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hat. In denkbar schroffster Weise hat der russische Gesandte in Belgrad dem serbischen Monarchen zu verstehen gegeben, daß Rußland mit einer eventuellen Uebcrtragung der Thronfolge an den Bruder der Königin Traga Leutnant Lyunevicza niemals ein­verstanden sein würde. Ta jedoch die Königin auf ihrem Willen beharrt und ihr königlicher Gemahl vollständig in ihrer Gewalt steht so klopfte man in Wien an, aber auch hier scheint der Liebe Mühe umsonst zu sein, denn Oesterreich-Ungarn zeigt nicht die geringste Lust, der Lösung der Thronfolgerfrage in dem von der Königin Draga gewünschten Sinne zuzustimmen. König Alexander wurde vielmehr der Rat gegeben, sich bei Zeiten scheiden zu lassen, oder aber zu Gunsten einer Persönlichkeit abzudanken, über die sich die österreichisch-ungarische und die russische Regierung verständigen würden.

Berlin, 27. Scpt. Tas Berliner Tagebl. meldet aus Kopenhagen: Die hiesige National- Tidende veröffentlicht einen Aufsehen erregenden Artikel, worin angedeutct wird, daß der Hauptpunkt der Verhandlungen bei der Kaiser-Zusammenkunft in Danzig die bevorstehende Proklamation der Ein­verleibung der Mandschurei in den rus­sischen Staatsverband gewesen ist. Tas Resultat der Verhandlungen zwischen den beiden Kaisern sei die Gewißheit der Lösung der eventuellen Schwierigkeiten dieser Frage gewesen. Aus absolut sicherer Quelle erfährt der Correspondenl des Ber­liner Blattes, daß die National-Tidende wohl unter­richtet ist und daß man in nächster Zeit die amt­liche Proklamation der Einverleibung der Man­dschurei, über die auch Graf Lambsdorff mit dem französischen Minister des Aeußern, Delcasse, in Compiegne conserierte, erwarten kann.

Berlin. 28. Sept. Zu dem gestrigen Trinkspruch des Kaisers von Oest erreich bei dem zu Ehren der deutschen Offiziere gegebenen Diner in der Wiener Hofburg schreibt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung: Wir können diese Kundgebung, in welcher aus berufen­stem Munde die zwischen dem deutschen Reich und Oesterreich - Ungarn bestehende Waffenbrüderschaft abermals bezeugt wird, nicht Mitteilen, ohne unserem Tankgefühl für die herzliche und großartige Gast­freundschaft Ausdruck zu geben, die von dem Kaiser Franz Josef, seiner Armee und Marine und von der Bevölkerung der Verbündeten Monarchie unseren Truvpen entgegengebracht wird. Wie von den Offi­zieren und Mannschaften dieses hochgefeierten Batail­

lons werden diese Ehrungen überall in Deutschland mit warmer Erkenntlichkeit als ein neuer Beweis dafür ausgenommen werden, daß unser Bündnis mit Oesterreich-Ungarn auf der Freundschaft der Herrscher und im Herzen der Völker fest gegründet ist.

Berlin, 29. Sept. Die Norddeutsche All­gemeine Zeitung schreibt: In der verschiedensten Fassung tauchten vor einiger Zeit Nachrichten über grobe Ausschreitungen an Bord des kleinen Kreu­zersGazelle" auf. Diese Nachrichten müssen, wie es auch bereits von einem Teil der Presse geschehen ist, zum Mindesten als übertrieben bezeichnet wer­den. Es handelt sich voraussichtlich um Insubor­dinations-Vergehen einzelner Mannschaften, die sich zur Zeit in kriegsgerichtlicher Untersuchung befinden. Die Thatsache, daß genaue Angaben über den Vor­fall bei den centralen Behörden nicht vorliegen, läßt cS zweifellos erscheinen, daß von Ausschreitungen in größerem Umfange nicht die Rede sein kann. Das Geschwader-Commando würde in letzterem Falle nicht versäumt haben, nähere Mitteilungen zu machen.

London, 28. Sept. Lord Kitchener meldet aus Pretoria: Lieutnant Miers, welcher seinen Posten bei Riversdaal am 25. September verlassen halte, um 3 Buren entgegen zu gehen, welche sich unter dem Schutz einer weißen Flagge näherten, wurde von diesen niedergeschossen. Tie Buren entflohen. Ferner berichtet Lord Kilchener: Tie Posten bei Etala und Prospekt an der Grenze des Zululandes wurden von starken Buren-Abtei- lungen angegriffen. Anscheinend kommandierte Botha. Nach einer heftigen Gegenwehr wurden die Buren unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Auf englischer Seite hatte man einen Tobten und 9 Verwundete. Aus Johannisburg wird gemeldet: Eine Abteilung berittener Infanterie nahm 30 Mann vom Commando Kornelius Krüger gefangen uuh erbeutete zahlreiches Vieh, Proviant und Gewehre.

London, 28. Sept. Wie die Pall Mall Gazette erfahren haben will, verlangt Kitchener ein schärferes Vorgehen gegen die Rebellen, insbe­sondere die Verhängung der Todesstrafe statt der Verurteilung zu Gefängnis. Ferner erhebt er Ein­spruch gegen die Sendung untauglicher Truppen und fordert, daß in Kapstadt und an anderen Orten das Kriegsrecht erklärt werde. Kitchener habe sich bei Uebcrnahme seiner Stellung freie Hand ausbe­dungen. Ta dies nicht gewährt werde, denke er

an seinen Rücktritt. König Eduard hatte eine ernste Conferenz mit dem Kriegsminister. Man will wissen, daß bedeutende Truppen-Verstärkungen für Südafrika ausgerüstet werden.

London, 28. Sept. Aus New - Iork wird gemeldet: Als Czolgosz um 3 Uhr Morgens in das Auburn-Gefängnis gebracht wurde, griff die Menge seine Polizei-Eskorte an und versuchte ihn zu lynchen. Die Polizei zog ihre Revolver und befreite Czolgosz. Czolgosz brüllte vor Angst vor dem gelyncht werden und erklärte nachher, er be­reue jetzt feine That und bedauere Frau Mac Kinley.

Wochenbericht

der ZentralvermititUigsIirlle siir OdßvermrtUAg in Stuttgart.

Ausgegeben am 28. Sept. 1901.

Angebote sind in dieser Woche einge­gangen: in Tafeläpfel 3,900 .Kilo aus Unter­schwandorf und Stuttgart, in Tafeldirnen 990 Kilo aus Aichach und,Stuttgart, in Most- birnen 3,000 Kilo aus Aichach, in Zwetsch­gen 11,500 Kilo aus Unterschwandorf und Bittel- bronn (Hohenzollern), in Quitten 1,550 Kilo aus Kaltenberg, Lerchenhof, Neuhausen a. Erms und Weikersheim.

Nachfragen: in Acpfel und Birnen (für die Tafel und zum mosten), Zwetschgen (zum Haus­gebrauch und zum brennen), Nüssen und Hagen- butteu. Die Vermittlung geschieht unentgelt­lich. Vorschriften und Formulare sind prompt und franko erhältlich.

Gemeirmühiges.

Calw. Von einem Leser unseres Blattes erhalten wir in Nachstehendem ein Rezept zur Mo st b e r e itu n g zugestellt, das derselbe als ganz probat empfiehlt:Um einen Eimer wohl­bekömmlichen Most zu bekommen, lasse man 2 Ztr. gemahlenes Obst in ca. 220 L. Wasser 45 Tage aufnehmen und presse es sodann. Hierauf löse man 30 Pfd. Zucker in ca. 20 L. heißem Wasser auf, desgl. 375 s Weinsteinsäure und st» Pfund Salz in je 2 L. heißem Wasser und schütte dies warm ins Faß und der Most ist fertig. Um dem Most eine schöne gelbe Farbe zu geben, mische man demselben entweder einige Pfund gebräunten Zucker oder ca. 80 x Cichorie in 1 L. heißem Wasser aufgelöst bei. Vor 2 Monaten soll der Most nicht angcstochen werden.

Amtliche und Primt-Aiyeigen.

Vekairirtmirehttirg.

Metzger Adam Wenisch beabsichtigt in der von ihm erworbenen seit­herigen Schmiedwerkstätte Nro. 12 s. in Eberspiel, Gde. Oberkollbach, eine Schlächtereianlage zu errichten und sucht hiezu um Erlaubnis nach.

Ties wird mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntnis gebracht, etwaige Einwendungen gegen das Unternehmen binnen 14 Tagen vom Tage der Ausgabe dieses Blattes an gerechnet, bei der Unterzeichneten Stelle an­zubringen. Nach Ablauf der Frist können Einwendungen in diesem Verfahren nicht mehr berücksichtigt werden.

Zeichnungen, Beschreibungen und Pläne liegen in der Oberamtskanzlei zur Einsicht auf.

Calw, den 28. Sept. 1901.

K. Oberamt.

Stv. Amtm. Münz, ges. Stv.

Calw.

verkauf eines Gasthofs.

In der Konkurssache über das Vermögen des

Eugen Haering, Gasthofbesitzers z. badischen Hof in Lalw. bringe ich das auf Markung Calw gelegene arrondierte

Anwesen

Parz. Nr. 502 11 n 17 qm Wohnhaus, Wohnungsanbau, Hintergebäude mit Kegelbahn, gewölbtem Keller, Hofraum, Stallung, Waschhaus und Remise an der Straße nach Hirsau mit SchildwirtschaftS- gerechtigkeit zum badischen Hofe,

Parz. Nr. 502'/, 80 qm Garten- und Gewächshaus, bewohnbar mit ge­wölbtem Keller.

Parz. Nr. 84/3 18 » 09 qm Gemüsegarten.

Parz. Nr. 84/1 s. und d 29 s 01 qw GraS- und Baumgarten beim Haus, Wirtschaftsgarten mit einem Gartenpavillon nebst dem zu der Gastwirlschaft gehörigen Inventar, insbesondere der Einrichtung der Gastlokale, Fremdenzimmer, Küche und Keller, im Anschlag von 55000 ^

Montag, den 7. Oktober 1901, nachm. 2 Uhr, im Rathause zu Calw,

aus freier Hand zur öffentlichen Versteigerung.

Das inmitten der zugehörigen schönen Gärten, inbesondere einem gro­ßen und schattigen Wirtschaftsgarten frei und günstig gelegene sehr geräumige Anwesen enthält neben einem Saal und 6 zum Wirtschaftsbetrieb dienenden Lokalitäten eine Anzahl Fremdenzimmer, ist das Stammlokal der 3 größten hiesigen Ge­sellschaften, wird von Luftkurgäften, Touristen und aus­wärtigen Vereinen viel besucht und bietet einem tüchtigen und umsich­tigen Wirte eine sichere Existenz.

Vermöge seiner herrlichen Lage würde sich dasselbe auch zu einem Kurhaus, einem Erholungsheim, oder zu einem besseren Herr schafts sitze vorzüglich eignen.

Die Zahlungsbedingungen sind günstig gestellt. Angeld 12 000 ;

42 000 -,/L Hypotheken können event. stehen bleiben, der Rest ist in Zielern zahlbar.

Den 16. September 1901.

Korrkursverwaltrr

Bez.-Not.-Verweser Secger.

K. Amtsgericht Calw.

Konkurseröffnung.

Ueber das Vermögen des Gustav Schwab , Kunstbaumwollfabrikanten in Hirsau, wurde am 26. Sept. 1901 das Konkursverfahren eröffnet.

Der stv. Bezirksnotar Seeg er in Calw wurde zum Konkursverwalter und Notariatsassistent Ottmar da­selbst zu dessen Stellvertreter ernannt.

Konkursforderungen sind bis zum 26. Oktober 1901, bei dem Gerichte an­zumelden.

Offener Arrest mit Anzeigefrist bis 26. Okt. 1901. Wahltermin und Be­schlußfassung über die in W 132 und 134 Z. 1 K.-O. bezeichnten Gegen­stände am 15. Oktober 1901, vormit­tags 11 Uhr.

Prüfungstermin am 5. Nov. 1901, vormittags 11 Uhr.

Ten 27. September 1901. tzcrichtslchrriberri K. Amtsgerichts: Haux.

K. Amtsgericht Calw.

In dem

Konkurse

über das Vermögen des Eugen Hä­ring, Wirts z. bad. Hof in Calw, ist zur Prüfung einer nachträglich an­gemeldeten Forderung Termin auf Samstag, den 26. Oktober 1901, nachmittags 3 Uhr,

vor dem hiesigen Amtsgericht anbe­raumt.

Den 30. September 1901.

Amtsgerichtsschreiber

Haux.