528
Zlnterhattender Teil.
Böhmische Diamanten.
Von Ewald Aug. König.
(Schluß.)
Dem Juwelier lag viel daran, den seltenen Brillant zu erhalten, er selbst hatte es gesagt, er konnte also auch einen höheren Preis zahlen. Jedenfalls aber war es ein ganz vortreffliches Geschäft, und daneben hatte er heute einen Triumph gefeiert, der ihm sein ganzes Leben lang in der Erinnerung bleiben mußte, einen Triumph, den niemand ihm streitig machen konnte, mit dem er sich brüsten durfte, so oft es ihm beliebte.
Und am andern Tage gleich nach dem Frühstück verfügte der kleine Herr sich zu dem Juwelier, dem er mit triumphierender Miene die Hand reichte.
„Bringen Sie mir den Stein?" fragte der Juwelier erregt.
„Den ganzen Ring, mein Freund", erwiderte der Kommissionsrat. „Was zahlen Sie dafür?"
„Ich sagte es Ihnen schon gestern —"
„Ah, zwölfhundert Thaler sind zu wenig. Sie müssen mehr geben."
„Ich habe das höchste Gebot gemacht," sagte der Juwelier achselzuckend, „und wenn ich nicht irre, haben Sie es acceptiert für den Fall, daß der Stein Ihr Eigentum würde."
„Abgeschlossen haben wir nichts —"
„Allerdings nicht — aber ein Mann, ein Wort!"
Ueber das Gesicht des kleinen Herrn glitt ein dunkler Schatten, es ward ihm klar, daß er keine höhere Forderung stellen durfte. Er holte den Ring aus der Tasche und überreichte ihn dem Juwelier.
„Sei es denn," sagte er, ich denke auf ein kleines Souper mit Champagner wird's Ihnen wohl nicht ankommen."
„Nein, so knickrig bin ich nicht."
„Schön also zwölshundert Thaler."
Der Juwelier trat mit dem Ring ans Fenster, aber kaum hatte er einen Blick auf den Stein geworfen, als er ganz bestürzt den kleinen Herrn anschaute.
„Bieten Sie mir diesen Ring allen Ernstes an?" fragte er.
„Natürlich!"
„Nun, dann muß ich Ihnen sagen, daß er gar keinen Wert hat!"
Der Kommissionsrat lachte, er betrachtete das als einen Scherz.
„Der Stein ist schön geschliffen, aber doch nur böhmisches Glas", sagte der Juwelier und zwar in einem so ernsten Tone, daß dem kleinen Herrn das Lachen verging.
„Was sagen Sie da?" fragte der Letztere.
„Daß der Stein unecht und wertlos ist."
„Scherz, mein Bester!"
„Bitterer Ernst. Herr Rat."
„Sind Sie toll?"
„Ich wär's, wenn ich mehr als zehn Thaler für diesen Ring zahlte."
Der Kommiffionsrat stand eine Weile starr vor Staunen, dann aber flammte die Helle Glut des Zornes in seinen Augen auf. und die kleinen Händen ballten sich unwillkürlich.
„Mein Herr, ich hege die feste Ueberzeugung, daß Sie über Nacht verrückt geworden sind." sagte er zitternd vor Erregung, „aber ich lasse nicht mit mir spielen, Sie haben gestern zwölfhundert Thaler für den Ring geboten —"
„Nicht für diesen Ring!"
„Gerade für diesen."
„Sie zeigten mir einen ganz andern Stein, allerdings in einer Fassung, die der Fassung dieses Glassplitters täuschend ähnlich ist."
„Unsinn! Der Ring ist seitdem mir nicht aus den Augen gekommen!"
„Und ich wiederhole Ihnen, es ist nicht derselbe Ring."
Der Kommissionsrat atmete schwer, er meinte an dem Druck in der Kehle ersticken zu müssen.
„Ich weiß nicht, soll ich Sie für einen Narren oder einen Schuft halten," sagte er, unfähig seiner Wut zu gebieten, „ich schwöre einen Eid daraus, daß es derselbe Ring ist."
„Schwören Sie, was Sie wollen." erwiderte der Juwelier lakonisch, „ich werde nicht der Esel sein, der sein sauer verdientes Geld zum Fenster hinauswirft. Bringen Sie mir den Stein, den Sie mir gestern zeigten, so zahle ich Ihnen mit Freuden zwölfhundert Thaler dafür, aber für dieses Glas zahle ich keine zehn Thaler."
Der kleine Herr griff mit beiden Händen in sein dünnes, graues Haar.
„Wache oder träume ich denn?" sagte er, „Sie haben mich veranlaßt, für den Ring tausend Thaler zu zahlen, Sie mußten gestern schon wissen, daß es kein echter Brillant ist —"
„Gestern war's ein echter!"
„Und nun soll er über Nacht falsch ge- worden sein?"
„Der Stein selbst nicht, aber er ist ver- tauscht worden. Verlassen Sie sich auf die Wahrheit meiner Behauptung. Sie sind betrogen worden "
„Das ist unmöglich."
„Es kann nicht anders sein. Erzählen Sie mir den Hergang des Handels zwischen Ihnen und der Dame, vielleicht kann ich Ihnen auf die Fährte helfen."
Der Kommissionsrat war auf einen Stuhl gesunken, es ward ihm nun doch bald klar, daß der Juwelier Recht haben mußte.
Und nachdem er ihm Bericht erstattet hatte, gab der Juwelier ihm sofort die Lösung des dunklen Rätsels.
„Ihre russische Gräfin besitzt den echten Stein und wer weiß wie viele andere böhmische Diamanten, die in Schliff und Fassung dem echten täuschend ähnlich sind", sagte er. „Und die Verwechslung hat stattgefunden, während die Aufmerksamkeit aller Anwesenden aus das Dokument gerichtet war. Wer von Ihnen hätte auch in der russischen Gräfin, die. wie Sie sagen, durch ihre Liebenswürdigkeit und ihre Schönh.il Alle bezauberten, eine Betrügerin vermuten können? Also sind Sie ohne Arg in die Falle gegangen, und ich bin überzeugt, die Gräfin ist bereits über alle Berge. Aber selbst wenn Sie noch hier wäre, was wollten Sie ihr anhaben? Können Sie Ihr den Betrug beweisen? Haben Sie nicht durch Ihre Unterschrift bezeugt, daß Sie wissentlich einen falschen wertlosen Stein von der Gräfin kauften?"
„Ich bitte Sie, schweigen Sie!" rief der Kommissionsrat wütend. „Ich werde die Sache untersuchen, und wehe ihr, wenn sie mich betrogen hat."
Er stürzte hinaus, atemlos kam er im Gasthofe an.
„Wo ist die Gräfin von Malachowski?" fragte er den ihm entgegentretenden Oberkellner. „Melden Sie mich sofort an."
„Bedaure", lautete die Antwort, „die gnädige Frau sind gestern mit dem Nachtzuge weitergereist."
„Hole Sie der Teufel mit Ihrer gnädigen Frau", schrie der kleine Herr erbost. „Eine Betrügerin ist diese Gräfin."
„Aber Herr Kommissionsrat!"
„Ich kann's beweisen", polterte der kleine Herr, mehr und mehr sich ereifernd, „mich hat sie um tausend Thaler betrogen."
„Der Ring —"
„Ist unecht und wertlos!"
„Aber das wußten Sie ja!"
„Den Kuckuck wußte ich! Vertauscht hat Sie die Ringe. Der, den Sie trug war echt, den unechten Halle sie in der Tasche, — begreifen Sie nun? Uebrigens habe ich keine Lust, zum Schaden auch noch den Spott aus mich zu nehmen und mir von den Tischgenossen hier Sottisen sagen zu lassen, — ich werde hier nicht mehr speisen — leben Sie wohl!"
Von der Gräfin Malachowski aber hat man nie wieder etwas gehört.
Am Bienenstand im Juli,
n.
Auf manchen Bienenständen sieht man gegenwärtig früh morgens Drohnen vor dem Flugloche lagern, oder am Fenster hinten zusammengedrängt; oft sieht man sie halb verschmachtet dutzendweise auf dem Bodenbrett
liegen: „es ist die sogenannte Drohnen, sch lacht!" Die Schwarmzeit ist vorbei — nh'.
Stöcke, welche die Drohnen abtreiben — „anieni. sich Vorschwärme. Nachschwärme und a!>->e'. schwärmte Stöcke, haben befruchtete Königinnen'
Sie schaffen sich jetzt die entbehrlich gewordenen unnützen Schl cm mm er vom Halse, um sich für den Winter einzurichten. Stöcke, die nich, geschwärmt haben, die Honig, und volkreich sin- - üben öfter Erbarmen und dulden die Drohnen noch 8—14 Tage. Dulden Nochschwärme nach ^ der Zeit der „Drohnenschlacht" noch! Drohnen, so ist entweder die Königin bei«! Befruchtungsausfluge verloren gegangen, oder! ist sie noch jungfräulich im Stocke und kann! am Ende gar nicht fliegen. Wer jetzt noch! Königinnen nachziehen will, sorge dafür, daß er! noch Drohnen habe, sonst ist alle Mühe ver- gebens. Um dies zu erreichen, entweisele man ! einen guten Stock. Die Königin läßt sich si! gewiß in einem kleinen Ableger ausbewahren. i Der entweiselte Stock setzt nun Weiselzcllen'an! bald mehr bald weniger. Sechs Tage nach der Entweiselung können diesem mutterlosen Stock gedeckelte Weiselzellen entnommen und weisellosen Völkern eingehängt werden znr völligen Entwicklung. Nach 4 Wochen soll in der Regel neu bedeckelte Brut in so behandelten Stöcken gefunden werden.
—-— i
(Eine feine Familie,) Die Familie eines < Maurers in Worms scheint eine recht nette Ge- sellschaft zu sein. Die Tochter dieser Familie denunzierte dieser Tage ihren Bruder wegen eines Weißzeugdiebstahls. Nunmehr zeigte dieser seine Schwester wegen eines ähnlichen Deliktes an und beschuldigte gleichzeitig seinen Vater wegen unerlaubten Ausspielens eines Wertgegenstandes und der Vater brachte seine Frau wegen Hehlerei in Untersuchung. (
(Zerstreut.) Professor: „Ich bin eigens ^
hierher gereist, um ihre berühmte Münzsammlung zu bewundern!" — Händler: „Gerade diese ist mir heute Nacht gestohlen worden!" — Professor: „O, wie fatal! — Und die Adresse der Diebe könnten Sie mir nicht sagen?"
Auflösung der Charade in Nr. 114.
Reblaus. Re(h) blau (Gan)s.
Auflösung des Kapsel-Rätsels in Nro. 114.
Falsche Freunde sind deine ärgsten Feinde. s
Logogryph.
Ich schweb' im Hellen Sonnenschein,
Bin ohne Kopf ein Greis;
Und dessen Gattin werd' ich sein,
Gibst meinen Fuß du preis,
Wird nun der Kopf mir aufgesetzt,
Bin ich ein Kleid und Antlitz jetzt. «
Telegramme.
Möhringen bei Tuttlingen, 24. Juli.
Der Postwagen im Schnellzug Nro. 278 (Zürich- Stuttgart) ist heute Mittag gegen 11^ Uhr infolge eines Bandagen (Radreifen-) Bruchs umgestürzt, wodurch beide im Wagen befindliche Postbeamte verletzt wurden, der eine leicht, der andere, der Postschaffner schwerer, jedoch nicht in lebensgefährlicher Weise. Hätte sich der Postwagen statt hinten vorne im Zuge befunden, jo wäre ein schweres Unglück unvermeidlich gewesen. h
Paris, 24. Juli. Das „Petit Journal" berichtet, daß eine sehr große hiesige Verwaltungsbehörde von einem ungewöhnlichen Skandal bedroht sei. Es heißt, dieselbe Härte Ausgaben gemacht, die erst für das Jahr 1898 vorgesehen waren, und das hierdurch entstandene DeM betrage Millionen. Wie verlautet, soll diele Verwaltungsbehörde der Gemeinderat von PaD sein, der zu Zwecken der Wahlagitation an , 50—60 Millionen für Subventionen, Studien- Z reisen, Gehaltserhöhungen und StrikeunterM' ungen bewilligt hat. Auf diese ^
Situation soll es auch zurückzusühren sein, sag
Poubelle, der ehemalige Seine-Präfekt, W entschloß, den Bolschafterposten beim VBia . ,
anzunehmen, da er sich gegenüber der M ^
gebahrung des Gemeinderats ohnmächtig fuh^- ^
Redaktion, Druck und Verlag von T. Meeh in Neuenbür.g.