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hing. Das . dabei verwendete Messer wurde im Hausgang gefunden. Heute vormittag halb 9 Uhr trafen von Stuttgart der Erste Staats­anwalt am kgl. Landgericht Herrschner, der Untersuchungsrichter Landrichter Dr. Bossert und ein Gerichtsschreiber ein, um den Thatbestand aufzunehmen. Die Aufregung in der ganzen Gemeinde ist sehr groß. Die Mordthat hätte verhindert werden können, wenn die Angehörigen den Wiederausbruch des Säuferwahns alsbald angezeigt und die wiederholte Ueberführung in eine Irrenanstalt veranlaßt hätten.

Stuttgart, l. Juli. Der Mörder Huppenbauer aus Untertürkheim ist heute nachmittag 4 Uhr hierher cingelicfert worden. Die Ehefrau desselben hat, wie uns berichtet wird, durch die Schläge mit dem Nachttopf eine klaffende, aber nicht lebensgefährliche Wunde auf der Stirn erhalten. Der Mörder selbst wurde als­bald in das Ortsgefängnis abgeführt und von dort aus erst heute nachmittag direkt nach Stutt­gart eingeliefert. Es scheint mit Absicht die Meldung verbreitet worden zu sein, er sei bereits nach Cannstatt abgeführt worden. um die be­greiflicherweise außerordentlich erregten Ein­wohner von Untertürkheim von einer etwaigen Belagerung des Ortsgeiängnisses abzuhalten. Die Ueberführung Huppenbauers von letzterem auf den nahen Bahnhof geschah so rasch und un­vermutet, daß ihn verhältnismäßig nur wenige Leute zu Gesicht bekamen.

Untertürkheim, 2. Juli. Heute Nachmittag 4 Uhr fand die Beerdigung der 3 Opfer des Mörders Ernst Huppenbauer statt. Nicht nur von der ganzen hiesigen Gemeinde hatte jede Familie mindestens 1 Mitglied zu dem Leichenkondukt entsendet, sondern auch aus Eß­lingen, Obertürkheim, Hedelfingen, Rothenberg, Fellbach, Cannstatt und Stuttgart waren zahl­reiche Personen erschienen, um an der Beerdig­ung teilzunehmeu. Die benachbarte Gemeinde Wangen war gleichfalls außerordentlich stark ver­treten. Der Kirchhof konnte die ganze Menschen­menge nicht fassen, weshalb viele am Kirchhosthor wieder umkehren mußten. Der Ortsgeistliche hielt eine erschütternde Trauerrede. (8. 0. L.)

Württ. Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe. Stuttgart 1896. Ein Ausstellungsgegenstand, dessen Originalität besonders die ländlichen Ausstcllungsbesucher ebenso belustigt, als die Nützlichkeit seiner Zweck- bestimmung allgemein begriffen wird, ist neuer­dings im Hofe des Gewerbedorfs aufgestellt. Es ist ein elektrisch betriebener Stiefelputzer» eingerichtet von Julius Geiger, mechanische Werkstätte. Derselbe besteht im Wesentlichen aus zwei rotierenden Bürsten, von denen die eine den Schmutz entfernt, während die andere, nachdem die W'chse mit einer Handbürste auf­getragen worden ist. das Schuhzeug mit ver­blüffender Schnelligkeit blank wichst.

Göggingen O/A Gmünd. (Einges.) Das Nicolauskirchlein in Göggingen wird seit alter Zeit von der evang. und der kathol. Gemeinde benützt. Die Eigentumsfrage war unentschieden. Infolge der neueren kirchlichen Gesetzgebung mußte eine Entscheidung herbei- geführt werden. Dieselbe fiel zu Gunsten der kathol. Gemeinde aus. Der evangel. Teil darf die Kirche noch benützen, mußte aber die Ver­pflichtung übernehmen, eine eigene Kirche zu erbauen. Die Aufbringung der Kosten von ca. 40 000 »tL ist für die kleine evang. Gemeinde von 364 Seelen unmöglich trotz aller Opfer­willigkeit. Das Kgl. Konsistorium hat daher eine allgemeine Kirchenkollekte auf nächsten Sonntag den 5. Juli angeordnet. Die Ge­meinde ist der brüderlichen Liebe wert. Mögen die Gaben reichlich fließen, daß auch die evang. Gemeinde Göggingen ein eigenes Haus erhalte, da Gottes Ehre wohnet.

Ausland.

Die Franzosen spielen von Zeit zu Zeit in bedenklicher Weise mit dem Feuer. So hat erst kürzlich ein französischer Divisionsgeneral mit dem deutschen Namen Keßler bei einer militärischen Feier eine böse Brandrede gegen Deutschland gehalten und seine militärischen Zuhörer ungescheut ermahnt, sich auf den Kampf

zur Wiedereroberung von Elsaß- Lothringen bereit zu halten. Wenn man in Deutschland derartige Redereien ernst nähme, so könnte es leicht zu einem Krieg kommen, aber in Berlin hört man das Geschwätz der Franzosen ruhig an und wartet wohl vorbereitet ab. ob sie von den Worten zu einer That schreiten wollen. Auch ein französischer Minister hat in Nancy bei der Enthüllung eines Denkmals für den ermorderten Präsidenten Carnot ein nicht mißzuverstehendes Hoch auf das republikan­ische Lothringen ausgebracht. Der Panama­schwindler Alton ist von dem Pariser Schwur­gericht zu 6 Jahren Arbeitshaus verurteilt worden. Die Richter ließen es nicht zu, daß Arton die Namen der von ihm bestochenen Senatoren und Deputierten nannte. Die Verlegenheit für die Regierung wäre aber doch zu groß geworden. Arton hieß, wie bekannt, ursprünglich Aaron und war im Elsaß geboren.

Paris, 1. Juli. Gestern morgen wurde hier eine Bande von 30 Einbrechern verhaftet, welche seit Jahren zahllose Kirchendiebstählc oer­übt hatten, ohne bisher dingfest gemacht werden zu können. Bei den Hehlern, die gleichfalls be- reits hinter Schloß und Riegel sitzen, wurden viele Kunstgegenstände, Kirchenornamente. Edel- steine und eine Menge geschmolzenen Goldes ge- fanden. Bisher haben die Mitglieder der Ber- brechergesellschaft, die sich den Spitznamen banäo äks sueristains" gegeben hat, nicht weniger als 200 Diebstähle eingestanden. Bei einem einzigen Diebstahl haben sie Objekte im Werte von 200000 Fr. entwendet. Einer der Diebsgesellen hatte vor kurzem ein Grundstück in Mis^-Ie-sos angckauft und daselbst eine stattliche Villa aufführen lassen.

Paris, 1. Juli. Zwei bei einem Pariser Rennstallbesitzer bedienstete Jockeys, Morris und Path unternahmen vorgestern eine Bicyclewett- fahrt. Noch etwa 100 Meter vom Ziele, wandte sich Morris um, um zu sehen, wo er seinen Gegner gelassen, im selben Augenblicke stieß er an ein Trottoir und stürzte im Bogen über sein Bicycle zur Erde. Path, der ihm dicht auf den Fersen war, stürzte über ihn und blieb bewußt- los liegen. Ohne sich um den letztem weiter zu kümmern, ließ sich Morris, obgleich er den rechten Unterschenkel gebrochen hatte, von seinen Schrittmachern auf das Fahrrad heben und fuhr so bis ans Ziel, um den Einsatz zu gewinnen. Sein unglücklicher Gegner Path starb nach wenigen Stunden infolge der erlittenen Gehirn, erschütterung.

Wien, 1. Juli. Zwischen dem Redakteur Binder vomPreßburger Tagblatt« u. Rauschan vom antisemitischenGrenzboten" fand gestern früh ein Säbelzweikampf statt, wobei Rauschan schwer verwundet wurde.

Der vielfache Millionär Leopold Uzheleyi wurde in Szegedin wegen Verleitung zu einer falschen Zeugenaussage zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Einer derRäuber, die kürzlich bei dem Badeort Jalova die beiden Konstantinopeler Damen gefangen nahmen und gegen ein vom Sultan gezahltes Lösegeld von 10000 türkischen Pfund (230000 Frcs.) auf freien Fuß setzten, wurde bald darauf mit 750 Pfund, fernem Anteil an der Beute ergriffen.

Vermischtes.

Donaueschingen, 29. Juni. Der in weiten Kreisen wohlbekannte alte Seiltänzer Franz Knie ist infolge eines Herzschlags im Alter von 77 Jahren gestorben. Noch vor wenigen Togen war er öffentlich aufgetreten. Bon den zahlreichen Kindern, die aus seinen beiden Ehen stammten da mehrfach Zwillinge und Drillinge auf der Bildfläche erschienen sind, hat es Knie auf 35 Kinder, und zwar 19 aus erster und 16 aus zweiter Ehe gehracht sind nur noch 5 Töchter und 3 Söhne am Leben. Vor kurzer Zeit erregte das tragische Geschick der jüngsten Tochter Knie's großes Aufsehen; diese hatte ein unglückliches Liebesverhältnis mit einem Studenten in Württemberg, worüber sich das Mädchen auf offener Straße erschoß.

Wien. 27. Juni. Die innere Körper, wärme des Menschen soll nach demGesond. heits Ingenieur« kürzlich kier durch einen ZM ermittelt worden sein. Ein Gefangener einen Moximal-Thermometer verschlungen, der nach 9 Tagen wieder entfernt wurde. Das In. strument zeigte als höchste Temperatur S8,i Grad Celsius, während in der Achselhöhle als Maximaltemperatur in der Zwischenzeit nur 37,2 Grad Celsius beobachtet wurden.

(Dilemma.)Warum gehen Sie nie am

Urlaub, Herr. Ja, das ist

so 'ne Sache! Verlange ich keinen Vertreter so glaubt man, ich hätte nichts zu thun, ver­lange ich einen, so sieht der, daß ich nichts zu thun habe!"

Auflösung der Charade in Nr. 100.

Bienkorb.

Charade.

Gefährlich sind die ersten Zwei,

Packt dich ihr Drittes, ist's vorbei

Mit dir das Ganze kannst du seh'n

Alljährlich aus der Wiese steh'n.

Telegramme.

Berlin, 2. Juli. Der Bundesrat stimmte in seiner heutigen Sitzung der Gewerbe- ordnungsnovelle und dem Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschasisgenossenschaften zu.

Berlin, 2 . Juli. Oberhosprediger Dr, Kögel, der langjährige Seelsorger Kaiser Wilhelms I., ist heute Vorm. 9 Uhr gestorben,

Leipzig, 2. Juli. Das Reichsgericht verurteilte heute den angeblichen Handlungs­reisenden Joh. Schmidtkonz aus Stadtamhof (Bayern) wegen Verbrechen gegen Z 3 des Reichs­gesetzes über den Verrat militärischer Geheimnisse in zwei Fällen zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, sowie Zulässigkeit von Stellung unter Polizeiaufsicht. Der Angeklagte wurde für überführt erachtet, sich militärische Geheimnisse verschafft zu haben, um sie an eine auswärtige Regierung weiterzugeben.

München, 2. Juli. Heute früh 7 Uhr fand in dem Walde zwischen Großhesienlohe und Pullach zwischen dem jungen Kaufmann und Reserveoffizier Max Jrlbeck von hier und dem Studenten N. Rosen bl um aus Hamburg einZweikampf auf Pistolen statt. Der letztere wurde tätlich getroffen. Anlaß soll ein Streit gewesen sein, welchen die beiden Gegner vergangenen Sonntag in Nymphenburg mit­einander hatten.

Mit dem 1 . Juli beginnt ein neues vierteljährliches Abonnement auf den

GnxtlMer".

Wir bitten unsere geehrten Leser die Be» stellungcn bei der bisherigen Bezugsstelle als­bald zu erneuern, wenn keine Unterbrechung iui Empfang des Blattes eintreten soll.

In Neuenbürg abonniert man bei der Ge­schäftsstelle, sonst überall bei den betreffenden Poststellen und Postboten.

Der Enzthäler enthält bekanntlich die amt­lichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden des Bezirks. Wie er über die wisscnwerten Ereignisse im Bereiche der Politik schnell orientiert, was ihm besonders durch tclegraph. Nachrichten­dienst möglich ist, so legt die Redaktion große» Wert auf gediegenen Unterhaltungsstoff und Mitteilung gemeinnütziger Sachen.

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Der GnzthMer"

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Med. «. Vertag des ßnzlhälers- Mit einer Beilage.

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