lich nicht ermessen. Der schon erwähnte günstige Umstand, daß selbst schon völlig reife Trauben von Fäulnis fast verschont sind, ermöglicht ein Zuwarten noch so lange, bis vielleicht noch einige warme und trockene Tage kommen. Hoffen wir darauf.! Wenn sie sich gleich morgen schon zu zeigen beginnen, wäre man dankbar und man würde sich leicht darüber hinwegsetzen, daß es diesmal zur Kirchweih noch keinen neuen roten Aemtliswein giebt.

InDobel brannte gestern den 16. d. M. vorm. 11V- Uhr das Anwesen des Holzhauers und Bauers Gustav König nieder. Das Feuer brach oberhalb des Backofens im Dach aus und verbreitete sich rasch über den ganzen Bühnenraum. Das Vieh und von dem Mobiliar konnte jedoch noch ziemlich gerettet werden. Der Besitzer des Hauses war auswärts beschäftigt beim Ausbruch des Brandes; dessen Frau war eben damit beschäftigt, Kuchen zu backen und hatte zu diesem Zweck den Backofen geheizt. Sehr wahrscheinlich entstand der Brand durch das Feuern im Backofen. Eine Nachbarsfrau machte die nichtsahnende Hausbesitzerin, die ge­rade in der Stube Kuchen wellte, auf den Brand aufmerksam. Der Besitzer ist in der Württbg. Mob.-Feuer-Bersich.-Ges. versichert. Das hart anstoßende Nachbargebäude des Joh. Philipp König wurde stark beschädigt, jedoch durch das mutige und energische Einschreiten der Dobler Feuerwehr, gerettet. Ein ziemlich starker Wind begünstigte den Brand und erschwerte die Lösch­arbeiten.

Rothenbach. 16. Okt. Ein ganzes Nest voll Ratten auszuheben und unschädlich zu machen, gelang am heutigen Mittag dem Hrn. Wirtschaftsführer Ruff. Das gieng so zu. Ruff war mit dem Abführen von Dung beschäftigt, als er daselbst einen unterwühlten Gang ent­deckte, der zum Pferdcstall führte, gerade an der Stelle, wo der zu fütternde Hafer lagert. Er vermutete in dem Gang dos Rattennest u. ver- stopfte denselben bis er die Flinte herbeigeholt hatte. Nach Oeffnen des Gangs auf der einen Seite gelang es Ruff sodann 2 der gefräßigen Tiere niederzuschießen. Bald zeigten sich jedoch weitere 4 Stück, welche entkamen, worauf er mit Hilfe dreier mit Holzstücken bewaffneter Arbeiter (mit vereinten Kräften) nach und nach nicht weniger als 27 Stück wohlgemästeter Ratten der größten Sorte zur Strecke brachte.

Neuenbürg, 17. Okt. Auf dem heutigen Schweinemarkt haben die Preise für Milch­schweine (712-^Lpr. Paar) wieder angezogen.

Deutsches Weich.

Unser Kaiserpaar hat zur Stunde seine angekündigte Reise nach dem Westen Deutsch­lands angetreten, um der Denkmalsfeier an der korta, ^Vostxllaliea. beizuwohnen und weiter die geplanten Besuche von Wiesbaden u. s. w. aus- zuführen. Daß bei dieser Gelegenheit die be­hauptete nochmalige Begegnung des Kaiserpaares mit den russischen Majestäten vielleicht noch statt­finden würde, ist noch zweifelhaft.

Der Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, Dr. Kays er, hat sein Entlassungsgesuch eingereicht, doch soll er für ein anderes hohes Amt im Reichsdienste in Aussicht genommen sein. Die Stellung Kaysers galt schon längst als erschüttert. Hoffentlich wird mit der Wahl des neuen Kolonialdirektors ein guter Griff gethan.

Berlin. (Getreidemarkt-Bericht.) Lage und Bewegung des Getreidemarktes haben sich seit dem letzten Berichte im wesentlichen kaum verändert. Die Grundstimmung blieb fest trotz starker Schwankungen in den Notierungen ver­schiedener Tage. Für Tendenz und Preis be­stimmend blieb der Verkehr mit am Markte vorhandener Ware; der Terminverkehr war still und mehr und mehr zurücktretend. Der neue Lieferschein für Getreide, welcher an Stelle des bisherigen Terminschlußscheines treten soll, scheint noch nicht viel praktische Verwendung gefunden zu haben: nur wenige Weizen- und Hafer- Lieferungen für Mai wurden bisher abgeschlossen. Infolge der zu Beginn der neuen Woche (bis 14. Oktober) eingetretenen anhaltenden Nieder­schläge lenkten die Preise von Weizen und

Roggen wieder in steigende Bahnen, auch Mais hob sich erheblich im Preise, letzterer hauptsächlich wohl im Hinblick auf die durch die mißlichen Wirterungsverhältnisse ungünstig beeinflußte Kartoffelernte. Die Stimmung bewahrte aber trotz aller Preisschwankungen eine große Festigkeit.

Aus dem bad. Oberlande. 15. Okt. Auf den Höhen des Belchen und Blauen hat sich bereits Schneegestöber eingestellt, während in den Thälern der Ausläufer dieser Berge zur Zeit geherbstet wird. Das Herbstgeschäft voll­zieht sich deshalb auch bei recht nasser, fröstelnder Witterung und entlockt den Winzern wenig Freudenausrufe.

Württemberg.

Zuffenhausen, 15. Okt. DerKönig hielt gestern im hiesigen Gemeindewalde und dem anstoßenden Hoskammerwalde Hofjagd, wobei 5 Rehböcke, 60 Hasen, 48 Fasanen, sowie 1 Fuchs zur Strecke gebracht wurden.

Ausland.

Dem PariserFigaro" wird von Peters­burg gemeldet, daß seit dem Jahre 1891 ein schriftliches Uebereinkommen zwischen Frankreich und Rußland bestehe, durch welches ein formelles Einvernehmen zwischen den beiden Staaten hergestellt sei. das einen defensiven Charakter habe. Es sei indes be­schlossen worden, nichts über diese Angelegenheit zu veröffentlichen. Dem gegenüber sagt eine andere Petersburger Meldung, um allen beun­ruhigenden Vermutungen die Spitze abzubrechen, werde nach Versicherung von unterrichteter Seite Schischkin allen Rußland befreundeten Mächten offiziell aufklärende Mitteilungen über die An­wesenheit des Zaren in Paris und die dort erfolgten russisch-französischen Abmachungen, die sich hauptsächlich auf den zukünftigen diplomat­ischen Verkehr und die wirtschaftlichen und Handelsinteresssn zwischen Rußland und Frank­reich beziehen, zugehen lassen.

In der französischen Deputierten­kammer will nämlich der sozialistische Deputierte Jaures die Regierung interpellieren, ob und welches Bündnis zwischen Frankreich und Ruß­land bestehe und mit allgemeinen Redensarten wird sich die Regierung um diese Frage nicht herumdrücken können. Uebrigens hat der Zar kaum Frankreich verlassen und schon geht die alte Hetze auf allen Punkten gegen die Regierung, ja sogar gegen den Präsidenten selbst wieder los. Die Pariser Stadträte sind wütend darüber, daß die für sie bestimmt gewesenen Plätze in der Galavorstellung der Grand Opera von dem französischen Zeremonienmeister schließlich Schau­spielerinnen zugeteilt worden sind. Bekanntlich hat auch Präsident Faure sich einen eigenen Eisenbahnzug mit prächtigen Salonwagen bauen lassen und jetzt wagt die Regierung nicht die Kosten dafür ins Budget zu stellen, weshalb sie den einzelnen französischen Eisenbahngesellschasten die Zumutung machte, sie sollen die Kosten über­nehmen. Diese Aktiengesellschaften werden einen solchen Wunsch wohl oder übel berücksichtigen müssen, weil sie sonst bei künftigen Konzessions­gesuchen auch nicht gerade auf ein freundliches Entgegenkommen zu hoffen hätten. Auch sonstige Beschwerden teils gegen den Präsidenten, teils gegen die Minister werden schon von allen Seiten laut. Man wirft z. B. dem Präsidenten Faure vor, er habe die Präsidenten des Senats und der Kammer ganz in den Hintergrund drängen wollen, wogegen der Zar gerade mit ihnen sich freundlich unterhalten habe.

In Italien haben die lärmenden Kund­gebungen der Franzosen gegenüber dem Zaren­paar die Wirkung gehabt, daß nun auch die seither dem Dreibund wenig günstig gesinnten Blätter diesem nun ihre ganze Sympathie zu­wenden. So schreibt ein römisches Blatt; der Zar sei Herr über das Schicksal Europas; der Dreibund sei deshalb als Gegengewicht mehr als je notwendig, da die Absicht des Zweibundes nicht bestimmt und klar vorliege. Letzterer wird übrigens wohl bald veröffentlicht werden müssen, wie ja auch der Dreibundsvertrag öffentlich be­kannt gemacht worben ist.

Der frühere liberale englische Minister­präsident und nach Gladstones Rücktritt von dem

politischen Leben, bisheriger Führer der liberalen Partei, Lord Rosebery, hat in einer öffent­lichen Rede die Stelle als Parteiführer nieder, gelegt und zwar mit der Begründung, daß mit Gladstones Brandreden gegen die Türkei welche leicht einen europäischen Krieg heraufbe- jchwören können, keineswegs einverstanden fei. Rosebery beklagte sich auch, daß von vielen Parteigenossen seine Führerschaft thatsächlich gar nicht anerkannt werde. Nun ist in das Lager der englischen Liberalen ein nicht geringer Schrecken gefahren. Die einen meinen, Rosebery solle sich seinen Rücktritt nochmals überlegen, die andern empfehlen den früheren Minister Harcourt als Führer der Liberalen, der aber andern wieder viel zu radikal ist; wieder andere meinen, da Gladstone doch nicht mehr in das öffentliche Leben eintreten könne, solle man den Posten eines liberalen Führers vorläufig gar nicht besetzen, da die Sache ja nicht pressiere. Letzterer Meinung dürften wohl die meisten sein. Der gegenwärtige aktive Minister Hicksbeach hielt letzter Tage nun auch eine Rede an feine Wähler, worin er es als notwendig bezeichnet, daß England mit den übrigen Mächten in der armenisch-türkischen Frage vorgche. Würde England allein einen Versuch machen, Truppen in Konstantinopel zu landen, so würde es dort eine oder zwei Mächte vorfinden, welche diese Landung verhindern würden und dann wäre ein europäischer Krieg unvermeidlich; aber irgend etwas müsse seitens der vereinigten Großmächte doch geschehen, damit die Schandwirtschast in der Türkei mit den fortgesetzten Greuelihaten endlich aufhöre. Dieser Meinung scheinen nun in der That auch die Vertreter der übrigen Großmächte zu sein. Die türk. Regierung, welche wie Hicksbeach ganz richtig ausführte, den Namen einer Regierung gar nicht mehr verdient, hat schleunigst angeordnet, daß die im vorigen Jahre für 6 Vilajets beschlossenen Reformen auf das ganze türkische Reich ausgedehnt werden sollen, und daß man möglichst zahlreiche christliche Be­amte in die betr. Kommissionen, welche die Re­formen auszuführen haben, ernennen solle. Der unaussprechliche Türke" scheint also doch zu fühlen, daß die Geduld der Großmächte mit ihm an ihrem Ende angelangt ist.

Telegramme.

Berlin, 16. Okt. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Der Reichskanzler Fürst Hohen­lohe ist heute Vormittag vom Kaiser im hiesigen kgl. Schlosse zu einem längeren Vortrag empfangen worden.

Berlin, 16. Okt. Wie dieNordd. Allg. Ztg." erfährt, hat der Reichskanzler mit Ermächtigung des Kaisers dem Bundesrat den Entwurf einerMilitär st rafgerichts- ordnung für das deutsche Reich nebst umfang­reicher Begründung zur Beschlußnahme vorgelegt.

Darmstadt, 16. Okt. Das russische Kaiserpaar, Großfürst Sergius und der Großherzog sind 5,10 Uhr von Schloß Friedrichshof hierher zurückgekehrt.

Wiesbaden,16. Okt. Dem Vernehmen

nach wird das russischeKaiserpaarani

Sonntag Vormittag 11 Uhr hier eintreffen, dem Gottesdienst in der griechisch-katholischen Kirche beiwohnen.

Karlsruhe, 16. Okt. Der komman­dierende General, v. Bülow, erklärt in der Landpost" die Abgabe einer Erklärung seitens der Militärbehörde oder des Militärgerichts, die Tötung des Mechanikers Sieb­mann betreffend, für unzulässig. Die bisher in den Blättern gebrachten Darstellungen seien unzuverlässig.

Berlin, 16. Okt. Der Hauptgewinn der preußischen Klassenlotterie in Höhe von 500 000 fiel aus Loos 218000.

London, 16. Oktbr. DerStandard schreibt:Wir wollen die Rechte Deutschlands in allen Weltteilen gewissenhaft respektieren, die Deutschen müssen indes lernen, auch die unseligen zu respektieren und wir hoffen, daß sie dies ms Praktische Leute mit Höflichkeit und gutem Humo thun werden."

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Beklag von C. Meeh in N <uenbürgy