das Eisenbahnprojekt Pforzheim - Zuffenhausen verwilligt. Angenommen wurde ferner die Vor­lage, daß mit einem aus Anlehensmitteln zu entnehmenden Aufwands von 70000für die zu errichtende Elektrizitätswerks-Filiale eine 180 Pferdestärken normal leistende stehende Dampf­maschine mit direkter Kuppelung, sowie zwei Röhrenkessel und eine Dynamomaschine beschafft werden. Ueber den genauen Platz (eS ist die Kompagniesägmühle dazu in Aussicht genommen), auf welchen die Maschine zu stellen wäre, wird die Entscheidung getroffen werden können, wenn im nächsten Spätjahr die Maschine kommen wird. Bei der darüber geführten Debatte rügten einige Stadtverordnete die Mißstände, die zu einer Zwangslage geführt haben, auch wurde über die schlechte Beschaffenheit der im Gebrauch bcficid lichen Maschinen Klage geführt. Schließlich er- teilte der Bürgerausschuß seine Zustimmung zum Ankauf des Kunstm. Abel'fchen Anwesens. Nonnenmühlgasse Nr. 3. 4. 6 und 8 zu dem aus Anlehensmitteln zu entnehmenden Preis von 175 000 -M.

Pforzheim, 14 April. Mit dem Bau von Arbeiterwohnungen wird nunmehr begonnen werden. Zunächst errichtet die Stadt eine An­zahl Wohnhäuser für städtische Arbeiter, außerdem aber hat auch der bekannte Millionär und Bankdirektor Kahser seine Absicht öffentlich er- klärt, auf eigene Rechnung Wohnhäuser für Arbeiter zu erstellen. Auch an die Stadtver­waltung ist ein diesbezügliches Ansinnen gestellt worden. Sie hat sich aber ablehnend verhalten, obwohl Bürgermeister Holzwart mit Freimut die Ansicht vertritt, daß die Stadl zur Beseitig, uag der Wohnungsnot ihr möglichstes deizutragen habe durch Errichtung von Arbeiterwohnungen. Wie er im Bürgerausjchuß mitteilte, sind allein im letzten Vierteljahr 50 Familien exmittiert worden. Die Hälfte hievon könne man als ganz ordentliche Mieter bezeichnen. Ganz be denkliche Zustände seien durch die Armenpfleger gelegentlich seiner Revision konstatiert worden und cs liege im allgemeinen Interesse, diese zu beseitigen.

Calw, 10 April. (Fruchtpreise). Dinkel neuer 6 35 6.29 6 29, Hader neuer 7, 6.32. 5 80, Wicken 7 50, 7.35, 7.25, Bohnen 6.80, 6.78. 6 50.

Calw 14. April. (Biehmarkt.) Auf den heutigen Markt waren zugebracht: 408 Stück Rindvieh. 29 Körbe Milchschweine und 60 Stück Läufer. Fette Ochsen wurden rasch abgesetzt, in übrigem Vieh aber nur wenig gehandelt. Jsr. Händler hatten selbst 54 Stück zugeführt. Auf dem Schweinemarkt war der Handel leb» Haft; es lösten Milchschweine 1832 -A, Läufer 4070 vkL pro Paar.

Pforzheim, 14. April. Auf dem heut­igen Schweinemarkt waren 75 Ferkel zuge> führt, von denen 62 Stück zum Durchschnitts­preis von 25 Mk. das Paar verkauft wurden.

Deutsches Aeich.

Der deutsche Kaiser wird Mitte Mai zugleich mit der Kaiserin und einiger seiner Kinder einen mehrtägigen Aufenthalt auf seinem Schlosse Urville in Lothringen nehmen. Zum großen Aerger der protestlerischea Kreise im Reichsland rüsten sich die Bewohner der Um­gegend schon jetzt, um die kaiserliche Familie in würdiger und herzlicher Weise zu empfangen.

Mit schmerzlicher Teilnahme hat man allenthalben die Kunde von den tragischen Um ständen vernommen, unter denen sich der Heim­gang des Großherzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin vollzogen har. Wie aus dem hierüber vorliegenden amtlichen Bericht des mecklenburgischen Staatsministeriums erhellt, hatte der Großherzog, der auf seinen Wunsch einige Zeit allein gelassen worden war. trotz seines schwer leidenden Zustandes das Zimmer verlassen, vermutlich, um frische Luft im Garten zu schöpfen. Hierbei ist der Groß­herzog über die niedere Umfassungsmauer auf me bedeutend tiefer gelegene Straße hinab­gestürzt, wo er später, mit schweren Verletzungen des Rückgrates, aufgefunden wurde. Eine Stunde später verschied der beklagenswerte Monarch, dessen Ende durch den tragischen

Zwischenfall offenbar beschleunigt worden ist. Man kann den Borwurf gegen die nächste Um gebung des Grobherzogs nicht unterdrücken, daß sie es an der nötigen Sorgfalt und Beobachtung gegenüber dem hohen Kranken hat fehlen lassen, denn alsdann wären die geschilderten Vorkomm­nisse nicht möglich gewesen. Die in französischen Blättern aufgetauchten Gerüchte von einem an- geblichen Selbstmord des Großherzogs Friedrich Franz sind selbstverständlich angesichts der vor liegenden amtlichen Erklärung des Staatsmini- steriumS zu Schwerin als Erfindungen zu charakterisieren.

Eine größere Anzahl von italienischen Studenten und Professoren zu- summen etwa 320 Herren weilt augenblick­lich auf deutschem Boden. Die Gäste aus dem sonnigen Süden haben zunächst Köln besucht, von wo aus sie am Mittwoch nachmittag in Berlin eintrasen; in beiden Städten ist den ita- lienischen Gästen ein ebenso herzlicher wie fest licher Empfang bereitet worden, welcher den intimen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien auch nur entspricht. Am Ostermontag treffen dieselben in Leipzig ein.

Wörishofen, 10 April. DerAllg. Zig." wird von hier berichtet, der Gesund­heitszustand des Prälaten Kneipp gebe, da sich die Anzeichen der Altersschwäche m letzterer Zeit besonders geltend machten, zu ernsten Bedenken Anlaß. Prälar Kneipp steht im 76. Lebensjahre. Heute wird berichtet, daß die letzte Krankheit Influenza war und daß die G'kahr als beseitigt gill-

Mannheim, 13. April. In verflossener Woche war der Verkehr am Rundhol zmarkte ziemlich rege. Die Zufuhr hielt sich in bisherigen Grenzen, der Absatz war flotter. Preise: Klein­holz 20-/.21, Mittelholz 2323'/., Meßholz 2525'/», Holländerholz 27 Mk. Am Brette rmarkte ist eine kleine Stille eingetreten, die niederrheinischen Abnehmer sind infolge der hohen Preise zurückhaltend mit Käufen. Für die 800" Brennborde 10 werden heute 47'/, Mk. frei niederrheinischer Schiffsstation erzielt. Spalierlatten und Dachlatten sind fort­gesetzt gut gefragt bei schwachem Angebot.

Straßburg, Mitte April. Die Be­stellungen für Bretterwaren wie auch für ge­schnittenes Bauholz mehren sich noch immer. Die Vorräte sind auf allen unseren süddeutschen Handelsplätzen hierin so gewaltig zusammen geschmolzen, daß es schwer hält, den Bedarf zu decken. So liefen in der letzten Woche vom März in Mannheim 15 Flöße mit 6000 Stämmen ein, während der Absatz aus 61000 Stück angenommen wird; der verbliebene Vorrat bezifferte sich damals nur auf 10 000 Stück. Kommen Flöße thalabwärts, so werden dieselben häufig schon unterwegs verkauft, bevor sie am Bestimmungsorte anlangen. Seit Jahrzenten ist ein solcher Mangel an Nutzholz, vor allem an Nadelholz, nicht zu beobachten gewesen wie in den letzten Monaten. Am ganzen Rhein ist gleiche Nachfrage zu bemerken, obwohl dort der Flößereibetrieb außerordentlich lebhaft geht, und das Holz von den weitesten Entfernungen her herangebracht wird. Der Bedarf an Eichenholz nahm auch in der letzten Zeit mehr und mehr zu, denn es steigerte sich die Nachfrage für Rebpfähle in einer ganz unvorhergesehenen Weise. Die letzten Weinjahre waren für die meisten Lagen ganz erträglich und teilweise recht gut, und da nun außerdem durch Wort und Schrift mehr u. mehr auf die bessere Bewirtschaft­ung der Reben hingewirkt wird, so läßt sich hierin auch 'ast durchweg eine Besserung bemerken, und es steigert sich dementsprechend auch der Bedarf an Pfählen. Bei den Arbeiten in den Reben machte sich der Mangel fühlbar, und nun erst wurde bestellt. In der kürzesten Zeit waren die Vorräte vergriffen, und es wird noch immer nach weiterem Holze gesucht, das hierzu benützt werden kann. Die geringen Sortimente werden daher außerordentlich gefragt.

Württemberg.

Eine Eingabe des w ü r t t. O b st b a u- Vereins an die K. G.-neraldirektion der Eisen­bahnen ist mit Rücksicht darauf, dag man diese

Ermäßigung gerechter Weise dann auch de» stemden Obsthändlern gewähren müßte, abschlägig beschicken worden Ferner sei bereits eine Her­absetzung des Lokaltarifs in Württemberg er» wlgr, eine weitere Ermäßigung auch aus diesem Grunde unstatthaft.

Vom Fränkischen, 13. April. Totschlag In einer Wirtschaft inKleia- wallstadt gerieten laut Neckarztg. zwei OctS- bürgcr in einen Streit Im Verlaufe desselben versetzte der eine dem andern mit dem Bierglase derartige Schläge auf den Kopf, daß er kurz darauf den Verletzungen erlag. Derselbe hinter- läßt eine Witwe mit 8 Kindern.

Haiterdach, 13. April. Ende letzter Woche wurde hier Schreiner Eisen verhaftet; eS wird ihm Wechselfälschung zur Last gelegt; von seinem Hause ist seiner Zeit das verheerende Feuer ausgegangen, das 27 Häuser in Asche legte.

Anstand.

Basel, 13. April. Der Stuttgarter Liederkranz ist heute gegen 150 Mann stark, programmgemäß nach 1 Uhr Mittags auf dem vad. Bahnhof in Basel gut angekommen; er wurde von einer zahllosen Menge empfangen und im Zug. nach Begrüßung durch den Vor­stand der Basler Liedertafel, Hrn. Bernhard Frey, mit Musik und Paukenschlag durch die beflaggte Stadt in die Quartiere am Zentral» bahnhof in Gcoßdasel geleitet.

Basel, 13. April. Das Konzert de- StuttgarterLiederkranzesist glänz­end verlaufen. Das Haus war ausverkaufe. Bei dem nachfolgenden Bankett begrüßte der Präsident der Basler Liedertafel, Frey, die Gäste; Oberpostmeister Steidle antwortete und übergab im Namen des Sluttg. Lieder­kranzes einen schön en Humpen als Ehrengeschenk an die Basler Liedertafel. Es folgten in reicher Abwechslung Cyorgesänge der Liedertafel, Solo­vorträge und poetische Begrüßungen.

In der österreichischen Hauptstadr ist nunmehr der Antisemitenführer Dr. Lueger zum 5. Male zum ersten Bürgermeister gewählt worden, nachdem kürzlich sein Freund Strohdach diesen Posten zu Gunsten Dr. Lueger's nieder­gelegt hatte. Diesmal ist die kaiserliche Be­stätigung Dr. Lueger's sicher, nachdem dieser in Sachen des Ausgleichs zwischen Oesterreich und Ungarn, den er früher mit größtem Nachdruck bekämpft hatte, seit mehreren Monaten sich merk­würdig still verhalten hat. Wegen dieses Aus­gleichs haben erst letzter Tage wieder Kon­ferenzen der Ministerpräsidenten und der Finanz­minister beider Reichshälften stattgefunden, aber es ist noch immer nicht bekannt, ob endlich wenigstens die beiderseitigen Regierungen zu einer Einigung gelangt sind oder nicht. Der österr. Ministerpräsident, Graf Badeni. scheint die Versuche zur Bildung einer regierungsfreund­lichen Majorität im neuen Reichsrat noch nicht aufgegeben zu haben, aber die österr. Blätter sind darüber einig, daß alle Liebesmüh in dieser Richtung vergeblich bleiben und das Kabinet Badeni doch in verhältnismäßig kurzer Zeit end- giltig zurücktreten müsse.

Wien, 13. April. Dr. Lueger wurde, wie vorauszusehen war, vom Kaiser als Bürger­meister von Wien bestätigt.

In Frankreich geht der Panamaskandal munter weiter. Der Untersuchungsrichter Le Poitevin verhört fast täglich frühere und jetzige Parlamentarier, die s. Z. von Alton Bestechungen annahmen. Die französische Deputierten- kammer hat in erster Lesung die Vorlage de» Marineministers detr. eine bedeutende Vermehr­ung der französischen Kriegsflotte angenommen. Unter den französischen Sozialdemokraten herrscht großer Jubel, weil am letzten Sonntag in Carmaux und Roubaix bei den Gemeinde­wahlen sämtliche sozialistische Kandidaten ge­wählt worden sind.

Im englischen Unterhaus machten die Führer der Opposition der Regierung Vorwürfe, weil diese an dem europäischen Konzert festhalte und den Griechen nicht helfe. Es war der Re­gierung ein Leichtes, die Oppositionsführer mit deren eigenen Waffen zu schlagen, weil sie, s»