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AuS Stadt, Bezirk und Umgebung.
Se. Maj. derKönig hat den Hilssgerichts- schreiber Keller in Horb zum Amtsgerichtsschreiber in Neuenbürg ernannt.
Pforzheim, 5. April. Eine Golddieb> und Hehlerbande, welche hier geraume Zeit ihr Unwesen getrieben, wurde vorgestern in Karls, ruhe abgeurteilt. Bezüglich der Hauptschuldigen batte das Gericht, obwohl es die ausgesprochene Überzeugung von deren Schuld hatte, leider keine Uebersührungsbeweise und mußten dieselben (ein raffiniertes Ehepaar) freigesprochen werden.
Deutsches Weich.
Dr. Fridtjof Nansen, der berühmte Nord- polfahrer hat auch in Berlin eine ebenso glänzende und ehrende Aufnahme gefunden, wie sie ihm vorher schon in Paris u. s. w zu Teil geworden ist. Der Höhepunkt, der dem kühnen und erfolgreichen Forscher in der deutschen Reichshauptstodt bereiteten Auszeichnungen bildete sein Empfang bei Hofe. Am Sonntag in der ersten Nachmittagsstunde hatte Dr Nansen die Ehre. vom Kaiser in Audienz empfangen zu werden, worauf der interessante norwegische Gast an der Frühstückstafel beim Kaiserpaare teilnahm.
Es muß nunmehr als feststehende Thatjache gelten, daß dem Fürsten Bismarck zu seinem 82. Geburtsfeste ebensowenig irgend eine Kundgebung von Seiten des Kaisers zugeaangen ist, wie vorher anläßlich der Feier des 22. März. Zwar hatte das Wolff'sche Tele« graphen-Bureau versichert, seine Meldung, es sei dem Fürsten Bismarck zu seinem Geburtstage ein sehr herzliches Glückwunschtelegramm zuge- gangen, rühre von einem zuverlässigen Korrespondenten her, dem gegenüber stellen indessen jetzt die „Berl. Neuest Nachr." in Ueberein- stimmung mit den „Leipziger Neuest. Nachr." fest, ein solches Telegramm sei nicht erfolgt. Demnach scheint das Woiff'jche Telegraphen- Burcau mit seiner Meldung, obwohl dieselbe doch den Gefühlen und Wünschen aller patriotischen Schichten unseres Volkes gewiß nur entsprochen hätte, mystifiziert worden zu sein.
Der Reichstag ist in den beiden letzten Sitzungen der vergangenen Woche beschlußunfähig gewesen und zwar jedesmal bei der namentlichen Abstimmung über den bekannten Plötz'schen Antrag zum Margarinegesctzentwurf der Konser- vativcn. Die nächste Folge dieser Beschlußunfähigkeit ist die Hinausschiebung der weiteren Beratung des Margarinegesetzes bis zum nach- österlichen Sessionsabschnitte des Reichstages, im Uebrigen zeigt aber dieser wiederholte Vor- aang, daß es mit der Besetzung des Hauses nach Ostern nicht besser aussehen wird, als es bis jetzt der Fall war. Unter keinen Umständen ist daher daran zu denken, das Parlament noch über Pfingsten hinaus zusammenzuhalten, es wird demnach von den noch nicht erledigten Beratungsstoffen des Reichstags wohl Verschiedenes „unter den Tisch des Hauses" fallen müssen. Unter solchen Verhältnissen dürfte cs die Reichs- regierung vorziehen, dem Reichstage die noch immer im Bundesrate befindliche Vorlage über die Reform der Militärstrafprozeßordnung für jetzt gar nicht mehr zergehen zu lassen, ein solcher Schritt wäre angesichts der sich ihrem letzten Abschnitte zuneigenden Session zwecklos.
Die amtliche Feststellung des Resultats der Reichstagsersatzwahl in Schwetz hat ergeben. daß auf den polnischen Kandidaten von Saß'Jaworcki 7972, auf den polnischen Kandidaten Holtz 6956 Stimmen gefallen sind. Der Pole ist demnach mit beträchtlicher Mehrheit zum Abgeordneten gewählt worden.
Mit lebhaftem Bedauern hat man in weiten Bevölkerungskreisen Deutschlands die ernste Nachricht ausgenommen, daß dem Staatssekretär des Reichspostamts Dr. v. Stephan das rechte Bein unterhalb des Kniecs hat amputiert werden müssen. Wie man jetzt erfährt, ist Ex- cellenz v. Stephan seit einer langen Reihe von Jahren zuckerkrank; im Zusammenhang mit diesem Leiden stand der vor etwa zwei Monate be
ginnende Brand einer Zehe des rechten Fußes. Die kranke Zehe mußte dann bekanntlich entfernt werden, aber die brandige Zersetzung ergriff auch den übrigen Teil des Fußes, und um noch Schlimmerem vorzubeugen, mußte jetzt dem Patienten der gesamt? rechte Unterschenkel abge- nommen werden. Auch diese Operation wurde, wie schon der früher genannte operative Eingriff. von Ged. Rat Prof. v. Bergmann vollzogen, und ist sie glücklich verlaufen, wie denn auch das Befinden des Hrn. v. Stephan bis jetzt ein den Umständen nach befriedigendes ist.
Berlin, 5. April. Das Befinden des Staatssekretärs Dr. v. Stephan läßt sehr viel zu wünschen übrig. In der Umgebung des Kranken werden diegrößtenBesorgnisse gehegt, da der Kräflezustand recht schwach sein soll.
Berlin, 6. April. Das Befinden des Staatssekretärs Dr. v. Stephan hat sich im Vergleich zu gestern um eine Kleinigkeit gehoben und gebessert, wenn auch immerhin sehr ernste Besorgnisse vorhanden sind. Heute Vormittag wurde der Staatssekretär durch lleber- sendung des Ehrenbürgerbriefs der Stadt Schwerin in Mecklenburg erfreut, der zufälligerweise grade von dem Tag der zweiten Operation (3. April) datiert ist.
Gera, 5. April. In der heutigen Stadt- ratssitzung kam die Rede auf die G r eiz er Fahnenangelegenheit und zwar deshalb, weil einige Zeitungen Gera mit Greiz verwechselt und die Preußen und reichsfeindlichen Kundgebungen des Namensvetters älterer Linie solchermaßen der jüngeren Linie aufgebürdet hatten. Es wurde gegen diese Verwechslung lebhafter Einspruch erhoben. Der Erbprinz von Reuß jüngere Linie, Erbprinz Heinrich XXVII., (der Schwiegersohn des kaiserlichen Statthalters in Elsaß Lothringen). Hai an den Stadtrat ein Schreiben gerichtet, worin er dos Verhalten der Regierung in Greiz unpatriotisch und antinational nennt, auf daS entschiedenste verurteilt und als eine Herabwürdigung des guten uralt reussischen Stammes bezeichnet sowie insbesondere die neuesten Fahnenaffaire in Greiz mit geharnischten Ausdrücken verwirft.
Greiz, 6. April. Wie die Greizer Ztg. schreibt, ist der Vertreter des Landrats, Frhr. v. Uslar-Gleichen, seines Amtes enthoben worden. Derselbe hat bekanntlich am 22 März die von einem preußischen Staatsangehörigen ausgesteckte preußüche Fahne entfernen lassen.
Greiz, 6. April. Die „Greizer Ztg " verzeichnet das Gerücht, daß vom Kaiser an den Fürsten Reuß ä L. ein Handschreiben gelangt sei. Diese Mitteilung wird auch von anderer Seite bestätigt.
Folgende Leistung der sozialdemokratischen „Sächsischen Arbeiterzeitung" verdient niedriger gehängt zu werden als ein neuer Beweis für die r o h e G e s i n n u n g, die in den leitenden Kreisen der Sozialdemokratie vielfach herrscht: „Also nun ist er vorüber, der große Spektakel! Der Gestank der zahllosen Talglichter ist unter gütiger Mitwirkung revolutionärer Märzwinde wieder aus den Gassen der Stadt verscheucht, und auch die Herren Patrioten fangen langsam an, wieder nüchtern zu werden. Drei lange Tage hindurch war man begeistert, nun aber fängt die graue Misere des Alltagslebens wieder an, und die zahllosen Kornblumen, die während der Festtage an keuschen Patriotenbrüsten prangten, liegen vergessen und mißachtet im Kehricht — gemachte Blumen, gemachte Begeisterung! Am tollsten war es natürlich am 22. März — dem Tage, da er vor hundert Jahren allergnäsigst und höchst eigenhändig auf die Welt zu kommen geruhte, „um seine große geschichtliche Mission" zu beginnen.
München, 5. April. Das hies. Schwurgericht verurteilte den Tapeziergehilfe Stadele, welcher zur Zeit eine l 4jährige Zuchthausstrafe verbüßt und am 14 Januar d. I einen Zucht- hausaufseher ermordete, wegen dieser Thal zum Tode.
Karlsruhe, 5. April. Es wird nun nach den heute in Baden gefaßten Beschlüssen
neben der demokratischen Bolkspartei in Baden ^ nicht eine freisinnige Bolkspartei, sondern eine - „freisinnige Partei in Baden" geben.
Es waren nicht ganz die Hälfte der 14 Wahl- > kreise durch Vertrauensmänner, einige weitere aber noch schriftlich vertreten. Die neuen Satz. i ungen werden durch mehrere Vereine unter Zu. zug des Reichstagsabgeordneten Marcus z
Pflüger ausgearbeitet. — Sehr lebhaft geht : gegenwärtig die Eisenbahnreformpartei ins Zeug; sie will es dahin bringen, auch bei ! den Wahlen mit ihren Anträgen im Vorder. i
grund zu stehen; besonders thätig in der Presse ;
und in Versammlungen sind im Sinne der Reform Rechtsanwalt Frühauf und Professor Dr. Bö h t l i n g k von hier. Namentlich möchte s man auch den Eisenbahnrat im Sinne der .
Reform vorwärts drängen. und zwar mittels : einer sehr kräftig gehaltenen Kritik, die natürlich s im Eisenbahnrat nicht sehr beifällig vermerkt worden ist.
Karlsruhe. 5. April. Banquier August Schmieder. wohl der reichste Mann Karls- ruhes, ist gestern im Alter von 73 Jahren gestorben. Er war der Besitzer des prächtigen Palais an der Karlsstraße.
Karlsruhe. 31. März. Der Bürgeraus» schuß beschloß die Erhöhung oer Gehälter des Ober, j bürgermeisters Schnetzler und der beiden Bürgermeister Krämer und Siegrist mit allen gegen 10 Stimmen unter wärmer Anerkennung der Dienstleistung dieser Beamten. — Eine ganze Anzahl von eigentümlichen Vorstößen machten diesmal die Sozialdemokraten; sie wollten alles umsonst von der Schule bis zum Leichenbegängnis; daiür wollten sie ihrerseits gar nichts leisten, nicht einmal in der Form der indirekten Steuer und bezw. der Verbrauchssteuer; zugleich ge- bürdeten sie sich, als hätten die Ihrigen die ! Maschinen erfunden, an denen sie arbeiten. Daß ein derartiges Auftreten Zurückweisung hcrvor- rief, kann nicht Wunder nehmen; was übrigens die Verbrauchssteuern anlangt, so fehlt immer noch der Beweis, daß ihre Beseitigung imstande i wäre, irgend eine Verbilligung der Verbrauchs. i gegenstände herbeizuführen. Auch die Einheits- i schule wurde von den Sozialisten gefordert; das würde nur die Schablone an Stelle des jetzigen Zustandes setzen. Die Volksschulen der Stadt Karlsruhe genießen übrigens weithin den besten Ruf. Aus den Einzelheiten der Verhandlung ,
mag noch hcrvorgehoben werden, daß zwar auf ! gegebene Anregung Oberbürgermeister Schnetzler > sich nicht für die Errichtung eines städtischen i Crematoriums aussprach, aber die Geneigtheit zu erkennen gab, einem etwanigen Privatunternehmen dieser Art geldliche Unterstützung zu i
gewähren. f
Bretten, 5 April. In dem bei Pforz- j heim gelegnen diesseitigen Bezirksorte Stein hat in vergangener Nacht ein großes Schadenfeuer verheerend gewütet. Nicht weniger als 12 Wohn- > Häuser und Scheunen sind abgebrannt. Das Feuer ist um Mitternacht entstanden. Da schon vor zwei Wochen um dieselbe Stunde in dem gleichen Teile des Dorfes Feuer auskam, welches aber alsbald wieder gelöscht werden konnte, so wird nicht mit Unrecht Brandstiftung vermutet. Hoffentlich gelingt es, die Ursache des Brandes festzustellen. Der Schaden ist ein beträchtlicher; ! glücklicherweise aber sind die betroffenen Besitzer versichert.
Mannheim, 5. April. Kaufmann Baumstark, einer unserer beliebtesten Mitbürger, ist gestern Mittag, 54 Jahre alt, eines jähen Todes gestorben. Zu einem Könfirmendenessen bei einer verwandten Familie geladen, hatte er gerade die Rede auf die Konfirmandin beendet, als er plötzlich zusammenbrach.
fAus der guten, alten Zeitj Major (auf einer Festung): „Warum wird nicht mit den Geschützen exerziert?" — Hauptmann: „Herr Major, ich melde gehorsamst, die Schwalben haben Nester reingebaut und haben jetzt gerade Junge!"
Mit einer Beilage
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg. ,
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