollem Umfange der Anklage, erkannte auf Dienstentlassung und legte dem Angeklagten alle Kosten auf.
Berlin, 16. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. meldet: An hiesiger Amtsstelle ist die Bestätigung aus Rio de Janeiro eingegangen, daß der Reichsangehörige Roth in Palhoca in Brasilien von Eingeborenen schwer mißhandelt wurde. Der kaif. Konsul in DesterroS führte sofort Beschwerde bei dem Gouverneur des Staates Santa Katharina und verlangte eine Untersuchung und Bestrafung der Schuldigen. Der Gouverneur sicherte beides zu.
Berlin, 15. Nov. Wie wir hören, hat die deutfche Kreuzerdivision in der Kiaotschau-Bucht Truppen gelandet, um von dort aus, als dem dem Thatort Nächstliegenden
Hafen, einen entsprechenden Druck auf die chinesische Regierung auszuüben, zur baldigsten und umfassenden Erfüllung der deutscherseits aus Anlaß der Ermordung zweier deutscher Missionare und Zerstörung einer deutschen Mission erhobenen Forderungen.
Ueber die ersteSitzung der zweiten sächsischen Kammer berichtet die „Dresd. Ztg.": Als der Vorsitzende der Einrückungskommission Hofrath Ackermann ein Hoch auf den König ausbringen wollte, verließen die sozialdemokratischen Abgeordneten den Saal. Hofrath Ackermann bemerkte darauf: „Sind das Sachsen, die, wenn wir unserm Könige huldigen wollen, davonlaufeu?"
Berlin, 13. Nov. Heute vor hundert Jahren wurde der Komponist des Liedes „Was ist des Deutschen Vaterland?" Gustav Reichardt geboren. Er studierte anfangs Theologie in Greifswald und Berlin, ging aber bald zur Musik über und wurde Musiklehrer in Berlin. Seine schöne Baßstimme führte ihn in alle Kreise ein. Die Komposition des Arndt- sehen Liedes fällt um das Jahr 1825. Mehrere Jahre hindurch war Reichardt Leiter der Berliner „Liedertafel", sowie auch Musiktehrer des späteren Kaisers Friedrich. Er starb am 19. Oktober 1884 in Berlin.
Karlsruhe, 14. Nov/ Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen ist mit der Ausarbeitung einer Denkschrift über die Verbesserung der hiesigen Bahnhofsverhältnisse befaßt. Dieser Behörde wurde vom Stadtrat auch ein von Architekt Hemberger (Sohn) ausgearbeileter Plan über die Verlegung des Bahnhofs zur Mitprüfung vorgelegt, obwohl der Stadtrat gegen eine Verlegung des Bahnhofs, wie sie dieser Plan in sich schließt, Bedenken hegt. Augenblicklich scheint die Ueberführung der Straßenverbindungen mit der Südstadt im Vordergrund zu stehen.
Eine Hiobspost. Der Schaden, den der Sauerwurm in diesem Jahre an den Reben- geländen der Mosel und der Saar angerichtet hat, wird von dem Landrat Rintelen in Bernkastel auf 40—50 Mill. Mk. taxiert. Um nun solche Verheerungen dieses gefürchteten Trauben- feindes für die Zukunft unmöglich zu machen, hat der Landrai auf den 14. d. M. eine Versammlung der Winzer und Weingutsbesitzer des Mosel- und Saargebietes einberufen, wo über die zweckmäßigste Vertilgung des schädlichen Insektes beraten werden soll.
Düren, 13. Nov. Der vor einigen Tagen verstorbene Rentner und frühere Teilhaber der Firma Karl Schleicher und Söhne, Erich Schleicher, hat 600000 M. für wohlthätige Zwecke vermacht, darunter 100000M. für die Epileptiker-Anstalt des Pastors v. Bodel- schwingh in Bielefeld, 100000 M. der Dürener Realschule und 25 000 M. dem rheinischen Blindenverein. Die dem Verstorbenen gehörende Burg Niddeggcn wurde dem Kreise Düren vermacht.
Beim Umgraben eines Teils des alten Friedhofes in Offenburg fand man in einem Sarge zwei bis drei Steine, statt Knochenreste. Wie der Grabstein ausweist, sollte in dem Grab ein Kaufmann Zwick ruhen. Zwick stammte aus Tyro! und wollte auch dort begraben sein. Man nimmt nun an, daß die Anverwandten die Leiche kurzerhand heimlich in einer Kiste nach Tyrol spedierten. während in Offenburg drei Steine friedlich zur ewigen Ruhe bestattet wurden.
Württemberg.
König Albert beabsichtigt, am Abend des 16. November von Dresden nach Beben
hausen bei Tübingen abzureisen, um auf Einladung des Königs von Württemberg an den dortigen Hofjagden teilzunehmen. König Albert gedenkt vis zum 20. d. Mts. in Bebenhausen zu verweilen.
Zur Organisation deS Handwerks. Unter denjenigen Korporationen, welche seit dem Auftauchen der Frage der Handwerk e r o r g a n i s a t i o n für die ZwangS- innungen eingetreten sind, stand der Bezirksverein Württemberg im Deutschen Fleischerverbande an erster Stelle, da dieser Verein nur aus Jnnungsmitgliedern besteht. Durch die große Handwerkerversammlung, welche in Anwesenheit von Regierungsvertretern am Sonntag den 24. Oktober hier tagte, ist jedoch eine veränderte Sachlage geschaffen worden. Bekanntlich wurde damals eine Resolution angenommen, welche für den Zusammenschluß aller Handwerker (JnnungS- freunde und -Gegner) eintritt und die Besetzung der Handwerkerkammer ausschließlich durch Handwerker fordert. Um nun die Durchführung diejer Resolution zu ermöglichen, hat der Ausschuß des württ. Fleischerverbandes in einer am Sonntag abgchaltenen Sitzung den einstimmigen Beschluß gefaßt, den bisher eingenommenen Standpunkt zu verlassen und für Organisation des Handwerks in freien Verbänden einzutreten. In ähnlicher Weise hat sich auch die Stuttgarter Bäckerinnung der freien Bäckergenossenfchaft angeschlossen, so daß nach dieser Richtung hin jetzt keinerlei Hindernis mehr besteht, um eine gedeihliche Handwerkerorganisation einzuleiten.
Stuttgart. 13. Nov. Aus dem Geschäftsbericht der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften des Königreichs Württemberg für das Jahr 1896 entnehmen wir folgende Zahlen: Zur Anzeige kamen 3681 Unfälle. Im Berichtsjahre wurden in 2480 Fällen Entschädigungen festgesetzt. Die Folgen dieser entschädigten Unfälle waren 162 Fällen Tod, in den übrigen Erwerbsunfähigkeit. Die Unfälle haben betroffen: 1834 Betriebsunternehmer und deren Angehörige, in 646 Fällen Dienstboten und Arbeiter. An Berufungen und Rekursen sind angefallen 659. Hievon wurden erledigt durch Zurücknahme und Vergleich 72, unerledigt blieben beim Jahresschluß 103. In den erledigten Fällen wurden zu Gunsten der Berussgenoffenjchaften 104, zu Gunsten der Kläger 80 Entscheidungen getroffen. Die Umlagen betrugen 806646 -Mi, im Schwarzwaldkreis rund 250700 -M. An Entschädigungen wurden ausdezahlt 711296 an welchen 10151 Personen Teil nahmen. Der auf je 100 llmlagekataster entfallende Beitrag betrug im Schwarzwaldkreis 1 32 Auf
31. Dezember 1895 hatte sich in allen 4 Kreisen ein Reservefonds von 1465348 angesammelt. Die Vergleichung der Gtsamtsummen mit denjenigen des Vorjahrs ergiedt eine Erhöhung der llnfallentschädigungen um 118867 «M, der Zahl der Rentenempfänger um 1624. Im Jahr 1896 ist wiederum eine erhebliche Zunahme der Zahl der angemeldeten Unfälle zu konstatieren, fofern im Jahr 1896 3861 Unfälle zur Anzeige kamen, gegen 3377 im Jahr 1895, 3280 im Jahr 1894 und 2986 im Jahr 1893.
Stuttgart, 13. Nov. Dr. H. Wilder- muth in Stuttgart, der bekannte Nervenarzt, hat auf der 14. Versammlung des ärztlichen Landrsvereins in Teinach im Jahre 1896 einen Bortrag über die moderne Ueberbürdung gehalten, der jetzt im Württ. Mediz. Korresp.» Blatt zur Veröffentlichung gelangt ist. Indem auf die für Aerzte, Lehrer wie Eltern gleich interessanten Ausführungen verwiesen sei, möge« die Schlüffe, in die Dr. W. seine Ausführungen