Maria sind bereits hier eingetroffen, Prinz Bern- hard und die verwitwete Erbgroßherzogin Pau­line, sowie die Gemahlin und die Kinder des Prinzen Wilhelm werden heute erwartet. Se. Ä. Hoheit der Großherzog vonSachsen- Weimar wird zur Beisetzung persönlich eintreffen. Ter Großherzog von Baden entsendet den General­adjutanten General v. Müller. Die Stadt Ba­den, deren Ehrenbürger der Verstorbene ist, wird durch eine Deputation mit Oberbürgermeister Gön­ner an der Spitze, der Internationale Klub durch den Fürsten von Fürstcnberg, Frhrn. v. Nagell und Hrn. v. Robendorff vertreten sein. Im Auftrag des deutschen Kriegerbundes wird Prof. Westphal- Berlin und als ^Vertreter des Kyffhäuserbundes General v. Spitz-Berlin eintreffen.

Vom Echazthal, 2. Sept. Mit der gestrigen Aufführung des Lichtensteinspiels, die wie die der letzten Sonntage recht gut besucht und vom Wetter begünstigt war, hat die heurige Spielzeit ihr Ende erreicht. Dem um die Spiele besonders verdienten Verfasser, Spielleiter und trefflichen Dar­steller des Herzogs Ulrich, Lorenz, wurde ein präch­tiger Kranz mit Widmung und einer Schleife in den württembergischen Landesfarben überreicht. Die Spieler haben sich in ihre Rollen immer besser eingelebt. Noch in zwei Sommern soll das Spiel vorgeführt werden. Ein gemeinsames Mahl ver­einigte gestern abend im Echazhotel in Honau sämt­liche Mitwirkende und die Kommission. Ernst Laiblin, Vorsitzender des Gesamtkomites, sprach allen Tank aus und schloß als am 1. September mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland. Der Leiter Lorenz dankte im Namen der Spielgenossen und brachte ein Hoch auf die Kommission und den Vorsitzenden aus. Nach Einbruch der Dunkelheit fand eine bengalische Beleuchtung des Schlosses Lichtenstein und der gegenüberliegenden Felsen statt, welche viele Zuschauer anlockte. Das finanzielle Ergebnis der Lichtensteinspiele, welche dem Echaz­thal im Laufe des Sommers einen Massenbesuch zuführtcn, steht noch nicht fest, dürfte aber ein sehr günstiges sein. Direktor Lorenz siedelt demnächst von Halle nach Stuttgart über, um im Laufe des Winters die Fortsetzung der Spiele fürs kommende Jahr vorzubereiten.

Heilbronn, 4. Sept. sLandesver- sammlung der Bienenzüchters. Vom 8. bis 10. September findet in den Mauern unserer Stadt die Wanderversammlung des Württ. Landes­vereins für Bienenzucht statt. Den eingelaufenen Anmeldungen zufolge ist eine überaus zahlreiche Beteiligung zu erwarten. Besonders interessant für Imker und Nichtimker wird sich die Ausstellung in der neuen Turnhalle und deren Umgebung gestalten, die nicht nur mit lebenden Völkern, Königinnen aller Raffen, Bienenwohnungen und Jmkergerät- schaften, sondern insbesondere auch mit Produkten aufs reichhaltigste ausgestattet sein wird, da das abgelaufene Honigjahr für die Bienenzucht ein überaus gesegnetes war. Unsere gute Stadt, welche

als Feststadt von jeher einen guten Klang hat, bietet für jeden Fremden eine Fülle von Sehens­würdigkeiten; auch für Unterhaltung ist durch Musik, Bankett und Festessen bei ausgezeichneten Weinen aufs beste gesorgt. Wir sind überzeugt, daß kein Besucher unbefriedigt nach Hause gehen wird. Also auf nach Heilbronn!

Wangen i. A. Einer der Mörder des Gefängnisaufsehers Teitelbach in Wangen ist jetzt eingeliefert. Ueber die Art, wie man desselben im Vorarlbergischen habhaft wurde, berichtet die Vorarlb. Land.-Ztg.: Der Mörder Ulrich Geiger trieb sich in der Gegend von Rankwcil bei Feldkirch herum und suchte Putzpulver zu verkaufen; es war aber nur Zement, den er bei der Kirche in Lateins bei Rankweil gestohlen hatte. In Lateins kam er in das Gasthaus zum Kreuz und unterhielt die anwesenden Gäste mit Taschenspielerkünsten. Dir Wirtin kam der Gaukler verdächtig vor und sie ließ die Gendarmerie in Kenntnis setzen, welche den Gaukler nicht mehr im Kreuz vorfand, aber sofort die Weiterverfolgung aufnahm. Gegen 10 Uhr Nachts wurde Geiger in der ersten Hütte der Alpe Salufer am Herdfeuer aufgegriffen und nach Rank­weil gebracht. Er gab an, Feßler zu heißen. Wegen seines Pulverhandels und seiner Ausweis- losigkeit wurde er vom Bezirksgericht Feldkirch zu 5 Wochen verurteilt. Während dieser Zeit gelangte der Kommandant in Feldkirch zur Kenntnis des Steckbriefs wegen des Mords in Wangen. Das Signalement Geigers paßte auf den Putzpulver­händler Feßler und dieser wurde als Geiger erkannt. Er befindet sich bereits in Ravensburg in Haft.

Bochum, 3. Sept. Auf allen Zechen und Industrie-Werken sind Feierschichten eingelegt worden. Auf der Zeche Tahlbusch ruhte gestern der Betrieb auf vier Schächten. Man befürchtet, daß demnächst noch viele Feierschichten eingelegt werden müssen.

Berlin, 2. Sept. Der Minister des In­nern hat infolge der bei der Automobilfernfahrt ParisBerlin gemachten Erfahrungen Wett­fahrten mit Rennfahrzeugen auf öf­fentlichen Straßen und Plätzen ver­boten.

Berlin, 2. Sept. Reichskanzler Graf Bülow ist nach Norderney zurückgekehrt und wird sich von dort aus zur Kaiser-Begegnung nach Danzig begeben.

Berlin, 2. Sept. Am heutigen Sedan­tage haben gegen 30 deutsche Turnvereine aus Berlin und Umgegend Kränze am hiesigen Bismarck-Denkmal niedergelegt.

Berlin, 2. Sept. Aus Stallupönen wird depeschiert: Nachdem Kaiser Wilhelm für die Ab­gebrannten in der russischen Grenzstadt Wystitten 10 000 ^ zur Beschaffung von Kleidern, Möbeln und Wäsche überwiesen, hat er jetzt noch 200 Woll­decken für die durch den Brand obdachlos gewordenen

gespendet und auf eigene Kosten Handwerker zur Hilfeleistung nach Wystitten beordert.

Berlin, 3. Sept. Prinz Tschun ist gestern Abend 11 Uhr 05 Min. von Basel nach Berlin abgereist. Dazu meldet der Lokal-Anzeiger aus Basel: Es war gegen 5 Uhr Nachmittags als aus Berlin das erlösende Wort eintraf und gleich darauf hieß es, daß man reise. So sehr war diese Lösung selbst Nahestehenden Hals über Kopf ge­kommen, daß die Mitglieder der Mission, in der Stadt gesucht werden mußten, um sie möglichst rechtzeitig vom Aufbruch zu unterrichten. Das Hotel war von Neugierigen dicht umlagert. Nachdem das Gefolge in einer Anzahl von Omnibussen vorauf­gefahren war, folgte in einem Landauer der Prinz nach dem Bahnhofe. Im Fürstenzimmer hatten sich bereits Generalmajor v. Höpfner und Major v. Lüttwitz in großer Gala eingefunden, um den Prinzen zu begrüßen. General-Major v. Höpfner meldete sich beim Prinzen als Begleiter. Der Prinz verneigte sich vor dem General und reichte ihm mit verbind­lichem Lächeln die Hand. Als der Prinz mit dem ersten seiner Würdenträger im Salonwagen Platz genommen hatte, setzte sich der Zug wenige Minuten nach 11 Uhr in Bewegung.

Berlin, 3. Sept. Der Sonderzug mit dem Prinzen Tschun lief heute Nachmittag gegen 37- Uhr programmäßig in Potsdam ein. Der. Prinz, welcher in Begleitung des Generals v.' Höpfner und des Majors v. Lüttwitz den Zug ver­ließ, begrüßte den zum Empfang erschienenen Stadt­kommandanten, den Polizei-Direktor sowie die chinesischen Herren und bestieg nach kurzem Auf­enthalt im Empfangs-Salon den Wagen, um nach der neuen Orangerie zu fahren. Kundgebungen fanden nicht statt. Der Wagen hatte keine mili­tärische Eskorte, sondern nur Spitzenreiter.

London, -2. Sept. Lord Kitchener berichtet über die Sprengung des Eisenbahnzuges bei Water- fall: Tie englischen Verluste belaufen sich außer dem Oberst Vanderleur auf 9 Tote und 17 Ver­wundete, die nach Pretoria gebracht worden sind. Die Buren eröffneten auf einige Meter Entfernung ein heftiges Feuer und zogen sich daun schnell zu­rück, nachdem sie den Zug in Brand gesteckt hatten. Die den Zug begleitende englische Eskorde bestand aus 45 Mann.

Gemeinnütziges.

* Calw. Ein vortreffliches Mittel, um zähgewordenen Most wieder trinkbar zu machen, ist Zitronensäure (in der Apotheke erhältlich.) Die in festem Zustand be­findliche Säure bringt man in ein Säckchen und hängt dasselbe durch das Spundloch in den Most. Die Säure löst sich auf und in kurzer Zeit wird man die gute Wirkung derselben verspüren. Das umständige Ablassen und Pantschen des Mostes kann man dadurch ersparen. Auf 100 Lit. genügt ein Quantum für 25 --Z.

gemeine Bewunderung. Sie war unerschöpflich im Arrangieren von Ausflügen, Aufführungen, Unterhaltungen, und wenn ihr das Vergnügen auch wichtiger schien als ihre Pflichten, so verargte keiner es der schönen Frau, daß sie sich in den Vordergrund der Gesellschaft stellte und ihr Kind treueren Händen denen Andys überließ. Die kleine Susi hing mit großer Zärtlichkeit an der jungen Tante und wandte sich mit jedem Anliegen an sie. Baron Perger war entzückt von der mütterlichen Weise, in der Andy für das Kind sorgte, und machte Frau Märker auf diesen Zug aufmerksam.Sie werden sehen," sagte er,mit Fräulein Andy wird alles nach ihrem Wunsche gehen. Sie ist ein geborenes Hausmüttercken und wird ihren Beruf sicherlich nicht verfehlen."

Wiederholt hatte seine Frau ihm gegenüber geäußert:

Wenn doch Herbert hier wäre! Ich wünschte sehr, daß er dies reizende Mädchen sähe."

Du möchtest ihn gleich mit ihr verheiraten?" sagte er lächelnd.Aller­dings ein hübscher Gedanke, aber es gehörte viel Glück dazu, um ihn zu verwirk­lichen. Und vor der Hand ist Herbert noch so mit der Ernte beschäftigt, daß es lange dauern wird, ehe er uns nachkommt. Für die Erfüllung deines Wunsches ist also nur schwache Aussicht."

Wenn er zwei Jahre früher eine solche Bekanntschaft gemacht hätte, ehe Bergau verloren war! Denn diesen Verlust wird er nie verschmerzen. Aber dies entzückende Mädchen wäre doch immerhin eine Entschädigung für das, was er leiden und entbehren mußte."

Die so in der Stille g-nährten und gefaßten Heiratsgedanken hatten ihre reichliche Nahrung in der Gesellschaft, denn es fanden sich immer mehr Bewunderer der jungen Dame ein. Dabei war zwischen den drei Schwestern ein sonderbarer

Unterschied sichtbar: die Verheiratete ließ sich mit Befriedigung alle Huldigungen gefallen, Andy blieb gleichgültig dagegen, die Jüngste aber schien nur einen der Verehrer gern in ihrer Nähe zu haben, einen jungen Kaufmann, der ihr dem Ansehen nach eine aufrichtige Neigung entgegenbrachte. Er war in günstigen Vermögensverhältnissen und von stattlichem Aeußeren.

VIII.

Der Kreis war kleiner geworden; dafür schloß man sich enger einander an und bildete fast eine einzige Familie. Aber das bisher so harmonische Zusammen­sein hatte eine kleine Störung erfahren durch das Eintreffen einer alten Dame, einer Ercellenz, welche mit ihrem Sohne und ihrer Tochter zur Luftkur nach Grünau gekommen war und sich von den anderen Sommergästen vollständig ab- sonderte. Die Tochter, Fräulein Wanda ron Greiflingen, war Hofdame einer Prinzessin eines kleinen Staates und eine sehr interessante, tiefbrünnete Erscheinung. Zwischen ihr und Frau Thea bestand von Anfang an eine gewisse Gegnerschaft, die jedoch nur einseitig gezeigt wurde, denn die Hofdame schenkte Theas Abneigung keine Beachtung. Thea aber, die keine Götter neben sich duldete, konnte es dem schönen, unnahbaren Mädchen nicht verzeihen, daß sie sich für etwas Besseres zu halten schien als alle anderen, und daß die in Grünau weilenden Herren sich trotzdem für sie interessierten.

Inzwischen hatte die Baronin ihren Mann dringend gebeten, die Ernte den Händen des bewährten Inspektors zu übergeben und Herbert nach Grünau kommen zu lassen.Wir wollen versuchen, ein wenig Vorsehung zu spielen," sagte sie. Ueberlege selber, ob sich ihm zum zweitenmal eine Gelegenheit bieten wird, eine so glänzende und gute Partie zu machen. Du hast ebenso sehr sein Wohl im Auge wie ich. Laß uns für ihn sorgen, soweit wir vermögen." (Forts, folgt.)