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will jeder heute Abend und mächtig braust über das Schlachtfeld das Dankes- und Siegeslied: Nun danket alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen"

Mir fallen die Augen zu. ich schlafe traum­losen Schlaf, den Schlaf der Erschöpfung.

Oft hat der Kamerad, der die eben geschil­derte Episode erlebt, sie erzählt im Kreise der Freunde und oft steht noch vor seinem geistigen Auge jenes Kampfgefühl der Wörther Schlacht. Ein Händedruck ihm, der in schweren Augen­blicken nicht Mut und Besonnenheit verlor; ein Pfui dergroßen Nation", die jene Teufel in Menschengestalt auf den Kampfplatz warf gegen unsere Truppen; ein Hurrah aber all' jenen Braven, die Blut und Leben daran setzten, um jene Bestien fern zu halten von unserem Vater­lande, vom heimischen Haus und Herd.

Ueber den Inhalt des menschlichen Lebens in der Stadt und auf dem Laude hat Professor Drews in Jena auf dem 9. Berbandstage der ländlichen Genossenschaften Thüringens vortreffliche Betrachtungen angestellt.

Der Redner äußerte sich wie folgt:Das Zusammenleben des Menschen mit Gottes Natur auf dem Lande führt immer zurück zu Gott; der Mensch kennt sich also von seinem Walten ab­hängig, er kann nur arbeiten und dann wie ein Kind dastehen, bitten und abwarten. Das Leben der Großstadt ist eine nie rastende Jagd nach Gewinn und Genuß; das starre Häusermeer sperrt wie ein Gefängnis den Menschen ab von seiner liebsten Freundin, der Natur; poesielos und hart geht das Leben dahin, und es ist, als ob unter dem endlosen Jagen und Ringen das Herz alle liefern und heiligen Empfindungen verlöre. Der Weg zu Gott ist für den Menschen schwerer gemacht, als das draußen auf dem Lande, wo der Mensch auf dem Eigenen sitzt, und sei's noch so klein. Das kleine Taglöhner­haus, es hat der Großvater schon besessen, und in demselben Gärtchen hat die Urahne ihr Gemüse gebaut. Da wächst das Heimatsgesühl und die Pietät im Herzen groß. Die Liebe zur Heimat und Verehrung der Vergangenheit, sie lassen sich nicht durch Reichtümer und Erfolge aufwiegen, sie stehen über dem Geldgeschäft. Vergebens suchen wir beides in der Großstadt! Wo soll das Heimatsgefühl Herkommen, wenn alle halbe Jahre die Wohnung gewechselt wird? Und was für eine Wohnung ist es oft! Es gibt dort Viele, die nichts als ein gemietetes Sopha, auf dem sie Nachts ruhen dürfen, ihre Wohnung nennen. Wie soll da ein christlicher Charakter sich entwikeln können! Deshalb bitte ich Sie: Halten sie auf dem Lande zurück von der Großstadt, so viel Sie nur können! Auf dem Lande ist trotz äußerer Armut noch viel idealer Reichtum, den der Mensch verliert, wenn er in das harte Leben der Großstadt kommt. Nirgends ist der Mensch so vereinsamt, wie in einer großen Stadt. Indem die Raiffeisen­vereine die wirtschaftliche Not auf dem Lande vermindern, entziehen sie ihre Mitglieder dem krankhaften Zuge nach der Stadt und erhalten ihnen so durch Hebung ihrer wirtschaftlichen Lage ihren christlichen Charakter!"

Amerikanische Konkurrenz in Bier. Auch mit ihrem Bier wollen die Amerikaner uns beglücken. Da der Transport in Fässern sich schon darum nicht bezahlt machen kann, weil die amerikanischen Bierfässer in Europa fast wertlos sein würden, ein Zurückschicken derselben nach Amerika aber vollends zu kostspielig wäre, so sind die Jankers auf die Idee ge­kommen, dos Bier in derselben Weise über den Ozean zu schaffen wie das Petroleum, nämlich in Bassindampfern! Zur Durchführung dieses Planes sollen sich bereits in Baltimore einige Kapitalisten gesunden haben. Man denkt sich das so. daß der Dampfer, der mit Kühlvorricht- ungen versehen wäre, im Hafen direkt von der Brauerei aus durch Leitungsröhren mit Bier vollgepumpt werden würde. Im Ankunftshafen würde man dann den Dampfer in ähnlicher

Weise leer pumpen und das Bier in Fässern zum Verkauf bringen. Das Staatsdepartement soll bereits ersucht sein, sich mit den europä­ischen Regierungen bezüglich der bei solcher Art von Mereinfuhr eventuell zu befolgenden Zollvorschriften in Verbindung zu setzen. Man braucht diese Nachricht keineswegs als eine Zeitungsente zu betrachten. Seitdem es den Amerikanern nicht gelungen ist, Deutschland von der Vorzüglichkeit des amerikanischen Mais als einer Brotsrucht zu überzeugen, sinnen sie auf Mittel, den Mais in Form von Bier bei uns einzuschmuggeln, denn das amerikanische Lager- bier wird zu 60 Prozent aus Mais gemacht. Der Ausführung der genialen Idee, Bier in Petroleumdampfern herüberzuschaffen, stünde darum in erster Linie die miserable Qualität des amerikanischen Bieres selbst im Wege.

EswarimHochsommer, als nach einem Städtchen am Oberrhein, das durch seine Zecher berühmt ist, zwei Engländer kamen, im Gast­haus zur Sonne abstiegen und alsbald den Be­sitzer rufen ließen.Herr Uirt, uir haben ge­hört. daß hier sein gute Trinker und sein daher gekommen zu machen eine Nette, daß uir nehmen es auf mit jedem von ihnen." Der Hotelier betrachtet sich den Fremden eine Weile und meinte dann:Die Wette möchte ich schon ein- gehen und Ihnen einen Mann, einen schlichten Rheinarbeiter stellen, der, so viel Sie auch leisten können, sicherlich nicht von Ihnen besiegt werden wird."Well, so mag er kommen. Uas gilt die Uelte?Bestimmen Sie selbst gefälligst."300 Mark?"Acceptiert." Man holte darauf den Jusep (Josef) von der Arbeit und machte ihn mit dem Anliegen der Fremden bekannt, worauf er schmunzelnd und den Schweiß von dem dicken roten Gesicht wisch­end erklärte, gerade jetzt einen prächtigen Durst zu haben und daher gut vorbereitet zu sein. Da die Fremden nichts gegen sein Werktags­gewand einzuwenden hatten, so setzte man sich alsbald zusammen und ließ das Turnier mit 2 Flaschen Rüdesheimer beginnen. Sie waren nach kurzer Zeit geleert.Herr Uirt, noch 2 Flaschen Rüdesheimer! geboten die Gäste. Auch diese hatten bald den Weg durch die drei Kehlen genommen.Herr Uirt, noch 2 Flaschen Rüdesheimer!" Die Söhne Albions saßen noch immer aufrecht da, Jusep aber nicht minder, i Eine große Menge war vertilgt, als endlich bei einem neuen Aufträge der eine Britte nach einem vergeblichen Versuche, sein Glas zu heben und zu leeren, mit einem lauten Rufe vom Stuhle und unter den Tisch purzelte. Der andere lachte mit stierem Blicke, hielt noch eine kurze Zeit Stand, mußte dann aber auch unter den Tisch folgen, so daß der siegreiche Jusep den Rest der kaum angebrochenen Flasche allein auszutrinken genötigt war. Nachdem er dieser Pflicht genügt, setzte er sich äußerst behaglich zurecht und meinte freundlich:" Herr Wirt noch zwee Flasche Rüdes- heemer un zwee frische Engelänner!"

(Fort mit den Scheuklappen!) Sie sind nur zu rechtfertigen, wenn mehrere Pferde von verschiedenem Temperament denselben Wagen ziehen und das Antreiben des einen Pferdes nicht auch dem andern gelten soll Sonst sind sie vom Uebel. denn sie quälen bas Pferd, das be­ständig zum Schielen gezwungen wird, sie sind Staub-, Schnee- und Windfänger und schaden den Augen, die hierdurch erkranken und selbst erblinden; sie rufen meist das hervor, was sie hindern sollen, nämlich Aengstlichkeit und Scheu, weil das Pferd durch die teilweise Blendung der Augen eine unrichtige Vorstellung von Gegen­ständen erhält. Sie hindern endlich das Ver­ständnis des Pferdes für das Verlangen des Menschen; man denke an die Schwierigkeit des Zurücktretens beim Anspannen, ohne daß das Pferd sehen kann, wo Deichsel oder Scheere sich befinden. In Berlin haben die Pferdebahn- und Omnibus-Gesellschaften, sowie die Feuerwehr bei ihren Pferden, diesen jungen, feurigen Tieren, die Scheuklappen mit bestem Erfolge abgeschafft und die verständigen Fuhrherrn sind ihrem Bei- spiele gefolgt.

Der August bietet am 9. die Sonnenfinsternis des Jahres und zu»! eine gänzliche. Dieselbe wird im nördlichen und mittleren Teile Asiens, im größeren östlich^ Teile Europas, im nordwestlichen Nordamerika und in den nördlichen Polargegenden zu stg.. sein. In unserer Gegend geht die Sonne bereits verfinstert auf und endet die Finsternis 5 15 Min. 30 Sek. mitteleuropäischer Zeit. Am 23. August folgt die zweite Mondfinsternis des Jahres, welche eine teilweise ist. Dieselbe ist sichtbar, im westlichen Europa und Afrika, im atlantischen Ozean, in Amerika, im größten Teile des großen Ozeans und im östlichen Australien

(Wer auf die menschliche Dummheit spekuliert) braucht nicht zu hungern. Der Wunderdoktor Schäfer Ast zu Radbruch ist für dieses Jahr mit einer Steuersumme von 4400 vfL eingeschätzt worden. Man sieht hieraus, wie groß die stab! der nicht alle Werdenden ist. ^

(Erdbeeren gegen Sommersprossen.) Gegen diese das Gesicht verunzierenden Flecken wendet man mit Erfolg reife Walderdbeeren an. indem man dieselben vor dem Schlafengehen zerquetsch! auf diejenigen Stellen des Gesichts aufstreicht. wo sich Sommersprossen finden, und erst am folgenden Morgen abwäscht.

Ein gutes Mastfutter für Gänse und Kapaunen ist der Kaffeesatz. Zu einem Teile desselben mischt man zwei Teile Kleien und macht daraus sogenannte Stopfnudeln, womit die Gänse wie gewöhnlich gestopft werden. Da­von werden die Gänse wie auch Kapaunen sehr bald fett, und ihr Fleisch erhält einen besonderen Wohlgeschmack.

(Man sieht's.) Schmierte:Ah, grüß Gott, Klexle! Aber Mensch, wie siehst du denn eigentlich aus, ganz grün und blau? Klech (gleichmütig):Nichts Wunderbares; bin soeben von meiner Reise zum Studium des oberbayrischen Wirtshauslebens zurückgekehrt!"

(Wenig Selbstvertrauen.) Braut:Mein Gott, was wird das nach der Hochzeit werden selbst kochen und dann dem Manne im Essen mit gutem Beispiel vorangehen zu müssen!

(Standesgemäß.) Neu geadelter Bankier (in der Sommerfrische Zu seinem bäuerlichen Quartiermacher):Der Arzt hat mir empfohlen, Holz zu spalten besorgen Sie mir einige Klötze Edeltannen!"

Auflösung der Kreuz-Charade in Nr. 122.

Wo

ge

Sa

tan

Woge, Satan, Wotan, Sage. Richtig gelöst von Fr. Wagner in Neuenbürg.

Arithmogryph.

1 2 3 4 5 einer, den die Musen Mit ihrem schönsten, reichsten Kranz beglückt, Der tiefe Schwermut trug in seinem Busen Und in die Nacht des Wahnsinns ward entrückt.

1 4 5 3 2 laß dir nicht zerstören,

Sieh'st du, wie schlecht und klein die Menschen

sind.

12 4 kannst du in der Wüste hören,

Fließ'st du nicht bald, bist du des Todes Kind. 4 112 2 lockt dich, wenn die Auen Sind rings von sommerlicher Glut erfüllt.

2 5 12 läßt meist des Nachts dich schauen, Es ist des einsam stillen Denkers Bild.

Rätsel.

Wenn eine Hafenstadt Es in der Mitte hat,

Wird sie zum harten Stein. Welche Stadt mag das sein?

Redaktion. Druck und Verlag von T. Meeh in Neuenbürg.