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Verkehr durch möglichst niedrige Frachten noch mehr zu beleben.- Die Engländer versichern, die Frachten in Deutschland seien bedeutend niedriger, als in England.

Andere Engländer haben einen ähnlichen Eindruck von der deutschen Industrie gewannen. So sagt ein englischer Industrieller: »Ich hatte Gelegenheit, die Richtigkeit obiger Thatsachen bezüglich der nachteiligen Einwirkung des Marken- schutzgesetzes. des Druckes der Frachten auf den englischen Eisenbahnen, die unjerm Export auf erlegt sind, und der großen Ueberlegenheit, die die fremden Fabrikanten infolge der höhern Ausbildung ihrer Geschäftsreisenden besitzen, bestätigen zu können.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat dem Landgerichtsdirektor Freiherrn Wilhelm von Gültlingen in Stuttgart das Ehrenkrcuz der Württemb. Krone verliehen.

Ravensburg. 26. Febr. Für eine würdige Feier des lOOjähr. Geburtstages ff Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I haben die bürgerlichen Kollegien 300 bewilligt. Schlecht ging cs den Lehrern mit einer Eingabe um Errichtung der Altersstufen-Gehaltsregulier- ung, sie wurden bis zur Etalsbcratung ver­tröstet und während dieser Zeit soll der Schul­fondspfleger Erhebungen anstellen, wie viel Ge­halt jeder incl. Nebeneinkommen verdient. Als ob der Nebenverdienst zur Geholtsregulierung gehörte! Die Lehrer werden sich für eine solche Bescheidung ihrer Angelegenheit bedanken. Trotz der Klage über allgemeinen Geldmangel, über Beschäftigungslosigkeit rc. giebt es nicht leicht eine Stadt, in der die Fastnachtszeit so durch Vergnügungen bedacht ist, wie hier. Ein Ball löst den andern ab. Dem Vorstädtler-, Ober-, Mittel und Untcrstädtler-, Viehmärkiler-, Bächlerball folgen der Müller-, Bäcker- und Metzgerball, sodann noch die verschiedenen Ver- einsbälle und dieser sind es nicht wenige man lebt in einem ewigen Vergnügungstaumel. Nur der Liederkranz hat der Zeit Rechnung ge­tragen und ebenfalls infolge Ebbe in seiner Kasse, für dieses Jahr alle Veranstaltungen unterlassen, trotzdem dieser sonst immer der meist besuchte war. Der Liederkranz vertröstet seine Mitglieder auf nächstes Jahr; bis dahin sei auch der Saalbau fertig. Ob aber bis dahin die Ebbe in der Kasse in eine Flut übergegangen sein wird, ist eine andere Frage.

Plüderhausen. 23 Febr. Kürzlich war Missionar Autenrieth, früher in Kamerun, hier und machte in der alten Schule vor zahlreicher Zuhörerschaft interessante Mit- teilungen über seine Erlebnisse in Kamerun. Nach seinen Schilderungen ist das männliche Geschlecht dort dem weiblichen überlegen an Anstelligkeit und Zuverlässigkeit, Arbeitsamkeit und Brauchbarkeit. Die Mädchen werden von den jungen Männern, die heiraten wollen, ge­kauft; doch sehen die Mädchen ddrin keine Herabwürdigung ihrer Stellung und lehnen es auch unter Umständen ab, mit ihrem Käufer, wenn er ihnen nicht zusagt, in den Ehestand zu treten. Auch können sie cs cinrichten, daß der oder jener sie kauft oder je nachdem stiehlt; ja es kommt auch öfters vor, daß sie ihrem Manne davonlausen, wenn er darnach ist. Alles in allem sind die Kameruner, unsere schwarzen Landsleute, ein drolliges Völkchen, das über ihm unbekannte Dinge (z. B. Kuckucks­uhr, Harmonium rc) in beinahe kindliches Staunen und Erschrecken gerät und geneigt ist, hinter allem die Hand und Macht eines Geistes zu wittern. Auch sind sie sehr gesprächig oder eigentlich geschwätzig und schlagen auf allerlei Weise die Zeit tot, die freilich bei ihnen nicht so kostbar ist wie in Europa.

H e r r e n b?r g, 24. Febr. Neben unserem alten Amtsblatt, demGäuboten", erscheint lautTüb: Chronik" vom 1. März ab ein zweites Blatt von Buchdruckereibesitzer A. Lachen­maier jr. Das erste Probeblatt wurde gestern ausgegeben. Es trägt an seiner Stirne einen Lichtabdruck von Herrenberg. Ob es einem Bedürfnisse entsprungen ist und demselben ent­spricht. ist sehr fraglich.

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Ausland.

Aus Ungarn, 24 Febr. Zu Pest ist, wie dieFranks. Ztg." berichtet, der Uhren- Händler und Juwelier Wolf Haas in seinem Geschäfte in einer der volkreichsten Gassen der Stadt heute Abend in bestialischer Weise er- mordert worden. Das Geschäft wurde teilweise ausgeraubt. Der Thäter ist flüchtig.

Der englische Kolonialmini st er Chamberlain hat- die Entschädigungs ansprüche der Transvaalrepublick für den Einfall Jamesons mit einem ziemlich ordinären Witz als unberechtigt im englischen Unterhaus darzustellen gesucht. Er muß sich aber jetzt von vielen englischen Blättern, auch solchen, die sonst auf Setten der jetzigen Regierung stehen, sagen lassen, daß man einen begründeten Rechtsanspruch eines mutwillig überfallenen Staates nicht ver­höhnen dürfe. 8ir Oocil Rtroäos und ein gleich großer politischer Hallunke deutscher Herkunft, namens Beit, der mit dem elfteren den Jameson'schen Räubereinfall in's Werk gesttzt hatte, haben sich bereit erklärt, die nachweislichen Kosten der Transvaalrepublik zur Bekämpfung des Jameson'schen Einfalls zu bezahlen U- brigenS hat Transvaal die Möglichkeit sich selbst bezahlt zu machen, es braucht blos die Goldminnen der äs Loors-Gesellschast, die bei Johannesburg liegen, zu beschlagnahmen.

In der Transvaal-Republik ist eine Verfassungskrisis ausgebrochen, der oberste Gerichtshof in Prätoria und der Volksraad, das Parlament der Boern, sind in ernste Meinungsverschiedenheiten miteinander geraten, weil elfterer das Recht beansprucht, die Beschlüsse des Volksraads zu bestätigen. Da in diese Streitigkeiten auch die Rhodes Affaire hin­einspielt, so kann man den beiden Gewalten nur eine baldige Einigung empfehlen, damit sich nicht etwa die Engländer hineinmischen.

Vermischtes.

Burgstall OA. Marbach, 24. Februar. Dieser Tage erhielt Schäfer Sauer hier in seinem Stalle erfreulichen Zuwachs in 5 völlig ausgewachsenen Lämmern, welche ein Mutter­schaf über Nacht zur Welt brachte. Zwei der Fünflinge blieben am Leben und sind munter.

Die Beseitigung des Schnees auf den Straßen Berlins hat bis jetzt in diesem Winter den Magistrat über eine halbe Million Mark gekostet. Hiervon entfallen rund 400 000 M. auf die Abfuhr und etwa 100 000 Mark für die Hilfsarbeiter zur Reinigung der Straßen. Die Gesamtkosten dürsten aber 750000 M. erreichen.

DerExport vonEiern aus Rußland über Petersburg nach Deutschland bestand im vergangenen Jahre aus 40 500 Kisten mit 60 750000 Eiern im Werte von 1215 000 Rubeln. Um den Import von auswärts unnötig zu machen, steht der Hühnerzucht in Deutschland demnach noch ein weites Feld offen.

(Bis zu welchem Eckel erregenden Grad) von Unmäßigkeit sich manche Leute hinreißen lassen, davon lieferte am Sonntag abend in Ellwangen ein Braugehilfe ein abschreckendes Beispiel. Er ließ sich in einer Wirtschaft kurz nacheinander drei Viertel Liter Schnaps geben und trank jedes Viertel in einem bis höchstens zwei Schluck aus. Die natürliche Folge war, daß der Trinker wie leblos vom Stuhle siel und erst durch Hilfe des herbeigeholten Arztes, der den Betrunkenen sofort ins Krankenhaus schaffen ließ, wieder zum Bewußtsein gebracht werden konnte.

(Vorsicht beim Sparen!) Eine Frau in einer Ortschaft bei Regensburg vermißte vor Jahresfrist ihre Ersparnisse von 500 Der Verdacht fiel auf verschiedene Personen und zuletzt auf die Dienstmagd. Bor Kurzem wurde nun der Schatz beim Mistausfahren entdeckt. Die Frau hatte das Geld in ihrem Strohsack verborgen, der Strohsack wurde ausgeleert, als

Streu benutzt und auf dem Feld beim Mistaus- breiten kam das Geld zum Vorschein.

Li-Hung-Tschang-Lied. Auf dem Karneval zu Mainz rief ein Li Hung Tschang- Lied großen Jubel hervor. Wir lassen den ersten Vers, der nach eigener Melodie gesungen wird, hier folgen:

Li-H UN g-T s chan g!

(Nach einer altchinesischen Urmelodie auS dem Archiv zu Peking.)

(L.IIegrstto scksrrialläo.)

Von China kam vor kurzer Zeit Li-Hung-Tschang!

Ein selt'ner Mann in seid'nem Kleid,

Dick und lang!

Die Stirne platt und kahl der Kopf,

Und hinten einen mächt'gen Zopf!

Die ganze Welt Frug: Bringt uns Geld

Li-Hung-Tichang?- Hei! lKurzer Aufschrei.)

(Chinesischer Refrain.)

Muli, Kuli. Jule, Spule!

Mandarine, Jsnit, Dumm!

Radi, Kadi. Mad Salati!

Gesido Guckste! Sching! Schang! Bumm!

sZm Westen Amerikas) Bei Beginn der Theatervorstellung wird von der Bühne herab ins Publikum geschossen. Es entsteht eine Panik im Zuschauerranm Regisseur (vortretend): Das vereheliche Publikum wird gebeten, ruhig sitzen zu bleiben, wir schießen nur aus die anwesenden Berichterstatter!"

(Unwillkürliche Bestätigung.) Er: ... Die eine Eigensckafl findet man überein­stimmend bei allen Frauen: sie müssen immer widersprechen!"> Sie: Das ist nicht wahr . . .!"

Auflösung -es Zahlenrätsels in Nr 30. Gartenhaus. Alibi, Rom, Tiamia. Elster, Nobili, Daheim, Eikw., Rizinus Garten der Semi- ramis.

Richtig gelöst von Hans Rubensdörffer, Rudolf Hartmann, Sensenfabrik und Emma Bott in Neuenbürg; Albert Mäule und Adolf Treiber in Dobel; Fritz Roth in Ottenhausen.

Silben-Rätsel.

bist co gel Hand

lon se thüc wein

Zu suchen sind vier dreisilbige Wörter,

deren Anfangs- und Endsilben oben gegeben

sind. Hat man die richtigen Wörter gefunden, so kann man sie so ordnen, daß ihre Mittelstlben einen Teil der Armee nennen.

Rudolf Falb erwartet für die nächsten Tage Fortdauer des milden Wetters. Als Wirkung des kritischen Termines vom 3. März (2. Ordnung) dürfen vom 1. ab ziemlich aus­gebreitete Regen eintreten und schließlich in Schneesälle übergehen. Auch um den 8 sind bei höherer Temperatur ausgebreitete Nieder­schläge und daraus trockenes Wetter zu erwarten.

Telegramme.

Berlin, 26. Febr. Der Kaiser ist heute Mittag I2'/e Uhr aus Hubertusstock wieder hier eingeiroffen.

Petersburg, 26. Febr. Ein Gerücht will wissen, der König von Griechenland habe am Tage nach dem Bombardement hierher telegraphiert die einen sagen an den Zaren, die anderen an die Kaiserin Mutter, ihm bleibe nichts übrig, als abzudanken, wenn die Mächte Kreta wieder den Griechen fortnehmen sollten. Da sich Rußland durch dieses Tele­gramm in seinen den Mächten betreffs Kretas gleich darauf gemachten Vorschlägen in keiner Weise beirren ließ, hält man es nicht für aus­geschlossen, daß König Georg wirklich zugunsten seines Sohnes, den Kronprinzen, abdanken werde.

Athen, 26. Febr. DiePol. Corresp." meldet von hier: Die Vertreter der Mächte erwidern die Reklamation Griechenland in Betreff der Beschießung scharf dahin, daß die Verant­wortlichkeit hiefür, wie für alle künftigen Even­tualitäten ausschließlich das in seiner bisherigen Haltung verharrende Griechenland treffe.

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.