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in der angenehmen Lage, die ... . Preise zu zu Gunsten der werten Konsumenten zu revidieren. Und somit empfiehlt dieser Mann mit gut deutschem Namen sein „so sondiertes und von absolut reellen Prinzipien ge» leitetes Geschäft" seinen Freunden und allen übrigen Interessenten. Hoch die deutsche Sprache! ruft da manch biederer deutscher Michel und lacht dazu, als hätte er statt 95er Klingel- berger Essig geschluckt. Nun, jede Nummer der Zeitungen bringt uns Mengen ähnlicher Belege. Besonders schlimm ist's, wenn die lieben Fremdwörter, die so vornehm klingen, auch noch ganz falsch angewandt werden. So lasen wir an einem Laden „naturierter Spiritus." und ein Blatt leistete es sich, die Dialektik" einer etwas mundartlich redenden Schauspielerin zu tadeln. Am Allerschlimmsten aber steht's mit den Gasthäusern und ähnlichen Anstalten. Die LoIIevuos, konsious internationales, Hotels äe I'Lurope, Hotel cln Launion u. s. w. sind »eben dem bekannten Uenäerivous der Fremden und Einheimischen an der Tagesordnung. Sogar im hintersten Schwarzwaldthal giebt's in den Gasthöfen bains clu Lub. Da bekommt man cliners ä la carte, äiners L pari, xlates äu jour, meuus und Liners a 1 Mk.. daß einem Franzosen das Herz im Leib lachen muß. Und vollends noch all' die französ. Bezeichnungen für gute deutsche Speisen, wie 6reme äe ri? statt Reissuppe, kotaZs ä'eerevlses statt Krebs- suppe, nicht zu reden von Omelette aux eonö- tures, eompote, äessert rc. rc. Die auf glänzenden Schilden prangenden „Coiffeur", „Frisiersalon" sind in größeren Städten nichts auffallendes mehr. Das ist's was alles den gewöhnlichen schwäbischen Pfingstläufern begegnet. Und machen wir biedere altmodische deutsche Philister dazu bedenkliche Gesichter, so sagt man uns grob: das versteht ihr nicht, meine werten Herren, so etwas ist international. — Nun, recht schön; aber wir meinen in aller Bescheidenheit, auch die Gasthäuser und viele Geschäfte in Frankreich und England seien international und doch tragen sie nur Namen, wie sie die Landessprache mit sich bringt. Keinem Franzosen wird es einfallen, sein Geschäft deutsch zu benennen. Ja, die Franzosen sind eben Fanatiker, Deutschenfreffer, wird uns gesagt, und da wollen wir ihnen freundlich die Hand bieten, ihnen entgegenkommen und sie auf sothane Weise begütigen. — O lieber Himmel! Da könnt ihr lang warten ihr Französier und Engländerer und Fremdwörtler. Wenn ihr euch vor dem Fremden erniedrigt, ihr, die Söhne der Männer, die so kräftig die roten Hosen ausgeklopft haben, damit fangt ihr keinen Franzosen; im Gegenteil, er lacht nur — und mit Recht. Jeder vernünftige Reisende geht in das Gasthaus oder Geschäft, wo er gut und billig bedient wird und fragt sehr wenig darnach, ob ein Schild deutsch oder französisch beschrieben ist. Also bei Licht besehen ist's doch nur Gedankenlosigkeit oder Mangel an Rückgrat, was diese meist ganz hohlen, im Begriff verschwommenen Fremdwörter oder gar ganz fremde Wörter gebrauchen heißt. Die beste Fremden- stadt könnte doch eine durch und durch deutsche Stadt sein; nur etwas mehr Schneid!
(Zum Heiraten verurteilt.) Einen netten Ausgang nahm dieser Tage eine Verhandlung vor einem englischen Gericht. Ein junger Mann und ein junges Mädchen stritten sich um ein Gut; der Fall war äußerst verzwickt. Der Richter schüttelte den Kopf und hatte plötzlich einen salomonischen Einfall. „Mir deucht," begann er, „ich sehe einen angenehmen und leichten Weg, um diesen Streit zu enden. Der Kläger ist ein ordentlicher, junger Mann und die Ver« klagte ein allerliebstes junges Mädchen. Das Beste ist. Sie heiraten sich und leben zusammen! auf dem Gut! Setzen Sie den Prozeß fort, so wird das Gut an die Advokaten vergeudet, die sicher nicht so ungalant sein werden, zu wünschen, daß aus der Hochzeit nichts werde." Die Advokaten lächelten bittersüß, die Jungfrau errötete tief und sagte nicht Nein; der Kläger stotterte, daß „sie sich immer sonst hätten gut leiden können," und der Richter sprach das Ur
teil: „Das Gut gehört dem Kläger, wenn er binnen zwei Monaten die Verklagte heiratet."
(Ein guter Tropfen.) Ein in der Geschichte des Weinbaues und Weinhandels einzig dastehendes Ereignis hat sich vor einigen Tagen bei der Weinversteigerung des Weingutsbesitzers H. Espenschied in Rüdesheim vollzogen. Zehn Halbstück (zu 600 Liter) 1893er Rüdesheimer erzielten die Summe von 66190 v-L! Dies er- giebt einen Durchschnittspreis von 13 239 für ein Stück von 1200 Liter. Das beste Halb- stück wurde von der königl. bayerischen Hofkellerei in München erworben und der Preis von 12 000 Mark für 600 Liter bezahlt. Wohl ist für einzelne hochfeine Auslesen auch dieser Preis schon bezahlt, für den ganzen Jahresertrag eines Gutsbesitzers jedoch noch nie ein solches Durchschnittsresullat wie für diese 1893er Hochgcwächse erzielt worden. Es ist damit der schlagendste Beweis geliefert, daß der Rhein- gauer Wein seinen Jahrhunderte alten, guten Ruf als „König der Weine" bewahrt hat.
Bon einer Millionen-Erbschast, und zwar, wie der betreffende Korrespondent sagt, einer „wirklichen", wird aus Schneidemühl berichtet. Dem Unteroffizier Harmann von der 9. Kompagnie des Infanterie Bataillons in Schneidemühl ist amtlicherseits die Mitteilung zugegangcn, daß ihm ein in Baltimore verstorbener Onkel die Summe von 270000 Dollar hinterlaffen habe. Der junge Millionär, der schon ohnedies väterlicherseits in sehr guten finanziellen Verhältnissen lebt, dient im fünften Jahre und beabsichtigt, im Herbst den Dienst zu quittieren.
Postalisches. Zur Feststellung des eventuellen Uebergewichts der Briefe über 15 Gramm benutzen die Reichspostanstalten sehr fein justierte Brieswagen, und es galt hisher als Grundsatz, daß jedes geringste Mehr schon die doppelte Taxe erwirke. Dem gegenüber ist im Verwaltungswege bestimmt worden, daß bei den postamtlichen Ermittelungen des Brief- gewichts rc. übcrschießende Gewichtsteile von weniger als */» Gramm unberücksichtigt bleiben sollen. Es liegt darin ein immerhin bemerkenswertes Entgegenkommen für alle Fälle, in denen das Zünglein der empfindlichen Wage zu Ungunsten des Briefschreibers nur eben schwankt.
Ein wertvollen Urnenfund hat man kürzlich auf einem Gutsocker in Ri ege rode bei Großenhain in Sachsen gemacht. Man fand mehrere Urnen mit wohlerhaltenen Gegenständen aus der Bronzezeit, wie Messer, Ringe, Perlen, Nadeln u.s.w. Auf demselben Grundstück sind bereits mehrfach wertvolle vorgeschichtliche Gegenstände gefunden worden.
(Stimmt schon.) Rentier Kiekebusch besichtigt mit seiner Frau das neu gekaufte Gut. — Kiekebusch: „Nun, Jnspektorchen, wie geht's, wie steht's, was macht das liebe Vieh?" — Inspektor: „Läßt sich schönstens bedanken für gütige Nachfrage. Alles wohlauf, die rote Schweizerkuh hat soeben ein Kalb gekriegt." — Kiekedusch: „Siehst Du, Ludoiska, wenn wir auf's Land kommen, vermehrt sich das Rindvieh!"
(Einen neuen Apparat für Meuchlings-Photographen), der die wenig auffällige Form eines Opernglases besitzt, ist dem Franzosen Saraz patentiert worden. Derselbe liefert allerdings nur Bilder kleinsten Formats, dürste jedoch in Folge seines geringen Volumens und seiner Handlichkeit halber bald das Ideal aller Amateurphotographen werden. Seine Anwendung ist die denkbar einfachste, da man den Apparat bei der Aufnahme nicht von den Augen abzusetzen braucht. Während man sich also bisher gegen aufdringliche Liebhaberphotographen insofern schützen konnte, daß man sich bei Aufstellung des Apparats einfach weggewandt, ist man denselben nach obiger Mitteilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz jetzt rettungslos preisgegeben, da dieselben mit obigem Apparat besonders im Theater kaum kenntlich sind.
(Der größte Tunnel.) In wenigen Wochen wird mit dem Bau des größten Tunnels der Welt begonnen
werden. Dieser wird durch den Pikes Peak in Colorado eine der ertragreichsten Goldfeldergegenden, gebohrt' Er beginnt bei Colorado City und endet bei den Gold feldern von Cripple Creek. Der Haupttunnel wird 22 -/ engl. Meilen lang und die sich davon abzweigenden Seitentunnels zusammen 25yz Meilen lang, so daß der ganze Bau die bis jetzt unerreichte Länge von 48 Meilen haben wird. Die Kosten werden auf 20 Millionen Dollars angeschlagen. Der Tunnel soll bis zum l. Mär; 1906 vollendet sein und man erwartet, daß man beim Bohren längs des Tunnels reiche Erzlager finden wird
(Die einer Taschenuhr innewohnende Kraft) ist wenn man die Arbeitsleistung eines solche» kleinen Kunstwerkes in Betracht zieht, eine geradezu staunens- werte zu nennen. Wenn man sich nämlich die Federkraft der „Unruhe" einer Taschenuhr, welche durchschnittlich fünf Schwingungen in der Sekunde macht statt hin- und herschwingend in der gleichen Richtun-,' sortrollend denkt und nimmt den Unruhe-Durchmesser zu 18 Millimeter an, so ergiebt sich per Sekunde ein Weg von 28 Centimetern. Aus ein Jahr gerechnet ergiebt dies eine Strecke von fast 9000 Kilometern so daß nach einer Mitteilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görltz 5 Jahre genügten, um eine Reise um die Erde zu machen. Äe- denkt man hierbei noch, daß eine Taschenuhr Jahr sür Jahr im Gange ist, so kann man sich erst einen Begriff von der Arbeitsleistung einer solchen machen.
(Das böse Gewissen.) Der.Redakteur eines kleinen Blattes in einer französischen Provmzialhauptstadtdruckte an der Spitze der Zeitung folgende Aufforderung ab: „Der Weinhändler, der mir in der verwichenen Woche eine Flasche mit gemischter Limonade als eine Flasche Champagner verkauft hat, wird hiemit ersucht, mir innerhalb 24 Stunden eine Flasche wirklichen Champagners zu senden, widridenfalls ich morgen den Namen und die Wohnung dieses Industriellen zur öffentlichen Ahndung bekannt machen werde." — Am nächsten Tage hat der Redakteur von jedem Weinhändler der Stadt eine Flasche echten Champagners unentgeltlich erhalten.
Viele schwere Erkrankungen und nicht wenige Todesfälle sind dem Genuß zu kalter Getränke zuzuschrciben. Das Regierungspräsidium zu Kasscl empfiehlt zur allgemeinen Beachtung: Wasser soll niemals kälter als 10° Celsius genossen werden, zu kaltes Bier und zu eisiges Selterswaffer — Gift!
Sollen die Hühner ihre Eier nicht verlegen , so muß denselben in ihre Nester nur frisches Heu oder Stroh eingelegt werden, da sie moderiges, häckselartiges Stroh oder Heu nicht lieben.
Zu dem Kapitel „Titulaturen" liefert die Liste einer Reihe dem deutschen Kaiserpaare kürzlich vorgestellter Damen einen hübschen neuen Beitrag. Es ist da unter Anderen aufgeführt: Frau Erster Staatsanwalt v. Reden! — Klingt das großartig!
(Der Grund.) „Aber, aber, Herr Rittmeister — Sie machen mir den Hof und sind doch Strohwittwer!" — „Gerade deshalb sang' ich ja Feuer, gnädiges Fräulein!"
(Gute Jagd.) „Denken Sie sich bloß, Hr- Förster, was mir neulich passiert ist „Na? — 'ne Hasen geschossen?" — „Nein." — 'ne Treiber?" — „Nein! — Zwei!"
(Ein mildernder Umstand.) „Sie sind angeklagt, der jungen Hausfrau den Braten aus der Küche gestohlen zu haben; — was haben Sie als mildernden Umstand anzuführen „Daß ihn ohnehin Niemand gegessen hätte."
(Prinzipielle Ablehnung.) „Wollen Si- Sich nicht auch in Gotha verbrennen lassen, Herr Baron?" — „Nein, ich bin Nichtraucher-
Auflösung des Arithmogryphs in Nr. 84.
Nebukadnezar Eider Brenner staune Kerker Aarau Dundee Nerz Erdbeben Zubern Anker Rüben — Nebukadnezar.
Richtig gelöst von August Loos in Neuenbürg-
Scherz-Rätsel.
Mein Work ist immer im Gebrauch,
So weit die deutsche Zunge klingt.
Den Kopf hinweg, da sieh'st du Rauch,
Der Ruß, Genuß, Verdruß dir bringt-
Und köpf'st du's wieder, hast du auch,
Wodurch die Lösung schnell gelingt _^
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh iu Neuenbürg.