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MerLcrge zu Ar. 90 des KnztHuters.

Neuenbürg, Donnerstag den 11. Juni 1896.

Anteryatteuder Heil.

Der Tod.

Von Heinrich von Lautern.

Greifst?"

Georg!"

Ich seh' etwas Braunes, ist ein loser Vogel, zwischert den ganzen Tag und nascht Kirschen was ist das?"

Die Spatzen?"

Nein, die Jungfer Grethe."

Das Mädchen auf der Gartenbank lachte. Aus dem Teller in ihrem Schooße hatte sie ab und zu eine der saftigen Harzkirschen über die kleinen, vollen roten Lippen geschoben; nun suchte sie auf die unkische Anspielung hin vor sich hinlachend die paarweis gestielten Kirschen zusammen und hing sie schmuckartig über die rosigen, niedlichen Ohrmuscheln. Im krausen Gewirr der braunen Seileniöckchen nahm sich der rotschimmernde Putz anmutig aus und schien in seiner schwellenden Reife mit dem kußlrchen Munde zu wetteifern, den. ein paar Zoll weiter, noch immer ein belustigtes Lächeln umspielte.

Der junge Mann, der, so lang und so stattlich wie ihn der Herr geschaffen, vor ihr im Grase lag, schaute vergnüglich auf das reizvolle Bild und dann huschte ein neckischer Zug über sein schönes, frisches Gesicht.

Du Gretchen!"

Wieder ein dummer Witz?"

Nein, aber ein philosophischer Tiefblick."

O Ja!"

Mädchenlippen und Kirschen wie ähn­lich ist sich das! Rot und süß ist Beides und die Gelbschnäbel, die zweibeinigen und die ge­fiederten, naschen so gern dran "

Wieder klang im Schatten der breiten Kirschbaumkrone das silberne Lachen, dann sank das braune Köpfchen sinnend eine Weile vorn­über und das rosige Kinn vergrub sich in der weißen schimmernden Halskrause. Um eine heim­zahlende Erwiderung der losen Neckereien mochte sie nicht verlegen sein.

Der junge Mann im Grase hatte die musku­lösen Arme unter den blonden Krauskopf und ein Bein lässig über das andere geschlagen. Sein lebhaftes Auge verlor sich bald im rolge- sprenkelten Grün der Baumkrone, bald in die Tiefe des Himmels, die blau und klar durch die Zweige schimmerte, bald blinzelte es über den sonnig.flimmernden Garten, wo die Mücken summten und schwirrten, die Spatzen lärmten und die bunten Falter über die blühenden Beete tummelten.

Georg!"

Na und?"

Mach' doch 'mal den Mund auf."

So mein Schatz "

Noch weiter; denk'es kommt ein Marzipan- Täubchen geflogen."

Auch das! Hübsches Scheunenthor was? Wo blubt denn aber die Taube."

Das Neckteufelchen lugte der Grethe aus beiden, braunen Augensternen, sie hielt eine der Ichönstcn und schwellendsten Kirschen zwischen den rosigen Fingerspitzen und that als ziele sie damit auf den Mund. Im letzten Augenblick

blitzgeschwind nahm sie einen abge- schälten Kern von den Lippen und der schnellte "un geschickt, gerade aus seine Zunge.

Was was heißt das? Na, warte, Du Schalk!«

lind mit einem Ruck stand der junge Mann lachend aus den Füßen. Durfte denn auch so etwas ungestraft bleiben? Der braune Schelm ^er, die Grethe, hatte flink den Teller aus die ^ank geklirrt und sprang leichtfüßig und kichernd davon. Die glänzenden Zöpfe flogen und die Rocke flatterten rauschend um die grünen Sträuche

Na. Dich krieg' ich schon! Lauft ihr Bein,! *>agt meine Renner, jagt wie Wotons Sturm- rose und die H,xenbesen um den Bloxberg. Der Preis ist Deines Schweißes wert. Bueephalos!"

Und mit mächtigen Sprüngen setzte lachend der Bursche dem fliehenden Mädchen nach. Ueber die Beete, über den Rasen, über die niederen Hecken ging die lustige Hetze. Hell blitzten seine Auge» in fröhlicher Haschlust und um die starke Brust rauschten und knackten die Zweige, Seinen eiligen Atem hörte die Grethe schon dicht zu ihrem Rücken, da flüchtete sie sich behend hinter einen Garlenrisch und lachte hochatmend und sprungbereit dem lustigen Verfolger neckisch grade in's Gesicht.

Du Blitzmädel, Du Teufelskind! Büßen sollst Du mir das! Du Hexe von Blitzgeschwind, t na ich Hab Dich schon wart' jetzt eins, zwei, drei schwupp!"

Aber das lachende Mädchen wich geschickt den greifenden Armen aus. Ein paarmal bald nach rechts, bald nach links ausweichend und zutappend umkreisten sie eifrig und sprühend vor Lust den Tisch Da trat der junge Mann plötzlich ein paar Schritte zurück. Hochrot und herausfordernd stand ihm die Grethe gerade gegenüber und lachte und neckte, an den Ohren baumelten verlockend die roten Früchte, und die Breite des schweren Geräts war zwischen ihnen.

Da warf sich der Bursche sausend vor ein mächtiger Satz: Hoch im Bogen schnellte er über das Hindernis. Und wie sich die Absätze tief in die weiche Gartenerde gruben, hielt er mit raschem, kräftigen Griff die Ueberraschte in seinen Armen.

Ho, Hab' ich Dich, Wetterhexe! Nun schöne Odaliska mit den Rubinen im Ohr, ergieb Dich! Mein bist Du ja, mein mit Herz und Lippen und mit dem süßen Kirschensast drauf!"

Doch die Grethe wand und bog sich in der starken Umschlingung, rot waren die Bäckchen von Jugendlust und Jugendfrische und die kuß> lichen Lippen schimmerten verlockend und der Bußen schwellte auf und nieder.

Einen Kuß, einen Kuß zur Buße, mein schöncs Kind!"

Aber Georg laß mich jetzt am Hellen Tage wenn es jemand sieht!"

Herzhaft stemmten sich die beiden kleinen Fäuste auf die breite, nervige Brust des Ber langenden und mit Biegen und Wenden strebte sie lachend danach, sich zu befreien. Aber der vollkräftige Bursche'war stärker. Die Arme fest um ihre Hüften gepreßt, bog er mit der freien Hand das abgewandte Köpfen zu sich herauf. Eine Weile glühte es tiefrot vom Hals bis unter die krausen Stirnlöckchen hinauf, dann lösten sich die gestemmten Arme in wahrer Hingabe, unter halbgesenkten Lidern schimmerte es wie süße Ge- Währung und dann strebte ein flaumbärtiger und ein weicher rosiger Schelmenmund verlangend und glückselig erduldend zusammen und sie küßten sich, die lachenden, blühenden glücklichen zwei Menschen.

Du liebe. Du lose, daß mir Amor einen Purzelbaum schlage und seine schöne Mutter mein Herz weich mache wie Butter! welch ein lieber, lieber Schelm bist Du!"

Aber Georg Du Du darfst nicht mehr so wild sein. Denk' nur, wirst bald Deine Stelle und bald einen Schnauzbart haben so so lange; und wiest bald" schämig verbarg sich das erglühende Köpfchen an seiner Brust mein lieber, lieber Mann sein und bist noch immer so wild und so ung'stum, wie der Hans drüben, wenn die Schule aus ist."

So laß' mich, Grete, bei den Musk.ln des Herkules, laß mich! Schau' her. Schatz schau' die Faust schau', gieb Acht, wie dos K>rn hat" und er schlug sich mit der geballten Faust auf die stark gewölbte Brust, daß rs dröhnteja, und wenn sich daö aus der Hochschule hat beugen und bändigen müssen, wochenlang, monatelang, im Weisheitswust und Philistertratsch. im Slubenbann und Gassen­staub. und es wird zu den Ferien hinausgelosseo, wie der Hirsch aus dnn Geheg, hinaus in die

weile, bunte sonnige Welt Heiliger Herrgott im Himmel, soll's da nicht auflebcn, frei sein, tollen und sich tummeln dürfen, wie urwüchsig ungewaschene Nrwaldkinder. die der erste grüne Zweig purzelnd und unbändig hinaus in's Freie lockr! O, rede Du doch nicht so supperklug und mattherzig; bist ja selber so ein liebes, frisches Waldkind, dem's am wohlsten, wenn die blitz­blanke Sonne über dem Haupte und ein freies Stückchen Eide unter den flinken Füßen ist. Zum braven, zahmen und geruhsamen Bürger­und Hauspärchen hat's mit uns zwei beiden allemal noch Zeit, wenn Dein liebes Patsch­händchen den Ehebär morgens bei der Nase aus den Federn zupfen wird."

Äuflachend und mit schimmernden Augen hat die Grethe zugehört, dann schleuderten die beiden heiteren. blühenden Wald- und Natur­kinder Arm in Arm unter den Schatten des Kirjchbaums zurück und nahmen das Faullenzen und das Kirschenessen scherzend wieder auf.

Durch die blütenweißen Gardinen des nahen Forsthauses aber hatten vier treue, gute Augen das übermütige Spiel im Garten gesehen und zwei furchenumzogene Lippenpaare haben zu gleicher Zeit darüber gelächelt das eine mit heiterem Stolze und das andere mit weicher Rührung. Zu seiner Trude, der treuen Lebens­gefährtin, aber hat der alte Förster gesagt:

Guten Mut, Frauchen, die zwei da unten» das ist ein prächtiges Holz und Rasse steckt mir drin, daß es eine Herzensfreude ist, zu sehen, wie sich das gemacht hat in seiner ungebundenen Jugendkraft. Rausgefresscn hat sich der Bengel in den letzten Jahren, daß es nur so ein Staat ist und die Grethe, das kiekige Ding von anno dazumal ob die ihm auch nur um ein Kleines nachsteht?! A'n bischen wild und ungezügelt sind sie freilich noch, aber das schäumt sich ab; laß' sie nur erst im Zeichen der Haube stehen! Und ein stattliches Paar tritt dann unsere Erb­schaft an meinst Du nicht? Ei, Alte und und wenn dann erst die Enkelkinder kommen, die Puttchen, ha, ha die Nackfröschchen; das soll ein Leben werden im stillen Hause! Aber gieb Acht, die echte rechte Art wird's sein, die in den Wald gehört und unter den blauen Himmel bei St. Hubertus!"

Und die guten Augen der Frau Trude haben mild und träumerisch in den Kirschbaum­schatten hinübergeblickt, auf den prächtigen Burschen im grünen Grase und auf die braune Grethe, die Waise des verunglückten Vetters; dann hat sie die Hände gefaltet und die Lippen haben leise und fromm vor sich hin gemurmelt: Das wolle Gott!"

(Schluß folgt.)

Aus einem Vortrag über Bienenzucht.

Man unterscheidet Natur- u. Kunstschwärme. Redner gab den Kunstschwärmen den Vorzug vor den Naturschwärmen, indem durch Kunstschwärme das Honig­erträgnis gesteigert würde. Kunst- wie Raturschwärme seien nur von starken Völkern mit leistungsfähiger Königin herzustellen resp. anzunehmen. Ein solches Volk sei durch Reizfütterung mit Reservehonig Waben oder gutem Honig, aber ja nicht durch Zuckerwasser auf einen hohen Grad der Volksstärke zu bringen, d. h. zu einem mächtigen Volke zu erziehen.

Bei der Vermehrung sei nicht über 50°/g zu gehen. Ein Kunstschwarm sei erst dann zu bilden, wenn die Völker schwarmreif, d. h. wenn dieselben in Bälde einen Naturschwarm abgeben würden. Bei der Kunstschwarm­bildung verfährt Redner so: Er bildet aus 2 Völkern ein drittes. Sämtliche Waben des ersten Volkes kommen in den Wabenkasten und der leere Kasten wird mit Vorbau wie bei einem Naturschwarm ousgestattet. Hier­auf werden sämtliche Bienen von den Waben in den leeren Kasten gefegt. Das Volk ist jetzt in Schwarm, zustand versetzt und arbeitet wie ein Vorschwarm. Dem Volke sind zu dem Vorbau einige leere Waben zu geben, damit die vom Felde heimkehrenden Bienen ihre Beute ablegen können. Die Waben dieses Volkes kommen nun in einen leeren Kasten und dieser an die Stelle eines zweiten schwarmreichen Volkes. Dieses zweite Volk giebt nun alle seine Trachtbienen an die Waben des ersten Volkes ab und muß einige Abende getränkt werden.

Das aus den Waben des ersten und den Flug­bienen des zweiten Slockes gebildete Volk hat aber jetzt