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AnLerhattender Heil.
Die letzten Gravensteiner.
Kriminal-Novelle von C. Meerfeld t.
(Schluß.)
Nun schilderte Georg den ganzen Verlauf der Ereignisse, von der durch Martin belauschten deftigen Szene zwischen dem Oberst und seinem Sohne an, bis zu der Verabredung, die der verstoßene Herbert mit dem Tagelöhner getroffen und bei der es sich zwar nicht ausgesprochenermaßen um die Ermordung des Oberst gehandelt habe, die aber doch, wie Herbert von vornherein sehr wohl wissen mußte, nur auf eine solche That hinauslaufen konnte. Der Verdacht des Försters, daß Martin jener seit Langem gesuchte Wilddieb gewesen sei, war ein vollkommen berechtigter, und auch an jenem Morgen, an dem die unselige That verübt worden war, hatte sich der Bursche nur zu diesem Zwecke in den Wald begeben. Sein Entschluß, den Oberst zu töten, hatte allerdings schon vorher fest gestanden, denn er wußte, daß er nicht nur sofort eine große Belohnung von dem Baron Herbert zu erwarten habe, sondern auch, daß er denselben für die Zukunft ganz in seine Hand bekommen würde, und daß er jede beliebige Summe durch Drohungen werde aus ihm heraus» prissen können. Ais er nun an dem verhängnisvollen Morgen von einem Versteck aus, in das er sich vor dem Förster geflüchtet, den Oberst durch den Wald kommen sah» war sein Entschluß schnell gesoßt gewesen, und er hatte aus nächster Nähe den nur zu wohl gezielten Schuß gethan. Darauf war er in kluger Berechnung ruhig an seinem Platze geblieben, bis sich der rasch herbei- geeilte Förster wieder entfernt hatte, und war dann nach einer andern Richtung unbehelligt und ungesehen aus dem Walde entwichen. Dem Baron Herbert hatte er gleich «ach seiner Ankunft von diesem Vorgänge unumwunden Mitteilung gemacht, und er hatte ihn, wenn auch nach einigem Widerstreben, dazu zu bewegen vermocht, ihn durch seine Aussage in dem teuflischen Vorhaben, den Verdacht auf den unschuldigen Förster zu lenken, zu unterstützen. Schon am Tage nach Hagemeisters Abführung hatten dann seine Erpressungsversuche begonnen, und Herbert halte ihm bereits eine sehr erhebliche Summe auszahlen müssen.
„Die Alte beschränkte sich nicht nur auf diese Mitteilung," schloß Georg unter lautloser Stille seine Erzählung, „sondern sie bezeichnet- uns auch jenen Versteck in ihrer Hütte, in welchem Martin sowohl die Waffe, unt welcher er meinen Vater gerötet, als auch das Geld untergebracht hatte, welches er als Sünderlohn für diese Blutthat erhalten. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, nach diesen Dingen zu suchen, aber ich habe die Thür des Häuschens mit meinem Siegel verschlossen und zwei meiner Arbeiter beauftragt, so lange bei demselben Wache zu halten, bis ich selbst, oder ein Abgesandter der Obrigkeit zurückgekehrt sein würde. Das Herr Präsident, rst für den Augen- blick Alles was ich zu sagen habe. Ich hoffe, es wird Ihnen auf Grund dessen nicht mehr schwer werden, die Schuldigen zu einem Geständnis zu bringen.
' Gleichsam als eine Antwort auf die letzte Aeußerung ertönte in demselben Augenblick aus dem Nebenzimmer, in welches Baron Herbert geführt worden war, der Knall eines Schusses» und unmittelbar darauf riß einer der Gerichts- diener die Thür aus und stürzte mit schreckensbleichem Antlitz an den Richtertisch, um die Meldung zu erstatten, daß der Zeuge Baron v. Gravenstein soeben in einem Augenblick ungenügender Beobachtung den Versuch gemacht habe, sich mittelst eines mitgebrachtcn Revolvers zu erschießen. Er sei zwar noch am Leben, aber die Berlitzung scheine doch eine schwere zu sein.
Natürlich wurde die Verhandlung sofort unterbrochen, und der Präsident begab sich in Begleitung des Staatsanwalts in das Neben- zimmer, in welchem sie nur noch einen Sterbenden fanden, der seinen letzten Atem dazu benutzte,
um seine Schuld zu gestehen und seinen Bruder um Verzeihung zu bitten. Georg stand mit abgewandtem Gesicht neben dem Verwundeten und nahm die Hand nicht an, welche ihm dieser mit verzweifelter Geberde entgegenstrcckte. Da fühlte er eine leichte Berührung seines Armes und als er sich umwandte, sah er in Lisbeth's schöne, mit bittendem Ausdruck auf ihn gerichtete Augen.
„Vergieb ihm, Georg!" sagte sie wuch. „Hat er furchtbar gesündigt, so hat er auch furchtbar gebüßt, und ein anderer Richter, als wir, mag ihn dafür strafen. Du darfst ihm verzeihen, wie ich ihm in meinem und in meines Vaters Namen all das unsägliche Leid vergebe,, das er uns zugefügt!"
Sie beugte sich zu dem Sterbenden nieder und nahm seine Hand. Beschämt folgte Georg ihrem Beispiel, und ein Ausdruck friedlicher Genugthuung glitt über Herben's Antlitz, ehe er, ohne noch ein Wort gesprochen zu haben seine Augen für immer schloß.
Nach diesen Vorgängen mutzte die Verhandlung selbstverständlich vertagt werden. Der Förster wurde noch einmal in das Untersuchungsgefängnis zurückgcführt» aber man behandelte ihn nicht mehr als einen des Mordes Verdächtigen, und schon am nächsten Tage erfolgte seine Freilassung. denn an diesem Tage hatte sich Marlin unter der erdrückenden Last der gegen ihn vor» liegenden Beweise zu einem unumwundenen Geständnis bcquemt. Mit tiefer Bewegung teilte der Staatsanwalt selbst dem so lange unschuldig Verfolgten diese Thatsache mit; der Förster aber schien durchaus geneigt, alle Qualen und Marter der Utzten Woche zu vergtssen, denn im Sprechzimmer des G.'fänznisses erwarteten ihn Lisbeth und Georg, der ihn mit tiefer Rührung umarmte, und ihn im Verein mit der errötenden Lisbeth um seinen Segen zu dem Bund ihrer Herzen bat.
Der Name Derer v. Gravenstein aber ist erloschen, denn das Gut, welches der Regierungsassessor sogleich verkaufte, wurde von seinem neuen Besitzer umgetauft, und Georg selbst erhielt von seinem Landcsherrn, die Erlaubnis, fortan den Familiennamen seiner Mutter anzunehmen. Der Oberst v. Gravenstein ist der Letzte seines Namens gewesen, denn der Grabstein neben dem seinigen, welcher die Gruft seines Sohnes Herbert deckt, ist ohne Inschrift geblieben.
I« Ver Zeit der Gänse.
Gans ist einer jener großen Namen, die an sich eine Welt bedeuten. An Vielseitigkeit eifert sie mit dem größten Polyhistor des Mittelalters; denn wo gebe es ein zweites Tier, dessen Gurgel gleichzeitig zur Kriegstrompete und zum Knäuelwickel, dessen Knochen gleichzeitig zu Zigarrenspitzen und zu Wetterprophezeihungen gut wären? In ihren Flaumfedern betten wir uns; ihre langen Federn tragen unsere Damen in abenteuerlichen Formen und Farben auf ihren Hüten, in ihren Fächern; vom Fleisch und Fett vor- läufig ganz zu schweigen. Ihre Geschichte geht hinauf bis ins graue Altertum, da sich bereits die ältesten Chinesen der Gänsezucht befleißigten; um die Zeit, da die alten Egypter die Pyramiden erbauten, war unser Bratenvogel ein Privilegim der Priester und Könige und vom alten Griechenland berichtet Homer, daß König Menelaos der Gute in seinen Mußestunden, wenn er vom Regieren ausruhte» Gänse mästete, und daß Frau Penelope, verehelichte Odysseus auf Jthaka 20 Stück dieser breit dahinwatschelnden langgehalsten Tiere als eine besondere Zierde ihres Wirt schaftshofes ansah. Den Römern rettete be- kanntermaßen die Gans das Kapitol, welches die Gallier unter Brennus überfallen wollten, ein Kapitalstück, welches sie vor der Kapitulierung schützte. Sie wurde für diese Gründung, der ersten freiwilligen Rettungsgesellschaft, für sakrosankt. d. h. unverletzlich erklärt; ihr Geschlecht hatte aber wenig Nutzen davon, da sich, offenbar aus reiner Rachsucht, die Gallier fortan auf die Gänsemast legten und damit solche Erfolge erzielten, daß die sich an lukullische Genüsse ge- wöhnenden Römer sich wieder zur Aushebung der gänslichen Unverletzlichkeit entschlossen.
Zur Zeit der Cäsaren im 1. Jahrhundert nach Christi Geburt wurden große Gänseherden aus dem äußersten Nordwesten Frankreichs durch ganz Gallien über die Alpen nach Rom ge- trieben, eine Strecke von mindestens 1300 Kilometer Luftlinie. Daß man auch in Germanien gar bald hinter die Vorzüge dieses Federviehes gekommen war, beweisen die langen Nasen, die den Befehlshabern der römischen Grenzwachen erteilt werden mußten, weil sie ganze Kohorten auf die Gänsejagd a. 1a Zundelfrieder, d. h. aus den Diebstahl ausschickten. Auf den Landgütern Karl des Großen mußten stets fette Gänse im Vorrat gehalten werden, und wie hoch in Deutschland die Martinsgans geschätzt wurde, erhellt aus den Heberegistern und Zinsbücheru der „guten allen Zeit" bis zum Ueberdruß. In Egypten war die Gans der Isis, in Griechen- land der Persephone (Proserpia), in Rom der Juno heilig. Die ersten gallischen Christen gaben ihr den heiligen Ferisol zum Schutzpatron, an dessen Stelle seit dem 5 Jahrhundert der heilige Martin trat. Sein Festtag ist der 11. November. In diesem Monat zählt die Gans etwa 6 Monate, und das ist der rechte Moment, sich von ihren Verdiensten zu überzeugen. Da liefert sie den echten, zarten, nicht gemästeten Braten.
Die Quintessenz der Gans ist die Leber. „Unsere Fachmänner", so berichtet der klassische Plinius, „kennen die Gans wegen ihrer vor- trrfflichcn Leder, die sogar nach dem Ausnehmen fortwächst, wenn man sie in versüßte Milch legt. Wahrscheinlich, nicht ohne Grund forscht man, wer diesen großartigen Kunstgriff erfunden habe, ob der Konsular Scipio Metellus,, oder der Ritter Marcus Sejus!" Die Potenz der Gänseleber aber heißt Gänseleberpastete, das glorreichste Ergebnis dreijähriger Studien des Normanen Close, der 1762 als Küchenchef mit dem Marschall de Contades nach Straßburg kam. Jetzt giebt es dort 20 Fabriken, und der Jahresumsatz beläuft sich auf über 1Mill. Mark.
(Die Sehkraft zu stärken.) Ein vorzügliches diätisches Mittel zur Stärkung und Erhaltung der Sehkraft ist die Gewohnheit, sowohl die Augenlider, als auch die Augenbrauen- und die Schläfengegend täglich, am besten unmittelbar vor dem Schlafengehen mit kaltem Wasser zu befeuchten. Es gibt in der That nichts, was die Nervenkcaft des Auges mehr und dauernder stärkt und vor Blutüberfüllung desselben (der Hauplursache der meisten Augenübel) sicherer schützt, als dieses einfache gute Mittel. Man bediene sich dessen mehrmals des Tages, wenn das Auge vielleicht gerade schwächende Anstrengungen zu bestehen hat. Alle anderen Echaltungs- und Stärkungsmittel des Sehvermögens wende man nur nach Rücksprache mit einem Arzte an. Schon mancher ist durch den Gebrauch scheinbar ganz unschuldiger Mittel um sein Augenlicht gekommen.
Der amerikanische Humorist Mark Twain sagt: Durch den armseligsten Witz» mit dem man jemand lächerlich macht, läßt sich auch der beste Leumund zerstören. Nehmt zum Beispiel den Esel — sein Charakter ist makellos, er hat unter allen Tieren zweiter Klasse die herrlichste Gemütsart. aber weil man ihn ins Lächerliche zu ziehen pflegt, ist er in Verruf gekommen. Statt daß ich mich geschmeichkli fühlen sollte, wenn man mich einen Esel nennt, weiß ich nicht recht, woran ich bin.
Auflösung des Wechselrätsels in Nr. 175.
Goethe — Menzel.
Gatte Onkel Eiger
Tiegel Hinrichtung Eid.
Dechiffrier-Aufgave.
rdz iao nxcih amzphyz cvwzh rdm zdh avfrxczn bspzxe apzm zxcy bzvxcozo zdh ydhb wznoopho yvn hvc wzomvxcozo hdxco bisy rvm nihyzmh bifykvkdzm.
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