dessen Eröffnung bereits erfolgt ist, bekannt, daß die Kaiserin ihre sechs Kinder einschließlich des Kaisers gleichmäßig bedacht hat und zwar mit rund je einer Million Mark. Die Prinzesiin Friedrich Karl von Hessen erhält das Schloß Friedrichshof.

Berlin, 28. Aug. Nach einem Telegramm des Lokal-Anzeigers aus London wird der Daily Mail aus Petersburg telegraphiert: Während der Reise des Zaren soll auch die Transvaal­frage beraten werden, da der Zar seine Stellung geändert habe und jetzt zur Intervention geneigt sei. Auch in Frankreich werde die Transvaalfrage Gegen­stand von politischen Erörterungen werden. König Eduard wird auf Schloß Fredensborg vom Zaren persönlich über die beabsichtigten Schritte unterrichtet werden.

Berlin, 29. Aug. Wegen Verrats militärischer Geheimnisse schwebt gegen­wärtig beim 2. Garde-Feld-Artillerie-Regiment zu Potsdam eine Untersuchung. In der Nacht zum Dienstag wurde, wie eine Potsdamer Korrespon­denz berichtet, aus dem Geschützschuppen des Regi­ments bei der Kaserne das Verschlußstück eines Ge­schützes gestohlen. Dasselbe hat ein Gewicht von ca. einem Zentner und einen Wert von etwa 800

Berlin, 29. Aug. Der 25 Jahre alte Bankier Heinrich Weltger ist mit Hinterlassung vieler Schulde» mit seiner Geliebten durchgebrannt. Er Halle hier mit einem Kompagnon ein eigenes Bankgeschäft aufgemacht, lebte jedoch auf so großem Fuße, daß ihm sein Kompagnon den Stuhl vor die Thür setzte. Die Möbel in seiner Wohnung, die er auf Abzahlung hatte, verkaufte er und fuhr mit dem Dampfer Fürst Bismarck nach Amerika.

Berlin, 29. Aug. Hier verlautet, daß der Wortlaut der Ansprache, die Prinz Tschun an den Kaiser halten sollte und die diesem vorher vorgelegt wurde, den Wünschen des Kaisers und des Reichskanzlers so wenig entsprochen habe, daß die Einholung neuer Instruktionen von Singanfu notwendig wurde.

Berlin, 29. Aug. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Peking: ES wurde ein neues Edikt veröffentlicht, welches erklärt, der Hof wolle unauf­fällig nach der Hauptstadt zurückkehren und gleich­zeitig ein Geschenk von 100,000 Taels an die not- leidende Bevölkerung von Singanfu und dessen Distrikt in Aussicht stellt. Besondere Empfangs­feierlichkeiten sollen für die Kaiserreise vermieden werden. Außer auf den Straßen verbietet der Hof alle besonderen Vorbereitungen.

Berlin, 29. Aug. Nach Meldungen aus Hamburg kamen infolge der herrschenden Sturmflut auf der Elbe viele Schiffs- Collisionen vor. Der der Amerika-Linie ge­hörige Schleppdampfer Expedient rannte den Fähr­dampfer Lessing an, der schwer an der Steuerbord­seite beschädigt und betriebsunfähig wurde. — Ferner wird aus Hamburg depeschirt: Die Dampf-Bar­kasse Kiautschau ist unweit Amoy verbrannt. Von der Mannschaft wurden nur zwei Chinesen gerettet. Die übrige Besatzung ist bei der Katastrophe um­gekommen. — Während eines schweren Gewitters schlug unweit Klintehamm der Blitz auf hoher See in ein Schiff, wahrscheinlich die Dacht Friheten. Das Schiff ging in Flammen auf und sank. Die ganze Besatzung ist zweifellos ums Leben gekommen.

Kiel, 28. Aug. Der Lampionkorso zu Ehren der ausChina heimgekehrten Schiffsbesatz­ungen findet in Gegenwart der ganzen Uebungs- flotle am 31. d. M. statt. Ueber 1000 Dampf­schiffe und Ruderboote sind bereits zur Teilnahme am Korso angemeldet. Ta auch die Ufer der Kieler Föhrde mit Fackeln und Lampions beleuchtet werden, so verspricht das Fest außerordentlich schön zu werden. Tie von China zurückgekchrten Schiffe bilden die 2. Division des Geschwaders und stehen unter dem Befehl des Prinzen Heinrich von Preu­ßen, dem bekanntlich die Kieler Bevölkerung, als Z/ von China wieder heimkehrte, einen Festzug dar-st gebracht hat, an dem mehr als 15 000 Personen teilnahmen. Zum Lampionkorso haben sich auch viele auswärtige Freunde unserer Marine angemel­det. Die Flotte bleibt voraussichtlich von Sams­tag bis Montag oder Dienstag in Kiel.

Basel, 29. Aug. Unter den von der gest­rigen Baukatastrofe betroffenen Bauarbeitern

befinden sich, soweit bis jetzt festgeftcllt, auch 3 Deutsche, nämlich ein Bautcchniker, Namens W. Bendler aus Anhalt, und zwei Zimmerleute F. Kümmer aus dem Badischen und H. Ringwald aus Eichstätten. Von den Opfern der Baukatastrofe sind bis jetzt im Ganzen 3 Tote und 6 Verwundete gefunden. Vermutlich befinden sich noch 2 Arbeiter unter den Trümmern. Tie Aufräumungsarbeiten werden fortgesetzt.

Paris, 29. Aug. Liberte berichtet aus Turban: Mehrere Burenabteilungen aus den Drakens­bergen sind in Natal eingedrungen. Tie holländi­schen Farmer hielten Pferde und Lebensmittel für sie bereit. Mehrere der Farmer haben sich den Buren angeschlossen. Man versichert, Alles sei für einen Aufstand in Natal vorbereitet.

London, 28. Aug. sEntschädigungs- kommission.j In der heutigen Sitzung wurden 128 Entschädigungsansprüche von Deutschen vorgelcgt, darunter diejenigen des Dr. P. Christi- anßeu, welcher 31720 Pfund für ideelle Schädig­ung fordert; ferner verlangt Schmitt, der Besitzer eines Hotels in Pretoria, 11900 Pfund, darunter 10 000 Pfund für teilweise» Verlust des Augenlichts. Ein Schankwirt in Johannesburg, Namens Thri­ll err, verlangt 10 000 Pfund für ideelle Schädi­gung. Der Gesamtbetrag dieser Forderungen be­läuft sich auf 177 000 Pfund. Außerdem wurden noch 71 Entschädigungsansprüche von frü­heren Eisenbahnangeftcllten deutscher Abstammung in Höhe von 69 125 Pfund vorgelegt.

London, 29. Aug. Die drei größten christlichen Konfessionen in England, nämlich die anglikanische Kirche, die freie Kirche und die römisch- katholische Kirche haben gemeinsam einen Aufruf erlassen, worin die Wiederherstellung des Friedens in Südafrika gefordert wird. Ter Aufruf hat folgenden Wortlaut: Wir Unter­zeichnete sehen es als unsere Pflicht an, einen Be­weis unseres christlichen Glaubens zu geben, indem wir erklären, daß 1) nach dem Gerechtigkeitsgefühl nicht die Ausdehnung des Gebietes die Größe einer Nation ausmacht, 2) daß dieselben moralischen Gesetze sowohl für die Völker wie für den einzelnen gelten, 3) daß jede Eroberung den Lehren Jesu Christi entgegen ist. Infolgedessen fordern wir im Namen desjenigen, welcher die Unglücklichen trösten kann und die Freiheit der Gefangenen verkündet, daß den Buren solche Friedens-Vorschläge gemacht werden, welche von ihnen angenommen werden tonnen ohne ihre Würde zu opfern. Dieser Aufruf hat bereits tausende von Unterschriften gefunden.

Der Burentreck nach Südwest- afrika. Von den Kapkolonisten und Transvaalern, die im Frühjahr dS. I. nach Deutsch-Süd­afrika ausgewandert sind, liegen der D. Wochen- ztg. Briefe vor, die ohne Ausnahme den Geist der Zufriedenheit atmen. 25 von den 40 haben Land angekauft und verlegen sich mit Eifer auf die Be­wirtschaftung desselben. Sie erklären, von der, ihnen in so schwarzen Farben geschilderten deutschen Beamtenwillkür schlechterdings nichts zu verspüren, im Gegenteil, die Zuvorkommenheit des Gouver­neurs und seiner Beamten sei nicht genug zu rühmen. Auch mit der Lösung der Schulfrage sind sie völlig zufrieden. Das Klima bekommt ihnen allen gut. Durch diese günstigen Nachrichten be­wogen, haben gegen 20 in Amsterdam wohnende Buren beschlossen, ebenfalls dorthin auszuwandern; die erste Abteilung reist am 20. Sept. von Ham­burg ab. Im Dezember folgen gegen 200 Kap­kolonisten, die von Kapstadt aus die Reise antreten. Es sind dies zumeist Burensöhne die nicht genügend Kapital besitzen, um den teuern Preis sür Grund und Boden in der Kapkolonie zu zahlen, die jedoch wohl im Stand sind, die von der deutschen Re­gierung verlangte Anzahlung zu leisten und dann poch genügend Betriebskapital übrig behalten.

<Hus Neuere Gedichte von Albert Knapp. Erster ^ Band. Bei T. G. Neukirch 1834.)

^ Vie Ulme von Hirsau 1632.

Lieblich, wie Fächer der Königinnen,

Ulme, wie mächtiger Maienstrauß,

Strebest du über die Mauern hinaus! — Sonnenschein nur und die Vögel gewinnen Friedsamen Sitz noch im offenen Haus.

Das Dach hier oben ist weggeschwunden,

Bedeckt vom Moose viel alte Wunden;

Und durch zertrümmerte, schwankende Nischen Schaut wehmutstrahlend der Himmel herein. Menschliches Leben das mag sich verwischen; Aber mit immer ergrünenden, frischen Bildungen pranget die Schöpfung allein;

Und aus zertrümmerter Wölbungen Düster Steigen mit wesendem, leisem Geflüster Kronen ins Klare des Aethers hinein.

Nicht, was die Mönche gesucht und ersonnen, Nicht, wie das fürstliche Leben*) zerronnen Hier in der Mauer verstummtem Gebiet;

Nicht, wer die grünlichen Fahnen gesetzet,

Die noch, von keinem Gewitter verletzet, Rauschen im Lüftchen ihr einsames Lied;

Nicht wie der Flammen gespaltene Säule Schaurig durchwandelt in nächrlicher Weile Tempel und Haus wo die Andacht geglüht: Nichts mehr verlautet; der Blick nur, geleitet, Folget der Ulme, die, herrlich verbreite;. Säuselnd von flüchtigen Zeiten erzählt;

Und um den Wipfel bewegt sich die Klage,

Die mit der Trauer verklungener Tage Mahnend und sinnend den Seufzer vermählt.

Sprich! ist des Lebens vergangene Schöne, Sprich! sind der Vorzeit verhallende Töne Geistiger nicht, als der heutige Laut?

Tiefer nicht, als was der Gegenwart Hände Bieten als offene lachende Spende,

Die auch der Gaffer und Lüstling durchschaut? Sproßt nicht des Geistes lebendigste Fülle AuS der Vergangenheit dämmernder Stille? — Was wir gelebt in vergangenen Tagen,

Das sind die Pfeiler, die mächtig uns tragen, — Gegenwart ist nur das luftige Dach. —

Wunder der Wehmut, daß einsame Trümmer Fester uns halten mit sterbendem Schimmer,

Als das bewohnte, das goldne Gemach!

Wunder der Sehnsucht! aus Trümmern der Grüfte Ringet der Baum sich hinaus in die Lüfte, Ahmet den Drang der Vergangenheit nach!

Tod nur erhöhet die Triebe des Lebens; Hoffnung und Liebe! du rufst nicht vergebens Ueber die Gräber dein heiliges Ach!

*) Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg. 1677, 23. Juni

-2«-

Standesaml ßakrv.

Geborene.

21. Aug. Paul Richard Heugle, Sohn des Paul Friedrich Heugle, Metzgermeistcrs hier.

23. „ Anna Martha Modest, Tochter des Heinrich

Modesr, Eiienbahnschafiners hier.

24. „ Julie Vanline Singer, Tochter des Jakob

Friedrich Singer, Färbereiarbeilers hier.

25. „ Torotbee Stalin, Tochter des Karl Heinrich

Stalin, Fabrikanten hier.

Gottesdier»fLe

am 13. Sonntag nach Hrinit-, 1. Sept.

Vom Turm: 3. Vredigtlied: 210. 9 Uhr: Vor- mitt.-Predigt, Herr Stadtpsarrer Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen.

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