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Der „Wildb. Anz." Nr. 131 enthält unter Anderem die Anfrage, was v. Gültlingen „unter den gegen ihn und seine Partei ausgestreuten Verdächtigungen" versteht, „was und wen er mit den in den Wahlkreis hineingetragenen Lügen" meint:
Wohlan denn:
Gelogen ist in der Nr. 253 des „Stuttgarter Beobachters" (Ein Volksblatt aus Schwaben) v. Gültlingen habe behauptet, „man könne und solle die kärglichen Pfennige der Familienangehörigen der Landwehrmänner herabsetzen und in Nummer 258 des Beobachters, daß v. Gültingen „für die Umsturzvorlage und den Antrag Rintelen gestimmt habe", und eine unerhörte Verdächtigung ist es u. A. v. Gültlingen als Freund des Hochstaplers v. Hammerstein zu bezeichnen.
Wahr ist, daß v. Gültlingen in allen seinen Versammlungen 1893 erklärt hat, daß er die ihm zn gering scheinende Vergütung nicht annahm, um eine höhere zu erreichen, welche ihm in Aussicht gestellt war.
Wahr ist, daß v. Gültlingen 4mal für die Gesetze im Interesse der Militär Invaliden und -Pensionäre der Unterklassen durch Reden im Reichstag eingetreten ist (28./1. 91, 8./3. 92, 18./3. 93, 21./3. 95).
Wahr ist, daß v. Gültlingen und seine ganze Fraktion gegen die Umsturzvorlage gestimmt hat.
Wahr ist, daß dieser Fraktion der frühere Redakteur v. Hammerstein nicht angehört hat.
Dagegen steht im Enzthäler Nr. 178 seitens des Schuster'schen Wahlkomites zu lesen: Ruhig und sachlich und srei von jeder Persönlichen Gehässigkeit haben wir den Wahlkampf geführt! Ueberzeugt von der Gerechtigkeit unserer Sache verzichteten wir auf den unschönen Zeitungskrieg!
Am Mittwoch den 6. Nov. wurde aber in der volksparteil. Wählerversammlung in Altensteig behauptet: die Offiziers- Pensionen betragen jetzt schon 75 Millionen Mark! Laut dem Reichshaushalt-Etat 1895/96 beträgt dagegen der ganze allgemeine Pensionsfond nur Mark 49 203 327 (ohne Bayern) einschließlich Unterossiziere und Soldaten, Marine, Schutztruppe für Ostasrika und Civilverwaltung!
Wähler! glaubt Ihr, daß diese Zahlen nicht auch der Bolkspartei zugänglich sind?
Urteilet selbst und entscheidet am 12.!
Ihr habt durch die unseligen Parteizerklüftung bei uns fünf Kandidaten! Ernsthaft sind freilich 3 derselben nicht, es sind sogenannte Zählkandidaturen, welche nicht in Betracht kommen, höchstens bei der Frage der Stichwahl; wer diese Wünscht, giebt einer solchen Zählkandjdatur seine Stimme, oder einen Weißen Zettel ab, wie in Wildbad empfohlen wurde!
Unbegreistich ist eine solche Unentschiedenheit, und gewiß nicht ernsthast gemeint ist es, eine solche
Stimmabgabe zu empfehlen!
Hand aufs Herz! Wer steht Euch am nächsten? Bisher, seitdem es einen Reichstag giebt sandte der VII. Reichstagswahlkreis einen entschieden national-gesinnten Mann in denselben; Und dem Ihr zuletzt Eure Stimme gegeben habt, wollt Ihr sie nach all dem Widerwärtigen, was der Wahlkampf ihm angehängt hat, gewiß nicht entziehen? Ihr könnt einen fleißigeren, gefinnungstüchtigeren Mann, einen ehrenwerteren
nicht finden und darum gebt Eure Stimmen ab für
v. Gültlingen
damit ein zweiter, von Persönlicher Gehässigkeit selten freier Wahlgang vermieden wird!
Wähler! Seht das unnatürliche Bündnis von Bolkspartei und Zentrum (Abstimmung zu Gunsten der Jesuiten!) Seht die Stichwahl zu Dortmund (wo das Zentrum der Sozialdemokratie Hilst!)
Wähler! Seht auf das Uaterlaud!
Wählet V. Gültlingen.