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Berlepsch auf die Zulässigkeit der Selbsthilfe in dieiem Falle und auf die Notwendigkeit eines Eingreifens des Staates in die Verhältnisse der Hausindustrie hin. In den Tagen zuvor hatten sich die Reichstagsdebatten um nicht minder interessante Gegenstände gedreht, um die Novelle zur Gewerbeordnung und um die Erklärung des Reichskanzlers zur Währungsfrage.

Auf dem Gebiete der auswärtigen Po­litik steht die Veröffentlichung des sogenannten Weißbuchs über die deutsche Politik in Süd­afrika obenan. Dieses dem Reichstage vorge legte Buch enthält alle Depeschen, welche sich auf den bekannten Transvaal-Zwischenfall be­ziehen, und beweist schlagend, erstens, daß die deutsche Regierung das englische Kabinet schon vor einem Jahre zum Einschreiten gegen die die Aufsaugung des Transvaals durch die Kap- kolonie betreibenden Elemente aufforderte, daß also die letzten Ereignisse in Südafrika die eng lische Regierung keineswegs überrascht haben, und zweitens, daß Deutschland immer nur die Wahrnehmung seiner durch de» Bau von Bahnen und durch die Anknüpfung von Handelsbezieh­ungen mit Transvaal geich ffenen Interessen betrieb, allerdings mit vollem Nachdruck Dieses Weißbuch ist zur guten Stunde vorgelegt wor­den, denn in England ist soeben das Parlament zusammengelreten, und Lord Salisbury hat in der bei diesem Anlaß üblichen Beratung einer an die Königin zu erlassenden Adresse Gelegen­heit genommen, die allgemeine politische Situation recht einseitig zu schildern. England sieht dar­nach nicht ohne Zweifel in die Zukunft; es fürchtet besonders den plötzlichen Zerfall der Türkei und die davon untrennbare Störung dis Weltfriedens Auch die Spannung mit Deutsch land hält noch an. Zum Glück hat er ganz Zukunftsmusik getrieben; die andern Staaten haben einstweilen noch genug mit sich selbst zu lhun. Frankreich z. B. steht wieder vor einer ernsten Kabinetskrisis, da der Senat dem radi kalen Ministerium Bourgeois ein großes Miß trauensvotum erteilt hat. Von der Kammer hängt es nunmehr davon ab, ob sie sich das selbe zu eigen macht. In diesem Falle geht der Präsident wieder einmal auf die Ministersuche, was ja gemeinhin blos ein halbes Dutzend mal im Jahre geschieht. Bedauernswerte Zustände.

InBerlin tagte ein sogenannter Städte­tag zur Stellungnahme gegen das dem Land tage vorgelcgte Lehrerbesoldungsgesetz eine echt liberale Schöpfung, von He«n Richter ins Leben gerufen, um die liberalen Stadtgemeinden gegen die konservativen Landgemeinden, namentlich gegen den Bund der Landwirte ins Feld zu führen.

Gegenüber der Meldung derPost", wo­nach die Hoffnung, daß das bürgerliche Gesetzbuch in der gegenwärtigen Tagung von der Kommission durchberaten werden könne, in maßgebenden Kreisen bereits aufgegeben worden sei, kann dieNordd. AUgem. Ztg " versichern, daß davon an maßgebender Stelle nichts bekannt ist. Dort herrscht vielmehr die an sichere Er Wartung grenzende Hoffnung, daß es gelinge, die parlamentarische Behandlung des bürgerlichen Gesttzbuches in tiefer Session zu beenden.

Bei dem Besuche des Staatssekretärs von Transvaal, Dr. Leyds, in Friedrichsruh, äußerte sich Fürst Bismarck wie dieBerl. Neuest. Nachr " hören, sehr befriedigt über die topsire Haltung der Buren beim Einsall Jamesons und sprach seine Freude über das Telegramm des Kaisers an den Präsidenten Krüger aus.

Wahlreform in Baden. Die national, liberale Fraktion der zweiten badischen Kammer brachte einen Antrag auf Wahlreform ein, wonach die Zahl der Abgeordneten von 63 auf 73 erhöht werden soll. Das Großherzogtum soll danach in 58 Wahlbezirke eingekeilt werden, welche je einen Abgeordneten auf Grund des direkten allgemeinen Wahlrechtes zu wählen haben, wobei die relative Mehrheit entscheiden soll. Außerdem sollen in 13 Städten zusammen 15 Abgeordnete durcheinenausKlassenwahlen her- vorgegangcncn Bücgerausschuß gewählt werden.

Berlin. 14. Febr. Im Sitzungssaale des Reichstags fand gestern Abend vor den Mitgliedern des Reichstags und des Bundesrats

eine Demonstration der Röntgenstrahlen durch Dr. Spieß von derUrania" statt. Unter den zahlreichen Anwesenden befanden sich die Staatssekretäre Dr. v Bötticher, Frhr. v. Mar- fchall. Hollmonn. Justizminister Schönstedt u. a. Sämtliche Vorführungen gelangen aufs beste und wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen.

Würzburg, 13. Februar. Die gesamte Studentenschaft brachte gestern Abend dem P-of. Röntgen zur Ehrung einen großartigen Fackel

Zug-

In Orb (H ssen) hält sich seit einigen Tagen ein amerikanischer Rechtsanwalt auf. um die Erben eines nach Amerika ausgewanderten und in Ostindien verstorbenen Millionärs namens Philipp Reinhard ausfindig zu machen. Da in Orb mehrere Leute dieses Namens wohnen, so stellt der Rechtsanwalt Nachforschungen in amtlichen Büchern und Privarerkundrgungen an. ob vielleicht dortige Einwohner gleichen Namens mit jenem Millionär verwandt sind. L-tzterer ist ohne Testament verstorben und hat das Riescnvermögen von 104 Millionen Mk hinter lassen.

Württemberg.

Stuttgart, 6. Febr Als Texte für den Landesbußtag am Sonntag den 23 Febr sind folgende Bibelstellen vom Konsistorium vorgeschrieben worden: für d>e Vormittagspredigt Jes. 59. 1 und 2, für die Nachmittagspredigt Offenb. Joh. 22. I I und 12. Für die gottes­dienstliche Feier des am Dienstag den 25. Febr., zu begehenden Geburtsfestes des Königs ist von dem König als Predigttext die Schrift stelle Psalm 143, 8 gewählt worden:Thue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll, denn mich verlanget nach Dir." Die Konfir mation auf dem Lande wird Heuer am Sonntag, den 12. April, das Konst-mandenabendmahl am Sonntag darauf statifi--den. Mit der Visitation des Religionsunterrichts in den obli gatorischenFortbildungsschulen wurden die Bezirksschulinspektoren bis auf Weiteres be traut, da die D.kane, denen sonst die Prüfung des Religionsunterrichts zusteht, in der fraglichen Zsit ohnehin mit eUrchenvisitations und Ver- waltungsaussichtsgeschätten überbürdert sind. Dagegen steht es den kirchlichen V-sitatoren zu, bei gegebener Gelegenheit von den Ergebnissen des religiösen Unterrichts in der Fortbildungs­schule Einsicht zu nehmen.

Tübingen, l2 Febr. Auch an der hies. Universität sind Versuche mit den Röntgen­strahlen angestellt worden. Pros. De Ober­deck hat bereits eine größere Anzahl verschieden artiger Photogrophieen angefcrtigt, so verschiedene Hände, auch die Hand eines Kmdes mit einer Erkrankung der Knochen, die sich an der Photo­graphie deutlich erkennen ließ. Heute wurde die Photographie des Holzd-ckels eines Schmuckkäst chens, 15 Ctm. lang und 10 Ctm. breit, ange- ierligt. Derselbe ist mit »einem Mosaik von Metall-, Holz- und Elfenbeinplättchen von gleicher Dicke bedeckt Die Mofaikanordnung kam auf der Photographie in feinster Ausführung zur Ansicht, so daß dos Metall dunkel, das Elfenbein mittelhell, das Holz hell erschien Vor Allem beschädigt man sich noch mit der Verbesserung der Medhode und hofft bald, die ertorderlichen Apparate heraest-llt zu haben.

A l t e n st c i g. 10. Febr. Am 18 Februar sind es 350 Jahre, daß der Reformator Or Martin Luther starb. Dieser Tag wird in der evangelischen Christenheit nicht voiüvergehen, ohne d»ß man durch irgend welche Feier fei es im kirchlichen oder V reinsleben, das Gedächtnis des großen deut'chen Mannes zu ehren sucht. Eine solche Gedächtnis'«« fand auch gestern hier statt. Dieselbe wurde durch dem Oltsverein des evang. Bundes veranstaltet. N chl bloß Mitglieder des evang. Bundes, sondern auch sonstige hiesige und auswärnge Verehrer Luthers hatten der Einladung des Vorstands des hiesigen Octsvereins, Hc. Stadtpfarrer Hetterich, Folge geleistet und sich in großer Zahl bei der Ver­sammlung im Gasthaus z. gr. Baum eingefunden. Nach einer kurzen Einleitung, in welcher auf die verschiedenen in letzter Zeit gefeierten patriotischen Gedenktage hingcwiejen wurde, hielt

der Herr Stadlpfarrer einen interessanten Bor. trag über Luthers Tod. Was Luther seinem Leben durch Wort und Schrift gewirh habe, sei noch lange nicht in seinem vollen Um­fange gewürdigt worden. Daß von jeher Luther! wie alle großen Männer auch sehr zahlreiche! Feinde gehabt und auch jetzt noch genug habe! das sei allbekannt. Wer w ss mchaftlich gegeo Luther kämpfe, dem fei es unbenommen; dass« das Recht der freien Wissenschaft, das niemand schmälern wolle. Aber wenn man sein Endr verläumderijcher Weise als ein unwürdiges br- zeichne, dann beschmiere man das Andenken eines großen Mannis mit Kot, und dagegen müsse sich jeder evangelische Christ mit aller Mach! wehren. Der Redner verlas eine vier Jahre vor Luthers Tod in Italien herausgegebene Schrift, in der schon sein unwürdiges Ende dar- gestellt ist. In diesem verläumdenschen Machweil wird bcsondcis auch dem Teufel eine ganz be. deutende Rolle bei Luthers Begräbnis zugeieill. Luther selbst bekam die bezeichuele Schrift ein Jahr vor seinem Tode in die Hände und be> zeugte unterschnftlich, daß er sie gelesen habe. In seiner urkräftigen derben Art schrieb er unter die lügenhafte Fabel nicht gerade die schmeichelhaftesten Bemerkungen über den Ver> fasser. Seine letzte Krankheit zog sich Luiher auf einer Reise nach Eisleben durch eine Er­kältung zu; er bekam heftiges Fieber und starb um 18. Februar 1546, umgeben von senil» Freunden. Nachdem der Redner noch doS ehrenvolle Begräbnis Luthers geschildert Haiti, beleuchiete er in kurzen Zügen den großen Man« als Reformator, Dichter, Begründer der nc»> hochdeutschen Sprache und echten deutsche»! Patrioten. Wohlverdienter Beifall folgte de»- trtfflichen Ausführungen des Redners.

Anstand.

Italien sendet neue Verstärkungen nach ! Ab.ssynien. Zu einer neuen Schlacht ist e^ dort noch nicht gekommen. Baraliert hat eine R.konoszierung unternommen, welche aber größere strategische Folgen noch nicht gehabt hat.

In spanten hat eine republikanische Kundgebung stattgefunden. Die allgemeine Un­zufriedenheit über die Dinge in Kuba erleichtert den Gegnern der Regierung ihr Spiel. Die Situation ist ernst.

Bukarest, 13. Febr. Der Ocientexpreß- ! zug mußte in Rumänien wegen Schneestücine» die Weiterfahrl einstellen.

Sofia, 12. Febr. Fürst Ferdinand begiebt sich am 21. d. M. nach Konstanlinopcl. um sich dem Sultan vorzustellcn Darauf reist derselbe nach Petersburg, um dem Zaren seiiu», Dank abzuslatten.

London, 13. Febr. Reuter meldet ans Brisbane: Ein Passagierdampter kenlerte heute auf dem Brisbane-Fluß; von 80 auf dem Dampfer vifindlichen Personen wurden nur 40 gerettet.

Telegramme.

Wien, 14. Febr. Oberhofmeister Prinz Konstantin Hohenlohe, der Bruder des deutschen Reichskanzlers, ist heute Nacht an Herz­lähmung g e st o r b e n. Der deutsche Reichskanzler wird hier zum Leich-nbegängnis clnlreffen, ebenst lein Nrffe, Gencralkonful Prinz Ratlbor auS Pest. Kaiser Franz Joseph soll durch de» Tod seines Overhofmeisters sehr betroffen sei»; er stattete der Witwe einen Beileidsbesuch ab. -

Pest, 14. Febr. Botschafter v. Calitt hat gestern als erster der Pforte die Zustimmung seiner Regierung zur Anerkennung des Fürsten Ferdinand mitgeleilt.

Sofia, 14. Febr. Die Sobranje h»! beschlossen, unter dem Titel eines Nationalge­schenkes für den Prinzen Boris einen Betrag von 500000 Franken in der Nationalbank bst zur Großjährigkeit des Prinzen zinstragend ei»> zulegen. i

Briefkasten. IUI. 8. Zu Ihrer Beruhigung Ihnen mitgeteüt, daß ein antisemitischer NarrenabeB in Vorbereitung begriffen ist.

Mit eitter Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.

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Weshalb stri die Arbeit zu üb! glanzend, die Aus Abenteuer nicht z nicht der Laune geben, wenn ich i würdigen'Tochter Die arme Kleine ihres Vaters wir es lag in meine verschaffen. Wäh kreuzten, sah ff Madonnenaugen i schlüpfte mehr ih zupften erregt ar lieh unterbrach icl Können Si Fräulein, wesha graphie durchaus sondern den Küri hier zu vollenden Nein, das selbst unerklärlich den bedeutendsten die merkwürdige graphie hat er, s Minute anderen überzeugt, er wi Ausnahme mache haben, bis Sie ih Wenn Sie wüßte verdorben und ze Verfassung er sich schon aus Millei O, mein Herr, se Sie heule fortg« erfüllen, muß Schlimmste dcsür Worte mit deder ich im anstoßende Mädchen blickte ä dann ihre gefall fort:Helfen St mit er wieder der daß Niemand a> ihn stechen könne es wenigstens . . so sürchterltch, zn freundjchafl zu gl des Vaters Rfini Ich selbst will m enthalt so angenr Sie sprach > und Einfachheit, eine so aufrichtig Schmerz aus, da! größeren Opfer l ich daran, ihr zu wolle, was sie Tapetenthüre öff bärtiger Jialien dunkeln Augen si Gefährtin, dann mir herüber. Ei borenen Anmut, richtete soso« dm Mein gute: oaß er endlich i so lange vergebe! bin gekommen, u seiner liebcnswür Bedingung dieses Sie ihre Arbeit v ebenso unsinnig ! ernst; er würde wiederkämen, in »Sie sind al unterbrach ich sei