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Stimmen als in anderen Bezirken. Die Sozial- demokraten, die sich zum ersten Male an der Wahlbewegung beteiligten, vereinigten auf ihre Kandidaten nur wenige Stimmen, die größte Anzahl in Margarethen mit 139. in der inneren Stadt mit 25 Stimmen. In allen Wahllokalen wurde die Verkündigung des Wahlresultates mit Hochrufen auf Lueger ausgenommen.
Kaum hat das radikale französische Kabinet Bourgeois in dem Verfassungskonflikt mit dem Senat durch die Nachgiebigkeit des letzteren gesiegt, so muß es jetzt in der Deputiertenkammer eine nicht unbedenkliche Niederlage verzeichnen. Bei den Wahlen zu der wichtigen Budgetkommission sind in dieselbe fast ausschließlich Gegner des von der Regierung eingebrachten Einkommensteuergesetzes gewählt worden, mithin bedeutet der ganze Vorgang eine Schlappe für letzten selbst. Wie es heißt, will das Kabinet diesen Schlag durch eine Abänderung des Einkommensteuergesetzes parieren, der Erfolg einer solchen Maßregel für die Regierung bleibt aber noch fraglich.
Petersburg, 29. Febr. In Hofkreisen wird die gnädige Aufnahme des General Werder am Kaiserlichen Hofe, welcher im Allerhöchsten Aufträge bei dem ersten Empfange dem Kaiser und der Kaiserin zwei der neuesten Photographien Kaiser Wilhelms II. nebst einem Begleitschreiben überreichte, sehr besprochen.
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Cleveland, hat an den Ausschuß der demokratischen Nationalpartei ein Schreiben gesandt, worin er bestimmt jede Wiederwahl adlehnt.
Hlnterhattender Heil.
Eine geheimnisvolle Begegnung.
Aus dem Tagebuch eines Pfarrers.
Nachdem ich fünf Jahre lang in einem kleinen Orte der Rheinprovinz meines geistlichen Amtes gewaltet hatte, wurde mir eine Pfarrstelle in einer Stadt, nahe der belgischen Grenze übertragen.
Unter meinem Vorgänger, der kurz vorher in hohem Aller gestorben war, hatte sich bei den Bewohnern des Kirchspiels eine gewisse Gleichgültigkeit gegen kirchliches Leben eingeschlichen. Bald aber fand ich, daß manche unter den Mit- gliedern der Gemeinde nur des guten Beispiels und der Anregung bedurften, um willige Mitarbeiter ihres Seelsorgers zu werden. In kurzer Zeit gelang es mir, eine Anzahl von Getreuen um mich zu schaaren und bald hatte ich die Ge- nugthuung, daß das Interesse für kirchliches Leben und Bethätigung christlicher Nächstenliebe in immer weiteren Kreisen lebendig wurde.
Zu meinen eifrigsten Mitarbeitern gehörte ein Ehepaar namens Lavalle, welches etwa gleichzeitig mit mir in die Stadt gezogen war und anscheinend von den Zinsen eines nicht unbedeutenden Vermögens in beschaulicher Unabhängigkeit und Behaglichkeit lebte.
Frau Lavalle war eine kleine bewegliche Dame mit energischem Gesichtsausdruck, die am glücklichsten war, wenn sie mir bei der Armen- und Krankenpflege beistehen konnte. Ihr Gatte war nicht minder eifrig, aber von ruhigerer Natur. Seinem Aussehen und seinen Gewohnheiten nach machte er den Eindruck eines Gelehrten.
Ungefähr sechs Monate nach meinem Amtsantritt wurde Herr Lavalle von einer leichten Unpäßlichkeit befallen. Seine Frau war hierüber sehr beunruhigt und schüttele mir ihr Herz aus.
„Alfons ist sehr empfindlich", klagte sie mit bekümmerter Miene, „und will nie zugebcn, daß ihm etwas fehlt. Wenn ich in ihn dringe, einen Arzt zu befragen, wird er ärgerlich. Wollen Sie, Herr Pfarrer, vielleicht mir ihm sprechen und ihn dazu bewegen?"
Ich versprach es ihr bereitwillig und klopfte gegen Abend bei ihrem erkrankten Gatten an. Ohne ihn merken zu lassen, daß Frau Lavalle mir bereits etwas über seinen Gesundheitszustand gesagt halte, erklärte ich ihm, daß er sehr leidend
aussehe, und ich riet ihm dringend, einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Herr Lavalle machte ein recht verdrießliches Gesicht, versuchte aber mit ausgesuchter Höflichkeit gleichgültig zu lächeln.
„Ihre Fürsorge um mein körperliches Wohl rührt mich, Herr Pfarrer, ich glaube aber nicht, daß mein Befinden zu ernsten Bedenken Anlaß bieten kann. Ein vorübergehendes Gefühl der Mattigkeit — was will das sagen? Es kann auf keinen Fall etwas von Bedeutung sein, habe ich doch erst vor zwei Monaten mein Leben versichern lassen. Man hat mich unbedenklich angenommen, der Vertrauensarzt der Versicherungsgesellschaft muß mich doch für vollkommen gesund erklärt haben!"
„In zwei Monaten kann sich aber manches ändern." wandte ich ein. „Glauben Sie mir. Herr Lavalle, Sie sind sich und ihrer Frau Gemahlin schuldig, unverweilt den Rat eines Arztes zu hören."
Er überlegte einige Minuten. Dann sprach er:
„Sie haben recht, wie immer, Herr Pfarrer. Die Rücksicht auf meine Frau macht es mir zur Pflicht, die üblichen Schritte zu thun. wenn ich mich nicht ganz wohl fühle, so unbedenklich selbst auch mein Gesundheitszustand mir erscheint. Offen gestanden, ich möchte von dem Arzt nicht als eingebildeter Kranker belächelt werden, wenn ich wegen einer geringfügigen Unpäßlichkeit gleich zu ihm komme. Welchen Arzt würden Sie mir empfehlen?"
„Dr. Hoher! Er ist nicht nur geschickt, sondern weiß auch volles Vertrauen in seiner Kunst und herzliche Zuneigung für seine Person bei den Kranken zu wecken. Sie werden in ihm bald einen Freund erblicken, dem Sie sich rückhaltlos anvertrauen können und dessen Rat Ihnen stets von Wert sein wird, nicht blos bei körperlichen Leiden. Oft beneid ich ihn um die Erfolge, die er dort erzielt, wo ich eigentlich wirken und wallen müßte. Der Beruf des Arztes ergänzt den des Geistlichen. Bei allen Völkern waren in den älteren Kulturperioden die Priester zugleich Aerzte des Volkes und so ist es noch heute in Afrika — doch ich ermüde Sie!"
„Keineswegs. Herr Pfarrer, ich bin ein eifriger Verehrer wissenschaftlicher Erörterungen. Die Kulturgeschichte ist mein Lieblingsstudium, daneben treibe ich aber auch Psychologie, Physiologie, Anthropologie . . . ."
„Wie mir aber scheint, bedürfen Sie dringend der Ruhe, Herr Lavalle. Sie sehen sehr abgespannt aus. Wann werden Sie Herrn Dr. Hoher besuchen?"
„Morgen schon, Herr Pfarrer." —
Als ich Frau Lavalle den Erfolg ihrer Unterredung mit ihrem Gatten mitteilte, heiterten sich ihre Züge sichtlich auf.
„Empfangen Sie meinen wärmsten Dank, Herr Pfarrer," sagte Sie zu mir, indem Sie meine Hand ergriff. „Sie haben zu meiner Beruhigung viel beigetragen."
Am nächsten Tage begegnete ich zufällig dem Arzte.
„Sie sandten mir heute einen Patienten?" fragte er mich.
„Jawohl, Herrn Lavalle. Was fehlt ihm eigentlich?"
„Das Herz ist nicht ganz in Ordnung — er ist ein wenig angegriffen — nichts Gefähr- liches. Vermeidung von ^Anstrengungen, gute Luft und gute Nahrung werden ihn bald wieder zurecht setzen."
Bald darauf sprach ich auch Herrn Lavalle. Es schien ihn zu verdrießen, daß der Arzt ihm die Fortsetzung seiner Studien für einige Zeit untersagt hatte.
„Es kommt mir hart an, daß ich mich von diesen Freunden, wenn auch nur vorübergehend trennen soll", bemerkte er, schmerzlich lächelnd, indem er aus seine Bücher wies.
Dagegen war seine Frau über dieses Ver- bot sehr erfreut und äußerte, sie sei schon oft versucht gewesen, aus den Büchern ihres Gatten ein lustiges Feuer anzuzünden, wenn sie sehe, wie er stundenlang über den Büchern sitze und feine Gesundheit untergrabe.
Er lachte hierzu und neckte seine Frau. in. dem er behauptete, sie sei eifersüchtig, weil sh wisse, daß bei den Gelehrten die Liebe zu den Büchern die Liebe zu den Frauen überdaure.
(Fortsetzung folgt.)
(Wer einen feuerspeienden Berg zu kaufen wünscht), wird durch Londoner Blätter benach. richtigt. daß er sich dieses Vergnügen eigener Art zu Beginn des nächsten Monats in -deni großen Versteigerungshause in London leisten könne. Dort wird an den Meistbietenden gegen gleich bare Bezahlung die zu den Liparischen Inseln gehörende Insel Bolcano mit ihrem de- rühmten Krater verkauft werden.
(Ein wertvoller Brief.) A.: Gestern habe ich beim Autographenhändler Schwindelmaier einen sehr wertvollen Brief gekauft." — lg.: „Von wem ist er denn?" — A.: „Von Fried! rich II." —B.: „So? Was steht denn drin?"
— A.: „Der Brief ist kurz, aber wichtig: „An Maria Theresia, Wien. Hofburg. Hierdurch erkläre ich Ihnen den siebenjährigen Krieg. Friedrich der Große."
(Die Zierde.) Onkel (zum Neffen, der Student ist): „Da hast Du auch eine Rechnung über fünf Flaschen Champagner und einige Dutzend Austern! Warum zahlst Du sie nicht?"
— „Ach, Onkel, um die thäte es mir leid, sh ist die Zierde meiner unbezahlten Rechnungen!"
Telegramme.
Madrid, 1. März Der Ministerpräsiden! erklärte in einem Jnterwieve, es sei nötig neue Verstärkungen nach Cuba zu schicken. Die Erregung in Madrid gegen die Vereinigten Staaten nimmt zu; Studenten riefen vor der Gesandtschaft der Verein. Staaten: „Nieder mit Uncle Sam!" In letzter Nacht wurde in mehreren Cafes die Nationalhymne verlangt und dabei gerufen: „Nieder mit den Vereinigten Staaten!" Die Regierung sucht jede Kundgebung auf den Straßen zu verhindern. Die Zeitungen fordern einstimmig, der spanische Gesandte in Washington solle Einsprache bei der Unionsregicrung erheben gegen den Beschluß des Senats in der Kuba- frage.
Madrid, 1. März. Der Marineministei befahl dem Schuigeschwader sich bereit zu Hallen. Wahrscheinlich wird es nach Cuba gehen. Alle übrigen Kriegsschiffe sollen vollständig ausgerüstet werden, ebenso werden etwa 50 Parlet- boore der Handelsmarine in Kriegsbereitschaft gehalten. Ein neues, aus 20000 Infanteristen und 500 Kavalleristen bestehendes Expeditionskorps geht demnächst nach Kuba ab. Die Parteiführer mahnen gegenüber der Union zur Besonnenheit und sind entschlossen, die Regierung zu unterstützen.
Barcelona, 2. März. Bei einer von den republikanischen Parteiführern geleiteten Kundgebung, woran sich 15 000 Personen beteiligten, wurden unter den Rufen: „Es lebe Spanien, nieder mit den Jankee's" einige Fensterscheiben des amerikanischen Konsulats eingeworfen. Die Polizei drang auf die Menge ein, 2 Personen wurden verwundet. Vor dem Militärklub fanden begeisterte Kundgebungen statt.
Kapstadt, 2. März. Reuter meldet: In einem hier veröffentlichten Briefe des Chefs der Afrikanerpartei. Hofmeyr, an einen Freund werden ine Gründe aufgefühit, welche Hosuieyr veranlaßteu, mit seinem früheren Freunde Cecil Rhodes zu brechen. Der Bruch sei eine Folge der Haltung, welche Rhodes bei dem Eindringen Dr. Jamesons in Transvaal beobachtet. Rhodes habe genau gewußt, daß die Streilkräfte Dr. Jamesons gegen die Grenzen Transvaals konzentrierten mit dem Vorhaben, im günstige" Augenblick in Transvaal einzudringen, trotzde« habe er dies nicht zu verhindern gesucht, obwH er verschiedene Benachrichtigungen erhalten, über das, was sich vorbereitete. Selbst nach dem Au - bruche Dr. JamefonS habe Rhodes diese Thul- sache den Kollegen noch 36 Stunden verhem- licht. Ueberdies habe Rhodes niemals einen Tadel über den Einfall Dr. Jamesons ausgesprochen. _.
Redaktion, Druck und Vertag von L. Me eh in Neuenbürg.
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