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Dieser Wunsch ist ebenso deutlich als grob I Wasser gefüllten Kübel und starb infolge der gegenüber den Führern der Partei. Das! erlittenen Brandwunden.
beschränkung mit Ja! Nur zehn Meister unter den Befragten billigen das Gesetz. Die größere Hälfte der Meister bestreitet ferner, daß die Sonntagsarbeit bis 8 Uhr vormittags erledigt sein könne.
Berlin, 13. Jan. Bezüglich der Feier des hundertjährigen Geburtstages Kaiser Wilhelms I hat der Magistrat, wie die Blätter melden, beschlossen, bei den Stadtverordneten die Ersetzung einer gemischt, n Deputation, bestehend auS sünt Magistrats Mitgliedern und zehn Stadtverordneten, welcher die Vorbereitung der F-stsichkeilen obliegen soll, zu beantragen. In 100 000 Exemplaren soll eine F stschrift in den städtischen Schulen zur Verteilung kommen; sie wird vornehmlich die Beziehungen des Kaisers Wilhelm I. zur Stadt Berlin zum Inhalt haben.
Die Sozialdemokraten in Bayern scheinen in der Landagitation ein Haar gefunden zu haben. In einer Versammlung, in der beschlossen wurde, mindestens 50 Mk. pro Mann und Woche für die Streikenden in Hamburg zurückzulegen, beklagte sich ein Redner, daß die Abgeordneten nicht auf das Land hin- auszubekommen seien. Der Führer der bayerischen Sozialdemokraten, v. Bollmar, erwiderte, daß das sehr begreiflich sei; denn die Art, wie die Genossen auf dem Lande die Agrarfrage behandeln und den Abgeordneten entgegenkommen, verleide es den letztem, hinauszugehen. Der Sozialistenführer hätte besser gethan, sogleich zu sagen, daß sie nicht hinausgehen mögen, weil der Landmann von der sozialdemokratischen Agitation nichts wissen will.
Württemberg.
Stuttgart. 14. Jan. Zu der Feier des 100 Geburtstages Kaiser Wilhelms I (22 März 1897) bezw. der Feier der Enthüllung des Denkmals für den verewigten Kaiser wird sich der König nach Berlin begeben.
Stuttgart, 15. Jan. Die Landes- Versammlung der württemb. Volks- pariei am 6. Januar hat einmütig das Proj kl der Regierung betr. die Proportional wählen angenommen und Kammerpräsident Payer hat ausdrücklich bemerkt, daß die Mehrheit in der Kammer der Standesherrn für das Projekt, bereits gewonnen sei, auch die Deutsche Partei müsse wohl oder übel dem Projekt zustimmen. Woher Herr Payer seine Kenntnis von der ge sicherten Mehrheit der ersten Kammer hat, hat er nicht gesagt. Bezüglich der Haltung der Deutschen Partei in der zweiten Kammer dürfte seine Behauptung aus bloßen Mutmaßungen beruhen, wenigstens machen die Blätter der letztgenannten Partei neuerdings mehr und mehr Bedenken gegen das Proportronalwahlsystem geltend und verweisen u. a. auch darauf, daß die Bevölkerung des Kantons Bern, wo dieses Wahlsystem schon seit einiger Zeit eingesührt ist, dasselbe schon so satt bekommen habe, daß sie jetzt die Wiederaushcbung dieser Einrichtung verlange. Die Zentrumsorgane Württembergs haben sich dis jetzt über dieses System mehr referierend geäußert Ein endgiltiger Beschluß der Zentrumsfration des würltembg. Landtags scheint noch nicht gefaßt zu sein, doch ist bei einer Parteizujammenkunft in Ulm dieses Projekt ziemlich freundlich ausgenommen worden. Die Gegner des Projektes machen vor allem die verwickelte Arbeit geltend und ebenso erheben sie Bedenken dagegen, daß nach den gewöhnlichen Wahlen und eventuellen Stichwahlen in einzelnen Bezirken auch noch die Listwahlen stattfinden sollen, sodaß die Leute unter Umständen dreimal nach einander zur Wahlurne gehen müssen, was bei den damit verbundenen Aufregungen nicht gerade angenehm sei. Ueber diese Frage könne man noch reden hat Kammerpräsident Payer in der Landesversammlung der Volkspartei ausdrücklich hervorgehoben. Auf der genannten Versammlung gaben auch die Mitglieder der Volkspartei in Göppingen den Wunsch kund, daß man auf künftigen Landesversammlungcn der Volkspartei zuerst die Anträge aus der Partei diskutieren solle, die langen Reden könne mun ja später noch ebenso gut gedruckt lesen.
Schreckenskind der Bolksvartei, Frhr. v. Münch, der aus der genannten Versammlung seine Rede unter Schluß- und ironischen Bravorufen nicht ganz an den Mann bringen konnte, hat diese nunmehr im Inseratenteil der sozialistischen „Schwäbischen Tagwacht" veröffentlicht.
Stuttgart, 9 Jan. Im Württemb. Verein für Handelsgeographie sprach gestern Abend H rr Dr. L. Neumann, Professor der G oqraphie an der Universität Freiburg i. B über „Siedlungen und Verkehrswege in ihrer Abhängigkeit von der Bodengestaltung." Jeder Teil der Erde verliert einen Teil seiner Ursprünglichkeit durch menschliche Bewohner und oie Größe des Unterschieds wächst mit der Bildungsstufe der Einwohner. So sehr der Mensch verstanden hat, sich von den Naturverhältnissen in manchen Beziehungen frei zu machen, so steht er doch im Großen und Ganzen in Abhängigkeit der Natur, was früher natürlich noch mehr der Fall war, als heute. Redner besprach zunächst die allgemeinen Gesichtspunkte bei Auswahl der Siedlungen, Vorhandensein von Wasser. Schutz vor elementaren Ereignissen, Lage von Straßen. Schutz vor feindlichen Ein- iällen u. s. w. Hienach unterscheide man eine ganze Reihe von Siedlungs-Typen. Die Wege sind im Wesentlichen von der Natur vorge- zeichnek. In früheren Zeiten und im Mittel, alter hatte die Slraßenzeichnung eine andere Tendenz als heute, man suchte damals so rasch als möglich die Höhe zu gewinnen Eine Reihe von Orken verdankt ihre Entstehung nicht nur sondern auch ihre Bedeutung lediglich dem Bor- handensein von Wegen (Handelsstraßen). Bei einer Reihe von Städten ist das sofort bemerk bar, z. B. Augsburg, durch die neuen Verkehrs wege (Eisenbahnen) sind die Verhältnisse ver ändert, es steht daher heute Augsburg weit hinter München zurück. Bei einer andern R ihe von Städten ist ohne Weiteres zu erkennen, daß die Flüsse und deren Beschaffenheit den Ort der Ansiedlung bestimmt haben (Regens bürg, Mainz, Basel). Andere verdanken, da die Ueberbrückung früher weit schwieriger war. ihre Lage und Bedeutung der vorhandenen Furt, so Frankfurt a. M., Frankfurt a. O, Berlin, Leipzig, andere der Notwendigkeit des Wechsels der Transportmittel (Schaffgausen, Mannheim, Köln), andere der Möglichkeit des Seeverkehrs (Hamburg, London. Bordeaux) wieder andere ihrer zentralen Lage (Paris, Prag, Nürnberg, Stuttgart). Die Lage von Ulm ist z. B. klar gegeben durch den Weg Paris-Wien, die Wege aus dem Jllerthal und nach Augsburg. In interessanter Weise zeigte der Redner, daß die Siedlungen nicht willkürlich sondern durch die Natur, die Art der nächsten Umgebung und der Richtung der Wege bedingt sind.
Ravensburg, 15. Jan. Die ersten Rekruten, die nach dem Feldzug 1870/71 bei den Württ. Regimentern einrücken mußten, begehen am 16. Januar ds. ihren 25jährigen Erinnerungstag. zugleich aber auch das frohe Er eignis eines 26jähr. ununterbrochenen Friedens. Aus diesem Anlaß wird von mehreren Kameraden beabsichtigt, im Lause des Frühjahrs oder Sommers eine Zusammenkunft der am 16. Januar 1872 bei dem Inf. Reg. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120 in Weingarten eingetretenen Kameraden zu veranstalten. Da nebenbei viele von denselben im Staats- oder Gemeindedienst sich bifinden, so können dieselben auf eine 25jähr. Dienstlaufbahn zurückblicken, und nehmen gewiß gerne Anlaß, diesen 25jährigen Erinnerungstag zu feiern.
Sulz a. N., 14. Jau. Heute Vormittag machte der Nachtwächter M. einen Selbstmordversuch, indem er einen Revolverschuß auf sich abfeuerte. Zur Zeit ist noch zweifelhaft, ob sein Leben erhalten werden kann; auch ist noch nicht aufgeklärt, was den ruhigen geordneten Mann zu dieser That veranlaßt haben mag.
Kirrlach, 13. Jau. Bor einigen Tagen fiel das 3 Jahre alte Söhnchen des Fabrikarbeiters August Seuger in einen mit heißem
Neuenbürg. 16. Januar. Auf den heutigen Schweinemarkt waren ca. 80 Milchschweine zugeführt, davon waren bis morgens ^,9 Uhr ca. 60 Stück zum Preise von 9 bis 16 Per Paar verkauft.
Ausland.
Zürich, 15. Januar. In den Züricher Baukreifen herrscht seit einiger Zeit eine scharfe Krisis. Binnen Kurzem haben 8 große Baugeschäfle falliert. Gestern hat schon wieder ein Bauunternehmer mit einigen 100000 Frs. falliert und ist durchgebrannt.
Das bemerkenswerteste Ereignis auf dem Gebiete der allgemeinen Politik ist augenblicklich oie schon gemeldete Ernennung des bisherigen russischen Gesandten in Kopenhagen, des Grafen Murawiew, zum ruisischen Minister des Auswärtigen. Allerdings ist Gcaf Murawiew einst» weilen nur zum „Verweser" des Ressorts des Auswärtigen ernannt worden, dies bedeutet indessen nur eine herkömmliche Förmlichkeit, es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß Graf Murawiew bald endgiltiger Minister werden wird. Was den bisherigen intermistlschen Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Rußlands, den Gehcimrar Schischkin. anbelangr, so ist derselbe in den Reichsrat berufen worden.
Ob die russische auswärtige Politik unter dem Grafen Murawiew wesentlich andere Bahnen einfchlagen wird, als unter Giers und Lobanoff, das bleibt abzuwarten, Murawlew's Auffassung der schwebenden Fragen der Welipolitik ist in weiteren Kreisen noch ganz unbekannt Von manchen Seiten wird «r allerdings als Deutschen-- feind hingestellr, woraus es sich wohl auch be- greift, wenn die französische Presse jo befriedigt von seiner Ernennung zum Nachfolger des Fürsten Lobanoff thut. Indessen liegt für jeine so fchwerw egende Behauptung noch keinerlei Anhalt vor, jedenfalls werden erst die Thaten des neuen Leiters der auswärtigen Politik Ruß, lands abzuwarlen fein. Gleichzeitig ist auch die Neubesetzung noch eines anderen hohen russischen Beamtenpostens erfolgt: Gcneraladjutani Fürst Jmeretinsly wurde an Stelle des wegen seiner Krankheit zurückgetretenen Grafen Schu- walow zum Gencratgouverneur von Polen und Oberbefehlshaber des Warschauer Militärbezirkes ernannt. Man glaubt, daß Fürst Jmeretinsky die versönlichc, vom Zaren gebilligte Politik feines Amtsoorgängers den Polen gegenüber fortsetzen werde.
Die Engländer haben vor kurzem etwas sehr vorweilig versichert, der Aufstand in Betschuanäland sei niedergeschlagen, nun stellt sich aber heraus, daß dieser Aufstand im Gegenteil im Wachsen begriffen ist. Ueberdies wurde auch noch eine englische Expedition in Südwestafrika niedergemetzelt, lauter Beweise dafür, wie beliebt die englische Herrschaft bei andern Völkern ist. — Mt einem Cynismus sondergleichen hat der berüchtigte Cecil Rhodes, der demnächst vor einem englischen Parlamentsausschuß als Zeuge ! über den Jameson'schen Freibeuterzug Aufschluß geben soll, seine Absicht verkündigt und es als ! die Aufgabe ganz Englands bezeichnet, die eng- ! lische Herrschaft in Afrika müsse vom Cap der guten Hoffnung bis an die Nilmündungen reichen. Damit wird also zunächst den beiden südafrikanischen Freistaaten, aber auch den Portugiesen, die in Afrika Besitzungen haben, angekündigt, daß sie sich der englischen Herrschaft unterwerfen müssen. Wenn Deutschland jemals so unklug wäre, sich in einen größeren Krieg !
einzulassen, bei dem es etwa eine Niederlage >
erleiden würde, wären die Engländer die allerersten, die uns unsere Besitzungen in Afrika auch i wegnehmen würden. Es muß also Ziel der deutschen Politik bleiben, die englische Ländergier nicht nur im Schach zu halten, sondern durch die Russen einmal gründlich züchtigen zu lassen. -
Mit einer Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meehin Neuenbürg.