Wie eingangs erwähnt, ist der Honig ein Produkt, das die Bienen in Flur und Wald aus allerlei Blüten sammeln. Der eingetragene Blumensaft, der Nektar, wird im Magen der Biene zu Honig verarbeitet, mit der Absonderung ihrer Speicheldrüsen vermischt und dann tropfen­weise in den Honigzellen abgelagert, bis diese voll sind. Sind die meisten Zellen gefüllt, so beginnen die Bienen die Zellen mit einem Wachs­deckel zu schließen. Bei der angestrengten Thätig- keit entwickeln die Bienen in ihrem Stachel­apparat eine Menge Ameisensäure, die durch die Oeffnung des Stachels tröpfchenweise ausge­sondert, sich schnell verflüchtigt und den ganzen Bau samt dem Honig durchdringt. Dieser scharfe, stechende Geruch macht sich jedem Bienenzüchter beim Oesfnen eines Stockes bemerkbar. Während der Honigtracht ist die Absonderung von Ameisen­säure am stärksten. Die Ameisensäure hat anti­septische Wirkungen d. h. sie läßt im Stocke keine fäulniserregende Keime auskommen; sie ist zugleich aber auch die Kraft, die den Honig vor saurer Gärung und damit vor dem Verderben bewahrt. Ist nun der Honig mit Wachsdeckeln geschlossen, so macht er in den Zellen einen Reife- prozcß durch, nach welchem die bedeckelten Honigwaben vom Imker dem Bienenstock entnommen, entdeckelt u. durch die Schleuder­maschine des Honigs entleert werden, um dann dem Volke aufs Neue zum Füllen zurückgegeben zu werden. Dieses Auslassen des Honigs auf kaltem Wege, das Schleudern, erhält dem Honig seine Ameisensäure und seine Heilkraft. Dieser Honig heißt Schleuderhonig; er ist garantiert rein und verursacht niemals Magenweh.

Anders verhält es sich mit dem Seim­honig, der auf warmem Wege gewonnen wird. Hier werden die Honigwaben aus den sogenanntenKörben" ausgeschnitten und am Feuer gekocht. Das Wachs wird flüssig und sammelt sich oben im Siedegefäß. Nach dem Erkalten wird das Wachs fest und kann dann abgenommen werden. Unter dem Wachs sammelt sich der schwerere Honig der aber häufig durch beigemengten Blumenstaub, der in den Waben aufgespeichert war, einen bitteren Ge­schmack hat.

Der diesem Honig anhaftende Wachs- geruch wird von dem Magen nicht er­tragen; er erzeugt Magenwch. Auf letztere Weise, durch Aussieden, wird der Honig viel­fach gewonnen in Galizien. Ungarn, Ha- vannah, Kalifornien und in Texas. Dabei ist dieser Honig billiger als der Schleuder­honig, was Wunder, daß auch in unserm guten Württemberg,demLand daMilchund Honig fließt" der Seimhonig so gerne kistenweise bezogen wird. Haben sich dann die Honigesser den Magen gründlich daran ver­dorben, so wird schlechtweg geurteilt:Honig ist Honig und jeder macht Magenweh!" Nun kann es aber auch Vorkommen, daß der beste Schleuderhonig vom Käufer unrichtig behandelt wird und derselbe dann an Güte und Aroma verliert. Der Honig soll gut ver­schlossen, an trockenen, kühlen aber frostfreien Orten ausbewahrt werden, damit er in seinem Kristalisationsprozeß, dem Kandieren, nicht ge- stört wird. Wird er in warmen Bühnenkammern aufbewahrt, so geschieht es häufig, daß der halb oder ganz gestandene Honig durch die Wärme wieder flüssig wird, gleichsam aufkocht und dann einen Schaum absondert. Ist es soweit ge- kommen, so hat der Honig die meiste Ameisen­säure verloren, und er ist dann bald zu ver­brauchen. da er in Gefahr steht, sauer zu wer- den. Solcher Honig ist der Verdauung ebenfalls nicht besonders zuträglich. Ebenso gefähr­lich für den Honig ist die Aufbewahrung in feuchten, dumpfigen Kellern. Gar zu Häufig wird hier der Honig durch Schimmelpilze, Gärungs­und Fäulniserreger in seiner Kristallisation ge- stört und dadurch dem Verderben preisgegeben.

Auch die ungeeignete Anwendung hat dem Honig das Vertrauen des Publikums ent­zogen. Mancher meint, wenn er von Husten oder Heiserkeit geplagt wird, er müsse den Honig gleich mit Löffeln essen. Hilfs dann nicht in

der ersten halben Stunde, so ist der Honig nichts. Ja, lieber Freund, so ein Universal­mittel ist der Honig nicht; er willdiät" ge­nossen sein. Manche Personen bekommen auf den Honiggenuß Zahnweh oder gar Erbrechen und Durchsall. In allen diesen Fällen ist nicht der Honig, sondern dessen unrichtiger Gebrauch schuldig. Der Honig ist scharf und dick, nament­lich wenn er einmal 14 Tage alt ist. Diese Schärfe ist für Zähne, Hals und Magen gleich ungewohnt und daher verhängnisvoll. Wer ihn kalt und dick in Masse nicht ertragen kann, der löse 1 Eßlöffel voll in heißem Kaffee, in Milch oder Wasser auf und trinke, wie ers ertragen kann und so oft ihm beliebt. Die guten Wirkungen werden sich alsbald zeigen. Dabei hat man noch den Vorteil, daß man mit seinem Honigvorrat viel länger reicht, als beim Genuß des rohen Honigs. Ist der Honig kandiert, so nehme man nur so viel aus dem Gesäß als man augenblicklich zu gebrauchen gedenkt und löse oder erwärme ihn bis er flüssig wird, worauf er erst aufs Brod gestrichen und genossen wird. Auf diese Weise genommen kann der Honig auch vom schwächsten Magen ertragen werden und wird seine Wirkung nie verfehlen. Da er vollständig ins Blut übergeht, so dient er, wie schon hervorgehoben wurde, zur Ernährung, Erwärmung. Beruhigung und in sehr vielen Fällen zur Heilung.Deshalb möge man sich stets daran erinnern, wenn man bei Tische, in der Kinder- und Krankenstube nach der Zucker­dose greifen will, welchen vorzüglichen Schatz wir in unserem Honig haben."

(Mit offenem Munde schlafen.) Es ist ge­wiß unangenehm, mit einem Schnarcher das Schlafzimmer zu teilen. Letzerer ist aber selbst meist unglücklich über seine üble Gewohnheit. Er meint, er könne das nicht lassen, und doch giebt es ein sehr einfaches Mittel dagegen. Man braucht bloß eines jener dünnen Gummischnürchen, wie sie jetzt vielfach in Papierhandlungen zum Einpacken kleiner Gegenstände gebraucht werden, über den Kopf unter das Kinn zu spannen, so wird die Kinnlade bei dem Versuche hinabzusinken, gehalten, und die erste Bedingung zum Schnarchen, das Mundöffnen, ist gehoben. Die Bändchen sind so dünn, daß sie durchaus nicht am ruhigen Liegen hindern. Eltern sollen also, um ihren Kindern die lästige Beigabe des Schnarchens zu ersparen, täglich darauf achten, daß die Kinder beim Schlafen den Mund schließen. Sie sollten mit allen Mitteln darauf dringen, denn das Schlafen mit offenem Munde hat. besonders bei Kindern, die leicht an Erkrankung der Atmungs- Werkzeuge leiden, eine weitere Schattenseite. Alles, was an Staub u. s. w. im Zimmer umherfliegt, giebt seinen Anteil an das schlafende Kind ab, welches ohne Schutz der Nasenatmung einen großen Teil davon direkt in den Rachen und in die Lungen befördert. Der Atmungsweg durch die Nase ist so gewunden, daß alles Unreine an den feuchten Wandungen des Kanales haften bleibt und später wieder abgestoßen wird. Das ist, wie sich jeder überzeugen kann, beim Atmen mit offenem Munde nicht der Fall. Außerdem wird die eingeatmete Luft nicht erwärmt, sondern dringt oft eiskalt in die Lunge. Also Vorsicht I Immer den Mund fest zumachen!

AusThüringen. 3. August. In ver- schiedenen thüringischen Staaten besteht noch die Einrichtung der Erhebung eines staatlichen Chausseegeldes. Für den Reisenden bringt diese Einrichtung Vielfache Weiterungen mit sich, und es ist deshalb kein Wunder, daß darüber zahlreiche Klagen laut werden. Neue Nahrung erhalten diese jetzt durch ein Vorkommnis, das sich letzter Tage vor dem am Kyffhäusergebirge und an der Chaussee Nordhausen-Frankenhausen dicht an der Grenze gelegenen rudolstädtischen Chausseehause Rotenburg obspielte. Ein Nord­häuser Herr so lesen wir in derNationalztg." , der mittels eines Motorwagens nach dem Kyffhäuser fahren wollte, wurde von dem Chausseegelderheber zurückgewiesen, da Wagen ohne Pferde nicht tarifiert seien; er mußte that- sächlich umkehren.

(Kein Wunder mehr.) Der Wunderknabs Otto Pöhler, der durch seine Lesekünste als Mxj. jähriger Knabe die Besucher von Castans Panov. tikum in Erstaunen versetzte, ist wohl infolge der Aufregungen, die die Schaustellungen für ihn im Gefolge hatten, erkrankt. Der Vater, der bis zurEntdekung" seines Wunderkindes von den Erträgnissen seines gut gehenden FleischergeschW in Braunschweig lebte, dieses aber ausgab und mit feinem Sprößling in die Welt zog, hat sein Tournee jetzt aufgegeben. Zunächst hat er nicht den erhofften Gewinn erzielt, oder er ist eben- so schnell wieder zerronnen, wie er gewonnen war, und dann ist aus dem Wunderkinde schon bald ein schulpflichtiger Knabe geworden, dessen Lesekünste jetzt natürlich keinen Eindruck auf das Publikum machen. Vater Pöhler hat sich daher in Stettin eine neue Heimat und durch Etablirnng einer Schankwirtschaft auch eine neue Stellung gegründet.

Nach den Blättern hat Herr Singer in London erklärt, der Kongreß werde ein Mark­stein in derVerbrüderung der Arbeiter" aller Länder sein. Haben seine Worte wirklich st gelautet, so hat er, was ja auch einem alten und geschulten Redner leicht passieren kann, sich in einer sinnstörenden Weise versprochen; ei wollte natürlich sagen: in der Verarbeitung der Brüder." (Kladderadatsch.)

(Frühe Untreue.) Soldat (der eine Köchin mit einem andern gehen steht): Schau, schau, die Kathi! Morgen wollt' ich mit ihr eine Liebschaft anfangen und heute wird sie mir un­treu! (In gleicher Lage.) Er: Geliebte Alice, gieb mir einen Kuß, nur einen einzigen." Sie:Ich trau' mich nicht, ich habe noch nie einen Mann geküßt." Er:Ich auch nicht, das beteuere ich Dir."

(Was Seltenes.) Fräulein:Herr Doktor, ich habe gestern Bier getrunken und Hab! fürchterlich Kopfweh!" Doktor:Das ist freilich etwas Ungewöhnliches ein weiblicher Kater!"

(Romanphrase.) Ein wonniges Gefühl durchichauerte den jungen Mann, als sein Regen­schirm aus dem schmalen Steige den Regenschirm der Heimlichgeliebten berührte.

Auflösung des Wechselrätsels in Nro. 126.

Gabe. Gabel, Kabel, Kabul.

Richtig gelöst von Karl Kubier, Calmbach.

Auflösung des Rätsels in Nro. 126.

Lotte Riege Schäfte Lotteriegeschäft!,

Telegramme.

Wilhelmshaven, 16. August. Das StationsfchiffErsatz Loreley" ist gestern nach Konstantinopcl abgefahren. um dort das alte StationsschiffLoreley" abzulösen.

Dover, 16. Aug. Der Premierminister Salisbury erklärte gestern bei einem Festmahl, das Volk sei im Irrtum, wenn es glaube, daß er, weil er der Türkei mit einer Züchtigung gedroht hatte, dadurch England verpflichtete, einen Krieg zu beginnen, um diese Züchtigung auszuführen. Er glaube vielmehr, die englische Regierung thue nichts, um die Gemeinsamkeit im Vorgehen der Mächte zu zerstören. Ei» Nebel könnte von dem Sitze der Krankheit aus auf die gesunden Glieder des Körpers sich ver­breiten. Er hoffe zuversichtlich, daß die Mächte im Stande sein werden, diese Gefahr zu beseitigen, so lange es noch Zeit sei.

Remiremont, 16. August. Minister­präsident Meli ne führte in der Landwirtschafts- Versammlung aus: Die Gesetze, welche im Laufe der letzten IS Jahre zu Gunsten der Landwirt­schaft eingeführt worden seien, hätten das'ver­mögen Frankreichs um mehrere 100 Millionen vermehrt. Um dieses Werk zu vollenden, wer er im Parlamente beantragen, für ein Mstß zu stimmen, durch welches die landwirtschaftlich Versicherungen geregelt werden. _

Redaktion, Druck and Verlag von T. Meeb in Neuenbürg.