Unterhaltender Teil.
Im Dunkel der Nacht.
Eine Erzählung von Otto Eber st ein. lFortsetzung.)
Der Weg zwischen den Morästen in der Richtung nach Rothenau war um mehrere Stunden kürzer, als die eigentliche Vcrbindungs straße; aber nur mit der Gegend ganz Vertraute wagten es, diese gefährlichen Pfade zu betreten. Zwischen weiten Sumpsflächen schlängelten sich diese oft kaum einem euizigen Menschen Raum gewährenden Wege hin. — ein Fehltritt, und der Wanderer versank unrettbar in dem grundlosen Schlamm, dessen grüne, trügerische Ober- fläche die Gefahr nur noch erhöhte. Ost schwankte der Boden unter den Tritten, oi« zeigten sich breite Lachen, die übersprungen werden mußten, und nicht feiten verlor sich der Weg im Schilfe, so daß selbst die Eingeweihten Mühe hatten, sich zurecht zu finden.
Alle diese Umstände begünstigten das Schmugglerwcsen ganz außerordentlich; denn die Grenzbeamten vermochten den Schwärzern nur selten auf den todbringenden Schleichwegen zu folgen, und schon mehr als ein braver Grünrock ließ sich durch seinen Pflichteifer verleiten, das tückische Moor zu betreten, und dann spurlos zu verschwinden.
Fritz hatte auf seinen Wanderungen als Hausierer diese Wege unzählige Male zurückgelegt, weil sie ihn bedeutend früher als die Landstraße ans Ziel brachten. Oft war er hier einzelnen Paschern begegnet; nach und nach hatte er sie alle kennen gelernt, und endlich entspann sich sogar ein gewisser persönlicher Verkehr zwischen ihm und jenen. Er nahm zuweilen in der Schmugglerkneipe, an welcher ihm sein Weg vorüberführte, eine Erfrischung ein und gönnte sich einige Ruhe.
Die Schwärzer gewannen die Ueberzeugung, daß sie von ihm keinen Verrat zu fürchten hatten, wurden zutraulicher und beredeten ihn endlich, sich bei seinen häufigen Gängen über die Grenze einen kleinen Nebenei werb, wie sie es nannten, zu verschaffen. Sie mußten ihr Treiben so verlockend und harmlos darzustellen, gleichzeitig aber auch den ansehnlichen Verdienst, den dasselbe abwarf, so hervorzuheben, daß der unerfahrene junge Mann dcr Versuchung schließlich nicht widerstand, selbst eine Probe zu machen.
In seine Weberwaren eingchüllt, brachte er eine Partie Zigarren und einige Packete Tabak glücklich und unangefochten über die Grenze. Ein Kaufmann in I. . . . nahm sie ihm ab, und der leichte Gewinn ermutigte den angehenden Schleichhändler zur Fortsetzung seiner verbotenen Thätigkeit.
Aber schon beim dritten Versuche wurde er von Grenzaussehern angehalten, untersucht, und da man Contrebande fand, verhaftet und an das Gericht abgeliefert.
Nun hatte er den festen Vorsatz gehabt, hinfort jede Gemeinschaft mit den Schmugglern zu meiden und sein Brod wieder auf ehrliche Weise zu erwerben. Und als er im Stillen dieses Gelöbnis ahgelegt, da wurde es ihm wieder leicht und froh ums Herz; es war ihm, ats schwelle frischer Lebensmut die Brust und spornte ihn zu neuer Thatkrast an.
Plötzlich wurde er durch seltsame Laute aus seinem Nachtsinnen geweckt, die durch die Sülle der Nacht an sein Ohr schlugen.
Lauschend blieb er stehen, denn cs war ihm, als rührten diese Töne von einer menschlichen Stimme her. Kein Zweifel, es waren Hilferufe, die aus einiger Entfernung zu ihm herüberdrangen.
„Vielleicht ein Schmuggler, der den Weg verfehlt hat, oder ein Grenzjäger, der aus einem Hinterhalte die Pascher zu überraschen beabsichtigte, und dabei zu Schaden gekommen ist," dachte Fritz und beschleunigte seine Schritte.
Immer deutlicher und dringender drang der Ruf nach Hilfe an sein Ohr und beflügelte den Fuß des einsamen Wanderers, der jetzt seine ganze Aufmerksamkeit dem Pfade zuwenden mußte, auf welchem er dahinschritt.
Rechts und links dehnten sich die weiten Sümpfe aus, und das dürre Schilf, vom Nacht
winde bewegt rauschte unheimlich, wie klagende Geisterstimmen, durch die öde Natur.
Der Mond war bereits tief am westlichen Horizonte herabgesunken, und düstere Schatten lagerten auf der trostlosen Ebene; in der Ferne aber huscht n zwischen Gestrüpp und Röhricht bleiche Irrlichter gespenstisch hin und her und schienen den Unkundigen in's Verderben locken zu wollen.
Die Dunkelheit nahm von Minute zu Minute zu, und Fritz vermochte nur noch wenige Schritte vor sich hin zu sehen; alles Uebrige war in Nacht gehüllt.
Unhörbar eilte er auf dem weichen, elastischen Moorboden dahin, so schnell es die Finsternis zuließ, bald rechts, bald links sich wendend, bald springend, bald den Boden nur mit den Zehen berührend und oft erst mit dem langen Stock? die Sicherheit des Weges prüfend.
Schriller und angstvoller wurden die Hilfe rufe, die weithin über die Einöde hallten.
Jetzt war Fritz dicht an den Ort gelangt, von wo die jammernden Töne herkamen, aber er vermochte Niemand zu entdecken.
„Heda, wo seid Ihr, Unglücksmann?" ries der Hausierer endlich, als er sich vergeblich bemüht hatte, die Dunkelheit mit den Äugen zu durchdringen.
„Um Gotleswillen, rettet — helft mir!" klang es zurück in einem Tone, aus welchem die höchste Angst, aber auch neue Hoffnung herauszuhören war.
Der Pariser machte noch einige Schritte vorwärts und entdeckte endlich eine dunkle Man ncsg< statt, die bis über die Hüften im Moraste versunken war.
„Zum Teufel, Ihr seid da an eine schlimme Stelle geraten!" sagte er, so nahe wie möglich an den Versunkenen heranlrclend. „Wie habt Ihr es angefangen, da hinein zu kommen?" Der Fremde starck etwa eine Manneslänge von dem Fußpfade entfernt im Sumpfe, so daß ihn Fritz nicht mit der Hand zu eireichen vermochte.
„Ihr sollt Alles erfahren, nur helft mir erst aus dieser schrecklichen Lage." versetzte jener hastig. „Mit jeder Minute sinke ich tiefer in das grundlose Moor ein."
„Diese Stimme muß ich kennen, wenn ich auch Euer Antlitz nicht zu sehen vermag." meinte Fritz verwundert. „Es wäre doch eigentümlich, wenn meine Vermutung zuträsc!" fügte er wie im Selbstgespräche hinzu.
„Mein Gott, bist Du nicht der Barthelfritz?" schrie dcr Versunkene in kreischendem Tone.
„Ja, ja. Drobsch, ich bin cs leibhaftig, wenn Du auch vielleicht geglaubt hast, ich sitze noch im Zuchthaus?," versetze kalt der junge Mann.
Märe cs hcll g.nug gewesen, so hätte dcr entlassene Sträfling bemerken können, wie das Gesicht des Mannes in jähem Schrecken zusammenbebte und seine bleichen, angstvollen Züge eine erdfahle Färbung annahmen.
Von diesem Manne durfte der Verunglückte kaum Hilfe und Rettung erwarten, — er hatte ihn zu schwer beleidigt. Aber die Todesangst ließ ihn das Alles vergessen und mit hastiger, fieberhaft zitternder Stimme stieß er die Worte hervor:
„Fritz, um aller Barmherzigkeit willen, habe Mitleid, und ich will es Dir ewig danken!"
Da trat all' das durch den Tischlermeister ihm zugefügte Unrecht vor die Seele des jungen Mannes, alle Schmach, und alle Schande, die er durch ihn erlitten, kehrte in seine Erinnerung zurück und die schweren Beleidigungen, die er seiner hilflosen Geliebten zugefügt, empörten auf's Neue sein Inneres.
„Du sprichst von Mitleid, Drobsch. weil Du Dir jetzt nicht selbst zu Helsen vermagst," entgcgnete der Fritz düster. „Aber wer hatte denn mit mir Mitleid, als sie mich in den Kerker warfen, weil Du mich den Grenzern als Pascher verraten hattest?"
„Bei Gott, Fritz, ich habe Dich nicht an- gegeben!" wendete jener ein, aber der Hausierer unterbrach ihn
„Rede nicht, ich weiß Alles," sagte er streng. „Der Gründling hat Alles in der Untersuchung angegeben, wie es gekommen ist.
Dein Schwager hat mich gar nicht gekannt, Du aber hast auf Gott weiß welche Weise ausspioniert, daß ich ein paar Zigarren gepascht hatte und mich angezeigt, damit Gründling mir nachspüren sollte. Das ist ihm auch gelungen, weil ich noch zu unerfahren im Schmuggler- Handwerke war; Dir freilich ist Dein schuftiger Plan nicht geglückt. Drobsch; denn Hannchen ist mir treu geblieben und wird hoffentlich recht bald meine j nge Frau."
(Fortsetzung folgt.)
Mahlzeit!
In Dr. Sigls „Bayerischem Vaterland" stand kürzlich folgendes hübsche Artikelchen zu lesen:
Es ist um das Grüßen eine schöne Sache. „Guten Morgen" liebe Mutter, „Guten Abend" lieber Vater, „Guten Tag" selbst dir o Fremdling, „Adieu" lieber Freund, „Behüt' dich Gott" Schweizerbua, „Grüß Gott" treue Schwabenseele, „Hels' Gott" dir Arbeitsmann, „Gute Nacht" du mein herziges Kind, wie lieblich und versöhnend klingt das doch in die große Familie der Menschen hinein! Um so mehr ist es zu beklagen, daß in neuerer Zeit ein Gruß überhand genommen hat, der ebenso nichtssagend und geistlos, als trivial ist. Dieser neue Gruß stammt aus dem Norden, ist äußerst „schneidig" und will alle anderen Grüße verdrängen. „Guten Morgen, guten Abend, gute Nacht!" — wie philisterhaft langweilig sich das spricht! Der fortgeschrittene Student, der intelligente Kommis, der gebildete Skatbruder — jeder, der etwas auf Anstand und neuesten Kurs hält, hat das überflüssige und bigottische „Adieu". „Grüß Gott" in die Rumpelkammer geworfen und dafür das pyramidal inhaltreiche „Mahlzeit" gewählt. Beim Kommen und Gehen, beim Scheiden und Wieder, kehren, am Morgen und am Abend die „jottvolle" Erfindung: „Mahlzeit". „Was der Mensch ißt, das ist er!" Soll man denn stets an das Essen und Trinken erinnern und erinnert werden?! Hat man sich sonst nichts Schöneres und Besseres zu wünschen ? Warum die durch Jahrtausende geheiligte, von unseren Eltern und Ureltern gebrauchte, so herrliche, teilweise sogar ideale Form der früheren Grüße durch einen fast gierigen Neuling verdrängen lassen? „Wenn eine Kuh im Stalle ihre „Kollegin" begrüßen könnte, so würde sie es zweifellos mit dem Gruße „Mahlzeit" thun. Wem das zusagt, nun dann Mahlzeit!"
Mit einem interessanten unlauteren Wettbewerb, verübt durch die Presse, beschäftigte sich das Schwurgericht in Nürnberg. Zwei Möbelhändlerseheleuten von dunkler Vergangenheit war zur Last gelegt, durch Zeitungsinserate unter der Überschrift „wegen Ehescheidung", „wegen zersplitterter Ehe", „wegen zurückgegangener Verlobung" u. s. w. Möbel zum Verkauf ausgeboten zu haben, um den Schein eines besonders günstigen Angebots zu erwecken. Als Anzeige gegen sie erstattet wurde, sollen sie sogar die Ehescheidungsklage zum Schein gegen einander angestrengt haben. Die „Ehefrau", von der die Inserate ausgingen und welche die Kauflustigen empfing, natürlich jedes Vierteljahr in einer anderen Wohnung, wurde des unlauteren Wettbewerbes, der „Ehemann" der Beihilfe dazu schuldig befunden. Beide Angeklagte kamen mit je 200 Mk. Geldstrafe davon.
(Mißverständnis.) A.: „Ich habe gehört, daß Sie Violine spielen!" — B.: „Ich — ich versuche es wenigstens!" — A.: „Das hörten wir eben. Nun sehen Sie, nächste Woche wollen wir eine kleine Gesellschaft geben, zu der wir auch Sie bitten möchten. Aber Mama, die so ungern die Leute belästigt, befürchtet, daß —" — B.: „Oh, bitte, von einem lästig sein kann nicht die Rede sein, im Gegenteil, ich werde meine Violine mit Vergnügen mitbringen!" — A.: „Ja, das ist's gerade, was Mama befürchtete!"
(Macht der Gewohnheit.) Redakteur (welcher anstatt ein Söhnchen abermals ein Töchterchen erhält, beim Anblick desselben): Nicht verwendbar, schon dagewesen!
Berwandlungsaufgabe.
Auster Aachen Dann Gast Niet Sichel Schuld
Aus jedem der obigen 7 Wörter kann man durch Veränderung eines Buchstaben ein neues Wort bilden. Wer die richtigen Wörter gefunden hat, kann sie so ordnen, daß die bei dcr Verwandlung neu aufgenommenen und die fortgelassenen Buchstaben die Namen eines Herrscherpaares ergeben.
Radattto», Lrrrck mW Verlag vo« L. M««h i» Nenrubürg.